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Christoph Ullmann

Nachgefragt
Christoph Ullmann

Im Eishock­ey geht es rau zu. Die pro­fes­sionelle Schutzaus­rüs­tung erhöht die Sicher­heit, kann die Spiel­er aber nicht vor jed­er Art von Ver­let­zung bewahren. Zu den Haup­trisiken zählen Stockschläge, der cir­ca 160 Stun­denkilo­me­ter schnelle Puck, Body­checks und harte Auf­prälle an der Bande. Darüber hin­aus beste­ht ein erhöht­es Ver­let­zungsrisiko bei Über­las­tung oder schlechtem Train­ingszu­s­tand. Um let­zteres einzudäm­men, haben die Augs­burg­er Pan­ther ein spezielles Präven­tion­skonzept mit weitre­ichen­dem Mon­i­tor­ing einge­führt, für das sie Ende 2018 den VBG-Präven­tion­spreis Sport erhielten.

Herr Ull­mann, Eishock­ey ist ein schneller Sport, der mit vollem Kör­pere­in­satz gespielt wird. Ist Ihnen das Ver­let­zungsrisiko bewusst, wenn Sie auf das Eis gehen?

Das Ver­let­zungsrisiko, das mit­fährt, wäre ein schlechter Begleit­er im Kopf. Natür­lich sind wir uns bewusst, dass man sich ver­let­zen kann, aber ich glaube, das Unfall­risiko im Straßen­verkehr ist tat­säch­lich wesentlich höher. Wir betreiben diesen Sport ja pro­fes­sionell, sind gut aus­ge­bildet und alle sehr, sehr gute Schlittschuh­läufer. Wir sind zudem opti­mal aus­gerüstet und wis­sen uns bei Stürzen zu schützen: Wir haben gel­ernt, ordentlich zu fall­en, um schnell­st­möglich wieder auf die Beine zu kommen.

Wie wichtig ist Ihnen Ihre Schutzausrüstung?

Ohne sie würde ich mich völ­lig unwohl auf dem Eis fühlen. Die Schutzaus­rüs­tung ist Bestandteil unseres Sports, sie gibt mir das notwendi­ge Sicher­heits­ge­fühl. Der Helm gehört dabei genau­so dazu wie die Ell­bo­gen- und die Knieschoner.

Wenn ich mit meinen Kindern ein­mal ohne Aus­rüs­tung auf dem Eis bin, ist das in jedem Fall sehr unge­wohnt, so ohne Kopf- und Schul­ter­pol­sterung. Wenn ich meine Eishock­eyaus­rüs­tung anhabe, wiege ich zehn Kilo mehr. Das gibt mir auch einen ganz anderen Stand.

Die Augs­burg­er Pan­ther haben zudem ein täglich­es Mon­i­tor­ing im Train­ing zur Ver­let­zung­spräven­tion einge­führt. Wie funk­tion­iert dieses Konzept und wie kommt es bei Ihnen an?

Für mich ist das auch noch ziem­lich neu, aber ich finde, das ist eine Super­sache. Der Sport wird dadurch zwar immer trans­par­enter, gläsern­er, aber das kommt ja dem Sportler selb­st zugute.

Wir betreiben hier jeden Mor­gen ein soge­nan­ntes Read­ing, das heißt, ich lege mir vor dem Früh­stück einen Puls­gurt um und kann mit Hil­fe ein­er Handy-App schon ein­mal sehen, wie gut sich mein Kör­p­er regener­iert hat. Das ist ganz ein­fach in einem Ampel­sys­tem dargestellt. Wenn wir zum Beispiel ein ziem­lich schwieriges Auswärtsspiel hat­ten, acht Stun­den im Bus nach Hause gefahren sind und dann nur noch drei Stun­den schlafen kon­nten, zeigt es rot. Grün bin ich, wenn die Train­ingsin­ten­sität nor­mal war, ich meine acht, neun Stun­den im eige­nen Bett schlafen kon­nte und super erholt am näch­sten Tag aufwache.

So weiß ich schon mor­gens, noch bevor ich in die Kabine gehe, wie ich drauf bin. Auf dem Eis wer­den wir dann weit­er mit einem Chip­sys­tem überwacht. Daran sehe ich, wie viele Sprints habe ich gemacht, wie viele Antritte , was für eine Gesamtleis­tung bin ich gelaufen, mit was für ein­er max­i­malen Geschwindigkeit habe ich gespielt, wie oft stand ich tat­säch­lich auf dem Eis – alles auf die Sekunde genau gemessen. Wenn man das über Wochen so ver­fol­gt, ist das schon recht auf­schlussre­ich und der Train­er kann sagen, „okay, der Junge ist sehr gut trainiert und top­fit“ oder aber „ich nehme den bess­er mal einen Tag raus, vielle­icht bah­nt sich da etwas an“.

Die Ergeb­nisse sind dabei bisweilen auch für mich über­raschend. Also ich bin schon mal mor­gens am Tisch gesessen und habe mich gar nicht gut gefühlt, hat­te aber eine grüne Ampel. Ander­sherum dachte ich auch schon mal, hey, heute füh­le ich mich Bombe, und dann war sie rot. Die Mes­sun­gen helfen uns also, rechtzeit­ig gegen­zus­teuern und zum Beispiel auch ein­mal gezielt in den Obstko­rb zu greifen.

Im Eifer des Gefechts, zum Beispiel bei Entschei­dungsspie­len, kann es schon ein­mal hoch herge­hen. Hinzu kommt die aufge­heizte Atmo­sphäre in der Are­na. Wie schaf­fen Sie es da, Ihre Emo­tio­nen im Griff zu behalten?

Man ist ein­fach voll und ganz auf das Spiel konzen­tri­ert. Es gibt ja bes­timmte Spielzüge und tak­tis­che Vor­gaben: Wenn der Geg­n­er im Angriff ist, wis­sen wir, wie wir uns vertei­di­gen wollen. Genau­so ste­ht fest, wie wir den Puck nach einem Puck­gewinn so schnell wie möglich wieder nach vorne trans­portieren wollen. Darauf liegt der Fokus und dazu wird auf dem Eis und auf der Bank auch viel kommuniziert.

Das heißt, man bekommt die Atmo­sphäre drum herum schon mit, kann sie in entschei­den­den Momenten aber ganz gut aus­blenden. Aber natür­lich gibt es bei uns auch Hitzköpfe, jedoch eben­so viele Jungs auf der Bank, die ver­suchen, diese wieder einzubrem­sen. Es bringt uns ja nichts, wenn ein­er durch­dreht und wir daraufhin in numerisch­er Unterzahl auf dem Eis tak­tieren müssen. Wir ver­suchen, uns da auch gegen­seit­ig ein biss­chen im Zaum zu halten.


Steckbrief

  • geboren 1983 in Altötting
  • deutsch­er Eishockeyspieler
  • aktuell Mit­tel­stürmer bei den Augs­burg­er Panthern
  • gewann mit den Mannheimer Adlern 2007 und 2015 die deutsche Meis­ter­schaft sowie 2007 den deutschen Eishockey-Pokal
  • trat zwölf Mal bei Welt­meis­ter­schaften für Deutsch­land an
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