Was ist eine Stresskammer?
Die Stresskammer ist ein Raum oder in mobiler Form eine Kabine. Sie ist mit einem Schreibtisch, einem PC und einem Bürostuhl sowie mit Geräten zur Simulation von Stress beziehungsweise zur Messung verschiedener Körperfunktionen ausgestattet. An diesem „Arbeitsplatz“ lässt sich der Einfluss von verschiedenen Stressoren auf physiologische Parameter und kognitive Leistungen sehr gut verdeutlichen.
Was passiert in der Stresskammer?
In der Stresskammer können Teilnehmende erfahren, welche körperlichen Funktionen bei Stress angesprochen werden und wie sich die Stressreaktion auf ihre Wahrnehmung und Leistung auswirkt. Dafür bearbeiten sie Aufgaben in zwei Durchgängen – einmal ohne und einmal mit Stressoren. Die verwendeten Stressoren sind in der Arbeitswelt häufig vorkommende Belastungen wie Zeitdruck, Lärm, Blendung oder Unterbrechungen. Das macht es für die Teilnehmenden sehr anschaulich und erleichtert ihnen später den Transfer von Maßnahmen zur Stressreduktion auf ihren eigenen Arbeitsplatz.
Die Ergebnisse der Stressmessung aus den beiden Durchgängen werden im Anschluss an die Aufgabenbearbeitung miteinander verglichen und individuell ausgewertet. Die Teilnehmenden erhalten zudem Informationen zu den Hintergründen der Stress-Reaktionen. Auch Möglichkeiten der Prävention werden aufgezeigt.
Was konkret kann man in der Stresskammer messen?
In der Stresskammer werden physiologische Werte wie Herzfrequenz, Muskelaktivität und Hautleitwert gemessen. Diese verändern sich durch das Auftreten einer psychischen Belastung, die als Stressor wahrgenommen wird.
So weist eine zunehmende Herzrate oder eine steigende Muskelaktivität auf eine Stressreaktion des Körpers hin. Zudem werden die (Arbeits-)Leistung beziehungsweise die Fehlerquote sowie das subjektive Empfinden während der Aufgabenbearbeitung erfasst. Dabei handelt es sich um eine Momentaufnahme, die keine weiteren Aussagen über die Belastbarkeit der teilnehmenden Personen zulässt.
Was passiert mit den Messergebnissen?
Die Messergebnisse werden den Teilnehmenden als ausgedruckte grafische Auswertung ihrer individuellen physiologischen Reaktion mitgegeben. Eine längerfristige Speicherung und Auswertung findet nicht statt.
Warum und wann wurde die Stresskammer entwickelt? Wie wird sie genutzt?
Die Stresskammer wurde Anfang der 2000er Jahre im Institut für Arbeit und Gesundheit entwickelt und wird in Seminaren und Veranstaltungen des Instituts genutzt, um die Auswirkungen psychischer Belastungen erlebbar zu machen. Eine weitere Stresskammer wurde im Rahmen der kommmitmensch-Kampagne entwickelt. Sie wird bei Messen und Veranstaltungen zur Kampagne genutzt. Der Einsatz der Stresskammer wird durch geschultes Personal begleitet.
Was bringt es Beschäftigten, an einem Stresskammereinsatz teilzunehmen?
Viele Teilnehmende sind überrascht, wie schnell ihr Körper auf die Veränderungen der Aufgabenstellung oder Arbeitsumgebung mit dem Aufbau der Stressreaktion reagiert. In der Stresskammer erleben sie, dass schon kleine Veränderungen als Stressoren wahrgenommen werden und sich negativ auf das Arbeitsergebnis auswirken können. In diesem Zusammenhang lässt sich auch erklären, wie einzelne Handlungsfelder helfen können, Stress zu reduzieren beziehungsweise wie Stressmanagement sinnvoll eingesetzt werden kann.
Und was mache ich, wenn ich nach der Messung in der Stresskammer weiß, dass der Stress meinem Körper nicht gut tut, er sich am Arbeitsplatz aber nicht abschalten lässt?
Während des Besuchs in der Stresskammer erhalten die Teilnehmenden auch Informationen, welche Pflichten Arbeitgeber und Führungskräfte in diesem Zusammenhang haben. Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet den Arbeitgeber und die Führungskräfte dazu, im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Dabei kann das Unternehmen auf die Informations- und Beratungsangebote der Unfallkassen und Berufsgenossenschaften zurückgreifen. Wichtig ist, dass die auftretenden Belastungen gegenüber den Führungskräften kommuniziert werden. Denn nur dann kann auch etwas dagegen unternommen werden.