Wie viele Beschäftigte der SAP SE arbeiten derzeit im Homeoffice – und wie viele davon bedingt durch Corona?
Global sind wir rund 100.000 Beschäftigte, davon arbeiten circa 21.000 in Deutschland. Seit März gilt bei uns für alle auf globaler Ebene die Guideline, so weit wie möglich von zu Hause aus zu arbeiten.
Handelt es sich dabei um mobile Arbeit oder um fest eingerichtete Telearbeitsplätze im Sinne der Arbeitsstättenverordnung?
Es handelt sich um mobile Arbeit, die aktuell bedingt durch die Corona-Situation von zu Hause aus getätigt wird. Daher greifen hier die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung nicht wie bei Telearbeit. Dennoch achten wir auch bei mobiler Arbeit darauf, mögliche Gefährdungen zu beurteilen und den Arbeitsschutz zu erfüllen – gerade in der aktuellen Situation, die nur ein Arbeiten von zu Hause ermöglicht.
Wie handhaben Sie es mit dem Arbeitsschutz?
Arbeitsschutz in Zeiten von Corona bedeutet in erster Linie, den Infektionsschutz sicherzustellen – also anlassbezogene Gefährdungsbeurteilungen umzusetzen. Ergänzend ist auch für die Beschäftigten, die zu Hause arbeiten, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Hierzu wurde bei SAP ein Screening-Verfahren eingesetzt: Per anonymisiertem Fragebogen wurden die Mitarbeitenden dazu aufgefordert, sich zu möglichen physischen und psychischen Belastungen zu äußern. Außerdem gab es offene Felder, in die alle eintragen konnten, was ihnen am Homeoffice gefällt und was sie gern verbessert haben würden.
Was kam dabei im Einzelnen heraus?
Durch das Screening ergaben sich Schwerpunkte, die zum einen sehr positiv bewertet wurden. So sind die Beschäftigten im Homeoffice beispielsweise zufrieden, weil sie nicht mehr pendeln müssen, damit auch wertvolle Familienzeit gewinnen und flexibler bei der Einteilung ihrer Arbeit sind. Andererseits wurde auch das Bedürfnis nach persönlichen Meetings, Calls mit Einschalten der Kameras und der soziale Austausch genannt, der zu Hause ja nur virtuell durchgeführt werden kann. Zudem hat das Screening gezeigt, wie viel Wissen beziehungsweise Nicht-Wissen über den ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz vorhanden ist – gerade bei unseren jüngeren Kollegen und Kolleginnen.
Inwieweit wurden Maßnahmen aus diesen Erkenntnissen abgeleitet?
Für unsere Beschäftigten zu Hause steht die Information über ergonomisch optimal eingerichtete Arbeitsplätze an erster Stelle. Wir haben Videos und Handlungshilfen erstellt, um die Situation zu Hause so angenehm wie möglich gestalten zu können.
Inwieweit mussten provisorische Lösungen gefunden werden, da die Krise viele „überfallen“ hat – Stichwort mit dem Laptop am Küchentisch?
Wenn Belastungen physischer oder psychischer Art auftreten, können Einzelne auf freiwilliger Basis durch ein Registrierungssystem an ihren regulären Büroarbeitsplatz zurückkehren. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Räumlichkeiten keinen vernünftigen Schreibtischplatz zulassen, wenn die Internetbandbreite nicht ausreichend ist oder wenn Kollegen und Kolleginnen durch beispielsweise einen kurzfristigen Auslandsaufenthalt allein ohne Familie in einer fremden Umgebung sind und sich im Büro am dortigen Standort einfach wohler fühlen.
Wie wirken Sie psychischen Belastungen wie fehlenden persönlichen Kontakten im Homeoffice entgegen?
Weitere soziale Interaktionen wurden beispielsweise durch ein virtuelles Grillen, eine Kochshow mit unserem Arbeitsdirektor und Tim Mälzer sowie durch eine virtuelle Schokoladen- und Weinverkostung angeboten. Hierzu haben die Beschäftigten Pakete mit feinsten Schokoladen und vier ausgesuchten Weinen erhalten, die dann in virtueller Gemeinschaft verkostet wurden – mit professioneller Unterstützung durch einen Sommelier. Diese Angebote werden von unseren Kollegen und Kolleginnen in hohem Maß angenommen, fördern den zwanglosen Austausch und ersetzen – zumindest ein wenig – die physisch präsenten Kontakte. Extra für das Homeoffice haben wir auch all unsere Meetings auf eine kürzere Standard-Dauer im Outlook eingestellt, beispielsweise von 60 auf 50 Minuten und von 30 auf 25 Minuten. So bleiben genügend Pausen zum Durchatmen, Lüften und den Kaffee zwischendurch.