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„Nachteulen“ sterben früher

Wenn der Wecker zu früh klingelt
“Nachteulen” sterben früher

"Nachteulen" sterben früher
Dauerhaft gegen die innere Uhr zu leben, wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Foto: ©ruigsantos - stock.adobe.com

Wenn mor­gens früh der Weck­er klin­gelt, haben es Nach­teulen-Typen schw­er. Denn ihre innere Uhr ist noch gar nicht auf Auf­ste­hen pro­gram­miert. Forsch­er haben nun unter­sucht, wie sich das ständi­ge Leben ent­ge­gen des inter­nen Tak­t­ge­bers auf die Gesund­heit von Men­schen dieses Chrono­typs auswirkt. Dem­nach wer­den Nach­teulen nicht nur häu­figer krank – sie ster­ben offen­bar auch früher.

Unsere innere Uhr bes­timmt den Tages­rhyth­mus unseres Kör­pers: Sie bee­in­flusst, wann wir müde wer­den, wann bes­timmte Stof­fwech­selvorgänge auf Hoch­touren laufen und auch, ob wir Frühauf­ste­her sind – oder Nach­teulen. Bei Men­schen dieses Chrono­typs tickt die innere Uhr langsamer und hängt der natür­lichen Zeit­ein­teilung um bis zu zwei Stun­den hin­ter­her. Als Folge kom­men Nach­teulen mor­gens früh nur schw­er aus dem Bett. Dafür laufen sie zu Höch­st­form auf, wenn andere abends schon wieder müde wer­den. Forsch­er wis­sen heute, dass zumin­d­est ein Teil dieser chrono­bi­ol­o­gis­chen Beson­der­heit­en genetisch bed­ingt sind.

Das Prob­lem: Unsere Gesellschaft stellt sich auf diese Beson­der­heit­en nicht ein. Im All­t­ag wird von den meis­ten Men­schen ver­langt, früh aufzuste­hen – sei es, um die Kinder pünk­tlich um acht zur Schule zu brin­gen oder selb­st rechtzeit­ig im Büro zu erscheinen.

Viele Nach­teulen-Typen leben daher ständig ent­ge­gen ihres inneren Rhyth­mus. Das kann gesund­heitliche Kon­se­quen­zen haben: Stu­di­en bele­gen, dass ein Leben ent­ge­gen des inter­nen Tak­t­ge­bers auf Dauer

  • das Risiko für Stof­fwech­sel­störun­gen und Herzkreis­laufer­krankun­gen erhöht
  • die kog­ni­tive Leis­tungs­fähigkeit beein­trächti­gen kann.

Beson­ders deut­lich zeigt sich dieses Phänomen bei Schichtar­beit­ern.

Entgegen der inneren Uhr: Höhere gesundheitliche Risiken festgestellt

Doch was bedeutet das für die Gesund­heit von Nach­teulen und in Folge für ihre Sterblichkeit? Kris­ten Knut­son von der North­west­ern Uni­ver­si­ty in Chica­go und Mal­com von Schantz von der Uni­ver­si­ty of Sur­rey sind dieser Frage nun nachge­gan­gen. Dafür begleit­eten sie knapp 500.000 Briten im Alter zwis­chen 38 und 73 über einen Zeitraum von sech­sein­halb Jahren. Zu Beginn der Unter­suchung gaben diese Proban­den Details zu ihrem Schlafver­hal­ten an: Waren sie eher der Mor­gen- oder der Abend-Typ? Anschließend beobachteten die Forsch­er, wer von den Teil­nehmern krank wurde oder starb. Würde sich bei ver­gle­ich­bar­er Lebensweise und gesund­heitlichen Voraus­set­zun­gen ein Zusam­men­hang mit der indi­vidu­ellen Chrono­bi­olo­gie fest­stellen lassen?

Tat­säch­lich zeigte sich: Die Nach­teulen der Stich­probe erkrank­ten unter anderem häu­figer an Dia­betes sowie psy­chis­chen und neu­rol­o­gis­chen Störun­gen. Außer­dem star­ben sie früher. Dem­nach hat­ten die Proban­den dieses Chrono­typs ein zehn Prozent höheres Risiko im Stu­dien­zeitraum zu ster­ben als die mor­gen­lieben­den Lerchen der Gruppe.

Als Nach­teule wie ein Frühauf­ste­her leben zu müssen, scheint sich dem­nach merk­lich neg­a­tiv auswirken zu kön­nen. Mögliche Erk­lärun­gen für diesen Effekt kön­nten dem Team zufolge zum Beispiel psy­chol­o­gis­ch­er Stress, Schlaf­man­gel oder für den Kör­p­er ungün­stige Essen­szeit­en sein.

Umstellen ist möglich

Zwar zeigt die Erhe­bung nur Kor­re­la­tio­nen und keine direk­ten kausalen Zusam­men­hänge auf. Trotz­dem fordern Knut­son und ihr Kol­lege als Kon­se­quenz aus ihren Ergeb­nis­sen, dass die Arbeit­szeit­en für Nach­teulen bess­er an deren inneren Takt angepasst wer­den müssen. „Sie soll­ten nicht gezwun­gen wer­den, um acht Uhr aufzuste­hen“, sagt Knut­son. „In vie­len Jobs kön­nte die Schicht­en­ver­gabe zum Beispiel an den Chrono­typ angepasst wer­den. Manche Men­schen sind wom­öglich bess­er in der Nachtschicht aufge­hoben.“ „Wir soll­ten dieses Prob­lem auf keinen Fall länger ignori­eren“, kon­sta­tiert Schantz.

Doch auch wenn der Chrono­typ teil­weise Ver­an­la­gung ist: „Eulen“ kön­nen ihre innere Uhr bis zu einem gewis­sen Grad umstellen und bess­er an frühere Auf­steh- und Zubettge­hzeit­en anpassen. So bewirkt Tages­licht am Mor­gen die Auss­chüt­tung wach­machen­der Boten­stoffe, während der Schein von PC- und Smart­phone-Bild­schir­men abends das Ein­schlafen erschw­ert. Auch regelmäßige Schlafen­szeit­en sind für den Kör­p­er wichtig. Wie es sich auswirkt, wenn Nach­teulen ihre innere Uhr mith­il­fe geziel­ter Maß­nah­men umstellen, wollen die Forsch­er kün­ftig unter­suchen: „Dann wer­den wir sehen, ob es zum Beispiel zu ein­er Verbesserung des Blut­drucks und der Gesund­heit ins­ge­samt kommt“, schließt Knutson.

Quelle: Kris­ten Knut­son (North­west­ern Uni­ver­si­ty, Chica­go) et al., Chrono­bi­ol­o­gy Inter­na­tion­al, doi: 10.1080/07420528.2018.1454458

 © wissenschaft.de — Daniela Albat

 

 

Lesen Sie im Inter­view mit dem Chrono­bi­olo­gen Prof. Dr. Till Roen­ne­berg (LMU, München) dessen klare Worte zum The­ma innere Uhr und Zeitumstellung: 
“Die Uhren lügen uns an”

 

Übri­gens: Sind Sie “Nach­teule” oder “Lerche”? Dies kön­nen Sie ganz ein­fach mit dem Münch­n­er Chrono­typ-Frage­bo­gen testen.

 

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