1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Gesundheitsschutz »

Starke Angebote – mit und ohne Wohlfühl-Manager

Gesundheitsmanagement im Mittelstand
Starke Angebote – mit und ohne Wohlfühl-Manager

Ist betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment (BGM) nur etwas für große Fir­men? Drei Beispiele zeigen, dass auch kleine und mit­tel­ständis­che Unternehmen eine effek­tive Gesund­heitsvor­sorge auf­bauen kön­nen. Die Betriebe waren Preisträger beim Cor­po­rate Health Award 2017.

Math­ias v. Hofen

Die Dachdeck­er­fir­ma Scholl & Briller wurde als „Son­der­preisträger Gesun­des Handw­erk“ aus­geze­ich­net. Scholl & Briller beschäftigt 15 Mitar­beit­er und beste­ht schon in der vierten Gen­er­a­tion. Die Fir­ma engagiert sich seit eini­gen Jahren stark in der betrieblichen Gesund­heitsvor­sorge. Das Engage­ment von Scholl & Briller grün­det auch auf der Erfahrung, dass ältere Kol­le­gen häu­fig ihre Arbeit aufgeben: Der Beruf des Dachdeck­ers geht mit hohen gesund­heitlichen Risiken einher.

Thomas Briller, zusam­men mit Erich Scholl Geschäfts­führer des Unternehmens: „Wir stellen als Dachdeck­er immer wieder fest, dass unsere Mitar­beit­er sichtlich Prob­leme haben, das geset­zliche Rentenein­trittsalter zu erre­ichen. Viele schei­den aus dem Dachdecker­beruf aus und nehmen Tätigkeit­en mit gerin­ger­er Belas­tung an, so zum Beispiel Haus­meis­ter­jobs.“ Nach Ein­schätzung von Thomas Briller ist Gesund­heitsvor­sorge im Bauhandw­erk bish­er kein großes The­ma: „Aus meinen Gesprächen mit anderen Fir­menin­hab­ern sehe ich nicht, dass Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment einen hohen Stel­len­wert in der täglichen Arbeit einnimmt.“

Obst und Sonnencreme im Einsatz

Die Fir­ma Scholl & Briller hat das Prob­lem erkan­nt und betreibt schon seit eini­gen Jahren aktive Präven­tion. Für
die Mitar­beit­er ist Gesund­heitsvor­sorge selb­stver­ständlich­er Bestandteil ihres beru­flichen All­t­ags gewor­den. Dachdeck­er, die mit Obst und Son­nen­schutzcreme auf der Baustelle erscheinen – das entspricht nicht unbe­d­ingt dem Klis­chee eines Handw­erk­ers. Doch gesunde Ernährung gehört bei Scholl & Briller genau­so zur Gesund­heitsvor­sorge wie der Schutz vor Hautkrebs. So führt dem­nächst die Krankenkasse IKK Clas­sic einen Work­shop zur Hautkreb­spräven­tion für die Mitar­beit­er durch. Zuvor gab es bere­its Schu­lun­gen der IKK Clas­sic zu den The­men kör­per­liche Belas­tung, Ernährung, psy­chis­che Belas­tung und Sucht. Die Ref­er­enten dieser Krankenkasse haben starken Bezug zum Handw­erk und ken­nen daher die Sor­gen und Nöte dieser Branche gut.

Analysen und Investitionen

Die Ange­bote zur Gesund­heitsvor­sorge sind bei Scholl & Briller für einen mit­tel­ständis­chen Handw­erks­be­trieb erstaunlich vielfältig. Dabei hat die Fir­ma von Anfang an ein konkretes Konzept ver­fol­gt. Thomas Briller: „Wir haben sehr viel in den let­zten drei Jahren verän­dert. Der Start war eine Analyse der Gesund­heit unser­er Mitar­beit­er und eine Analyse der Belas­tun­gen. Zusam­men mit den Mitar­beit­ern haben wir daraus einen konkreten Maß­nah­men­plan entwick­elt, der ständig fort­ge­führt wird.“

Bei der konkreten Umset­zung der Maß­nah­men scheute die Unternehmensführung auch vor größeren Investi­tio­nen nicht zurück: „Inhaltlich waren das bedeu­tende Umstel­lun­gen, wie der Kauf und Ein­satz ein­er neuen Ver­wal­tungssoft­ware inklu­sive der Tablets beziehungsweise PCs für die einzel­nen Teams sowie die Anschaf­fung eines Flat Screens für die Werk­statt. Das hat die interne Kom­mu­nika­tion deut­lich verbessert“, betont Briller. Gle­ichzeit­ig achtete die Unternehmensführung auch darauf, einen Teil der Ver­ant­wor­tung an die Mitar­beit­er zu delegieren und diese dadurch aktiv in die Umset­zung des Pro­gramms einzubeziehen. Thomas Briller: „Einzelne Auf­gaben und Ver­ant­wortlichkeit­en wur­den besprochen und neu zuge­ord­net. Das hat mich als Inhab­er ent­lastet. Die Mitar­beit­er haben durch die neue Ver­ant­wor­tung aber auch eine hohe Wertschätzung erfahren.“

Eigene Stärken entfaltet

Briller ver­schweigt allerd­ings auch nicht, dass seine Angestell­ten der Gesund­heitsvor­sorge zu Beginn mit ein­er gewis­sen Zurück­hal­tung begeg­net sind. Daher legte das Unternehmen Wert darauf, die Mitar­beit­er von Anfang an in das Pro­gramm einzubeziehen und an Entschei­dun­gen zu beteili­gen. Die Teil­nahme am Cor­po­rate Health Award war für Scholl & Briller auf jeden Fall sin­nvoll. Das Unternehmen ist sich sein­er Stärken als mit­tel­ständis­ch­er Handw­erks­be­trieb nun noch mehr bewusst.

Briller: „Wir woll­ten zeigen, dass ein struk­turi­ertes Gesund­heits­man­age­ment auch in Klein­be­trieben auf hohem Niveau möglich ist. Vor allem während der Ver­lei­hung des Cor­po­rate Health Awards ist mir aufge­fall­en, dass wir als Handw­erks­be­trieb zwar in bes­timmten Bere­ichen größere Her­aus­forderun­gen in der Umset­zung haben, aber auf der anderen Seite auch große Ressourcen. So haben wir zwar keinen Human Resource Man­ag­er oder Feel-Good-Man­ag­er, aber wir ken­nen unsere Mitar­beit­er mit deren Fam­i­lien bestens.“

Vorreiter im Pflegesektor

Beson­ders hoch sind die gesund­heitlichen Belas­tun­gen im Pflege­sek­tor. Aber ger­ade in der Pflege fehlen oft Zeit und Geld, die Belange der Angestell­ten stärk­er zu berück­sichti­gen. Die „Wohnge­mein­schaft für Senioren“ (WGfS) zählt zu den weni­gen pri­vat­en Pflegean­bi­etern, die sich inten­siv um die Gesund­heit der eige­nen Mitar­beit­er küm­mern. Die WGfS betreibt drei Pflegeein­rich­tun­gen im Raum Filder­stadt in Würt­tem­berg sowie einen ambu­lanten Dienst. Schon seit zehn Jahren gibt es im Unternehmen ein betrieblich­es Gesundheitsmanagement.

Die Teil­nahme am Cor­po­rate Health Award hat der WGfS bestätigt, dass man mit der inner­be­trieblichen Gesund­heitsvor­sorge gut aufgestellt ist. Das Unternehmen erhielt die Ausze­ich­nung „Son­der­preisträger Mit­tel­stand.“ Gle­ichzeit­ig halfen die Health Award Audits der WGfS nach Auskun­ft der Inhab­erin, Rose­marie Amos-Ziegler, „Man­age­ment­prozesse effizien­ter zu gestal­ten und Maß­nah­men ziel­gerichteter an die Bedürfnisse der Mitar­beit­er anzupassen.“

30 Maßnahmen im Angebot

Bei der WGfS ste­hen den Mitar­beit­ern 30 ver­schiedene Maß­nah­men zur Gesund­heits­förderung zur Auswahl; Sport- und Entspan­nungskurse eben­so wie Ernährungs­ber­atung oder die Nutzung eines Fit­nessstu­dios. Bei Verspan­nun­gen hil­ft ein Masseur und bei psy­chis­chen Prob­le­men kön­nen sich die Angestell­ten an eine „Wohlfühlman­agerin“ wenden.

Nach Auskun­ft von Rose­marie Amos-Ziegler nimmt mit­tler­weile über ein Drit­tel der Angestell­ten die Gesund­heit­sange­bote wahr. Dazu gehört auch, dass Fir­men­leitung und Führungskräfte selb­st die Gesund­heits­maß­nah­men besucht­en, was wiederum Angestellte zur Teil­nahme motiviert hat. Amos-Ziegler: „Im Pflege­sek­tor ist es tat­säch­lich nicht ein­fach, ein Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment aufzubauen, da erstens zwangsläu­fig ein gerin­geres Bud­get zur Ver­fü­gung ste­ht und es zweit­ens meist schw­er­fällt, eine qual­i­fizierte Fachkraft zur Durch­führung eines BGM-Konzepts in eine Pflege-Ein­rich­tung zu inte­gri­eren und dort auch hal­ten zu kön­nen.“ Die Ausze­ich­nung mit dem Cor­po­rate Health Award berück­sichtigt dieses Engage­ment der WGfS unter den schwieri­gen Bedin­gun­gen im Pflegesektor.

BGM in der Produktion

Die Fir­ma Hilti genießt einen hohen Bekan­ntheits­grad als Her­steller von Befes­ti­gung­stech­nik und Elek­trow­erkzeu­gen. Das Unternehmen mit Haupt­sitz in Liecht­en­stein schenkt schon seit vie­len Jahren der betrieblichen Gesund­heitsvor­sorge beson­dere Aufmerk­samkeit. Hilti sorgt sich nicht nur um die Gesund­heit der eige­nen Angestell­ten, son­dern bietet auch Schu­lun­gen zu Gesund­heit und Sicher­heit auf Baustellen an, bei denen Hilti-Experten mit den Bau­fachkräften Sicher­heits­maß­nah­men trainieren.

Auch Hilti war 2017 „Son­der­preisträger Mit­tel­stand“ beim Cor­po­rate Health Award. Clau­dia Wall­ner, Lei­t­erin Unternehmen­skom­mu­nika­tion der Hilti Deutsch­land AG, sieht den Award als Her­aus­forderung: „Durch die Teil­nahme am Wet­tbe­werb stellen wir unser Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment jährlich auf den Prüf­s­tand. Durch den aus­führlichen Audit­bericht und den Bench­mark bekom­men wir immer wieder neue Anre­gun­gen, die wir dann in unser Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment einbauen.“

Drei Schwerpunkte definiert

Das BGM wurde bei Hilti von den Angestell­ten, den Führungskräften sowie den Betrieb­sräten gemein­sam erar­beit­et. Es umfasst drei Schw­er­punk­te: „Gesunde Führung“, „Gesunde Mitar­beit­er“ und „Sichere Arbeit­splätze“. Clau­dia Wall­ner betont, dass „bei den Gesund­heit­sak­tiv­itäten wie zum Beispiel Rück­en­work­shops, Ernährungsvorträ­gen und weit­eren ziel­gerichteten Ange­boten viel Wert auf Ver­ständ­nis und Eigen­ver­ant­wor­tung gelegt wird.“ Zu weit­eren Schw­er­punk­ten gehören bei Hilti die psy­chis­che Gefährdungs­beurteilung und der Umgang mit Mitar­beit­ern, die Leis­tung­sein­schränkun­gen haben. Auch dem The­ma Ergonomie wird große Bedeu­tung beigemessen. Wall­ner: „Bei allen Han­dar­beit­splätzen am Stan­dort wur­den Belas­tungsüber­sicht­en erstellt, die uns einen Überblick über die physis­chen Belas­tun­gen der Arbeit­splätze ermöglicht. Die dazuge­hören­den Aus­gle­ich­sübun­gen wur­den speziell für die Belas­tun­gen erar­beit­et. Diese wer­den während der Arbeit­szeit durchgeführt.“

Akzeptanz durch Kommunikation

Clau­dia Wall­ner betont, dass das BGM auf große Akzep­tanz bei den Mitar­beit­ern stößt, auch auf­grund der inten­siv­en Vor­bere­itung: „Wir haben viel Arbeit im Vor­feld in die Kom­mu­nika­tion zum Betrieblichen Gesund­heits­man­age­ment und den Ange­boten für die Gesund­heitsvor­sorge investiert. Wir bieten für die ver­schiede­nen Mitar­beit­er­grup­pen passende Gesund­heitsvor­sor­gen an, die auf die Anforderun­gen der Mitar­beit­er abges­timmt sind.“ Clau­dia Wall­ner sieht das BGM bei Hilti nicht als ein fer­tiges und abgeschlossenes Konzept, son­dern als kon­tinuier­lichen Entwick­lung­sprozess: „Für uns ist das Betriebliche Gesund­heits­man­age­ment eine Reise, die wir für unsere Weit­er­en­twick­lung nutzen.“


Math­ias von Hofen

Freier Autor und Journalist

Foto: von HofeN

 

Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de