Bianca Mertens hat Literatur- und Sprachwissenschaften studiert. Wie passt das zu ihrem Arbeitsumfeld und ihrem Einsatz als Sicherheitsbeauftragte? „Der Hauptteil meiner Arbeit als Leiterin des Content-Bereichs besteht darin, Texte zu schreiben und zu korrigieren. Unter anderem die Produkttexte für den Verkauf und die Pressetexte“, erklärt die 40-Jährige. Das Amt der Sicherheitsbeauftragten, das sie kurz nach ihrer Einstellung im Jahr 2014 übernahm, verdankt sie ihrem Organisationstalent. „Zu diesem Zeitpunkt hat der Geschäftsführer gerade damit angefangen, den Bereich des Arbeitsschutzes auszubauen und die Stelle des beziehungsweise der Sicherheitsbeauftragten zu besetzen. Weil er schnell merkte, dass ich gut organisiert bin, hielt er mich für geeignet. Er hatte recht – die Tätigkeit liegt mir und macht mir sogar Spaß“, erzählt Mertens. Hinzu kam ihre Berufserfahrung aus einem Konzern: „Ich war zuvor bei der Daimler AG im Sektor Kundenberatung und Service tätig. Dadurch kannte ich Arbeitsprozesse im größeren Stil und hatte zum Beispiel schon Evakuierungsübungen miterlebt.“ Diese Erfahrungen konnte sie gut einbringen.
Zusammenarbeit mit externer Sifa
Um sich das nötige Fachwissen anzueignen, besuchte Bianca Mertens umgehend den Ausbildungskurs für Sicherheitsbeauftragte bei der zuständigen Berufsgenossenschaft. Diese Einführung war grundsätzlich hilfreich und verschaffte ihr Kontakt zu Amtskolleginnen und ‑kollegen aus anderen Firmen. Maßgeblich weitergebracht hat sie und den Arbeitsschutz bei FC-Moto jedoch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit einer externen Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa). „Wir haben eine Firma beauftragt, die sich mit Arbeitsschutz beschäftigt“, erklärt Mertens. Wer den Zuschlag erhielt, durfte sie selbst entscheiden – und traf offenbar eine gute Wahl: „Unsere Sifa betreut uns vom ersten Tag an bis heute. Die vielen Erfahrungen zum Thema Arbeitsschutz, die ich inzwischen gesammelt habe, stammen fast alle aus dieser Zusammenarbeit.“
Mit der Fachkraft an ihrer Seite fühlt sich die PR-Frau gut für ihre Zusatzaufgabe gewappnet. „Es hat sich schnell herausgestellt, dass ich kein großartiges Fachwissen mitbringen muss. Dafür haben wir ja die externe Sifa.“ Durch die gemeinsamen Begehungen, die Erarbeitung der Gefährdungsbeurteilungen und den Austausch in den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses (ASA) hat die Sicherheitsbeauftragte aber inzwischen selbst einen geschärften Blick für Sicherheitsrisiken. Fällt ihr bei den regelmäßigen Begehungen eine Sicherheitslücke auf, denkt sie gemeinsam mit der Sifa über Verbesserungsmöglichkeiten nach. So wurden zum Beispiel die Cutter-Messer in der Logistik durch Sicherheitsmesser mit selbst einziehender Klinge ausgetauscht.
Verstärkung aus der Logistik
Die Rundgänge durch die Logistik machen sie dabei seit Juli 2018 zu dritt: „Ich habe mit dem Geschäftsführer darüber gesprochen, dass es sinnvoll ist, für diesen Bereich einen eigenen Sicherheitsbeauftragten zu ernennen“, erzählt Mertens. Der Grund: Sie selbst ist hauptsächlich für die Verwaltung zuständig, in der sie auch ihr Büro hat. Die Logistik befindet sich in einem anderen Gebäude, zwei Straßen weiter. „Da ist es besser, einen Sicherheitsbeauftragten zu haben, der ständig vor Ort ist und sich auskennt.“ Die Wahl fiel auf Marcel Lauscher, den Leiter der Logistik. „Uns ist bewusst, dass die Sicherheitsbeauftragten eigentlich keine Führungskräfte sein sollten. Aber das hat auch mit der Unternehmensgröße zu tun und vor allem damit, wer am besten dafür geeignet ist“, erklärt Mertens. Bei der offenen Kommunikationskultur in ihrem Unternehmen gebe es zudem kaum Hemmnisse in der Ansprache, auch nicht mit den Führungskräften. „Es geht uns nicht darum, irgendwem Vorschriften zu machen. Unsere Hierarchien sind relativ flach und wir duzen uns hier alle.“
Sie selbst ist sehr zufrieden mit der Auswahl des Kollegen. Mit ihren jeweiligen Schwerpunkten ergänzen sich die beiden bestens: „Mein Kollege organisiert zum Beispiel die Reparaturen vor Ort und beauftragt dazu selbst die entsprechenden Firmen. Ich übernehme die Dokumentation und organisiere Kurse oder Schulungen, die nötig sind – zum Beispiel die Auffrischungstermine für Brandschutzhelfer und Ersthelfer oder die Schulungen und Sehtests für die Gabelstaplerfahrer. Das wiederum ist leichter für mich, da ich in der Verwaltung tätig bin.“
Nur zwei meldepflichtige Unfälle
Der Umsicht ihres Kollegen sei es auch zu verdanken, dass es kaum nennenswerte Unfälle im Betrieb gibt. „Er achtet sehr darauf, dass alle Bereiche und insbesondere die Gabelstaplerwege deutlich gekennzeichnet sind. Auch hängen überall Sicherheitshinweise aus, um auf potenzielle Gefahren aufmerksam zu machen.“ In jüngerer Zeit ist es lediglich zu einem Schnittunfall gekommen. Der Kollege wurde zum Unfallarzt gebracht und war drei Tage krankgeschrieben. „Das haben wir natürlich ordnungsgemäß gemeldet.“
Bei einem anderen meldepflichtigen Unfall vor längerer Zeit kam dem Betroffenen zugute, dass er seine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) korrekt getragen hat. „Er hat sich den Fuß an der Rampe eingeklemmt. Ohne Sicherheitsschuhe hätte das weit schlimmer ausgehen können, so blieb es bei einer Quetschung.“ Zur benötigten PSA in der Logistik – neben Sicherheitsschuhen müssen Schutzhandschuhe getragen werden – hat das Unternehmen eine klare Haltung. „Das permanente Tragen der PSA haben wir als Arbeitsanweisung implementiert. Wir lassen uns von allen Beschäftigten per Unterschrift bestätigen, dass sie dies zur Kenntnis genommen und die Sachen bekommen haben.“ Es habe zwar noch nie Widerstand gegen die PSA gegeben, aber so sei man auch rechtlich abgesichert, ergänzt Mertens.
Ergonomische Ausstattung
In ihrem eigenen Arbeitsumfeld in der Verwaltung besteht kaum Gefahr für Hände und Füße – belastet sind hier eher die Augen und der Rücken durch die Bildschirmarbeit. Deswegen wurde und wird alles getan, um ein ergonomisches Arbeiten zu ermöglichen: „Als wir umgezogen sind, hat unser Geschäftsführer viel Wert auf eine arbeitsschutztechnisch gute Ausstattung gelegt. Wir haben sehr modern eingerichtete Büros: hell und freundlich, mit individuell einstellbaren Klimaanlagen sowie rückenfreundlichen Arbeitstischen und Stühlen. Die Tische sind elektrisch höhenverstellbar und von daher auch für Mitarbeitende mit Beeinträchtigungen geeignet“, erklärt Bianca Mertens. Die Top-Ausstattung in den Büros ist auch der Arbeitsmedizinerin aufgefallen: „Bei ihren Begehungen hat sie festgestellt, dass die wenigsten Betriebe so gut ausgestattet sind wie wir. Sie hatte auch keine Verbesserungsvorschläge.“
Auf dem neusten Stand der Technik
Zur Ausstattung gehören ebenso moderne Leuchtmittel sowie Schalldämmungen und Headsets, die Umgebungsgeräusche dämmen beziehungsweise herausfiltern. „Die Kolleginnen und Kollegen im Kundenservice sind somit gut abgeschirmt und können ungestört telefonieren. Die hören gar nicht, wenn jemand neben ihnen spricht“, beschreibt Mertens den Vorteil. Auch die anderen Mitarbeitenden, die nicht den ganzen Tag telefonieren, profitieren von den hochwertigen Headsets. Die gute Ausstattung verdanken sie der Investitionsbereitschaft des Geschäftsführers in den Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Er entscheidet über die Beschaffung. Aber er hört mir immer aufmerksam zu und erhält umgehend die Protokolle und Gefährdungsbeurteilungen vom Arbeitsschutzausschuss. Da sieht er ganz genau, welche Punkte noch bemängelt werden.“
Immer am Ball – auch beim Infektionsschutz
So vorausschauend und gut organisiert wie möglich setzt das Unternehmen auch die Corona-Maßnahmen um. Im direkten Austausch mit der Sifa erfährt die Sicherheitsbeauftragte, was jeweils zu tun ist beziehungsweise eingehalten werden muss. Die 3G-Prüfung am Arbeitsplatz hat FC-Moto dabei schon ein paar Tage früher eingeführt als vorgeschrieben. „Auf den letzten Drücker ist so etwas immer schwierig. Teilweise wurde von der Regierung am Wochenende entschieden, was ab Montag gelten soll. Beispielsweise die 2G-Regelung im Einzelhandel, die wir in unserem Ladenlokal berücksichtigen müssen. Das hatten wir damit zum Glück schon quasi vororganisiert, denn die Prüfung der Zertifikate funktioniert ähnlich wie am Arbeitsplatz“, erzählt Mertens.
Weihnachtsfeier Anfang November
Als besonders vorausschauend erwies sich zudem die sehr früh angesetzte Weihnachtsfeier: Während viele andere Betriebe ihre Feiern wegen der vierten Corona-Welle absagen mussten, kamen die Beschäftigten von FC-Moto schon Anfang November in einem separierten Restaurantbereich zusammen. „Der frühe Termin wurde von einigen belächelt, aber wir sind sehr froh, dass alles noch geklappt hat.“ Zur Sicherheit ließen sich alle Teilnehmenden zuvor und am Montag danach vor Arbeitsbeginn testen. Das Unternehmen bietet dazu Arbeitstestungen an, also die Möglichkeit, einen Test unter Aufsicht von geschultem Personal im Betrieb durchführen zu lassen. „Das läuft bei uns schon seit längerem und berechtigt uns auch, Zertifikate auszustellen.“ Jeder hat Anspruch auf zwei Tests pro Woche. Zusätzlich stehen den Mitarbeitenden unbegrenzt Schnelltests zur Verfügung, die sie zu Hause oder im Büro nutzen können.
Insgesamt schätzt sich Bianca Mertens glücklich, dass sie in einer Firmenkultur arbeitet, die so schnell reagiert und mitarbeiterfreundlich ist. „In meinem jetzigen Beruf habe ich viele Entfaltungsmöglichkeiten und Gestaltungsfreiräume“, stellt sie fest. Auch das hat einen positiven Einfluss auf die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Die Stimmung im Betrieb sei grundsätzlich gut, derzeit nur getrübt durch die anhaltenden Corona-Maßnahmen. „Die gehen allen auf die Nerven, da müssen wir uns nichts vormachen.“ Relativ gesehen kommt das Unternehmen bislang aber sehr gut durch die Pandemie. „Bei uns gab es keine Kurzarbeit, die Arbeitsplätze sind sicher.“ Und wenn es doch irgendwo hakt und sie merkt, dass jemand einen Durchhänger oder Sorgen hat? Dann suche sie das Gespräch, versichert Mertens: „Mir ist es persönlich wichtig, dass alle gerne zur Arbeit kommen.“
Steckbrief
- Bianca Mertens
- 40 Jahre
- Literatur- und Sprachwissenschaftlerin (RWTH Aachen)
- Aktuelle Position: Head of Content bei FC-Moto
- Sicherheitsbeauftragte seit 2014
- Branche: Fachhandel
FC-Moto GmbH & Co. KG
FC-Moto entwickelte sich vom kleinen Ladenlokal zu einem der größten Fachgeschäfte und Online-Händler für Motorradbekleidung und Motorradzubehör mit weltweiten Onlineversand und stationärem Laden. Das Unternehmen bietet ein breites Produktangebot von namhaften Marken sowie Eigenmarken rund um die Themen Motorrad, Radsport, Wintersport, Outdoor und Freizeit.
- Gegründet 1996 in Aachen
- 1999 Eröffnung des Online-Shops
- Im Herbst 2011 Bezug eines neues Verkaufsgebäudes mit 3.500 Quadratmetern Gesamtfläche am Standort Würselen
- Seit April 2018 Erweiterung der Verwaltung am Standort Aachen
- Aktuell: Neubau eines zukünftigen Headquarters im Gewerbepark Avantis, Bezug spätestens Ende 2022
- Mitarbeitende: Rund 90
- www.fc-moto.de