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Integration von Cobots

Erfolgreiche Integration von Cobots
Sicheres Zusammenspiel mit Elfriede und Co.

Andrea Alboni
Unser Bild von Robot­ern ist durch Sci­ence-Fic­tion-Szenar­ien geprägt, in denen eine Kün­stliche Intel­li­genz (KI) nach der Weltherrschaft strebt. Und noch eine Sorge treibt viele Men­schen um: Hochleis­tungs­maschi­nen kön­nten unsere Arbeit­skraft über­flüs­sig machen. Mit der Real­ität hat dies jedoch wenig zu tun. Tat­säch­lich arbeit­en kol­la­bori­erende Robot­er heute Seite an Seite mit ihren men­schlichen Kol­le­gen. Wie die Inte­gra­tion von Cobots und das Team­work gelin­gen, zeigt ein Prax­is­beispiel des Zulief­er­ers Vema.

Solange es Maschi­nen gibt, existieren Bedenken, dass sie Jobs ver­nicht­en und den Men­schen ihre Exis­ten­z­grund­lage nehmen. Bis­lang hat sich diese Annahme jedoch nicht bewahrheit­et – das belegt der anhal­tende Arbeit­skräfte­man­gel. Es gibt kaum eine Branche, die nicht hän­derin­gend nach Per­son­al sucht – obwohl in den let­zten Jahrzehn­ten mehr und mehr Auf­gaben automa­tisiert wur­den. Während in großen Unternehmen vor­wiegend hochspezial­isierte, schwere Indus­trier­o­bot­er zum Ein­satz kom­men, eignen sich für kleine und mit­tlere Unternehmen (KMU) kol­la­bori­erende Robot­er, soge­nan­nte Cobots. Die Leicht­bau­ro­bot­er sind echte Team­play­er, die speziell dafür entwick­elt wur­den, ihre men­schlichen Kol­le­gen zu ent­las­ten. Ihre Stärken spie­len sie beson­ders bei Auf­gaben aus, die so monot­on, uner­gonomisch oder gefährlich sind, dass sich Mitar­bei­t­ende kaum dafür begeis­tern lassen. Sie palet­tieren, beladen oder polieren beispiel­sweise uner­müdlich, ohne dass ihre Kraft oder Konzen­tra­tion nach­lässt. Doch bei der Inte­gra­tion von Cobots gibt es einiges zu beachten. 

Der Mensch ist und bleibt in der Schlüsselposition

Cobots sind nicht nur aus­dauernd, sie wer­den dank KI auch immer schlauer und kom­men in mehr und mehr Branchen und Anwen­dun­gen zum Ein­satz. Ein Beispiel: Mith­il­fe von aus­ge­feil­ten Bild­ver­ar­beitungssys­te­men und Daten­ver­ar­beitung durch intel­li­gente Algo­rith­men sind die Robot­er in der Lage, Auf­gaben in der Qual­ität­sprü­fung zu übernehmen, indem sie kle­in­ste Abwe­ichun­gen von der Norm iden­ti­fizieren. Sog­ar die kom­plizierte Hand-Augen-Koor­di­na­tion gelingt den Maschi­nen heute. Das erlaubt ihnen zum Beispiel, ein­er Kiste chao­tisch bere­it­gestellte Teile zu ent­nehmen, die sich in Form und Größe unter­schei­den. So erledi­gen sie lästige Sortier­ar­beit, während den Men­schen Zeit für wertschöpfend­ere Tätigkeit­en bleibt.

Trotz dieser Fähigkeit­en sind Robot­er von selb­st­denk­enden Maschi­nen wie sie in Hol­ly­wood-Pro­duk­tio­nen zu sehen sind, weit ent­fer­nt. Das ist auch gar nicht Ziel der Entwick­lung, denn KI befähigt Cobots lediglich, Men­schen immer effizien­ter zu unter­stützen. Men­schliche Qual­itäten wie Kreativ­ität, Team­fähigkeit und Führungskom­pe­tenz kann eine KI nicht erset­zen. Wichtige Entschei­dun­gen wer­den daher auch angesichts zunehmend intel­li­gen­ter Robotik-Lösun­gen stets beim Men­schen verbleiben.

Arbeitssicherheit ist das A und O

Auch, wenn die Maschi­nen durch den Ein­satz von KI immer intel­li­gen­ter wer­den – selb­st­ständi­ges Han­deln, das gefährliche Sit­u­a­tio­nen verur­sacht, müssen Mitar­bei­t­ende von ihnen nicht befürcht­en. Cobots wer­den sog­ar zunehmend in Schulen einge­set­zt, um das Pro­gram­mieren und die Entwick­lung von Robot­er­an­wen­dun­gen zu lehren. Anders als beim Ein­satz klas­sis­ch­er Indus­trier­o­bot­er müssen Men­sch und Mas­chine hier­bei nicht durch Sicher­heit­szäune voneinan­der getren­nt wer­den. Es gilt jedoch, ein gefahrlos­es Arbeit­sum­feld für die Men­sch-Robot­er-Kol­lab­o­ra­tion (MRK) zu schaf­fen. Alle ser­iösen Robot­er­her­steller und ‑inte­gra­toren stat­ten dazu ihre Robot­er mit umfan­gre­ichen Sicher­heits­funk­tio­nen wie Kraft‑, Leis­tungs- oder Geschwindigkeits­be­gren­zun­gen aus.

Risikobeurteilung

Zen­trale Voraus­set­zung für den sicheren Ein­satz kol­la­bori­eren­der Robot­er ist eine erfol­gre­ich abgeschlossene Risikobeurteilung auf Basis der Kraft- und Leis­tungs­be­gren­zung und der Vali­dierung aller möglichen Kol­li­sion­sszenar­ien. Bei der Durch­führung der Risikobeurteilung muss immer die App­lika­tion als Ganzes, also der Robot­er­arm inklu­sive End­ef­fek­tor, das Pro­gramm, soft­ware-seit­ige Sicher­heit­se­in­stel­lun­gen und das eventuelle Werk­stück betra­chtet wer­den. Zur ein­facheren Beurteilung des Risikos im Umgang mit den Cobots hil­ft es, einen Bere­ich für den „nor­malen“ Betrieb sowie einen soge­nan­nten „Kol­lab­o­ra­tionsraum“ festzule­gen. Mith­il­fe dieser Unterteilung ist ein effizien­ter Mix­be­trieb real­isier­bar. Das heißt, dass es einen Bere­ich gibt, in dem nur der Robot­er agiert und einen anderen, in dem Men­sch und Robot­er zusam­me­nar­beit­en. Für die einzel­nen Arbeit­sräume gel­ten wiederum ver­schiedene Sicherheitsstandards.

Der „normale“ Bereich

Für den „nor­malen“ Bere­ich, in dem Men­sch und Robot­er getren­nt voneinan­der arbeit­en, gilt:

  • Der Cobot kann mit hoher Geschwindigkeit agieren und kurze Tak­tzeit­en erzielen.
  • Da kein Kon­takt zwis­chen Men­sch und Robot­er stat­tfind­et, ist bei der Risikobeurteilung keine Kraft- und Druckmes­sung zur Gewährleis­tung der Sicher­heit notwendig, son­dern es gel­ten die gängi­gen Sicherheitsparameter.
  • Den­noch ist der Bere­ich durch den sofor­ti­gen Halt des Robot­ers bei Ein­griff durch den Men­schen gesichert (zum Beispiel über Sicherheitslichtgitter).

Der Kollaborationsraum

Im Kol­lab­o­ra­tionsraum kön­nen sich Men­sch und Robot­er zur gle­ichen Zeit bewe­gen und miteinan­der interagieren.

  • In diesem Bere­ich muss nachgewiesen wer­den, dass im Rah­men der Zusam­me­nar­beit keine Gefahren für den Men­schen auftreten kön­nen. Um den Ver­i­fizierungsaufwand zu reduzieren, sollte der Maßstab „so klein wie möglich, so groß wie nötig“ für den geteil­ten Arbeit­sraum gelten.
  • Zur Gewährleis­tung der men­schlichen Sicher­heit wer­den im Kol­lab­o­ra­tionsraum die Werte der Sicher­heitspa­ra­me­ter (Geschwindigkeit, Kraft, Leis­tung usw.) reduziert. Der Robot­er arbeit­et dadurch mit reduziert­er Geschwindigkeit und seine Abschal­tung erfol­gt hochsen­si­bel, sobald er eine Kol­li­sion erkennt.

Die Tren­nung der bei­den Bere­iche kann entwed­er durch externe Sen­soren, wie zum Beispiel einen Lichtvorhang, oder durch die Def­i­n­i­tion von Sicher­heit­sebe­nen erfol­gen. So kann der Robot­er von einem Modus in den näch­sten wech­seln: Bewegt er sich durch diese Ebe­nen, wird die Umschal­tung ausgelöst.

Schulungen schaffen Vertrauen

Obwohl Ent­las­tung im Pro­duk­tion­sall­t­ag drin­gend erforder­lich ist, scheuen ger­ade kleine und mit­tlere Unternehmen oft davor zurück, die entschei­den­den Schritte in Rich­tung Automa­tisierung zu gehen. Robot­er sind für KMU zu groß, zu teuer, zu kom­pliziert bei der Imple­men­tierung und Hand­habung, laut­en gängige Bedenken. Was auf herkömm­liche Indus­trier­o­bot­er zutrifft, gilt jedoch nicht für Cobots. Sie sind platzs­parend, amor­tisieren sich rasch und lassen sich vor allem ohne Spezialken­nt­nisse pro­gram­mieren und bedi­enen. Der dänis­che Cobot-Her­steller Uni­ver­sal Robots (UR) beispiel­sweise ver­fol­gt dabei ein klares Ziel: Automa­tisierung soll kein Geheimwis­sen speziell aus­ge­bilde­ter Pro­gram­mier­er erfordern, son­dern jedem Mitar­bei­t­en­den ein­fach zugänglich sein. Um selb­st einen Beitrag zur Entwick­lung von Kom­pe­ten­zen in der Anwen­dung mit kol­la­bori­eren­den Robot­ern zu leis­ten, hat UR ein zer­ti­fiziertes Schu­lung­spro­gramm entwick­elt: Die UR Acad­e­my bietet ziel­grup­pen­spez­i­fis­che, inter­ak­tive Train­ings, in denen der Umgang mit Cobots ver­mit­telt wird. Denn um ihm ver­trauen zu kön­nen, müssen Men­schen ver­ste­hen, wie ein Robot­er agiert und was seine Auf­gabe ist. Am Ende ein­er erfol­gre­ich absolvierten Schu­lung erhal­ten die Teil­nehmenden ein Zer­ti­fikat, das ihren Lern­er­folg dokumentiert.

Nur keine Hemmungen!

Dass Unternehmen nicht auf Experten bei der Inte­gra­tion von Cobots angewiesen sind, zeigt das Beispiel Vema: Der Zulief­er­er ist auf die Her­stel­lung tech­nisch anspruchsvoller Spritz­guss­werkzeuge und die Fer­ti­gung tech­nis­ch­er und optis­ch­er Kun­st­stoffteile spezial­isiert. Das Unternehmen hat­te für seine Fer­ti­gung gezielt „nach ein­er kosten­ef­fizien­ten Robotik-Lösung, die wir selb­st inte­gri­eren und pro­gram­mieren kön­nen“ gesucht, so Geschäfts­führer Chris­t­ian Veser. Ziel war es, das nötige Know-how intern aufzubauen – auch, um kün­ftig nicht auf externe Hil­fe angewiesen zu sein.

Spielerische Implementierung

Vema erwarb einen ersten Cobot des Typs UR5e, ließ Mitar­bei­t­ende von Uni­ver­sal Robots schulen und dann erst­mal mit dem Neukauf spie­len. Ganz so, wie Kinder sich etwa einem Tablet näh­ern: mit Neugi­er und Spaß am Exper­i­men­tieren. Der UR5e wurde vom Automa­tisierungs-Team mit End­ef­fek­toren ergänzt und selb­st pro­gram­miert. Und schon bald erledigte Elfriede – so taufte die Belegschaft den Cobot – prob­lem­los und selb­st­ständig erste ein­fache Pick-and-Place-Auf­gaben. Derzeit sind sechs UR5e-Cobots an sieben Tagen pro Woche bei dem schwäbis­chen Mit­tel­ständler im Ein­satz: Elfriede, Bruno, Gün­ter, Jür­gen, Elsa und Edith genießen in der Vema-Belegschaft so etwas wie Kol­le­gen­sta­tus. Auf­grund der hohen Akzep­tanz schla­gen inzwis­chen viele Mitar­bei­t­ende selb­st immer wieder neue Ein­satzmöglichkeit­en für die Cobots vor. Das Beispiel zeigt, dass auch Laien in der Lage sind, Cobots zu pro­gram­mieren. Möcht­en Unternehmen kom­plexe Anwen­dun­gen real­isieren, kön­nen sie Inte­gra­toren hinzuziehen.

Probieren geht über Studieren

Kol­la­bori­erende Robot­er kön­nen Ent­las­tung schaf­fen und dabei helfen, den Arbeit­skräfte­man­gel zu meis­tern. Wichtig ist, die Mitar­bei­t­en­den bei ihrer Inte­gra­tion mitzunehmen. Schu­lun­gen, die Wis­sen über die Hand­habung und Möglichkeit­en, aber auch über die Gren­zen des Robot­ere­in­satzes ver­mit­teln, sind dabei ein wichtiger Aspekt. Vor allem aber gilt: Pro­bieren geht über Studieren – das schafft Ver­trauen in die Tech­nik und ihre Sicherheit.


Fünf Tipps für die erfolgreiche Integration von Cobots

Vor allem, wenn die Wahl auf einen kol­la­bori­eren­den Robot­er gefall­en ist, soll­ten die Mitar­bei­t­en­den keine Zuschauer am Rande, son­dern vielmehr Teil des Pro­jek­ts sein – denn sie arbeit­en schließlich im Betrieb Seite an Seite mit dem Cobot.

1. Trans­par­ent kommunizieren

Robot­er sind keine Jobkiller. Vielmehr ent­las­ten sie die Belegschaft, erhöhen die Pro­duk­tiv­ität, ermöglichen Unternehmenswach­s­tum und sor­gen oft­mals sog­ar für Neue­in­stel­lun­gen. Es ist wichtig, diese Ziele von Beginn an klar und trans­par­ent an die Mitar­bei­t­en­den zu kommunizieren.

2. Ver­trauen aufbauen

Men­schen ste­hen allem Unbekan­nten zunächst oft skep­tisch gegenüber. Im Ide­al­fall ler­nen die Mitar­bei­t­en­den den neuen Robot­er-Kol­le­gen vor dem ersten gemein­samen Arbeit­stag ken­nen – beispiel­sweise bei einem Firmenevent.

3. Mitar­bei­t­ende einbinden

Die Belegschaft sollte in den Instal­la­tion­sprozess inte­gri­ert sein, indem sie dem Robot­er beib­rin­gen, welche Arbeitss­chritte dieser aus­führen muss. Das zeigt ein­er­seits Wertschätzung und ander­er­seits entwick­eln sich die Beschäftigten im Umgang mit Robot­ern weiter.

4. Nähe schaffen

Ein ein­fach­er, aber wirkungsvoller Weg, um der neuen Tech­nolo­gie etwas Leben und Wärme zu ver­lei­hen, ist es, dem neuen Robot­er-Kol­le­gen einen Namen zu geben – am besten trifft die Belegschaft die Wahl.

5. Zusam­me­nar­beit leben

Cobots arbeit­en nicht isoliert – wed­er räum­lich noch hin­sichtlich ihrer Auf­gaben. Daher müssen sie vom Men­schen ler­nen und ges­teuert wer­den, um für ihn arbeit­en zu kön­nen. Wird dieses Miteinan­der von der Belegschaft ver­mit­telt, wirkt sich das pos­i­tiv auf Moti­va­tion und Stim­mung aus.


Deutliches Wachstum prognostiziert

Der Markt für kol­lab­o­ra­tive Robotik wächst und wird auch in den kom­menden Jahren zule­gen. Das zeigt ein Bericht des glob­alen Beratung­sun­ternehmens ABI Research. Schon im Jahr 2023 wer­den dem­nach die Umsätze der Cobot-Branche die Marke von ein­er Mil­liarde US-Dol­lar knack­en. Bis 2030, so die Prog­nose, wird das Mark­tvol­u­men sog­ar auf bis zu acht Mil­liar­den US-Dol­lar steigen, bei einem jährlichen Wach­s­tum von 32,5 Prozent. 2020 lag der Umsatz bei knapp ein­er hal­ben Mil­lion US-Dol­lar. Der Anteil von Cobots an allen abge­set­zten Indus­trier­o­bot­ern lag 2021 bei cir­ca fünf Prozent. Doch die jährliche Absatz­zahl kol­la­bori­eren­der Robot­er steigt. Mit dem Trend hin zu ein­er engeren Zusam­me­nar­beit zwis­chen Men­sch und Robot­er – auch und ger­ade in KMU – ist hier mit einem deut­lichen Wach­s­tum in den kom­menden Jahren zu rechnen.

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