Ein neues Projekt steht an. Nun gilt es, in einem Treffen ein Konzept zu entwickeln. Die meisten Projektmitglieder arbeiten im Homeoffice, werden aber von der Projektleiterin zu einem Präsenztreffen eingeladen. Mit der Begründung, dass sie so besser in Interaktion innovative Ideen entwickeln können. Viele Projektmitglieder sind skeptisch. Doch eine wissenschaftliche Untersuchung gibt der Projektleiterin Recht: Präsenztreffen fördern Kreativität.
Ideentreffen: In Präsenz oder virtuell?
Virtuelle Meetings sind aus der heutigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Es bedarf nicht mehr einer Dienstreise, um sich mit dem Kollegen in den USA auszutauschen. Nun wollten die Wissenschaftlerin Melanie Brucks von der Columbia University und der Wissenschaftler Joathan Levav von der Stanford University in einer Untersuchung herausfinden, ob die digitale Zusammenkunft auch in Kreativitätsprozessen dem persönlichen Treffen in nichts nachsteht.
600 Personen nahmen an dem Versuch teil. Sie fanden sich in Zweierteams zusammen und entwickelten neue Verwendungsideen für ein Frisbee. Die eine Hälfte der Teams traf sich in Präsenz, die andere virtuell. Schnell wurde deutlich, dass die Präsenztreffen Kreativität fördern. Die beiden Untersuchenden vermuteten, dass durch das vom Bildschirm eingeengte Sichtfeld auch die geistigen Prozesse beschränkt sind, die sich auf die Kreativität auswirken. Um dieser Vermutung nachzugehen, statteten die Forschenden die Räume mit dekorativen Elementen aus, verfolgten die Blicke der Teilnehmenden und befragten sie im Anschluss zu ihren Wahrnehmungen.
Eingeengtes Sichtfeld hemmt Kreativität
Das Ergebnis überrascht nicht: Die Personen, die sich in virtuellen Räumen trafen, ließen ihre Blicke sehr viel weniger schweifen als diejenigen, die sich gemeinsam in einem Raum befanden. Dabei konnten die Untersuchenden feststellen, dass je mehr die Blicke durch den Raum schweiften, desto kreativere Ideen entwickelten die Teilnehmenden. Somit konnten sie ihre Vermutung belegen. Um diese weiter zu bestätigen, führten Brucks und Levav ein weiteres Experiment mit 1.500 Beschäftigten einer international aufgestellten Firma durch. In Zuge dessen konnten sie auch widerlegen, dass Teilnehmende persönlicher Treffen aus Verbundenheit ähnlichere Ideen entwickelten oder Gestik und Mimik sich unterschiedlich auswirke.
Präsenztreffen fördern Kreativität
Daher: So vorteilhaft virtuelle Technologien zum Austausch auch sind, Präsenztreffen fördern Kreativität, weswegen bei der Ideenentwicklung persönliche Zusammenkünfte die bessere Wahl sind.