Ein ganz normaler Feierabend in der Woche für Marco Röschmann, ärztlicher Leiter des medizinischen Notrufunternehmens Medical Helpline Worldwide – bis zu dieser WhatsApp-Nachricht. Der Sicherheitschef eines international aufgestellten Konzerns meldete sich mit einem dringenden Anliegen: Einer seiner Mitarbeiter auf einer Baustelle in Südafrika hätte irgendetwas mit der Lunge, Atemnot. Er hätte Sauerstoff von seinem Hausarzt bekommen, aber der Sauerstoff würde nur noch wenige Stunden halten.
Medizinisches Notrufunternehmen
Ein alarmierender Hilferuf: Die Medical Helpline Worldwide (MHW) ist ein medizinisches Notrufunternehmen – eine sogenannte Assistance – aus Bremen und auf solche Fälle spezialisiert. Röschmann ruft direkt den Erkrankten Markus L. an – doch sein Ehemann geht ans Telefon. Im Gespräch erfährt unser Arzt dann: Ende der 80er-Jahre ist der Patient nach Südafrika ausgewandert. Seit 1990 leidet er an einer chronischen Lungenerkrankung. Vor circa einer Woche ist er dann auch noch positiv auf Covid-19 getestet worden. Erst ging es ihm relativ gut, aber vier Tage nach der Diagnose hat sich sein Zustand verschlechtert: Akute Luftnot. Sein Partner hat gut reagiert und schnell eine 20-Liter-Sauerstoffflasche von seinem Arzt organisiert. Das Problem: Die Flasche ist schon halb leer und absehbar in zwei Tagen komplett aufgebraucht – außerdem ist nirgendwo neuer Sauerstoff aufzutreiben!
Schnelles Handeln ist gefragt
In Südafrika herrschten zu dieser Zeit dramatische Umstände: Nach der Verhaftung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma sind dort bürgerkriegsähnliche Zustände, überall brennen Häuser und Einkaufszentren. Die Rahmenbedingungen, die Unruhen, der Mangel an medizinischem Sauerstoff – diese Umstände dort waren der MHW bekannt. Schnelles Handeln ist jetzt gefragt. Die erste denkbare Lösung ist nur provisorisch, aber lebensrettend: Es wird nach Möglichkeiten gesucht, technischen Sauerstoff mit Adapterventilen von einer Baustelle vor Ort zu bekommen. Der ist zwar nicht rein medizinisch, aber auch die Gabe von technischem Sauerstoff ist für Menschen möglich. Die Herstellung erfolgt meist identisch, jedoch ohne entsprechende Zertifizierung.
Das medizinische Notrufunternehmen erfragt noch mehr Informationen: Mit welchem System atmet Markus L. den Sauerstoff, welche Dosierung, wie oft? Der Gesundheitszustand des Patienten wird schlechter, die Sauerstoffsättigung im Blut sinkt. Zum Vergleich: Die Sauerstoffsättigung liegt normalerweise bei 96 bis 98 Prozent. Markus L. hatte zeitweise aber nur noch einen Wert von 88 Prozent. Das Team der Medical Helpline Worldwide muss schnell handeln: Es gibt in diesem Fall nicht die eine Lösung, mehrere Optionen sind denkbar. Oberste Priorität ist, so schnell wie möglich Sauerstoff jeglicher Art zu organisieren. Außerdem werden die möglichen Behandlungsoptionen durchgegangen. Kann Markus L. in einer Klinik behandelt werden, reicht unter Umständen eine ambulante Behandlung? Zusätzlich werden Rückholangebote eingeholt – für den Fall, dass die medizinische Versorgung in Südafrika nicht oder nur unzureichend sichergestellt werden kann.
Rauchende Köpfe für schnelle Lösungen
Sauerstoff in Südafrika aufzutreiben, ist eine sehr große Herausforderung. Das hängt vor allem mit der aktuellen Covid-19-Situation zusammen. Der Verbrauch ist deutlich höher als die Produktion. Daher die Überlegung: Sauerstoff aus der EU nach Südafrika zu transportieren oder besser gleich einen sogenannten Konzentrator. Das Gerät kann den in der Luft vorhandenen Sauerstoff soweit anreichern, dass die Sättigung im Blut wieder ausreichend ist. Die Lieferung von Deutschland nach Südafrika dauert per schnellstem Express knapp zwei Tage. Das Problem: Der Sauerstoff oder der Konzentrator muss durch den Zoll gebracht werden. Erfahrungsgemäß „verschwinden“ in Krisenländern wertvolle Güter aber oft in der Zollabfertigung. Die Medical Helpline Worldwide beauftragt einen Partner aus der Sicherheitsbranche, den Konzentrator am Flughafen persönlich entgegenzunehmen, durch den Zoll und direkt zu Markus L. nach Hause zu bringen.
Sich aber nur darauf zu verlassen, dass der Sauerstoff den Gesundheitszustand von Markus L. deutlich verbessert, ist keine Option für die Medical Helpline Worldwide. Die Telefonleitungen laufen weiter heiß, die Köpfe rauchen: Alle Kliniken vor Ort werden abtelefoniert, leider erfolglos. Denn auch dort gibt es oft entweder keinen Sauerstoff oder es sind keine Betten bzw. Covid-19-Behandlungsplätze frei. Bei der Recherche hat sich allerdings ein Kontakt zu einem Kooperationsarzt der deutschen Botschaft ergeben – der sich später noch als äußerst wertvoll erweisen sollte.
Ein anderer Teil des Assistance-Teams kümmert sich um die Option des Rücktransports. Hier geht es im ersten Schritt nur um die Planung, denn ob Markus L. tatsächlich nach Deutschland geflogen werden muss, steht zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht fest. Die Organisation und Kostenfrage sind aber so aufwendig, dass alles für den Ernstfall vorbereitet wird. Da Markus L. wegen Covid-19 infektiös ist, kommt nur der Transport mit einem speziellen Transportflugzeug infrage. Außerdem ist der Transportweg hier nicht klassisch von Flughafen zu Flughafen, sondern deutlich aufwendiger: Im Schatten der Unruhen von der Haustür in Südafrika zum Flugzeug und in Deutschland von dort zur Klinik. Die Kosten: bis zu 150.000 Euro.
Bei dieser Rückholaktion gibt es allerdings eine weitere Herausforderung: Markus L. ist Leiter der Baustelle in Südafrika. Die aktuell herrschenden bürgerkriegsähnlichen Zustände sind ein Pulverfass, das jederzeit explodieren könnte. Denn auf der Baustelle arbeiten sehr viele Einheimische und diese könnten sich durch die Rettung des Europäers noch mehr benachteiligt fühlen – jeder dort hat Angst um sein Leben und möchte das Krisengebiet am liebsten schnell verlassen. Deshalb muss der Firmenchef für Afrika in Abu Dhabi involviert und in die Vorbereitungen miteinbezogen werden. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass Markus L. wegen einer medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht werden muss, braucht es viel Geschick und Diplomatie von allen Beteiligten: Denn diese Entscheidung muss sehr gut begründet und kommuniziert werden, um weiter eskalierende Konflikte zu vermeiden.
Medizinischer Support: 24/7
Währenddessen stand das Team der Medical Helpline Worldwide die ganze Zeit mit dem Ehemann von Markus L. in Kontakt – er hat von den Arztbesuchen berichtet und alle medizinischen Informationen an uns weitergegeben. Der Zustand von Markus L. ist mittlerweile wieder etwas besser. Er hat großes Glück: Der Kooperationsarzt der deutschen Botschaft übernimmt ab sofort die Behandlung. Er arbeitet in einem der größten privaten Kliniken in Afrika. Markus L. ist jetzt in guten Händen und schnell wird klar, dass eine Repatriierung nach Deutschland nicht erforderlich ist. Er unterzieht sich zweimal täglich einer Covid-Behandlung und bekommt viele Medikamente: Cortison, Fiebersenker, Asthmamittel und Sauerstoff. Das Team der Medical Helpline Worldwide beobachtet den Fall mehrmals täglich und tauscht sich mit den behandelnden Ärzten vor Ort in Südafrika engmaschig aus und informiert regelmäßig die Firmenleitung über die Entwicklung des Falls.
Rettung geglückt: Ein Selfie aus München
Einen Monat nach der Covid-19-Erkrankung geht es Markus L. wieder deutlich besser. Er ist zwar noch oft müde, konnte aber sogar seinen Vater in München besuchen – von der Arbeit wurde er erstmal freigestellt. „Ich bin der Medical Helpline Worldwide unendlich dankbar – ohne ihre Unterstützung und die medizinische Hilfe, hätte ich das vermutlich nicht überlebt. Zu jeder Zeit einen kompetenten Ansprechpartner zu haben, ist extrem viel Wert!“
Und da war Marco Röschmann ganz gerührt: Markus L. hat ihm Bilder von sich mit seinem Ehemann aus München geschickt. Die drei haben seitdem regelmäßig Kontakt.
Medical Helpline Worldwide
Das medizinische Notrufunternehmen Medical Helpline Worldwide versteht sich als „Kümmerer“: Seine speziell geschulten Ärzte sind für die Kunden direkt erreichbar – ohne vorgeschaltete Hotline – und rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Dabei ist Medical Helpline Worldwide nicht nur Helfer in der Not – ganz egal, ob privat oder beruflich gereist wird. Das Unternehmen ist auch Ratgeber bei der Planung von Urlaubs- oder Dienstreisen sowie Auslandseinsätzen aller Art.