Herr Dr. Rinklake, Sie haben Ende 2020 Ihr Programm um Atemschutz erweitert und mit der Produktion begonnen. Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?
Die Nachfrage bei uns ist schwankend, wie auch am gesamten Markt. Wir haben das teilweise sehr extrem wahrgenommen. In der einen Woche war der Bedarf noch so dringend, dass sofortige Lieferungen angefragt wurden. Eine Woche später hieß es: „Wir haben kein Interesse, unsere Lager sind voll.“ Das lag zum einen an unterschiedlichen Vorschriften zum Tragen von Masken und schwankenden Inzidenzen. Zum anderen stellt die Nachfrage während der Corona-Pandemie keinen Bedarf dar, aus dem sich ein geregelter und stabiler Markt entwickelt. Schließlich konnten Einzelhändler ihre Einkäufe und Lagerbestände nicht aufgrund von Erfahrungswerten planen. Aktuell aber stabilisiert sich die Nachfrage.
Wie beurteilen Sie die Verwendung von FFP2-Masken, die ihren Ursprung im Arbeitsschutz haben und jetzt auch im privaten Alltag gebraucht werden?
FFP-Masken sind ein Arbeitsschutzprodukt und für professionelle Anwender entwickelt. Sie dürfen nur nach Unterweisung, Risikobewertung und Vorsorgeuntersuchungen eingesetzt werden, um etwa Schäden durch das erschwerte Atmen zu verhindern. Wenn Träger nicht mit ihnen vertraut sind, besteht ein erhöhtes Risiko, diese Masken nicht korrekt zu verwenden. Eine FFP2-Maske ist etwa so auszuwählen, dass ihre Form zum jeweiligen Gesicht des Trägers passt. Sie ist korrekt anzulegen und durch den Träger auf einen dichten Sitz zu überprüfen. Erfolgt dies nicht, strömt Luft an der Maske vorbei. Sie ist nutzlos oder zumindest weitgehend wirkungslos. Hinzu kommt, dass von FFP-Masken ein zusätzliches Risiko für Menschen mit Atemwegsproblemen, Kinder oder ältere Menschen ausgehen kann. Aufgrund des erhöhten Atemwiderstandes sind Pausen vorgeschrieben und lange Tragedauern begrenzt. Der höhere Atemwiderstand solcher Masken führt zudem dazu, dass diese oft lockerer aufgesetzt oder zwischendurch vom Gesicht gezogen werden. Auch in solchen Fällen ist die Schutzwirkung nicht existent. Der Schritt der Bundesregierung war daher richtig, zur Eindämmung der Pandemie nicht nur das Tragen von FFP2-Masken vorzuschreiben. Solche Produkte beispielsweise auf Zugfahrten oder im Unterricht über Stunden zu tragen, ohne eben diese geltenden Vorschriften einzuhalten, darf meiner Meinung nach nicht angeordnet werden – insbesondere nicht für Kinder oder ältere Menschen. Die Erlaubnis, auch medizinische Gesichtsmasken verwenden zu dürfen, ist daher sinnvoll. Schließlich sind auch solche Masken wirksam, filtrierend, aber dennoch leichter zu durchatmen. Masken vom Typ IIR beispielsweise bieten einen begrenzten Eigenschutz. Dieser allerdings wird durch das Robert-Koch-Institut als ausreichend erachtet, um eine Übertragung zu verhindern, wenn beide Seiten eine solche Maske tragen. Die Erfahrungen haben letztendlich auch gezeigt, dass die Verwendung von zertifizierten medizinischen Masken anstelle von Stoffmasken einen entscheidenden Beitrag geleistet hat, die Infektionszahlen zu senken.
Müssen Sie nicht befürchten, ein Überangebot an Masken zu haben, wenn erst ein Großteil der Bevölkerung gegen das Corona-Virus geimpft wurde?
Davon gehen wir nicht aus. Es ist einerseits noch nicht absehbar, wie lange es dauert, bis diejenigen, die sich impfen lassen möchten, auch tatsächlich geimpft sind. Außerdem können wir leider nicht ausschließen, dass es nach Corona weitere Pandemien geben wird. Im Alltag werden daher weiterhin Masken gebraucht werden, um sich und andere Menschen vor Infektionen zu schützen. Auf der anderen Seite gibt es im Gesundheitswesen und auch in der Industrie viele Anwendungsbereiche, in denen Masken mit einer Schutzwirkung auch außerhalb von Pandemien sinnvoll und nicht zuletzt vorgeschrieben sind. Daher war es von Beginn an Teil unserer langfristigen Überlegungen, auch für diese Tätigkeiten Schutzmasken zu produzieren. Diesen Markt gab es vor der Pandemie, es wird ihn auch danach geben.