Das Thema Nachhaltigkeit ist im Fokus der Gesellschaft wie nie zuvor. Das betrifft den privaten Bereich genauso wie den Arbeitssektor. Besonders stark ist die Nachfrage der Beschäftigten nach sozial und ökologisch verantwortungsvoll produzierter Berufsbekleidung. „Wir bemerken, dass das Thema Nachhaltigkeit für unsere Kunden immer wichtiger wird“, konstatiert Harald Goost, Geschäftsführer vom Berufsbekleidungshersteller BP – Bierbaum-Proenen.
Nachhaltige Berufsbekleidung hat an Stellenwert gewonnen
Das Kölner Traditionsunternehmen beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema und gilt in der Branche als Pionier in Sachen Nachhaltigkeit. „Eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Produktion ist von einer anfänglich noch recht zaghaften Nachfrage zu einer zunehmend wichtigen Anforderung bei der Auswahl von Berufsbekleidung geworden“, beschreibt Goost den Wandel in den vergangenen Jahren. Das gelte vor allem für öffentliche Auftraggeber, aber auch bei privaten Unternehmen sei das zunehmende Bewusstsein spürbar.
Dafür, dass vor allem die Berufsbekleidung in den Blick geraten ist, gibt es mehrere Gründe. Was die soziale Dimension betrifft, haben sich die schrecklichen Bilder vom Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch in das kollektive Gedächtnis gebrannt, bei dem 2013 über 1.100 Menschen starben. Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit ist durch die Klimadiskussion und durch die ressourcenintensive Herstellung von Berufsbekleidung – und von Kleidung allgemein – stärker ins Bewusstsein geraten.
Globus mehrmals umrundet
In diesem Punkt zeigt sich Harald Goost selbstkritisch. „Wir müssen grundsätzlich feststellen, dass Bekleidung unter ökologischen Gesichtspunkten ein schwieriges Produkt ist.“ Denn je nachdem, wie die Beschaffungskette aufgebaut ist, hat Bekleidung, bis sie beim Träger ankommt, im Extremfall zwei Mal den Globus umrundet. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Baumwolle aus Asien stammt, in Europa veredelt und dann wieder für die Konfektion nach Asien versandt wird. Hinzu kommt, dass beim Anbau von Baumwolle intensive Bewässerung notwendig ist und in erheblichem Umfang Pestizide zum Einsatz kommen. „Das ist alles höchst problematisch. Den Fragen, die sich daraus ergeben, müssen wir uns stellen und nach Lösungen suchen“, sagt Goost.
Langlebige Kleidung schont Ressourcen
Wie solche Lösungen aussehen können? Da hat der BP-Geschäftsführer konkrete Vorstellungen: „Bei allen Maßnahmen, die wir ergreifen, ist es zunächst einmal sehr wichtig, sich Folgendes klar zu machen: Vermeiden ist immer besser als reduzieren und erst dann kommt der Punkt Recycling.“
Vermeiden bedeutet, sich stets zu vergegenwärtigen, dass jedes Bekleidungsstück Ressourcen verbraucht. Für die Ressourcenschonung ist die Qualität der Kleidung daher elementar wichtig. Denn wenn sich Kunden nicht jedes Jahr neue Produkte kaufen müssen, ist das der größte Beitrag zur Nachhaltigkeit. Dieser Aspekt ist gerade in unserer Wegwerfgesellschaft ein zentraler Punkt. „Wir bei BP haben deswegen den Anspruch, die langlebigste Kleidung am Markt herzustellen.“
Reduzieren heißt, etwa bei Transportwegen und Verpackungen darauf zu achten, dass jedes Produkt so wenige Kilometer wie möglich zurücklegt, dass Frachtkapazitäten optimal ausgenutzt und möglichst geringe und umweltschonende Verpackung verwendet wird. Zu diesem Punkt gehört auch, Baumwolle zu ökologisch vertretbaren Bedingungen anzubauen. Und mit recyceln ist schließlich gemeint, dass recycelte Fasern eingesetzt werden. Konsequent umgesetzt hat BP dieses Konzept bei seiner neuen Kollektion BPlus Green aus fair gehandelter Baumwolle und Polyester aus wiederverwerteten PET-Flaschen (siehe Kasten oben).
Soziale Nachhaltigkeit
In Fragen der sozialen Nachhaltigkeit arbeitet BP mit der Fair-Wear-Foundation (FWF) zusammen, der das Unternehmen bereits 2010 als erster deutscher Anbieter von Berufsbekleidung beigetreten ist. Die FWF ist eine unabhängige Multi-Stakeholder-Initiative, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Bekleidungsindustrie einsetzt. Ihre Standards gelten als die höchsten in der Branche. Die Mitarbeiter der Fair-Wear-Foundation führen regelmäßig Audits durch und überprüfen die Standards.
„Derzeit stammen über 95 Prozent unseres Beschaffungsvolumens von auditierten Produktionspartnern“, sagt Geschäftsführer Goost. Dabei setzt BP auf langfristige Partnerschaften. Das vereinfacht einerseits die Herstellung, weil nicht ständig neue Produzenten angelernt werden müssen. Zum anderen ist es ein Beitrag zu sozialer Nachhaltigkeit. Die FWF überprüft aber nicht nur regelmäßig die Produktionspartner, sondern auch die Mitglieder: Für das Jahr 2017 wurde BP dabei zum fünften Mal in Folge mit der höchsten Auszeichnung als „Fair Wear Leader“ eingestuft.
Auch mit Blick auf die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit arbeitet BP mit Partnern zusammen. So nimmt das Unternehmen seit drei Jahren am Fairtrade-Baumwoll-Programm teil und hat sich verpflichtet, den Anteil an fair gehandelter Baumwolle stetig zu erhöhen. Diesem Ziel dient auch die Kooperation mit anderen Herstellern (siehe Beitrag unten). Das Fairtrade-Programm unterstützt Kleinbauern, die Baumwolle nachhaltig produzieren, indem sie etwa auf genmanipuliertes Saatgut und künstliche Bewässerung verzichten und den Einsatz von Chemikalien restriktiv handhaben. Mit der Fairtrade-Prämie werden viele sinnvolle Projekte realisiert, die die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauern und ihrer Familien verbessern.
Nachhaltigkeit nicht zum Nulltarif
All diese Maßnahmen kosten natürlich Geld, denn Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. „Diejenigen, denen nachhaltige Kleidung wichtig ist, verstehen das auch. In einem bestimmten Rahmen sind Kunden auch bereit, mehr dafür zu zahlen“, erklärt Harald Goost. Sehr wichtig für die Bereitschaft sei es, alle Aspekte des vielschichtigen Themenkomplexes Nachhaltigkeit transparent, offensiv und nachvollziehbar zu kommunizieren. „Wir müssen unseren Kunden klar sagen, welchen Mehrwert nachhaltig produzierte Berufsbekleidung für sie hat.“
Fair gehandelte Baumwolle, recyceltes Polyester
Die neue Kollektion BPlus Green, bei der das Thema Nachhaltigkeit so konsequent umgesetzt wurde wie noch nie, feierte auf der A+A 2019 Premiere. Beim Material der neuen Highlight-Kollektion setzt BP auf fair gehandelte Baumwolle und komplett recyceltes Polyester, das aus wiederverwerteten PET-Flaschen besteht. Im Vergleich zur Herstellung von herkömmlichen Polyesterfasern sparen die Fasern aus recyceltem Material rund 45 Prozent Energie, 30 Prozent klimaschädigendes CO2 und 20 Prozent Wasser.