Seit das vorbildliche Arbeitsschutzmanagement-System des zum Konzern Mexichem gehörenden Herstellers von Polyvinylchlorid (PVC) im Jahr 2012 das erste Mal von der BG RCI auditiert und mit dem Siegel „Sicher mit System“ ausgezeichnet wurde, hat sich in der Chemiebranche viel bewegt. Das weiß Michael Beziel, Leiter Operations bei der Vestolit GmbH, zu berichten: „Nachdem wir das Siegel 2012 das erste Mal erhielten, habe ich immer wieder von anderen Betrieben gehört, die sich auch der Prüfung ihres Arbeitsschutzmanagement-Systems durch die BG unterzogen
haben. Es macht ja auch Sinn, ein gut organisiertes System zu haben.“ Dabei geht es bei dem BG RCI-Siegel „Sicher mit System“ nicht darum, eine Datenbank oder eine Dokumentenverwaltung zu prüfen und auf Vollständigkeit abzuklopfen. Der Weg zum Siegel dient vielmehr dazu, dem Unternehmen zu ermöglichen, die eigenen Strukturen zu hinterfragen sowie eine gute und für den Betrieb passende Aufbereitung und Verwaltung für die vielen Aufgaben in der Arbeitssicherheit zu organisieren. Letztlich ist das Siegel, wie der für die Vorbereitung des Auditings verantwortliche Michael Beziel sagt, „eine Bestätigung dafür, dass man ein qualifiziertes Arbeitssicherheitsmanagement-System betreibt“.
Vor der Verleihung des Siegels steht viel Dokumentationsarbeit
Davor steht allerdings schon ein wenig Aufwand. Zwar sei es nicht so, dass man Dokumente nur für die BG erstellen müsse, doch alles in allem sei ein Arbeitsschutzmanagement-System an sich schon mit viel Arbeit verbunden, so Beziel. Die sich allerdings auszahlt, da sie allen hilft, das Ziel zu erreichen, eine
sichere Arbeitsumgebung für alle Mitarbeiter zu schaffen und zu erhalten. Michael Beziel erklärt das so: „Wir handeln in der Arbeitssicherheit nach dem Prinzip des ‚Plan-Do-Check-Act’ – mit dem Vorbereiten der Unterlagen für das Siegel wird dieser Prozess in allen Bereichen geprüft und geordnet.“ Insofern wird kaum ein Betrieb alle Prozesse und Dokumentationen ausschließlich oder nur für die Bewerbung um das Siegel angehen. Es sei eher andersherum: Wer sowieso schon viel Zeit und Arbeit in die Arbeitssicherheit und das Arbeitssicherheitsmanagement-System steckt, nehme leichter den zusätzlichen Aufwand für das Sammeln und Aufbereiten der Dokumente anhand der BG RCI Vorgaben in Kauf, ist Beziel überzeugt.
Das Zusammentragen der Dokumente steht auch in Marl relativ am Ende eines Prozesses, an dem der Leiter Operations von vielen unterstützt wird. Ohne die Sicherheitsmeister vor Ort, die die Vorgesetzten und Mitarbeiter der Vestolit bei der Sicherheitsarbeit unterstützen, sowie die Sicherheitsbeauftragten, die es in jeder Schichtgruppe und allen anderen Abteilungen gibt, wäre die Sicherheitsarbeit nicht so umfassend und mit hoher Qualität zu leisten. Circa zehn Prozent der Beschäftigten des Unternehmens sind zu Sicherheitsbeauftragten ausgebildet, da „kommt schon viel zusammen, was auffällt und was gemeldet wird“, so Beziel. Die Ausbildung der Sicherheitsbeauftragten erfolgt bei der BG, so dass auch ein Blick über den Tellerrand ermöglicht wird.
Alltagssituationen kommen im
Ausschuss zur Sprache
Zum System im Chemiepark Marl
gehören zudem regelmäßige Arbeitsschutz-Ausschuss-Sitzungen, an denen auch Vestolit teilnimmt. Vierteljährlich kommen die Runden zusammen, um Feedback zu geben oder Verbesserungen anzuregen. Hinweise aus den Unternehmen, Bereichen und Abteilungen, Notizen über Gefahrensituationen oder auch positive „unfallfreie Tage“ finden sich auf der Agenda. Beziel: „Die Meister und Sicherheitsbeauftragten kennen die Situationen im Alltag am besten und können entsprechende Rückmeldung geben.“ Der organisatorische Leiter ist froh darüber, dass alle aktiv zur Sicherheitsarbeit beitragen. Damit das so bleibt, gibt es zusätzliche Besprechungsrunden, die die Selbstmotivation der Kollegen stärken sollen und bei denen Beziel den Kollegen entsprechendes Feedback geben kann. Sein Ziel ist es, ein konsequent hohes Sicherheitsbewusstsein bei den Mitarbeitern zu erreichen – dabei spielt die Integration am Standort eine wichtige Rolle.
Ein jährlicher Sicherheitslenkungsausschuss komplettiert die Maßnahmen, bei denen es auch darum geht, durch die Analyse von Unfall- und Beinaheunfall-Situationen die Arbeit sicherer zu machen und dazu beizutragen, dass das Siegel „Sicher mit System“ zu recht verliehen wurde.
Ein Managementsystem ist nie
endgültig fertig
Der Informationsaustausch untereinander hilft dabei, das Arbeitsschutzmanagement weiter zu verbessern. In der Vorbereitung des ersten Audits vor fünf Jahren haben die Arbeitsschützer bei Vestolit festgestellt, dass zwar viel festgehalten und organisiert war, jedoch die Struktur und Systematik des Arbeitssicherheitsmanagement-Systems aufgebaut werden musste. Die Kontrolle durch die BG half dem Unternehmen, die Sicherheitsarbeit zu strukturieren, und die vorhandene Dokumentation in die Systematik des Arbeitssicherheitsmanagement-Systems zu integrieren. „Anhand der von der BG zur Verfügung gestellten Unterlagen zur Vorbereitung kann im Prinzip jeder sein Arbeitsschutzmanagement-System selbst prüfen – wer alle Dokumente vollumfänglich strukturiert und systematisch organisiert hat und konsequent nachhält, der braucht dann auch nicht mehr viel Aufwand für die Verleihung des Siegels“, weiß Beziel. Dennoch ist die Überprüfung durch die BG RCI in Zyklen wichtig, zumal sich sowohl die Arbeitssituation als auch Rahmenbedingungen immer wieder verändern und die Sicherheitsarbeit ständig angepasst werden muss.
Die Gespräche, die die BG-Mitarbeiter während des Audits vor Ort mit den Mitarbeitern und auch mit den Sicherheitsbeauftragten führen, sind mehr oder weniger das einzige, das noch dazu kommt. Und letztlich dienen diese Gespräche ebenfalls nur der Bestätigung und des Nachweises der guten Sicherheitsarbeit. Die Verleihung des Siegels „Sicher mit System“ ist dann die offizielle Bestätigung dafür. Es fördert darüber hinaus die Motivation der Mitarbeiter, sich für Arbeitssicherheit zu engagieren. Die wiederholte Verleihung des Siegels und dieses Mal mit der Erweiterung um die Zertifizierung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der Vestolit, zeigt, dass es dem Unternehmen sowohl um die Sicherheit als auch um die Gesundheit der Mitarbeiter geht. „Nur mit dem hohen Engagement der Sicherheitsmeister und ‑beauftragten und der gemeinsamen Anstrengung aller Mitarbeiter ist dieser Aufwand zu leisten und die hohe Qualität der Sicherheits- und Gesundheitsarbeit aufrecht zu erhalten.“ Darauf ist Michael Beziel stolz, gemeinsam mit den Sicherheitsmeistern und ‑beauftragten.
Autorin: Dipl.-Ing. Susanne C. Steiger,
Fachjournalistin
„Ohne die Mitarbeit der Sicherheitsbeauftragten ist die erforderliche Sicherheitsarbeit
mit dieser hohen Qualität
nicht zu leisten.“