Was sind die Kernpunkte der Umweltpolitik Ihres Unternehmens?
Nitzler: Wir sehen uns als Energieversorgungsunternehmen in einer besonderen Verantwortung, dem Schutz der Umwelt Rechnung zu tragen. Darum haben wir eine HSE-Politik – HSE steht für Health, Safety and Environment – in Kraft gesetzt, die die Sicherheit unserer Beschäftigten, der Beschäftigten unserer Partnerfirmen, die in unserem Auftrag tätig sind, sowie den Schutz der Umwelt im Zusammenhang mit unseren Tätigkeiten beinhaltet. Unter anderem sind darin die folgenden Verpflichtungen enthalten:
- Schutz der Umwelt und Schonung der natürlichen Ressourcen
- Minderung von Gefährdungen sowie Emissionen und Abfällen aller Art
- Verantwortungsvolles Handeln aller Beschäftigten, insbesondere der Führungskräfte
- Fortlaufende Überprüfung und Verbesserung der Managementsysteme
- Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr
- Einbeziehung von Lieferanten und Vertragspartnern
Wichtig ist uns zu betonen, dass dies keine leeren Floskeln im Sinne einer abstrakten Politik sind. Umweltschutz, wie auch Arbeitsschutz müssen jeden Tag neu gelebt werden und stehen natürlich hin und wieder im Konflikt mit anderen Unternehmenszielen. Bereits bei der Präqualifikation – also der Zulassung – von Dienstleistern muss man zwischen den billigen und den qualitativ hochwertigen Unternehmen unterscheiden. Ginge es nur nach Angebotskosten würde der Umweltschutz auf der Strecke bleiben. Wir erlauben es uns, Unternehmen, die unsere Qualitätskriterien nicht erfüllen, auszusortieren. Dies ist in Zeiten einer guten Konjunktur und guter Auftragsauslastung der Dienstleister nicht immer einfach.
Im nächsten Schritt führen wir eine hochwertige Qualitätskontrolle auf unseren Baustellen durch. Meine Abteilung verfügt über eigene Qualitätssicherer, die stichprobenartig durchs Versorgungsnetz fahren und Qualitätskontrollen durchführen. Selbstverständlich ist Umweltschutz dabei immer ein wichtiges Kriterium. So prüfen wir beispielsweise, ob die im Einsatz befindlichen Maschinen und Fahrzeuge in einem einwandfreien Zustand sind. Darüber hinaus kontrollieren wir die Abfalltrennung und Lagerung wassergefährdender Stoffe.
Die Baustellen werden bewertet, im positiven Falle erhalten die Dienstleister eine Anerkennung, im negativen Falle kommt es zu Mängelpunkten bis hin zu Gesprächen mit der Geschäftsführung. Hier haben wir sehr von der Arbeitssicherheit gelernt, wonach positives Verhalten belohnt und negatives Verhalten sanktioniert werden muss.
Leider mussten wir uns in der Vergangenheit auch schon von Dienstleistern dauerhaft trennen, die diesen Weg nicht mit uns gehen wollten. Dieses konsequente Handeln funktioniert nur bei größtmöglicher Unterstützung durch die Geschäftsleitung. Deswegen an dieser Stelle ein Statement des Technischen Geschäftsführers der Syna GmbH, Jürgen Köchling: „Wir leben in einer Welt mit endlichen Ressourcen und einem sensiblen ökologischen Gefüge. Umweltschutz ist daher ein Thema, dass uns alle betrifft. Als Netzbetreiber sehe ich uns in einer Vorbildrolle, daher ist es mir wichtig, dass wir einen verantwortungsvollen Umgang und ein nachhaltiges Wirtschaften in unserem Unternehmen leben.“
In welchen Bereichen liegen die Schwerpunkte Ihres Umweltmanagements?
Nitzler: Grundsätzlich betreiben wir unser Umweltmanagementsystem über das gesamte Gebiet der Syna GmbH. Da sich dieses Gebiet und die betreuten Strom- und Gasnetze über vier Bundesländer mit aktuell elf zertifizierten Kernstandorten erstreckt und dabei eine ganze Reihe von Partnerfirmen eingesetzt werden, ist dies eine enorme Aufgabe. Diese zu bewerkstelligen und durch die jährlichen Audits mit dem Umweltgutachter positiv bestätigt zu bekommen, gelingt nur durch die Identifikation und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Fachbereichen über die gesamte Syna.
Wir setzen insgesamt drei geprüfte interne Umweltauditoren ein, die sich unabhängig von den externen Gutachtern unterjährig davon überzeugen, dass die internen Standards, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, eingehalten werden. Dabei werden sowohl die einzelnen Standorte, als auch wichtige Geschäftsprozesse unter die Lupe genommen. Am Ende steht eine Bewertung in Prozent, die einmal im Quartal den Geschäftsführern und auch dem Vorstand zur Kenntnis gebracht wird.
Da jede Fachabteilung und jede Führungskraft am Ende gerne mit 100 Prozent abschneiden möchte, schaffen wir es so, eine hohe Aufmerksamkeit auf die umweltrelevanten Prozesse zu lenken.
Gemeinsam erarbeiten wir durch unsere Projektgruppe Umweltmanagementsystem, einem Expertenkreis aus Vertretern aller relevanten Unternehmensbereiche, Themen, in denen wir uns gerne verbessern möchten oder verbessern müssen, um den beabsichtigten kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) zu erreichen.
So erhalten wir unsere Umweltziele, die dann mit konkreten Maßnahmen beschrieben werden. Aktuell haben wir hierbei die Themen „Steigerung der Energieeffizienz“ und „Verbesserung des Arten- und Naturschutzes“ mit den zugehörigen Umsetzungsmaßnahmen im Fokus.
Die Syna GmbH ist EMAS-zertifiziert (EMAS steht für Eco Management and Audit Scheme). Wo geht Ihr Unternehmen über die gesetzlichen Anforderungen für den Umweltschutz hinaus?
Nitzler: Wir erklären an dieser Stelle gerne zwei ganz einfache Prinzipien, die leicht verständlich und einfach umzusetzen sind. Das „Untertassenprinzip“ bedeutet, dass wir grundsätzlich jede wassergefährdende Flüssigkeit in Auffangwannen lagern. Wie bei einer Kaffeetasse haben wir so einen zusätzlichen Schutz, der ein Eindringen in den Untergrund verhindert. Gesetzlich gefordert ist dies nicht, dies ist je nach Menge und Gefährlichkeit der Flüssigkeit unterschiedlich geregelt. Wenn wir durch die Betriebe gehen haben wir den Anspruch, dass selbst die letzte Spülmittelflasche oder der letzte Farbeimer in einem Auffangbehältnis gelagert wird.
Das „Schnapsglasprinzip“ bedeutet, dass wir den kleinsten Austritt von wassergefährdenden Stoffen gemeldet haben wollen und diesen auch über unsere rund um die Uhr besetzten Leitstellen an die zuständigen Behörden weitermelden. Dies betrifft auch alle Partnerfirmen, die in unserem Auftrag tätig sind. Wir haben hier inzwischen eine sehr hohe Meldekultur. Im Anschluss an die ergriffenen Sofortmaßnahmen inklusive einer Information an die zuständigen Behörden analysieren wir die Ursachen im Rahmen einer Unfallanalyse mit dem Ziel, ähnliche Ereignisse zukünftig möglicherweise verhindern zu können. Die Menge darf dabei kein Kriterium sein, da wir aus den Vorfällen lernen und geeignete Maßnahmen ableiten wollen. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, die zur Vertrauensbildung auf Seiten der zuständigen Behörden beigetragen haben. Hier gilt das Motto „Lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig gemeldet“.
Ein Beispiel aus der Abfallwirtschaft wäre, dass wir uns um alle Abfälle, die in unserem Auftrag entstehen genauso kümmern, als wenn es eigene Abfälle wären. Wir gehen dabei bewusst in die Rolle des Abfallerzeugers mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Dabei handeln wir nach dem Motto, dass wir lieber alle abfallrechtlichen Aufgaben bewusst übernehmen, als dass wir dies dem Zufall oder der Zuverlässigkeit der beauftragten Firmen überlassen. Wir schauen bei der Entsorgung nicht weg, sondern ganz genau hin. Dies betrifft insbesondere die Entsorgung von gefährlichen Abfällen wie zum Beispiel ölgefüllte Transformatoren, imprägnierte Holzmasten oder auch belasteter Erdaushub, der beim Verlegen von Leitungen durch belastetes Gebiet entstehen kann.
Wie sah die EMAS-Prüfung Ihres Unternehmens genau aus? Was wurde wie geprüft?
Nitzler: Der Zertifizierung vorausgegangen war ein Prozess, den wir neun Monate zuvor gestartet haben. In diesem Jahr haben wir intensiv mit externer Unterstützung unsere bestehenden Prozesse überprüft und angepasst. Ein Schwerpunkt war das Genehmigungsmanagement, das heißt eine systematische Auswertung aller Genehmigungen der diversen Standorte mit eindeutiger Zuordnung umweltrelevanter Genehmigungsauflagen.
Auch der Aufbau eines Rechtskatasters, also einer Übersicht aller geltenden Normen wäre hier zu nennen. Natürlich haben wir uns vor der Zertifizierung selbst davon überzeugt, dass sich die einzelnen Standorte in einem guten Zustand befinden. Auch hier haben wir die eine oder andere Nachlässigkeit erkannt, die wir aber schnell abstellen konnten.
Diese erste Zertifizierung im Jahr 2017 erstreckte sich insgesamt über neun Tage und zehn Kernstandorte. Geprüft wurden dabei alle relevanten Unternehmensbereiche; neben Planung und Bau unserer Abteilung Asset Management auch der Betrieb der Netze durch unsere Abteilung Asset Service. Natürlich wurden auch alle Gebäude an den einzelnen Standorten überprüft, die von unserer Abteilung Facility Management verantwortet werden. Auch Querschnittsfunktionen wie der Personalbereich oder der Einkauf wurden geprüft. Die Überprüfungen durch den Umweltgutachter waren intensiv und speziell bei den ermittelten Zahlen für unsere Kernindikatoren ging es sehr in die Details. Bei den Kernindikatoren geht es um Kennzahlen, die es am Ende ermöglichen festzustellen, ob wir uns tatsächlich im Sinne von KVP ständig weiterentwickeln. Dies ist ja der Grundgedanke eines funktionierenden Managementsystems. Es wurden allen Daten und deren Grundlage sowie die Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften genauestens überprüft. Dies geschah auch direkt an unseren Standorten unter Einbeziehung der jeweiligen Beschäftigten. Im Juli 2017 war es dann soweit und wir durften unsere EMAS-Urkunde entgegennehmen. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir die angestrebte Zertifizierung gleich im ersten Anlauf und ohne sogenannte Abweichungen bestanden haben.
Was sind die größten Umwelterfolge Ihres Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren gewesen?
Nitzler: Alle externen Audits durch den Umweltgutachter konnten wir ohne Mangel oder Abweichung bestehen und eine Vielzahl von Maßnahmen aus unserem Umweltprogramm umsetzen.
Der größte Erfolg, den wir als interne Auditoren feststellen können, ist, dass sich das Bewusstsein der Beschäftigten für den Umweltschutz deutlich verbessert hat. Die positiven oder negativen Umweltauswirkungen der eigenen Tätigkeiten sind bekannt und finden eine sehr hohe Berücksichtigung bei den täglichen Aufgaben. Bewerber und neue Mitarbeiter fragen sehr aktiv und auch kritisch nach Umweltaspekten. Dies ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein zusätzlicher Treiber für den Umweltschutz.
So werden auch persönliche Themen durch die Beschäftigten vorgeschlagen und mit Hilfe des Unternehmens umgesetzt. Zum Beispiel wurde auf Initiative von Beschäftigten eine „Totholzhecke“ in einer unserer Umspannanlagen errichtet. Ebenso konnten wir am Standort Bonefeld in Kooperation mit dem NABU ein großes Insektenhotel aufstellen. Derzeit prüfen wir die Realisierung von Blühwiesen auf Teilen unserer Umspannanlagen. Auch dies gelang durch das persönliche Engagement unserer Beschäftigten.
Als weiteren Erfolg würden wir die Einführung von Kennzahlen (Kernindikatoren) bezeichnen. So wird Umweltschutz messbar gemacht und wir können erkennen, ob wir uns in die richtige Richtung entwickeln.
Was werden die wichtigsten Umweltmanagement-Herausforderungen der Zukunft sein?
Nitzler: Bezüglich der Kennzahlen: Optimierung und Einsparung von Kraftstoffverbräuchen sowie Energieverbräuchen insgesamt, dadurch möchten wir eine Reduzierung der CO₂ Emissionen erreichen.
Im Zeichen des Klimawandels wollen wir einen glaubhaften Beitrag leisten, die Energiewende voran bringen und im Sinne unserer Strategie „grüner, digitaler und kommunaler“ eine enge Verzahnung mit unseren sogenannten „interessierten Parteien“, darunter Anteilseigner, Beschäftigte, kommunale Partner und auch Dienstleister, hinbekommen. Dabei wird uns unser Umweltgutachter Herr Dr. Feld von der BSI Group wertvolle Hinweise geben und uns dabei helfen, dass wir uns weiter anspruchsvolle Ziele setzen.
Da wir auch außerhalb der klassischen Geschäftsfelder wachsen wollen, und diese neuen Geschäftsfelder nicht nur neue Chancen, sondern auch neue Risiken beinhalten können, wird unser besonderer Augenmerk darauf liegen, diese neuen Geschäftsfelder kritisch zu begleiten und beispielsweise durch Schulung neuer Mitarbeiter diese fit für die Herausforderungen zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch.

- Umweltprüfung: Bestandsaufnahme der direkten und indirekten Umweltauswirkungen, die sich durch die Ausübung der Tätigkeiten des Unternehmens ergeben.
- Umweltbetriebsprüfung: Die Umsetzung des Umweltmanagementsystems wird in einer Umweltbetriebsprüfung (internes Audit) jährlich hinterfragt.
- Umwelterklärung: Alle drei Jahre muss das Unternehmen eine Umwelterklärung erstellen und jährlich aktualisieren. In der Umwelterklärung werden die Tätigkeiten in Verbindung mit den Umweltauswirkungen beschrieben.