Auf einer Tür, versteckt im Labyrinth der Räume auf der B‑Ebene der Frankfurter Hauptwache, steht „Achtung Hochspannung Lebensgefahr“. Die mannshohen Schaltzellen und Transformatoren dahinter gewährleisten den reibungslosen Betrieb von unzähligen Geschäften, Restaurants und vor allem der Frankfurter U‑Bahn. Für ihren verlässlichen Dienst ist eine regelmäßige Wartung und Inspektion der Schaltanlage notwendig. Die im Betrieb unter Strom stehenden Umspannanlagen erfordern höchste Achtsamkeit. Bevor mit den Arbeiten begonnen werden kann, wird mit dem stabförmigen Spannungsprüfer sichergestellt, dass die Anlage spannungsfrei ist. Danach wird sie mit den Erdungsgarnituren allpolig geerdet. „Der Spannungsprüfer ist unsere Lebensversicherung“, sagt Frank Schulz, das A und O sozusagen, denn sonst besteht akute Gefahr einer Körperdurchströmung mit elektrischem Strom.
Fingerspitzengefühl gefragt
Erst wenn keine Spannung mehr anliegt, können Schrauben nachgezogen, Verbindungen kontrolliert und Verschleißteile ausgewechselt werden. Hochkonzentriert arbeiten die beiden NRM-Elektromaschinenmonteure Christian Klein und Manuel Nowakowski sowie Schaltmeister Christoph Hosbach an der Mittelspannungsschaltanlage. Eine Besonderheit der Anlagen an der Frankfurter Hauptwache: „Durch die Bremsen der U‑Bahnen haben wir hier beispielsweise sehr viel Staub durch Abrieb. Wird dieser nicht permanent entfernt, kann es zu elektrischer Leitung und Entladung kommen“, sagt Hosbach.
Für Sicherheit sorgen außerdem die Persönliche Schutzausrüstung mit Sicherheitsschuhen, feuerfester Jacke und Flammschutzhaube unterm Helm, der zusätzlich mit einem Gesichtsschutz ausgestattet ist. Daneben sind die speziellen Gummihandschuhe für Arbeiten unter Spannung so konzipiert, dass das Fingerspitzengefühl für die zum Teil kniffligen Aufgaben nicht verloren geht. „Im Stationsbau arbeiten wir oft kniend. Da gehen Hosen und Schuhe schnell kaputt. Ich halte meine Kollegen dann an, diese umgehend zu erneuern“, sagt Frank Schulz.
Ungeziefer und Drogenspritzen
Bei der Wartung und Kontrolle dreht sich aber nicht alles immer nur um die Schaltanlagen der Mittelspannung und Transformatoren selbst. Oft stoßen die Mitarbeiter auch auf Probleme, die es zunächst zu beseitigen gilt. „Wir haben je nach Standort auch mit Ungeziefer wie Schaben zu tun. Dann wird vor Arbeitsbeginn erst einmal ein Schädlingsbekämpfer bestellt, um den Ungezieferbefall zu beseitigen.“ Beim Säubern der Zuluftschächte in der Umgebung des Hauptbahnhofes finden die Kollegen teils Drogenutensilien wie Spritzen vor. Diese werden gemeldet und müssen zunächst fachgerecht entsorgt werden, bevor mit den Instandhaltungsarbeiten begonnen werden kann. Auch gilt es, einschlägige Gesetze und Richtlinien für den Transport von Gefahrgütern einzuhalten. Zum Beispiel werden Dienstleister beauftragt, die darin spezialisiert sind, Asbesteinhausungen von Kabeln zu demontieren. In jedem Fall ist hier Achtsamkeit das oberste Gebot.
Interesse am Strom geerbt
Frank Schulz ist nicht nur Sicherheitsbeauftragter bei der NRM, sondern auch Brandschutzbeauftragter. Mit seiner beruflichen Tätigkeit tritt der 45-Jährige in mehrfacher Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters: Dieser war Feinmechaniker und hatte bei Hartmann & Braun mit Messgeräten und auch viel mit elektrischen Spulen zu tun. Das hat das Interesse des Sohnes am Strom geweckt und ihn nach der Schule eine Ausbildung zum Elektroinstallateur machen lassen. Noch mehr als dies hat ihn geprägt, dass der Vater Feuerwehrmann war. Inzwischen ist Schulz selbst Wehrführer bei der Feuerwehr einer hessischen Kleinstadt und berichtet stolz von 50 aktiven Frauen und Männern sowie rund 40 Kindern und Jugendlichen, die dort mitmachen.
Seit er vor über 25 Jahren ins Berufsleben gestartet ist, hat sich viel verändert. Heute spielt die Elektrotechnik eine große Rolle und die Tätigkeiten im Arbeitsumfeld werden immer sicherer. Beispielsweise werden Niederspannungsgerüste berührungssicher vom Hersteller geliefert und montiert. „Moderne technische Anlagen erfüllen weit höhere Sicherheitsstandards als früher. Gleichzeitig nehmen die Sicherheitsanforderungen zu. Sicheres Arbeiten in Umspannanlagen und im Bereich von unter Spannung stehenden Teilen bleibt damit das wichtigste Thema in unserem Tätigkeitsbereich.“ Dabei gelte unverändert das Prinzip: Wir achten gegenseitig auf uns, denn selbst Routinetätigkeiten mit Strom können bei Unachtsamkeit lebensbedrohlich sein. Glücklicherweise hat Schulz in seiner Laufbahn aber noch keinen schweren Unfall im Unternehmen miterleben müssen.
Regelmäßig in Gefahrenbereichen
Die NRM betreibt und wartet im gesamten Frankfurter Stadtgebiet Umspannanlagen und Umspannwerke sowie Mittelspannungsanlagen von Kunden wie Hotels und Rechenzentren. Dabei handelt es sich um Mittelspannungsschaltanlagen im Bereich von 10.000 bis 20.000 Volt, sowie Niederspannungsanlagen mit 400 Volt – wo auch der Schwerpunkt von Frank Schulz‘ Arbeit liegt. „Wir begeben uns täglich in Gefahrenbereiche, für die wir in Seminaren und durch spezielle Schulungen zu den Gefahrenschwerpunkten im Bereich Strom sensibilisiert und ausgebildet werden“, erzählt er. So muss jeder Mitarbeiter im Bereich als Ersthelfer und für Arbeiten unter Spannung ausgebildet sein.
Abseits des Alltagsgeschäfts erlebt Schulz bei seinen Kontrollfahrten zu den Umspannanlagen auch kuriose Dinge. „Es gibt sogar professionelle Kupferdiebe, die Umspannanlagen aufbrechen und ganze Anlagen demontieren, damit sie Kupferteile ausbauen können. Um den Zutritt in die unter Spannung stehenden Mittelschaltanlagen zu sichern, müssen defekte Türschlösser schnell repariert werden. All das muss ständig kontrolliert werden.“
Vor seinem Blick für Gefahrenstellen ist jedenfalls nichts sicher: So hat er beispielsweise bei Abrissarbeiten auf dem Firmengelände durch ein beauftragtes Unternehmen festgestellt, dass ein Loch im Fahrbereich nicht abgesichert wurde. „Das haben wir dann natürlich sofort an die Fachabteilung gemeldet, damit hier Abhilfe geschaffen wird.“
Steckbrief
- Frank Schulz
- Alter 45
- Elektromaschinenmonteur
- Branche: Energieversorgung
- Sicherheitsbeauftragter seit 2011/2012
NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH
Die NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Mainova AG in Frankfurt am Main.
- Das Unternehmen besteht seit 2005.
- Rund 830 Mitarbeiter sorgen für die Netzsicherheit, den Ausbau und den Service der bestehenden Infrastruktur sowie für individuelle Lösungen.
- Die Gruppe Mainova hat rund 2.700 Mitarbeiter und ist Hessens größter Energieversorger.
- Jahresumsatz 2017: Knapp zwei Milliarden Euro
- www.mainova.de