Merck blickt auf 350 Jahre Geschichte zurück. 36 davon ist Silke Klotz schon dabei. „Damals war die Kugelkopfschreibmaschine das Heiligtum im Büro“, erinnert sich Klotz. Mit 17 hat sie ihre Lehre zur Industrie‐Kauffrau beim Darmstädter Pharmakonzern begonnen. Über die Verwaltung von Pharmareferenten und das Management von Außendiensttagungen landet Klotz in der Abteilung für externe Kommunikation. Dort kümmert sie sich um die Geschäftsberichte, organisiert die Bilanzpressekonferenz und die Hauptversammlung und bereitet die Q&As, die sogenannte Fragen und Antworten für die Analysten‐Calls vor.
Im traditionellen Familienunternehmen Merck achten alle aufeinander, gehen aber auch mit der Zeit: „Heute sind die Aufgabengebiete wesentlich spezifischer und jeder Beschäftigte muss die Ziele erreichen, die im Mitarbeitergespräch mit ihm vereinbart wurden.“
Umsichtig und rücksichtsvoll
„Ich finde, über eine Matte sollte keiner zweimal stolpern“, sagt Klotz. So dachte sie schon immer. Dass sie rücksichtsvoll und umsichtig agiert, ist auch ihrem Vorgesetzten aufgefallen. Seit zwei Jahrzehnten bekleidet Klotz nun schon das Ehrenamt der Sicherheitsbeauftragten. Doch ihr Engagement beschränkt die gebürtige Darmstädterin nicht allein auf die Firma. Für die Initiative „von Herzen zu Herzen“ näht sie regelmäßig herzförmige Kissen, die sich an Brustkrebs erkrankte Frauen nach der OP zur Entlastung unter die Achsel legen können. Bei der „Tour der Hoffnung“ tritt die sportliche Frau zudem jedes Jahr mit dem Rad für schwerkranke Kinder an. Über die 35 Jahre des Bestehens von „Tour der Hoffnung“ wurden insgesamt 35 Millionen Euro „erfahren“ und über Sponsoren, zu denen auch Merck gehört, eingesammelt. „Der Impuls für die Aktion kam aus der Firma“, so Klotz. „Die Tour ist sehr schön und wer einmal dabei war, ist direkt angefixt und will wieder mitmachen.“
In ihrer Anfangszeit als Sicherheitsbeauftragte hat die heute 53‐Jährige viele Schulungen besucht. Bis vor einigen Jahren wurden auch den Mitarbeitern die akuten Sicherheitsbelange über Schulungen vermittelt. Mit dabei waren eine Sicherheitsfachkraft und manchmal auch der Betriebsarzt, wenn es beispielsweise um Impfungen ging. Heute gibt es einmal jährlich eine Unterweisung über das Tool Medus. Die Mitarbeiter müssen die Trainingsinhalte konzentriert durchlesen und anschließend Fragen beantworten. Um zu sehen, welche sicherheitsrelevanten Themen andere Unternehmen beschäftigen beziehungsweise wie diese damit umgehen, machen die Sicherheitsbeauftragten von Merck einmal im Jahr einen Ausflug. „Wir waren da beispielsweise schon beim Reifenhersteller Pirelli oder bei Hitradio FFH.“
Kein Pardon bei einem „No‐Go“
Klotz kümmert sich um alle Themen – von der Ergonomie am Arbeitsplatz bis hin zu solchen Angelegenheiten, dass niemand eine private Lichterkette im Büro aufhängt. Alle elektronischen Geräte bei Merck werden einmal jährlich überprüft. „Ich bin ja im Prinzip nur der verlängerte Arm unserer Sicherheitsfachkräfte. Aber in dieser Rolle bin ich sehr nachhaltig. Und wenn ich mal etwas gesagt habe, dann wird das auch gemacht. Manchmal kommt die Werksfeuerwehr unangemeldet zur Kontrolle durch die Büros. Dann sollte alles vorbildhaft sein.“
Das letzte „Sibe‐Großprojekt“ ist noch nicht lange her. Das Jahr 2015 hat Merck genutzt, um nicht nur sein Logo zu erneuern, sondern auch sonst konsequent umzubauen. Aus dem Pharma‐ und Chemiekonzern ist ein Wissenschafts‐ und Technologieunternehmen geworden. Das äußert sich auch in baulichen Maßnahmen. Die Plätze vor den Merck‐Gebäuden in Darmstadt wurden transparenter und offener gestaltet. „Im Prinzip kann jetzt jeder rein bei uns“, so Klotz. Wegen der fehlenden Schranken hat man während des Umbaus dann beispielsweise die Türen von außen verschlossen – ein „No‐Go“ für die Sicherheitsbeauftragte – denn im Notfall hätte auch keiner von innen nach außen gelangen können. Oder die Glaswände, die kaum zu erkennen waren, sodass man leicht dagegen laufen konnte. (Flucht)Wege änderten sich manchmal täglich.
Büro‐Ergonomie vorangetrieben
Doch all das liegt hinter dem großen Merck‐Team, das allein in Darmstadt 10.000 Mitarbeiter zählt. Die Straße zwischen den zahlreichen Firmengebäuden wurde von vier auf zwei Spuren verengt, dafür der Gehsteig deutlich verbreitert. Die Bauarbeiten sind fast abgeschlossen. Im Rahmen dieser Veränderungen wurden auch die Bürostühle ausgetauscht. „Mein Chef beispielsweise ist über zwei Meter groß, der hat sogar einen extra Stuhl bekommen.“ Die neuen Modelle haben fünf anstelle von vier Rollen, höhenverstellbare Armlehnen und eine justierbare Rückenverstärkung. Einen höhenverstellbaren Schreibtisch hat bereits jeder Beschäftigte; wer also im Stehen arbeiten will, muss nur einen Knopf drücken. Nicht alle im Unternehmen sind von solchen Erneuerungen gleich begeistert. „Den Merck’ser muss man gelegentlich ein bisschen schubsen“, so die Erfahrung von Klotz. Auch in anderer Hinsicht zeigt sich Merck mitarbeiterorientiert: Nach Absprache mit dem Vorgesetzten darf über das Tool „My Works“ jeder grundsätzlich so arbeiten, wie und wo er möchte.
Sinn für exakte Vorgaben
Vor 20 Jahren hat es niemanden gekümmert, wenn eine Tür ein bisschen klemmte oder der Wasserkocher „hyperventilierte“. Heute gibt es exakte Vorgaben, wie ein PC zum Lichteinfall positioniert sein muss. Steckdosen, Kabel und feuerfeste Unterlagen werden regelmäßig überprüft. Drucker werden in einem Raum gebündelt – beziehungsweise über einen Erkennungscode können mehrere Mitarbeiter auf einen Drucker zugreifen. Ist dieser defekt, wird der Raum geschlossen. So versucht man, die Belastung durch Feinstaub so gering wie möglich zu halten.
Was manchem vielleicht übertrieben erscheint, findet Silke Klotz richtig. Die begeisterte Jazz‐Tänzerin, die vor zwanzig Jahren sogar einen eigenen Tanzverein ins Leben gerufen hat, hat dafür eine einleuchtende Erklärung: „Ich habe in meinen Leben schon so viele Menschen fallen sehen, nicht nur beim Sport. Das hat mich wahrscheinlich geprägt.“
Autorin:
Kirsten Rein, Fachjournalistin
„Ich finde, über eine Matte sollte keiner zweimal stolpern“
„Den Merck’ser muss man gelegentlich ein bisschen schubsen“
Steckbrief
- Silke Klotz
- 53 Jahre
- Sachbearbeiterin in der externen Kommunikation
- Branche: Chemie‐ und Pharma
- Sicherheitsbeauftragte seit 18 Jahren
Merck
Merck ist ein globales Wissenschafts‐ und Technologieunternehmen in den drei Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials.
- Ältestes pharmazeutisch‐chemisches Unternehmen der Welt
- Friedrich Jakob Merck legte 1668 mit Gründung der Engel Apotheke den Grundstein für das Unternehmen, das sich bis heute mehrheitlich im Familienbesitz befindet
- Insgesamt 55.000 Mitarbeiter in 66 Ländern
- 10.000 Beschäftigte am Stammsitz in Darmstadt
- www.merckgroup.com/de