Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung für den Drehstromstecker!
Welche meinen Sie?
Den Preis der BG ETEM – haben Sie denn noch weitere gewonnen?
Oh ja! Angefangen hat es mit dem ersten Platz, den mein Kollege Jonas Baumann und ich beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ in der Region Heilbronn-Franken vor rund zwei Jahren belegten. Dann kam der erste Platz in Baden-Württemberg – und anschließend der dritte Platz beim „Jugend forscht“-Bundesentscheid. Zuletzt gewannen wir den Präventionspreis der BG ETEM in unserer Branche.
Wie entstand die Idee für den neuartigen Stecker?
Wir waren im zweiten Lehrjahr und zogen zu dieser Zeit in ein neues Werk in der Nachbarortschaft. Auch wir Auszubildenden wurden beim Aufstellen und Anschließen der Maschinen am neuen Standort eingebunden. Diese sind dort über ein modernes Stromschienensystem an den Drehstrom angeschlossen. Nach einer ersten Verkabelung an der Werksdecke in rund vier Metern Höhe zeigte sich, dass die Kabel optisch ansprechender verlegt werden können. Also stieg ich wieder auf die Leiter und löste rund zehn Drehstromstecker, um die Kabel anders zu führen.
Eine wacklige Angelegenheit, wenn sich der Stecker plötzlich löst …
Ja. Auch die Stromschienen geben ja wenig Halt und ich wäre ein paar Mal fast von der Leiter gefallen. Da wir Auszubildenden jedes Jahr aufgerufen sind, beim „Jugend forscht“-Nachwuchswettbewerb teilzunehmen, ermunterte uns unser Ausbilder Holger Koch, das Problem zu lösen.
Wie entwickelten Sie die Idee?
Sehr schnell – es war der letzte Tag der Anmeldefrist. Zwei Juniorcoaches, der Metallausbilder und ich haben uns hingesetzt und innerhalb einer Stunde die erste Zeichnung erstellt und unsere Idee, den Stecker über eine Drehbewegung zu verbinden, durchgerechnet, sodass das Grundsystem funktioniert. Wir haben dann ein erstes einfaches Modell gebaut und unsere Idee angemeldet. Bis zum Wettbewerb hatten wir dann Zeit, das Ganze zu optimieren.
Ich denke, das Charmante an Ihrer Idee ist, als Erster so etwas Naheliegendes zu sehen und umzusetzen. Wie ging es dann weiter?
Wir haben das Stecksystem immer weiter verbessert, die Dokumentation überarbeitet – dazu haben wir auch im Werk Umfragen durchgeführt und die dadurch gewonnenen Erkenntnisse einfließen lassen. Bei den einzelnen Wettbewerben sind uns dann wieder Dinge aufgefallen, die wir im Nachgang überarbeitet haben.
War auch die Serienproduktion ein Thema?
Ja – aber ein großer Steckerproduzent hat seine eigene Idee umgesetzt, sodass wir wohl nicht in Serie gehen werden. Die Steckerproduktion ist ja auch nicht unsere Branche.
Also können Sie sich zwar nicht über einen wirtschaftlichen Erfolg freuen – wohl aber über die Preisgelder. Was haben Sie mit dem Gewinn gemacht?
Die 5.000 Euro Preisgeld von der
BG ETEM haben wir an Schulen im Umkreis für den Technikunterricht gespendet.
In Ihrem Haus werden die Mitarbeiter offensichtlich immer wieder angehalten, Ideen zu entwickeln und sich damit bei „Jugend forscht“ zu bewerben. Können Sie weitere Beispiele nennen?
Im Jahr vor uns überarbeiteten die Kollegen einen Zebrastreifen an einer dreispurigen Straße. Wenn auf dem Linksabbiegersteifen ein Fahrzeug steht, kann der Gegenverkehr einen Fußgänger nur schlecht sehen. Also haben die Auszubildenden eine Druckmatte in den Boden eingebaut, die einen Menschen erkennt und eine Warnleuchte aktiviert.
Andere haben ein Erinnerungssystem für Motorradfahrer entwickelt, damit sie den Blinker ausschalten – denn mit gesetztem Blinker geradeaus zu fahren ist sehr gefährlich.
Haben Sie selbst bereits andere Ideen eingebracht?
Ja, ich wollte den Fahrtwind an der Autobahn zur Energiegewinnung nutzen. Diese Idee wurde aber aus Aufwandsgründen verworfen.
Sind Sie auch nach dem Abschluss Ihrer Ausbildung aufgerufen, Ideen einzureichen?
Jeder ist dazu aufgerufen, innovativ zu handeln. Nur weiß ich mittlerweile auch, wie schwierig es ist, so etwas in einer Firma zu machen, weil man ja das Tagesgeschäft erledigen und viele Instanzen einbinden muss. Aber klar – wenn mir etwas auffällt, gebe ich die Idee an die jeweiligen Kollegen weiter oder versuche, sie selbst umzusetzen.
Arbeiten Sie aktuell an etwas?
Im Kopf gehen mir ganz viele Sachen rum – aber das ist alles sehr zeitaufwendig.
Verständlich – aber Sie haben ja diesen Beruf gewählt, weil Sie ein „Daniel Düsentrieb“ sind…
Ja – das gehört dazu.
Besten Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Andrea Stickel.
Drehen statt Ziehen
Foto: Bürkert
Wer einen CEE-Stecker lösen will, muss normalerweise viel Kraft einsetzen. Beim Ziehen löst sich der Stecker dann unvermittelt mit einem Ruck. Das birgt Gefahren – insbesondere bei Arbeiten, die auf Leitern ausgeführt werden. Die Nachwuchskräfte aus dem Ausbildungszentrum der Bürkert Werke entwickelten deshalb einen Drehmechanismus, mit dem sich der Stecker kontrolliert aus der Buchse ziehen lässt.
Präventionspreis der BG ETEM
Alle zwei Jahre schreibt die BG ETEM den Präventionspreis aus. Ausgezeichnet werden Ideen, Maßnahmen und Projekte, die in besonderer Weise den Arbeits- und Gesundheitsschutz voran bringen. Die sechs Branchenpräventionspreise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Nächster Einsendeschluss ist am 31.12.2019.
www.bgetem.de/arbeitssicherheit-gesundheitsschutz/praeventionspreis