Wie Ameisen in einem Haufen sausen sie emsig hin und her, vor und zurück. In leiser Geschäftigkeit wird Ware gestapelt, verfrachtet, der Stapler gestoppt, eine Frage geklärt. Das Stapeln erfolgt zentimetergenau. „Man muss die Ware ordentlich lagern. Wenn nicht alles genau stimmt in elf Metern Höhe, dann hat das automatisch üble Konsequenzen. Allein die Palette wiegt schon zwölf Kilogramm“, schildert Meyer. Es gilt, die Ware zu schrumpfen. So nennt man es, wenn diese mit Folie auf der Palette zusammengezurrt wird. Dann kann sie auf der riesigen Vorratsfläche, die auf acht Hallen in Dietzenbach verteilt ist, gelagert und wieder ausgeliefert werden.
Lieferungen aus aller Welt
„Unsere Ware kommt aus der ganzen Welt“, sagt Meyer. Unter den Absendern finden sich Namen vertrauter Lieferanten wie Gies Plastik oder Vileda, aber auch Unternehmen aus Tschechien oder Rumänien. Besonders große Warenmengen stammen aus Fernost, denn diese werden jeweils containerweise verschifft – ansonsten wäre es viel zu teuer. Aber egal, woher die Ware kommt, sie wird komplett in die Hallen „eingesteuert“ und dann an die 330 deutschen Märkte, die einmal wöchentlich bestellen können, ausgeliefert – von Kiel bis Gelsenkirchen. Saisonware wie Camping-Accessoires oder Gartenmöbel nehmen den meisten Platz weg. So herrscht in den Baumärkten bundesweit in den Monaten März bis Juni Hochkonjunktur. „Der heißeste Tag ist der Ostersamstag.“
Ulrich Meyer ist seit 42 Jahren bei der Rewe-Gruppe. Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann, die er eigentlich als Basis für seine Tätigkeit als Abteilungsleiter im Verkauf sah, hat es den heute 60-Jährigen praktisch direkt ins Lager verschlagen. „Dort habe ich in der Kommissionierung begonnen und bin dann durch alle Abteilungen durch“, erinnert sich Meyer. „Eigentlich hatte ich nie vor, in die Logistik zu gehen“. Aber dann folgten 25 Jahre als Lagerleiter, die durch eine längere Krankheit beendet wurden. Wieder zurück im Job, wurde der Offenbacher 2016 gefragt, ob er Interesse daran hätte, den gesamten Bereich „Sicherheit“ im Toom-Warenlager aufzubauen. „Heute nimmt das fast 80 Prozent meiner Tätigkeit ein. Es gehört einfach viel mehr dazu als früher“, so der Profi in Sachen Lagerlogistik.
Sieben Lehrgänge und eine Prüfung
Meyer lebt seine Arbeit. Zu dem riesigen Erfahrungsschatz eines langjährigen Lagerleiters kamen Sibe-Lehrgänge allgemeiner Art sowie speziell für Lagerlogistik und Büro. Dazu bildete Meyer sich in Brandschutz-Seminaren zum Brandschutzbeauftragten weiter. Insgesamt waren es sieben Lehrgänge. Und dann legte er noch die Prüfung zum Flurförderzeuge-Ausbilder ab. Damit kann Meyer sogar Führerscheine ausstellen. Das ist nötig, denn neben Schnittverletzungen durch die Kartons passieren bei allem Augenmaß doch die meisten Unfälle beim Anfahren von einem FFZ (Flurförderzeug).
„Ich bin praktisch Mädchen für alles“, schmunzelt Meyer. Denn neben den üblichen Aufgaben eines Sicherheits- und Brandschutzbeauftragten stehen für ihn weitere Herausforderungen wie die Schädlingsbekämpfung oder die Organisation von Betriebsfeiern auf dem Programm. Die Schädlingsbekämpfung ist dabei nicht nur wegen der Süßwaren an der Kasse in den Toom Baumärkten nötig – „wer will schon Mäuse in der Kinderschokolade?“ – sondern im gesamten Gebäude: „Die Nager fressen jede Art von Karton an, da müssen gar keine Nahrungsmittel drin sein.“ Von daher werden Hygienevorschriften grundsätzlich sehr ernst genommen und Ordnungsvorgaben strengstens eingehalten – von der Toilette bis hin zum großen Lager.
Dominoeffekt befürchtet
„Ich muss das Toom Management-Team hier wirklich loben“, sagt Ulrich Meyer. „Die geben uns die Zeit, sodass alles durchgesetzt werden kann.“ Ergebnis: Im Prinzip ziehen alle mit. Die zahlreichen Auditierungen laufen gut. Prüfer kontrollieren alle zwei Wochen die Regale und protokollieren Verformungen. „So Lagerregale können umfallen wie die Dominosteine.“ Außerdem werden regelmäßig Evakuierungsübungen durchgeführt. „Hoffentlich bleibt es bei diesen Übungen“, wünscht sich Meyer. Denn die Farben, das Plastik und die Kartons brennen schnell lichterloh. Ein absolutes Muss: Die Notausgänge dürfen nie zugestellt sein. „Das kontrollieren wir dreimal täglich!“ Einmal alle zwölf Monate erhalten die Mitarbeiter eine Komplettunterweisung in Form einer Power-Point-Präsentation. Die Teilnahme muss hinterher mit Unterschrift quittiert werden.
Mit Händen, Füßen und Symbolen
Seine Mitarbeiter ermahnt Logistiker Meyer mit Fingerspitzengefühl. Nicht immer ist es einfach, denn in Deutsch und Englisch erreicht er nicht die gesamte Mannschaft. Die Beschäftigten kommen aus 15 unterschiedlichen Ländern. „Aber dafür haben wir ja Hände, Füße und Symbole.“ Die Truppe ist jung, motiviert und offen für Sicherheitsbelange. Bei den Älteren ist es nicht ganz so einfach: „Die meinen, sie wissen, wie’s geht und wollen oft auch nicht mehr zuhören.“ Aber das ficht den überzeugten Sicherheitsbeauftragten nicht an. „Mit mir selbst bin ich vielleicht nicht so geduldig, aber im Umgang mit anderen war ich es schon immer.“
Auch jenseits seines Arbeitsplatzes hat Meyer ein Auge auf all die Dinge, die bei Toom in seinem Verantwortungsbereich liegen. „In Gebäuden mit Publikumsverkehr sind in der Regel die Steckdosen nummeriert, so lassen sie sich leicht auf dem Lageplan identifizieren. Und wie die Rauchmelder beispielsweise in Flughäfen angebracht sind, das interessiert mich natürlich auch.“ Beim Basteln und Handwerken zuhause lässt er grundsätzlich Vor- und Umsicht walten. Das hat er auch an seinen Sohn „vererbt“. Der arbeitet für einen Chemiekonzern und ist sich der Gefahrenlage in der Branche sehr bewusst.
Autorin: Kirsten Rein
Fachjournalistin
„Ich bin praktisch Mädchen für alles“
„Lagerregale können umfallen wie
Dominosteine“
Steckbrief
- Name: Ulrich Meyer
- Alter: 60 Jahre
- Position: Lagerleiter
- Branche : Baumärkte/Handel
- Sicherheitsbeauftragter seit 2016
toom Baumarkt GmbH
Das deutsche Unternehmen toom Baumarkt mit Sitz in Köln gehört zur REWE Group. Es betreibt Baumärkte und Gartencenter unter den Marken toom Baumarkt, B1 Discount Baumarkt und Klee Gartenfachmarkt.
- 15.100 Mitarbeiter
- insgesamt 330 Märkte
- 2,6 Mrd. Euro Bruttoumsatz in 2016
- www.toom.de