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Zentimeterarbeit schützt vorm Domino-Effekt

Zu Besuch bei Toom in Dietzenbach
Zentimeterarbeit schützt vorm Domino-Effekt

Acht Lager­hallen ste­hen allein in Diet­zen­bach als Umschlag­platz für die Waren der Rewe-Tochter Toom Baumärk­te bere­it. Hier wird kon­tinuier­lich angeliefert, gelagert, kom­mis­sion­iert und wieder aus­geliefert. Ulrich Mey­er ist mit einem Kol­le­gen als Sicher­heits- und Brand­schutzbeauf­tragter für rund 320 Mitar­beit­er zuständig.

Wie Ameisen in einem Haufen sausen sie emsig hin und her, vor und zurück. In leis­er Geschäftigkeit wird Ware gestapelt, ver­frachtet, der Sta­pler gestoppt, eine Frage gek­lärt. Das Stapeln erfol­gt zen­time­ter­ge­nau. „Man muss die Ware ordentlich lagern. Wenn nicht alles genau stimmt in elf Metern Höhe, dann hat das automa­tisch üble Kon­se­quen­zen. Allein die Palette wiegt schon zwölf Kilo­gramm“, schildert Mey­er. Es gilt, die Ware zu schrumpfen. So nen­nt man es, wenn diese mit Folie auf der Palette zusam­mengezur­rt wird. Dann kann sie auf der riesi­gen Vor­rats­fläche, die auf acht Hallen in Diet­zen­bach verteilt ist, gelagert und wieder aus­geliefert werden.

Lieferungen aus aller Welt

„Unsere Ware kommt aus der ganzen Welt“, sagt Mey­er. Unter den Absendern find­en sich Namen ver­trauter Liefer­an­ten wie Gies Plas­tik oder Vile­da, aber auch Unternehmen aus Tschechien oder Rumänien. Beson­ders große Waren­men­gen stam­men aus Fer­nost, denn diese wer­den jew­eils con­tain­er­weise ver­schifft – anson­sten wäre es viel zu teuer. Aber egal, woher die Ware kommt, sie wird kom­plett in die Hallen „einges­teuert“ und dann an die 330 deutschen Märk­te, die ein­mal wöchentlich bestellen kön­nen, aus­geliefert – von Kiel bis Gelsenkirchen. Saison­ware wie Camp­ing-Acces­soires oder Garten­mö­bel nehmen den meis­ten Platz weg. So herrscht in den Baumärk­ten bun­desweit in den Monat­en März bis Juni Hochkon­junk­tur. „Der heißeste Tag ist der Ostersamstag.“

Ulrich Mey­er ist seit 42 Jahren bei der Rewe-Gruppe. Nach ein­er Lehre zum Einzel­han­del­skauf­mann, die er eigentlich als Basis für seine Tätigkeit als Abteilungsleit­er im Verkauf sah, hat es den heute 60-Jähri­gen prak­tisch direkt ins Lager ver­schla­gen. „Dort habe ich in der Kom­mis­sion­ierung begonnen und bin dann durch alle Abteilun­gen durch“, erin­nert sich Mey­er. „Eigentlich hat­te ich nie vor, in die Logis­tik zu gehen“. Aber dann fol­gten 25 Jahre als Lager­leit­er, die durch eine län­gere Krankheit been­det wur­den. Wieder zurück im Job, wurde der Offen­bach­er 2016 gefragt, ob er Inter­esse daran hätte, den gesamten Bere­ich „Sicher­heit“ im Toom-Waren­lager aufzubauen. „Heute nimmt das fast 80 Prozent mein­er Tätigkeit ein. Es gehört ein­fach viel mehr dazu als früher“, so der Profi in Sachen Lagerlogistik.

Sieben Lehrgänge und eine Prüfung

Mey­er lebt seine Arbeit. Zu dem riesi­gen Erfahrungss­chatz eines langjähri­gen Lager­leit­ers kamen Sibe-Lehrgänge all­ge­mein­er Art sowie speziell für Lager­l­ogis­tik und Büro. Dazu bildete Mey­er sich in Brand­schutz-Sem­i­naren zum Brand­schutzbeauf­tragten weit­er. Ins­ge­samt waren es sieben Lehrgänge. Und dann legte er noch die Prü­fung zum Flur­förderzeuge-Aus­bilder ab. Damit kann Mey­er sog­ar Führerscheine ausstellen. Das ist nötig, denn neben Schnittver­let­zun­gen durch die Kar­tons passieren bei allem Augen­maß doch die meis­ten Unfälle beim Anfahren von einem FFZ (Flur­förderzeug).

„Ich bin prak­tisch Mäd­chen für alles“, schmun­zelt Mey­er. Denn neben den üblichen Auf­gaben eines Sicher­heits- und Brand­schutzbeauf­tragten ste­hen für ihn weit­ere Her­aus­forderun­gen wie die Schädlings­bekämp­fung oder die Organ­i­sa­tion von Betrieb­s­feiern auf dem Pro­gramm. Die Schädlings­bekämp­fung ist dabei nicht nur wegen der Süßwaren an der Kasse in den Toom Baumärk­ten nötig – „wer will schon Mäuse in der Kinder­schoko­lade?“ – son­dern im gesamten Gebäude: „Die Nag­er fressen jede Art von Kar­ton an, da müssen gar keine Nahrungsmit­tel drin sein.“ Von daher wer­den Hygien­evorschriften grund­sät­zlich sehr ernst genom­men und Ord­nungsvor­gaben streng­stens einge­hal­ten – von der Toi­lette bis hin zum großen Lager.

Dominoeffekt befürchtet

„Ich muss das Toom Man­age­ment-Team hier wirk­lich loben“, sagt Ulrich Mey­er. „Die geben uns die Zeit, sodass alles durchge­set­zt wer­den kann.“ Ergeb­nis: Im Prinzip ziehen alle mit. Die zahlre­ichen Audi­tierun­gen laufen gut. Prüfer kon­trol­lieren alle zwei Wochen die Regale und pro­tokol­lieren Ver­for­mungen. „So Lager­re­gale kön­nen umfall­en wie die Domi­nos­teine.“ Außer­dem wer­den regelmäßig Evakuierungsübun­gen durchge­führt. „Hof­fentlich bleibt es bei diesen Übun­gen“, wün­scht sich Mey­er. Denn die Far­ben, das Plas­tik und die Kar­tons bren­nen schnell lichter­loh. Ein absolutes Muss: Die Notaus­gänge dür­fen nie zugestellt sein. „Das kon­trol­lieren wir dreimal täglich!“ Ein­mal alle zwölf Monate erhal­ten die Mitar­beit­er eine Kom­plet­tun­ter­weisung in Form ein­er Pow­er-Point-Präsen­ta­tion. Die Teil­nahme muss hin­ter­her mit Unter­schrift quit­tiert werden.

Mit Händen, Füßen und Symbolen

Seine Mitar­beit­er ermah­nt Logis­tik­er Mey­er mit Fin­ger­spitzenge­fühl. Nicht immer ist es ein­fach, denn in Deutsch und Englisch erre­icht er nicht die gesamte Mannschaft. Die Beschäftigten kom­men aus 15 unter­schiedlichen Län­dern. „Aber dafür haben wir ja Hände, Füße und Sym­bole.“ Die Truppe ist jung, motiviert und offen für Sicher­heits­be­lange. Bei den Älteren ist es nicht ganz so ein­fach: „Die meinen, sie wis­sen, wie’s geht und wollen oft auch nicht mehr zuhören.“ Aber das ficht den überzeugten Sicher­heits­beauf­tragten nicht an. „Mit mir selb­st bin ich vielle­icht nicht so geduldig, aber im Umgang mit anderen war ich es schon immer.“

Auch jen­seits seines Arbeit­splatzes hat Mey­er ein Auge auf all die Dinge, die bei Toom in seinem Ver­ant­wor­tungs­bere­ich liegen. „In Gebäu­den mit Pub­likumsverkehr sind in der Regel die Steck­dosen num­meriert, so lassen sie sich leicht auf dem Lage­plan iden­ti­fizieren. Und wie die Rauch­melder beispiel­sweise in Flughäfen ange­bracht sind, das inter­essiert mich natür­lich auch.“ Beim Basteln und Handw­erken zuhause lässt er grund­sät­zlich Vor- und Umsicht wal­ten. Das hat er auch an seinen Sohn „vererbt“. Der arbeit­et für einen Chemiekonz­ern und ist sich der Gefahren­lage in der Branche sehr bewusst.


Autorin: Kirsten Rein

Fachjour­nal­istin


„Ich bin prak­tisch Mäd­chen für alles“


„Lager­re­gale kön­nen umfall­en wie
Dominosteine“


Steckbrief

  • Name: Ulrich Meyer
  • Alter: 60 Jahre
  • Posi­tion: Lagerleiter
  • Branche : Baumärkte/Handel
  • Sicher­heits­beauf­tragter seit 2016

toom Baumarkt GmbH

Das deutsche Unternehmen toom Bau­markt mit Sitz in Köln gehört zur REWE Group. Es betreibt Baumärk­te und Gar­ten­cen­ter unter den Marken toom Bau­markt, B1 Dis­count Bau­markt und Klee Gartenfachmarkt.

  • 15.100 Mitar­beit­er
  • ins­ge­samt 330 Märkte
  • 2,6 Mrd. Euro Brut­toum­satz in 2016
  • www.toom.de
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