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Schutzhelme: Auswahl und richtiges Tragen

PSA in der Anwendung
Schutzhelme: Auswahl und richtiges Tragen

Eigentlich ist der Helm eine rel­a­tiv unkom­pliziert zu tra­gende Per­sön­liche Schutzaus­rüs­tung, sagt Dipl.-Ing. Peter Fren­er, Leit­er des Sachge­bi­ets Kopf­schutz der DGUV. Aber den­noch gibt es gefährliche Nach­läs­sigkeit­en, die er im Inter­view mit Sicher­heits­beauf­tragter erläutert.

Das Inter­view führte Ver­e­na Manek.

Herr Fren­er, soll­ten sich die Träger eigentlich die Kennze­ich­nung im Helm anschauen?

Wichtig für den Träger ist das Her­stell­da­tum, damit er weiß, wann der Helm getauscht wer­den muss. Wir empfehlen, den ther­mo­plas­tis­chen Helm nach vier Jahren und den duro­plas­tis­chen Helm nach etwa acht Jahren
auszu­tauschen. In der Innen­seite des Helms ist immer das Quar­tal und Jahres­da­tum der Her­stel­lung eingeprägt. Der Träger kann dann zum Beispiel sehen, mein duro­plas­tis­ch­er Helm ist 1/18 hergestellt, das heißt, ich kann ihn noch sechs Jahre tra­gen. Das muss man dem Träger sagen, wenn man ihm den Helm gibt.

Und die anderen Kennzeichnungen?

Anson­sten dient diese Kennze­ich­nung haupt­säch­lich dazu, dem Einkäufer, der den Helm besorgt hat, zu zeigen, dass er das bekom­men hat, was er haben wollte. Je nach den Anforderun­gen, für die der Helm aus­gewählt wurde, sind ja bes­timmte Eigen­schaften notwendig, wie etwa Anti­s­ta­tik oder Hitzeschutz. Da gibt es Unter­schiede in Helm­ma­te­r­i­al und Helmfertigung.

Wie entschei­den sich Betriebe für einen Helm?

Zuerst ein­mal müssen sich Sicher­heits­fachkraft und Betrieb­sleitung Gedanken machen, ob es überhaupt
Gefährdun­gen gibt, die das Tra­gen eines Helms erforder­lich machen. Auch diese Frage muss gestellt wer­den, denn ein Helm ist natür­lich auch eine Belas­tung. Wenn nichts herun­ter­fall­en kann, son­dern nur Anstoßge­fahr beste­ht, reicht auch eine Anstoßkappe.

Falls aber Gefährdun­gen fest­gestellt werden?

Wenn die Zuständi­gen nach Erstellen der Gefährdungs­beurteilung wis­sen, was es für Gefährdun­gen für den Kopf gibt, dass zum Beispiel lose Teile von einem Brück­enkran herun­ter­fall­en kön­nen, müssen sie über­legen, ob sie diese Gefährdun­gen ver­mei­den kön­nen. Wenn sie diese aber nicht sich­er auss­chließen kön­nen, kommt als let­zter Schritt die Per­sön­liche Schutzaus­rüs­tung, hier der Helm, zum Tragen.

Und dann suchen sie einen bes­timmten Helm aus?

Ja, dann kommt die Frage, welchen Helm brauche ich? Das geht dann wieder zurück auf die zuvor erkannten
Gefährdun­gen. Wenn zum Beispiel im Betrieb Explo­sion­s­ge­fahr beste­ht, muss ich einen ableit­fähi­gen, das heißt, anti­s­ta­tis­chen Helm nehmen, damit keine Ent­ladungs­funken zwis­chen Helm und Teilen der Umge­bung entste­hen können.

Kann sich auch zum Beispiel der Sicher­heits­beauf­tragte bei der Auswahl von Hel­men einbringen?

Ja, natür­lich, das sollte man ihm dur­chaus zugeste­hen. Er ken­nt ja die Arbeits­be­din­gun­gen sehr gut. Wenn zum Beispiel Arbeit­en in niedri­gen Räu­men durchge­führt wer­den, bei denen der Träger ständig mit dem Helm irgend­wo anstößt, und ihn dann eventuell ver­liert, ist der Helm wom­öglich zu groß und sper­rig. Auf einen Hin­weis des Sicher­heits­beauf­tragten kann man dann die Auswahlkri­te­rien nochmal über­denken, über­legen, ob es nicht einen passenderen Helm gibt. Da ist es auch sin­nvoll, wenn der Sicher­heits­beauf­tragte sich über ver­schiedene Helm­typen schlau macht.

Welche Fehler wer­den beim Tra­gen des Helms gemacht?

Ein Haupt­fehler ist, dass nicht darauf geachtet wird, ob der Helm etwa bei ungün­sti­gen oder ruckar­ti­gen Bewe­gun­gen wirk­lich am Kopf bleibt. Erstens stört es sehr, wenn er herun­ter­fällt, zweit­ens schützt er dann ja nicht mehr. Der Träger muss das Nack­en­band so ein­stellen, dass es nicht drückt, aber der Helm sich­er sitzt. Es ist das Wichtig­ste über­haupt, dass der Helm, wenn es drauf ankommt, auf dem Kopf bleibt, auch wenn der Betrof­fene dann ger­ade eine ruckar­tige Kopf­be­we­gung macht.

Wie wichtig ist es, das Kinnband zu benutzen?

Lei­der ist es in Deutsch­land, im Gegen­satz zu anderen Län­dern, fast ver­pönt, das Kinnband zu tra­gen. Aber jed­er sollte es bekom­men und unbe­d­ingt benutzen. Ohne das Kinnband, das den Helm eben noch viel bess­er am Kopf fes­thält, ist ein Helm eigentlich nur halb so wertvoll wie er sein kön­nte. In eini­gen Unternehmen gibt es interne Vere­in­barun­gen, dass die Mitar­beit­er das Kinnband tra­gen müssen, dann klappt es auch.

Was wird außer­dem in der Prax­is falsch gemacht?

Manche Träger stört der Schirm am vorderen Teil des Helms, zum Beispiel, wenn sie oft nach oben schauen müssen. Sie drehen dann den Helm, so dass der Schirm im Nack­en ste­ht. Das ist, im schlimm­sten Fall, tödlich. Wenn der Helm nicht richtig herum sitzt, rutscht er weg, wenn irgen­det­was nicht ganz von der Mitte auf ihn trifft, und das hat drama­tis­che Fol­gen. Wen der Schirm zu sehr stört, der kann einen Helm mit einem kürz­eren Schirm nehmen.

Worauf sollte der Träger noch achten?

Ab und zu sollte der Träger aus hygien­is­chen Grün­den das Schweißband innen im Helm aus­tauschen. Das dauert zwei Minuten und kostet einen Euro.

Und natür­lich den Helm immer aufsetzen …

Klar ist, der Helm gehört auf den Kopf. Ich muss ihn, wenn ich aus dem Sta­pler steige, wirk­lich auf dem Kopf haben und nicht in der Hand hal­ten. Auch das sieht man immer mal wieder. Anson­sten ist Helm­be­nutzung, im Ver­hält­nis zu der ander­er PSA-Arten, sehr unkompliziert.


Glossar

Ther­mo­plas­tis­che Kun­st­stoffe, wie zum Beispiel Poly­ethylen (PE), Poly­car­bon­at (PC), Polyamid (PA), Acryl­ni­tril-Buta­di­en-Sty­rol (ABS) oder glas­faserver­stärk­tes Polypropy­len (PP-GF) eignen sich nicht für den Ein­satz in Heißbere­ichen. Die Formbeständigkeit kann bere­its bei cir­ca plus 70 Grad Cel­sius nicht mehr gegeben sein.

Duro­plas­tis­che Kun­st­stoffe, zum Beispiel faserver­stärk­tes Phe­nol-Formalde­hyd-Harz (PF-SF) oder glas­faserver­stärk­tes ungesät­tigtes Poly­ester­harz (UP-GF) weisen eine sehr gute Hitzebeständigkeit auf. Darüber hin­aus besitzen sie eine gute chemis­che Beständigkeit, weshalb Helm­schalen aus diesen Kun­st­stof­fen auch häu­fig in Betrieben der chemis­chen Indus­trie einge­set­zt werden.

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