Zunächst einige grundsätzliche Fakten: Schutzhandschuhe schützen vor mechanischen (Schnitt- und Stoßverletzungen), vor chemischen (Säuren, Laugen, Lösungen etc.) sowie physikalischen (Wärme/Hitze, Kälte, Ultraviolettstrahlen) und biologischen (Mikroorganismen, Bakterien) Gefährdungen. Material und Form des Schutzes von Händen, Fingern und teilweise auch Unterarmen (zum Beispiel bei Chemikalienschutzhandschuhen) richten sich vor allem nach den Anforderungen des jeweiligen Tätigkeitsbereichs. Schutzhandschuhe können zwei bis (zumeist) fünf Finger haben, selten aber auch gar keine (Fäustlinge). In jedem Fall sind Schutzhandschuhe ein unbedingtes Muss bei jeder Arbeit in einem Unternehmen, in dem Hände, Finger und Unterarme stärker belastet werden.
Achtung Allergien!
Aber Schutzhandschuhe können nicht nur positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Trägers haben. Feuchtigkeit ist mit Abstand die häufigste Hautgefährdung und führt zur Ekzembildung. Das Tragen flüssigkeitsdichter Handschuhe schädigt daher auf Dauer die Haut.
Ein weiteres Problem sind Allergien. Gerade in elastischen Handschuhen kommt eine Vielzahl von potenziell allergieauslösenden Stoffen vor, allen voran Naturlatex (siehe auch Kasten Allergie). Allerdings sind heute sehr viele Markenschutzhandschuhe zum Beispiel aus Vinyl oder Nitrilkautschuk auf dem Markt, sodass man auf Handschuhe aus Naturlatex verzichten kann. Verzichten sollte man unbedingt auch auf gepuderte Latex-Handschuhe, die vor nicht allzu langer Zeit noch wegen ihrer hygienischen Eigenschaften sehr beliebt waren. Inzwischen ist jedoch erwiesen, dass sie Allergie auslösende Eigenschaften haben. Die Latex-Allergie ist mittlerweile sogar als Berufskrankheit anerkannt.
Generell sollte man beim Einkauf darauf achten, nur Markenhandschuhe von guter Qualität zu beschaffen, weil sie im Gegensatz zu Billigprodukten keine Gerb‑, Farb- und Beschichtungsstoffe aufweisen. Auf Gummihandschuhe sollte allein schon aufgrund der Allergiegefahr ganz verzichtet werden. Und Einmalhandschuhe sollten, wenn überhaupt, auch wirklich nur einmal getragen und nach Gebrauch sofort entsorgt werden.
So erkennt man sichere Handschuhe
Schutzhandschuhe müssen außen durch eine CE-Kennzeichnung, Prüfstellenangaben und zutreffende Prüfnorm gekennzeichnet sein. Im Rahmen der Prüfnorm müssen mindestens folgende Informationen angegeben sein, die auf dem Handschuh dauerhaft leserlich sein müssen:
- Hersteller
- Typ / Artikelbezeichnung
- Größenbezeichnung
- Piktogramm zur Handschuhkennzeichnung (Schutz gegen welche Gefährdungen)
- Risiko-Kategorie I bis III (I ist die niedrigste, III die höchste Risiko-Kategorie)
- Angabe des Verfallsdatums falls erforderlich
In den Regelwerken sind die unterschiedlichen Anforderungen an einen Schutzhandschuh festgelegt, damit er vor Risiken (mechanisch, chemisch etc.) wirkungsvoll schützen kann. Handschuhe zum Schutz gegen mechanische Gefahren müssen zum Beispiel mindestens abriebfest, schnittfest, weiterreißfest und durchstichfest sein.
Damit die Handschuhe auch wirklich sicher sind, muss sie der Hersteller vor Inverkehrbringen in mehreren Tests durch ein zertifiziertes Labor prüfen lassen. Die Testergebnisse sind für den Käufer auf den Handschuhen oder den Verpackungen durch eine Zahlen- und Buchstabenkombination unter einem Piktogramm vermerkt. Die dort angegebenen Leistungsstufen 0 bis maximal 5 sind aber nicht mit den generellen Risikokategorien I, II und III in Verbindung mit der CE-Kennzeichnung zu verwechseln, die lediglich allgemein angeben, ob ein Handschuh aufgrund seiner Konstruktion und Inhaltsstoffe vor niedrigen, mittleren oder großen beziehungsweise tödlichen Risiken schützen kann.
Diese Kennwert-Kombinationen dürfen nur angegeben werden, wenn der Handschuh die Mindestanforderungen der entsprechenden spezifischen Norm erfüllt (bei Schutzhandschuhen gegen mechanische Risiken ist das die DIN EN 388). Erfüllt ein Handschuh gleich mehrere Normen, müssen alle relevanten Piktogramme angegeben werden. Diese zeigen an, um welche Art Schutzhandschuh es sich handelt: Ein Hammer etwa dient zur Kennzeichnung von Handschuhen gegen mechanische Gefährdungen. Achtung: Für besondere Schweißerhandschuhe gibt es kein Piktogramm, da ausschließlich für sie eine eigene Norm gilt (EN 12477)!
Die Zahlen unterhalb der Piktogramme stehen für die Leistungsstufen, die der Handschuh in jeder Kategorie erfüllt. Je nach Norm kann es sich dabei um Ziffern oder Buchstaben handeln. Bei mechanischen Schutzhandschuhen sind es vier Zahlen, zum Beispiel in der Reihenfolge 3442. Hier gilt: Je höher eine jede Zahl bezüglich der betreffenden Gefährdung beziehungsweise des jeweiligen Merkmals, desto besser schützt der Handschuh . Steht anstelle einer Zahl dagegen ein X, bedeutet dies, dass der Handschuh nicht für diese Anwendung geeignet ist – oder aber dass für dieses Risiko kein Test durchgeführt wurde. Ist zusätzlich ein i beziehungsweise ein aufgeschlagenes Buch mit einem i aufgedruckt, heißt das, der Träger sollte sich in der Gebrauchsanweisung oder einer anderen Quelle über weitere Fakten zum Handschuh informieren.
Die vier Zahlen stehen im Fall der mechanischen Schutzhandschuhe in der Reihenfolge für die Leistungsergebnisse der Tests in den Kategorien Abriebfestigkeit (0–4), Schnittfestigkeit (0–5), Weiterreißkraft (0–4) und Durchstichkraft (Widerstand gegen Durchstiche, 0–4), wobei 0 die niedrigste Leistungsstufe ist. Nach den vier Zahlen können noch zwei Buchstaben folgen. An fünfter Stelle steht dann das Ergebnis für Schnittfestigkeit nach der ISO 13997 (Leistungsstufen A bis F, wobei F die höchste Schutzstufe darstellt). An sechster Stelle steht ein P dafür, dass der Handschuh gegen Stoßeinwirkung geprüft wurde.
Dr. Joerg Hensiek
Gefährdungsbeurteilung entscheidet über Tragepflicht
Durch eine Gefährdungsbeurteilung können die für Arbeitssicherheit im Unternehmen Verantwortlichen feststellen, ob an bestimmten Arbeitsplätzen das Tragen von Schutzhandschuhe erforderlich ist. Ist dies der Fall, dann muss der Schutzhandschutz ausgesucht werden, der sich bei den spezifischen Gefährdungen am Arbeitsplatz besonders eignet. In der betrieblichen Praxis gibt es meist zwei völlig verschiedene Ausgangssituationen für das Tragen von Schutzhandschuhen.
Zum einen gibt es Arbeitsplätze, an denen gewisse Gefährdungen und Belastungen der Hände zwar die Regel sind, an denen aber keine generelle Tragepflicht von Handschuhen besteht. Entweder, weil die Belastungen eher gering sind, nur bei bestimmten Arbeiten auftreten oder nur Personen mit besonders empfindlicher Haut von den Belastungen betroffen sind. Die ist zum Beispiel so bei vielen Transport‑, Lager‑, Reinigungs- und Montagearbeiten. Die Schutzhandschuhe gehören hier meist nicht zur offiziellen Schutzausrüstung, aber sie werden den Arbeitsnehmern zur Verfügung gestellt.
Im Kontrast dazu gibt es die Arbeitsplätze, bei denen die Gefährdungsbeurteilung eine spezifische und dauernd auftretende Gefährdung identifiziert hat. Hier besteht dann generell eine Tragepflicht von Schutzhandschuhen. In diesen Betrieben ist das Gebotszeichen M009 „Handschutz benutzen“ in Form von Schildern oder Aufklebern an Wänden angebracht. An die Tragepflicht wird in diesen Unternehmen auch mittels Betriebsanweisungen und im Rahmen von Arbeitsschutz-Unterweisungen hingewiesen.
So findet man allergiesichere Handschuhe
Wie geht man sicher, dass in den zur Arbeit vorgesehenen Schutzhandschuhen keine Allergien auslösenden und verschlimmernden Stoffe stecken? Hierzu ist es hilfreich, sich am internationalen ÖKO-TEX-Standard zu orientieren. Den kann man auf dem Online-Informationsportal der Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textil- und Lederökologie erfahren. Hier erhält man Auskunft darüber, ob ein Handschuh aufgrund seiner Inhaltsstoffe unbedenklich zu tragen ist oder nicht.
Zwar sind noch nicht alle im Herstellungsprozess und in der Anwendung von Schutzhandschuhen gebräuchlichen Inhaltsstoffe Bestandteil des ÖKO-TEX-Prüfkataloges. Insbesondere organische Lösemittel (Dimethylformamid, sekundäre Amine etc.) sowie die Gruppe der Vulkanisationsbeschleuniger und auf ihnen aufbauende Sekundärprodukte (Kohlenstoffdisulfid, Nitrosamine etc.) sind leider aktuell noch nicht vollständig berücksichtigt. Abgesehen davon sind die Informationen von ÖKO-TEX aber wertvolle Hilfen, um einen Handschuh ohne Bedenken kaufen zu können.
Praxis-Tipps
- In Arbeitsbereichen, in denen verschiedene Arten von Handschuhen getragen werden, ist es empfehlenswert, einen Handschuhplan aufzustellen. In diesem können die Beschäftigten alle Informationen zu Einsatzmöglichkeiten, Benutzungsregeln, Lagerort und Beschaffung finden.
- Wie bei der kompletten PSA gilt es, auch die Handschuhe regelmäßig auf ihren Zustand zu überprüfen. Insbesondere nach intensiverer mechanischer, chemischer oder thermischer Beanspruchung muss man ihren Zustand kontrollieren.