Schon 1999 wurde die BS OHSAS 18001 von der British Standards Institution (BSI) entwickelt und 2007 revidiert. Die BS OHSAS 18001 gilt mittlerweile als internationaler Standard, nach dem sich zahlreiche Unternehmen und Organisationen zertifizieren ließen, um den Nachweis zu erbringen, in Besitz eines wirksamen und effektiven Arbeitsschutzmanagementsystems (AMS) zu sein.
Daneben gibt es internationale Leitfäden, wie die ILO-OSH (Internationalen Labour Organisation) sowie die SCC (Safety Certifikat Contraktoren). National existieren wiederum Standards, wie OHRIS (Occupational Health and Risk Managementsystem) oder ASCA (Arbeitsschutz und Sicherheitstechnischer Check in Anlagen) sowie branchenspezifische Arbeitsschutzmanagementsysteme, wie zum Beispiel MAAS-BGW oder „Mit System zu Erfolg“, herausgegeben von den Berufsgenossenschaften (s. Tabelle 1).
Die Entwicklung der ISO 45001
Im März 2013 reichte die BSI bei der ISO (International Organisation for Standardisation) einen Vorschlag zur Erarbeitung einer internationalen Arbeitsschutz-Norm auf Basis der BS OHSAS 18001 ein.
Im Juli 2013 wurde dieser Vorschlag von den ISO-Mitgliedern mehrheitlich angenommen.
Das Projektkomitee ISO/PC 283 entwickelte im Oktober 2013 einen Working Draft, in dem unter anderem die Namensgebung (ISO 45001) beschlossen wurde. Als Rahmen für die Erarbeitung der ISO 45001 diente die High Level Structure (HLS), um die Integration des AMS in andere Managementsysteme, wie zum Beispiel Qualität, Energie und Umwelt zu ermöglichen. Das zur ISO/PC 283 gegründete Spiegelgremium in Deutschland (NA AA 175 00–02) entwickelte parallel zu anderen Gremien Kommentare, die in den weiteren Sitzungen des ISO/PC 283 berücksichtigt wurden.
Im Juli 2014 wurde der erste Comitee Draft, welcher sich unter anderem aus dem Working Draft ergab, bekannt gegeben. Im Februar 2015 folgte der zweite. Die relativ langen Bearbeitungszeiten ergaben sich, da unter den mitwirkenden Akteuren differenzierte Sichtweisen zu Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Well-being oder Wellness aufkamen.
Im November 2015 lag ein Draft International Standard (DIS) vor, der im Herbst 2016 als ISO 45001:2016 veröffentlicht wurde. Nach der Veröffentlichung des Norm-Entwurfs wurden mehr als 3.000 Kommentare aus der ganzen Welt eingereicht. Der DIS 1 hatte nicht die notwendige Dreiviertel-Mehrheit erhalten. 28 Prozent der nationalen Normengremien lehnten den Entwurf der international geplanten Norm ab. Im Juni 2016 wurde aufgrund dessen auf der international PC 283 Sitzung in Toronto beschlossen, dass ein zweiter Draft International Standard (DIS 2) erforderlich ist.
Die Beratung zu allen Kommentaren und Einsprüchen sowie die Vorbereitung des DIS 2 fanden im Februar 2017 in Wien statt. Der DIS 2 orientiert sich nach Überarbeitung noch stärker an der HLS sowie an den bestehenden Normen ISO 9001 und ISO 14001 und hatte zum Ziel, auf große Zustimmung bei der Normkommission zu stoßen.
Der DIS 2 wurde im Juli 2017 veröffentlicht und im September in Melaka (Malaysia) bei einer Zustimmung von 88 Prozent von der internationalen Normkommission angenommen. Nach einmonatiger Editierung wurde im November 2017 der Final Draft International Standard (FDIS) veröffentlicht. Im Januar 2018 wurde dieser angenommen, sodass der Einführung der Norm voraussichtlich im Mai/Juni 2018 nichts mehr im Wege steht. Die neue Norm Managementsystem für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGAMS) in Organisationen wird ab dann die ISO 45001:2018 sein.
Inhalte der ISO 45001:2018
Folgende Neuerungen und Spezifizierungen sind in der ISO 45001:2018 Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGAMS) unter anderem unterschiedlich zu anderen Arbeitsschutzmanagementsystemen:
- Definitionen zu Begriffen, wie zum Beispiel SGA (Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit) – Risiken und Chancen, Kompetenz, Beteiligung, Konsultation.
- Den Kontext der Organisation berücksichtigen, insbesondere gilt dies bei Veränderungen des Marktes (zum Beispiel Kundenanforderungen) oder Produktionsprozessen (zum Beispiel verändertes Material).
- Die Anforderungen an die ISO 45001:2018 sind als Grundlage immer rechtliche Vorschriften und sonstige Anforderungen.
- Das Wissen der Organisation hinsichtlich der SGA muss einbezogen werden.
- Das SGAMS muss beim Aufbau benötigte Prozesse definieren. Dabei sollen auch Prozesse beachtet werden, die nur SGA-relevant sind (wie zum Beispiel der Personalprozess oder Beschaffungsprozess, siehe Abb. 1).
- Die Integration der SGA in alle Prozesse der Organisation ist notwendig.
- Die oberste Führung muss deutlich Verantwortung und Engagement im SGA zeigen und seine Führungskräfte ausreichend einbinden und unterstützen. Das Bewusstsein der Führungskräfte hinsichtlich des SGA muss gestärkt und nachgewiesen werden.
- Die Beteiligung der Beschäftigten und deren Vertreter wird intensiv und spezifisch gefordert.
- Die Bewusstseinsbildung bei allen Akteuren erhält höhere Relevanz und geht über Schulungen und Unterweisungen hinaus (siehe oben Punkt 4).
- Nicht nur SGA-Risiken werden ermittelt und bewertet, auch SGA-Chancen für mehr Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sollen bewertet werden.
- SGA-Chancen sind zu berücksichtigen, um die Arbeit, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung an die Beschäftigten anzupassen. Aber auch Chancen, die in der Veränderung liegen, müssen Beachtung finden.
- Alle Beteiligten in- und außerhalb der Organisation, wie zum Beispiel Leiharbeitnehmer werden ins SGAMS eingebunden. Das „Ausgliedern“ (Outsourcing) von Prozessen muss im SGAMS im Hinblick auf die Schnittstellen zur Organisation beachtet werden.
- Für interne Audits wird auf die DIN EN ISO 19011:2013 verwiesen.
- Neben systematischen Verbesserungen muss auch die Effektivität des Managementsystems überprüft werden.
Schnittmengen zwischen DIN SPEC 91020 und ISO 45001:2018
Die ISO 45001:2018 hat aufgrund des High Level Structure große Nähe zu anderen Managementsystemen, wie zum Beispiel Qualität, Energie und Umwelt, aber auch zur DIN SPEC 91020 (Betriebliches Gesundheitsmanagement). Schnittmengen zwischen der DIN SPEC 91020 und der ISO 45001:2018 sind unter anderen an folgenden Punkten gegeben:
- Nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für mehr Sicherheit und Gesundheit werden ermittelt und bewertet. Chancen für mehr Gesundheit können salutogene Faktoren, wie zum Beispiel die Verstehbarkeit von betrieblichen Zusammenhängen sein.
- Gefährdungen psychischer Faktoren werden, wie auch andere Faktoren, ermittelt und bewertet.
Die Nähe und insbesondere die Integrationsmöglichkeit der DIN SPEC 91020 in die ISO 45001:2018 ist deutlich erkennbar. Es ist gelungen den traditionellen Arbeitsschutz und das betriebliche Gesundheitsmanagement in der ISO 45001:2018 zusammenzuführen. Themen, die „verbunden“ sind, werden in der Norm auch als zusammengehörig betrachtet. Die teilweise irrtümliche und nur künstliche Trennung ist zumindest in der Norm Vergangenheit. Ist nun mit der ISO 45001: 2018 die DIN SPEC 91020 obsolet geworden? Man sieht jedoch auch bei anderen Managementsystemen, wie zum Beispiel beim Energie- und Umweltmanagement eine Koexistenz.
Umstellung von OHSAS 18001 auf ISO 45001
Die OHSAS Projekt Gruppe hat die ISO 45001 nun vollständig überprüft und als Ersatz für OHSAS 18001:2007 befürwortet. Der Status für OHSAS 18001:2007 wurde somit als „zurückgezogen“ geändert. Das internationale Akkreditierungsforum, die OHSAS Projektgruppe und das ISO Komitee haben sich auf einen dreijährigen Umstellungszeitraum geeinigt. Es werden alle Wege zur Kommunikation verwendet, um die bisherigen Nutzer der OHSAS 18001 über den neuesten Standard zu informieren.
Organisationen, die die Zertifizierung nach 45001 anstreben, aber bereits ein zertifiziertes System nach BS OHSAS 18001 vorweisen können, sollten ihre Prozesse und Aufbaustrukturen noch einmal überprüfen und mögliche „Lücken“ schließen. Nur dann kann eine erfolgreiche Zertifizierung nach ISO 45001 gewährleistet werden.
Autor: Dr. Christian Weigl
IfG GmbH, Institut
für Gesundheit und Management
info@gesundheitsmanagement.com
Eine Gegenüberstellung der
ISO 45001:2018 und OHSAS 18001:2007 finden Sie unter http://hier.pro/xniE6
Aufbau der ISO 45001:2018
- Anwendungsbereich
- Normative Verweisungen
- Begriffe
- Kontext der Organisation
- Führung und Beteiligung der Beschäftigten
- Planung
- Unterstützung
- Betrieb
- Bewertung der Leistung
- Verbesserung
Weitere Informationen
- Informationshilfen zur ISO 45001:2018 erhalten Sie in dem Annex A.
- Weitere Informationen zur ISO 45001 und DIN SPEC 91020 erhalten Sie unter www.gesundheitsmanagement.com Campus Seminarangebot