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Die internationale Arbeitsschutz-Norm ISO 45001:2018 - Vorbereiten

Was lange währt …
Die internationale Arbeitsschutz-Norm ISO 45001:2018

Die effek­tivste Form, The­men in Organ­i­sa­tio­nen zu man­a­gen, ist das Imple­men­tieren, Ver­wirk­lichen, regelmäßige Audi­tieren und ständi­ge Verbessern von zuvor definierten Auf­baus­truk­turen und Prozessen in Form von Man­age­mentsys­te­men. Dies gilt für Qual­ität, Umwelt und Energie eben­so wie für Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit. Seit 2013 wird an ein­er inter­na­tionalen Arbeitss­chutz-Norm gefeilt. Nun ste­ht die ISO 45001:2018 zur Umset­zung bereit.

Schon 1999 wurde die BS OHSAS 18001 von der British Stan­dards Insti­tu­tion (BSI) entwick­elt und 2007 rev­i­diert. Die BS OHSAS 18001 gilt mit­tler­weile als inter­na­tionaler Stan­dard, nach dem sich zahlre­iche Unternehmen und Organ­i­sa­tio­nen zer­ti­fizieren ließen, um den Nach­weis zu erbrin­gen, in Besitz eines wirk­samen und effek­tiv­en Arbeitss­chutz­man­age­mentsys­tems (AMS) zu sein.

Daneben gibt es inter­na­tionale Leit­fä­den, wie die ILO-OSH (Inter­na­tionalen Labour Organ­i­sa­tion) sowie die SCC (Safe­ty Cer­ti­fikat Con­trak­toren). Nation­al existieren wiederum Stan­dards, wie OHRIS (Occu­pa­tion­al Health and Risk Man­age­mentsys­tem) oder ASCA (Arbeitss­chutz und Sicher­heit­stech­nis­ch­er Check in Anla­gen) sowie branchen­spez­i­fis­che Arbeitss­chutz­man­age­mentsys­teme, wie zum Beispiel MAAS-BGW oder „Mit Sys­tem zu Erfolg“, her­aus­gegeben von den Beruf­sgenossen­schaften (s. Tabelle 1).

Die Entwicklung der ISO 45001

Im März 2013 reichte die BSI bei der ISO (Inter­na­tion­al Organ­i­sa­tion for Stan­dard­i­s­a­tion) einen Vorschlag zur Erar­beitung ein­er inter­na­tionalen Arbeitss­chutz-Norm auf Basis der BS OHSAS 18001 ein.
Im Juli 2013 wurde dieser Vorschlag von den ISO-Mit­gliedern mehrheitlich angenommen.

Das Pro­jek­tkomi­tee ISO/PC 283 entwick­elte im Okto­ber 2013 einen Work­ing Draft, in dem unter anderem die Namensge­bung (ISO 45001) beschlossen wurde. Als Rah­men für die Erar­beitung der ISO 45001 diente die High Lev­el Struc­ture (HLS), um die Inte­gra­tion des AMS in andere Man­age­mentsys­teme, wie zum Beispiel Qual­ität, Energie und Umwelt zu ermöglichen. Das zur ISO/PC 283 gegrün­dete Spiegel­gremi­um in Deutsch­land (NA AA 175 00–02) entwick­elte par­al­lel zu anderen Gremien Kom­mentare, die in den weit­eren Sitzun­gen des ISO/PC 283 berück­sichtigt wurden.

Im Juli 2014 wurde der erste Comi­tee Draft, welch­er sich unter anderem aus dem Work­ing Draft ergab, bekan­nt gegeben. Im Feb­ru­ar 2015 fol­gte der zweite. Die rel­a­tiv lan­gen Bear­beitungszeit­en ergaben sich, da unter den mitwirk­enden Akteuren dif­feren­zierte Sichtweisen zu Begrif­flichkeit­en wie zum Beispiel Well-being oder Well­ness aufkamen.

Im Novem­ber 2015 lag ein Draft Inter­na­tion­al Stan­dard (DIS) vor, der im Herb­st 2016 als ISO 45001:2016 veröf­fentlicht wurde. Nach der Veröf­fentlichung des Norm-Entwurfs wur­den mehr als 3.000 Kom­mentare aus der ganzen Welt ein­gere­icht. Der DIS 1 hat­te nicht die notwendi­ge Dreivier­tel-Mehrheit erhal­ten. 28 Prozent der nationalen Nor­men­gremien lehn­ten den Entwurf der inter­na­tion­al geplanten Norm ab. Im Juni 2016 wurde auf­grund dessen auf der inter­na­tion­al PC 283 Sitzung in Toron­to beschlossen, dass ein zweit­er Draft Inter­na­tion­al Stan­dard (DIS 2) erforder­lich ist.

Die Beratung zu allen Kom­mentaren und Ein­sprüchen sowie die Vor­bere­itung des DIS 2 fan­den im Feb­ru­ar 2017 in Wien statt. Der DIS 2 ori­en­tiert sich nach Über­ar­beitung noch stärk­er an der HLS sowie an den beste­hen­den Nor­men ISO 9001 und ISO 14001 und hat­te zum Ziel, auf große Zus­tim­mung bei der Normkom­mis­sion zu stoßen.

Der DIS 2 wurde im Juli 2017 veröf­fentlicht und im Sep­tem­ber in Mela­ka (Malaysia) bei ein­er Zus­tim­mung von 88 Prozent von der inter­na­tionalen Normkom­mis­sion angenom­men. Nach ein­monatiger Edi­tierung wurde im Novem­ber 2017 der Final Draft Inter­na­tion­al Stan­dard (FDIS) veröf­fentlicht. Im Jan­u­ar 2018 wurde dieser angenom­men, sodass der Ein­führung der Norm voraus­sichtlich im Mai/Juni 2018 nichts mehr im Wege ste­ht. Die neue Norm Man­age­mentsys­tem für Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit (SGAMS) in Organ­i­sa­tio­nen wird ab dann die ISO 45001:2018 sein.

Inhalte der ISO 45001:2018

Fol­gende Neuerun­gen und Spez­i­fizierun­gen sind in der ISO 45001:2018 Man­age­mentsys­teme für Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit (SGAMS) unter anderem unter­schiedlich zu anderen Arbeitsschutzmanagementsystemen:

  1. Def­i­n­i­tio­nen zu Begrif­f­en, wie zum Beispiel SGA (Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit) – Risiken und Chan­cen, Kom­pe­tenz, Beteili­gung, Konsultation.
  2. Den Kon­text der Organ­i­sa­tion berück­sichti­gen, ins­beson­dere gilt dies bei Verän­derun­gen des Mark­tes (zum Beispiel Kun­de­nan­forderun­gen) oder Pro­duk­tion­sprozessen (zum Beispiel verän­dertes Material).
  3. Die Anforderun­gen an die ISO 45001:2018 sind als Grund­lage immer rechtliche Vorschriften und son­stige Anforderungen.
  4. Das Wis­sen der Organ­i­sa­tion hin­sichtlich der SGA muss ein­be­zo­gen werden.
  5. Das SGAMS muss beim Auf­bau benötigte Prozesse definieren. Dabei sollen auch Prozesse beachtet wer­den, die nur SGA-rel­e­vant sind (wie zum Beispiel der Per­son­al­prozess oder Beschaf­fung­sprozess, siehe Abb. 1).
  6. Die Inte­gra­tion der SGA in alle Prozesse der Organ­i­sa­tion ist notwendig.
  7. Die ober­ste Führung muss deut­lich Ver­ant­wor­tung und Engage­ment im SGA zeigen und seine Führungskräfte aus­re­ichend ein­binden und unter­stützen. Das Bewusst­sein der Führungskräfte hin­sichtlich des SGA muss gestärkt und nachgewiesen werden.
  8. Die Beteili­gung der Beschäftigten und deren Vertreter wird inten­siv und spez­i­fisch gefordert.
  9. Die Bewusst­seins­bil­dung bei allen Akteuren erhält höhere Rel­e­vanz und geht über Schu­lun­gen und Unter­weisun­gen hin­aus (siehe oben Punkt 4).
  10. Nicht nur SGA-Risiken wer­den ermit­telt und bew­ertet, auch SGA-Chan­cen für mehr Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit sollen bew­ertet werden.
  11. SGA-Chan­cen sind zu berück­sichti­gen, um die Arbeit, Arbeit­sor­gan­i­sa­tion und Arbeit­sumge­bung an die Beschäftigten anzu­passen. Aber auch Chan­cen, die in der Verän­derung liegen, müssen Beach­tung finden.
  12. Alle Beteiligten in- und außer­halb der Organ­i­sa­tion, wie zum Beispiel Lei­har­beit­nehmer wer­den ins SGAMS einge­bun­den. Das „Aus­gliedern“ (Out­sourc­ing) von Prozessen muss im SGAMS im Hin­blick auf die Schnittstellen zur Organ­i­sa­tion beachtet werden.
  13. Für interne Audits wird auf die DIN EN ISO 19011:2013 verwiesen.
  14. Neben sys­tem­a­tis­chen Verbesserun­gen muss auch die Effek­tiv­ität des Man­age­mentsys­tems über­prüft werden.

Schnittmengen zwischen DIN SPEC 91020 und ISO 45001:2018

Die ISO 45001:2018 hat auf­grund des High Lev­el Struc­ture große Nähe zu anderen Man­age­mentsys­te­men, wie zum Beispiel Qual­ität, Energie und Umwelt, aber auch zur DIN SPEC 91020 (Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment). Schnittmen­gen zwis­chen der DIN SPEC 91020 und der ISO 45001:2018 sind unter anderen an fol­gen­den Punk­ten gegeben:

  1. Nicht nur Risiken, son­dern auch Chan­cen für mehr Sicher­heit und Gesund­heit wer­den ermit­telt und bew­ertet. Chan­cen für mehr Gesund­heit kön­nen salu­to­gene Fak­toren, wie zum Beispiel die Ver­ste­hbarkeit von betrieblichen Zusam­men­hän­gen sein.
  2. Gefährdun­gen psy­chis­ch­er Fak­toren wer­den, wie auch andere Fak­toren, ermit­telt und bewertet.

Die Nähe und ins­beson­dere die Inte­gra­tions­möglichkeit der DIN SPEC 91020 in die ISO 45001:2018 ist deut­lich erkennbar. Es ist gelun­gen den tra­di­tionellen Arbeitss­chutz und das betriebliche Gesund­heits­man­age­ment in der ISO 45001:2018 zusam­men­zuführen. The­men, die „ver­bun­den“ sind, wer­den in der Norm auch als zusam­menge­hörig betra­chtet. Die teil­weise irrtüm­liche und nur kün­stliche Tren­nung ist zumin­d­est in der Norm Ver­gan­gen­heit. Ist nun mit der ISO 45001: 2018 die DIN SPEC 91020 obso­let gewor­den? Man sieht jedoch auch bei anderen Man­age­mentsys­te­men, wie zum Beispiel beim Energie- und Umwelt­man­age­ment eine Koexistenz.

Umstellung von OHSAS 18001 auf ISO 45001

Die OHSAS Pro­jekt Gruppe hat die ISO 45001 nun voll­ständig über­prüft und als Ersatz für OHSAS 18001:2007 befür­wortet. Der Sta­tus für OHSAS 18001:2007 wurde somit als „zurück­ge­zo­gen“ geän­dert. Das inter­na­tionale Akkred­i­tierungs­fo­rum, die OHSAS Pro­jek­t­gruppe und das ISO Komi­tee haben sich auf einen drei­jähri­gen Umstel­lungszeitraum geeinigt. Es wer­den alle Wege zur Kom­mu­nika­tion ver­wen­det, um die bish­eri­gen Nutzer der OHSAS 18001 über den neuesten Stan­dard zu informieren.

Organ­i­sa­tio­nen, die die Zer­ti­fizierung nach 45001 anstreben, aber bere­its ein zer­ti­fiziertes Sys­tem nach BS OHSAS 18001 vor­weisen kön­nen, soll­ten ihre Prozesse und Auf­baus­truk­turen noch ein­mal über­prüfen und mögliche „Lück­en“ schließen. Nur dann kann eine erfol­gre­iche Zer­ti­fizierung nach ISO 45001 gewährleis­tet werden.

Abb. 1: Inte­gra­tion des Arbeits- und Gesund­heitss­chutzes in den Prozess „Beschaf­fung“; Quelle: IfG
Abb. 1: Inte­gra­tion des Arbeits- und Gesund­heitss­chutzes in den Prozess „Beschaf­fung“; Quelle: IfG

 

 

 

 

 

 

Autor: Dr. Chris­t­ian Weigl
IfG GmbH, Institut
für Gesund­heit und Management

info@gesundheitsmanagement.com

Foto: IfG

Eine Gegenüber­stel­lung der
ISO 45001:2018 und OHSAS 18001:2007 find­en Sie unter http://hier.pro/xniE6


Aufbau der ISO 45001:2018

  1. Anwen­dungs­bere­ich
  2. Nor­ma­tive Verweisungen
  3. Begriffe
  4. Kon­text der Organisation
  5. Führung und Beteili­gung der Beschäftigten
  6. Pla­nung
  7. Unter­stützung
  8. Betrieb
  9. Bew­er­tung der Leistung
  10. Verbesserung

Weitere Informationen

  • Infor­ma­tion­shil­fen zur ISO 45001:2018 erhal­ten Sie in dem Annex A.
  • Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur ISO 45001 und DIN SPEC 91020 erhal­ten Sie unter www.gesundheitsmanagement.com Cam­pus Seminarangebot

 


 

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