1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Sicherheitsbeauftragter »

Auszubildende und Arbeitsschutz

Praxisbeispiel Freudenberg Performance Materials
Auszubildende und Arbeitsschutz-Projekte

Auszubildende und Arbeitsschutz-Projekte
Die Ausbildungswerkstatt bei Freudenberg in Kaiserslautern. Foto: BGRCI / Armin Plöger
Dipl.-Ing. Susanne C. Steiger
In der Lehrw­erk­statt der Freuden­berg Per­for­mance Mate­ri­als SE & Co. KG in Kaiser­slautern ist seit 2009 der Arbeitss­chutz regelmäßig wichtiger Bestandteil von Pro­jek­ten der Auszu­bilden­den. Statt „Weg­w­erf­pro­duk­te“ zu schaf­fen, tüfteln die Azu­bis an konkreten Fragestel­lun­gen aus dem Werk. Ihr Ziel: arbeitssicher­heit­stech­nis­che Prob­leme, die Mitar­beit­er gemeldet haben, durch ihre Über­legun­gen oder konkrete bauliche oder tech­nis­che Neuerun­gen zu beseitigen.

Ralf Schnei­der (Mitar­beit­er bei der Abteilung Health, Safe­ty & Envi­ron­ment) und Chris­t­ian Mit­tereg­ger (Aus­bil­dungsleit­er) zeich­nen für die Auswahl von Pro­jek­ten in der Aus­bil­dung ver­ant­wortlich. Die erfahre­nen Mitar­beit­er sind bere­its seit Jahren dazu überge­gan­gen, die Auszu­bilden­den an möglichst arbeit­sna­hen Lehrstück­en zu schulen. Diese Strate­gie rührt aus den Erfahrun­gen der eige­nen Lehr­jahre, in denen „das U‑Schienen-Feilen nun ein­mal nicht die Lieblings­beschäf­ti­gung der Azu­bis war“, wie auch Dieter Geiß weiß. Er ist ver­ant­wortlich für den Arbeitss­chutz im Werk und daher erster Ansprech­part­ner für Schnei­der und Mit­tereg­ger, wenn es um die Arbeitss­chutz-Pro­jek­te der Azu­bis geht. Doch was ver­birgt sich dahinter?

Verbesserungspotential fast überall

Im Kaiser­slauter­er Werk wer­den indus­trielle Vliesstoffe, die in den ver­schieden­sten Bere­ichen von der Auto­mo­bilin­dus­trie über die Bek­lei­dungsin­dus­trie bis zur Bauwirtschaft einge­set­zt wer­den, hergestellt. Immer wieder gibt es Verbesserungsmöglichkeit­en für den Arbeitss­chutz, die entwed­er den dort arbei­t­en­den Mitar­beit­ern auf­fall­en oder die die Sicher­heits­fachkraft bei ihren regelmäßi­gen Rundgän­gen auf­greift. Dieter Geiß weiß, wovon er spricht, wenn er sagt: „Es gibt viele Arbeit­en, die durch externe Fachkräfte real­isiert wer­den kön­nten. Allerd­ings gin­ge dabei wichtiges Know-how ver­loren. Unsere Azu­bis bekom­men eine sin­nvolle Auf­gabe, die Fachkom­pe­tenz wird erweit­ert und gle­ichzeit­igt wer­den sie für den Arbeitss­chutz sen­si­bil­isiert.“ So war es nur ein klein­er Schritt, solche Verbesserungsan­fra­gen aufzu­greifen und mit den Lehrw­erk­stät­ten als Pro­jek­te abzuarbeiten.

In den Lehrplan integriert

Mit­tler­weile gibt es eine EDV-tech­nis­che Lösung, bei der Mitar­beit­er sel­ber Anre­gun­gen ein­tra­gen kön­nen. Dieter Geiß bringt zudem seine Fälle aus den Werks­bege­hun­gen mit ein. Geiss, Schnei­der und Mit­tereg­ger sicht­en alle Vorschläge regelmäßig und entschei­den gemein­schaftlich, was die Auszu­bilden­den bewälti­gen kön­nen. Es geht dabei vom 1‑Tagesprojekt, etwa der Pro­gram­mierung ein­er Steuerung, bis zu ein­er kom­plex­eren, mehrere Wochen fül­len­den Auf­gaben­stel­lung. Immer im Fokus ste­ht der Bezug zum Arbeitssicher­heit­s­the­ma. Das ist den drei Män­nern wichtig, schließlich „sind die Auszu­bilden­den mit ihren 16 bis 18 Jahren diejeni­gen, die man noch richtig gut sen­si­bil­isieren kann. Wenn wir diese Chance nutzen, sind sie diejeni­gen, die auch später von sich aus auf beste Arbeitssicher­heit acht­en“, sagt Geiß. Mit­tereg­ger ergänzt: „Die Summe der Dinge macht das Pro­jekt ins­ge­samt so erfol­gre­ich. Ein­er­seits, weil wir die Azu­bis qua­si mit dem The­ma impfen, ander­er­seits, weil sie mit den Pro­jek­ten Anerken­nung im Betrieb find­en – jede umge­set­zte Maß­nahme wird deut­lich sicht­bar gekennze­ich­net mit ein­er Plakette; die Team­mit­glieder sind darauf namentlich erwäh­nt.“ Das Pro­jekt hat mit­tler­weile auch einen Namen bekom­men: „Auszu­bildende schaf­fen Sicher­heit (A.s.S.)“.

Mit diesem Pro­jekt wur­den die Ini­tia­toren nicht nur im ver­gan­genen Jahr mit dem „Förder­preis 2016 Auszu­bildende“ der BG RCI aus­geze­ich­net, son­dern überzeugten zuvor auch schon unternehmensweit bei der inter­nen Sicher­heitsini­tia­tive „We all take care“. Beson­ders schön für Aus­bilder und Azu­bis daran war, dass Freuden­berg dieses Engage­ment mit ein­er Förder­summe von 15000 Euro hon­ori­erte. Diese investierten die Gewin­ner in Maschi­nen und Geräte für die Aus­bil­dung sowie Arbeitssicher­heits-Schu­lun­gen für die Auszubildenden.

Gepaart mit den gesam­melten Erfahrun­gen trägt die Ausze­ich­nung dazu bei, dass die Betreuer das Pro­jekt fort­set­zen und dass die jun­gen Mitar­beit­er sich weit­er engagieren, auch, wenn sie die Lehr­jahre hin­ter sich haben. Ein früher­er Azu­bi, jet­zt Fachar­beit­er, meint dazu: „Man achtet viel mehr auf das The­ma Sicher­heit und gibt auch Tipps, wenn man etwas sieht.“

Interdisziplinär arbeiten

Schnei­der lobt zudem die Möglichkeit, je nach Pro­jekt die Azu­bis auch inter­diszi­plinär zusam­me­nar­beit­en zu lassen: „Die Mate­ri­albeschaf­fung kann ein Azu­bi aus dem ersten Lehr­jahr übernehmen, schwierigere Schal­tun­gen entwick­elt der Elek­trik-Auszu­bildende im drit­ten Lehr­jahr und das Gehäuse baut dann ein weit­er­er Azu­bi. Wenn sie die fer­ti­gen Pro­jek­te dann den Kol­le­gen als sin­nvoll und nüt­zlich präsen­tieren, prof­i­tieren die Azu­bis außer­dem durch die Stärkung ihres Selb­st­be­wusst­seins.“ Über­haupt ist die Überzeu­gungsar­beit ein wichtiger Bestandteil, schließlich sind die Auszu­bilden­den direkt im Gespräch mit der Werk­sleitung, wenn es um die Finanzierung von Mate­r­i­al geht, und begutacht­en die Sit­u­a­tio­nen im Betrieb vor Ort eben­falls sel­ber, wenn sie etwas entwickeln.

Arbeitssicher­heit als Pro­jek­te in Lehrw­erk­stät­ten einzubeziehen, ist „unab­hängig vom Pro­duk­tions­bere­ich eines Betriebs immer möglich“, ist sich Geiß sich­er. „Es kommt darauf an, den Nutzen für alle zu verdeut­lichen und das Pro­jekt kon­se­quent durchzuführen. Dann sind alle Beteiligten auch bei der Umset­zung voll motiviert.“

 


Praxis-Tipps: Auszubildende in den Arbeitsschutz integrieren

  • Schaf­fen Sie ein elek­tro­n­is­ches Board für Prob­lem­mel­dun­gen aus dem Betrieb.
  • Bilden Sie ein über­greifend­es Team aus Sicher­heits­fachkraft, Aus­bilder und Azubi-Betreuung.
  • Klären Sie im Team, welche Prob­lem­stel­lung im Rah­men der Aus­bil­dung als Pro­jekt bear­beit­et wer­den kann.
  • Schaf­fen Sie Anreize und Anerken­nung durch Kennze­ich­nung der Lösun­gen (Plakette, Namen­snen­nung etc.)

 


 

Dipl.-Ing. Susanne C. Steiger
Dipl.-Ing. Susanne C. Steiger; Foto: privat

Autorin:
Dipl.-Ing. Susanne C. Steiger

Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de