Herr Redel, Sie beseitigen als Baumkletterer mit Ihrem Fachbetrieb für Baumpflege nach einem Sturmschaden schnell die Gefahr und sorgen für Sicherheit. Welche Leistungen bieten Sie darüber hinaus an?
Genau. Wir entfernen an- oder abgebrochene Äste, die noch im Baum hängen, aber herabzufallen drohen und somit eine akute Gefahr darstellen. Wenn ein Baum gebrochen oder entwurzelt ist, dann beseitigen wir ihn schnellstmöglich. Sollte der Baum auf eine Straße gefallen sein, kann diese dann wieder freigeräumt werden. Es kann aber auch sein, dass Schäden an Gebäuden entstanden sind, die wir erst nach der Baumentfernung beurteilen können. Kurzum: Wir schaffen die Voraussetzung, damit die Sicherheit im Gefahrenbereich wiederhergestellt werden kann.
Darüber hinaus erstellen wir Gutachten über Stand- und Bruchsicherheit, um beispielsweise dem Horrorszenario eines jeden Hausbesitzers vorzubeugen: Niemand möchte, dass ein Baum auf sein Dach kracht. Wir fällen Bäume auch unter schwierigen Umständen. Aber auch die Baumpflege zählt zu unserem Leistungsangebot. Genau wie Wurzelstockentfernungen, das Pflanzen von Bäumen, Heckenschnitt oder Pflasterreinigungen.
Sie sagen, dass Sie Bäume unter schwierigen Umständen fällen. Wenn Sie zum Beispiel einen Baum mit einem aufgespaltenen Stamm beseitigen sollen, wie gehen Sie dann vor?
Hier muss ich ein wenig weiter ausholen, da die sicherheitsrelevante Arbeit schon deutlich vor der Beseitigung des Baumes beginnt. Zunächst brauchen wir bei solchen Schäden stets eine möglichst genaue Beschreibung der Situation vor Ort. Idealerweise liegen uns Fotos vor, sodass wir, noch bevor wir überhaupt zum Einsatzort losfahren, einen guten Überblick über die Sachlage haben. Auf dieser Grundlage können wir dann alle relevanten Entscheidungen treffen, um vor Ort schnell und effizient die wesentlichen Arbeiten durchzuführen. Wenn wir wissen, was uns erwartet, können wir sicherstellen, dass wir die notwendige Ausrüstung dabei haben, ohne unnötig Zeit zu verschwenden. Wenn uns die Situation unbekannt ist, müssen wir das gesamte Equipment mitnehmen, das blockiert Arbeitskapazität.
Doch auch wenn uns die Situation vor Ort im Detail beschrieben wurde und wir uns einen genauen Plan zurechtgelegt haben, bedeutet das noch lange nicht, dass wir vor Ort nicht auf Überraschungen treffen können. Wir müssen daher immer flexibel und wachsam sein. Deswegen arbeiten wir auch mindestens immer im Zweier-Team. Nur auf diese Weise können wir die notwendige Sicherheit für uns als Dienstleister gewährleisten. Ein Partner vor Ort, auf den man sich verlassen kannt, ist in solchen Situationen eine der wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen überhaupt. Das Arbeiten als eingespieltes Team ist für uns Baumkletterer das A und O.
Was sind weitere Sicherheitsmaßnahmen?
Zu den Sicherungsmaßnahmen gehört beispielsweise auch, den Baum vor Ort zu sichern, damit er während der Arbeiten nicht umstürzen kann. Auf angebrochene oder gespaltene Bäume kann nicht mehr geklettert werden, was wir normalerweise als Baumkletterer machen. Deswegen kommen hier häufig Hubarbeitsbühnen oder Autokräne zum Einsatz. Dann können wir den Baum Stück für Stück abtragen, ohne dass unnötige Risiken entstehen. Es gibt aber kein Standardszenario für eine solche Baumbeseitigung. Denn das ist ganz klar: So individuell wie die Bäume oder die einzelnen Schadensfälle sind, so individuell müssen auch unsere Lösungen sein.
Die Arbeit an und auf Bäumen birgt allein durch die Höhe eine Unfallgefahr. Welche Maßnahmen ergreifen Sie speziell gegen Absturz?
Egal ob bei der Fällung oder bei der Pflege – wenn wir im Baum sind, sind wir immer mit spezieller Ausrüstung gesichert. Wenn der Einsatz einer Hubarbeitsbühne möglich ist, schreibt die Berufsgenossenschaft vor, diese auch zu verwenden. Denn die Hubarbeitsbühne ist sicherer als das Baumklettern.
Oft ist dies aber nicht möglich und dann gehören zu unserer Ausrüstung je nach Situation ein für das Baumklettern entworfener Klettergurt, zwei Kurzsicherungen, ein Aufstiegsseil und oft auch ein Arbeitsseil, das wir oben im Baum einbauen. Die Seile sind aus Kunststoffen, die Kurzsicherungen grundsätzlich auch. Bei Fällungen benötigen wir jedoch mindestens eine mit Stahlkern. Durch den Stahlkern kann die Kurzsicherung nicht versehentlich mit der Motorsäge durchtrennt werden. Dazu kommt natürlich noch ein Helm, der mit Visier und Gehörschutz ausgestattet ist.
Da wir bei Fällungen den Baum verletzen dürfen, arbeiten wir hier mit Steigeisen. Sie erleichtern es, uns am Stamm nach oben und unten zu bewegen und ermöglichen uns einen sicheren Stand. Zusätzlich sichern wir uns je nach Situation mit einer oder mehreren Kurzsicherungen, die um den Stamm oder dickere Äste geschlungen werden, und einem Arbeitsseil, das immer oberhalb vom Kletterer oder auf gleicher Höhe mit ihm eingebaut sein muss und bis zum Boden reichen sollte. Dieses dient uns insbesondere bei der Pflege auch als Hilfe zum Bewegen im Baum. Dabei kommt auch ein Aufstiegsseil zum Einsatz. Wie der Name sagt, dient es dem leichteren Aufstieg. Es ermöglicht zudem eine leichte Rettung des Kletterers, falls dies nötig werden sollte.
Ganz wichtig ist neben diesen materiellen Dingen aber auch, selbst in stressigeren Situationen, einmal eine kurze Pause einzulegen und immer auf seinen Körper zu hören.
Was ist, wenn dann doch mal was passiert?
Dann kommt beispielsweise das Aufstiegsseil zum Einsatz. Wenn der Kletterer in der Baumkrone angekommen ist, agiert er üblicherweise mit seinem Arbeitsseil und gibt das Aufstiegsseil frei. Sollte er es nicht mehr aus eigenen Kräften schaffen, sich abzuseilen, kann ihm der zweite Kletterer mit Hilfe des Aufstiegsseils zu Hilfe eilen. Wenn dem Kletterer bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem er noch das Aufstiegsseil verwendet, etwas passiert, so kann ihm der zweite Kletterer ebenfalls mit dem Aufstiegsseil helfen, indem er ihn von unten mit diesem ablässt.
Wir sind für solche Fälle gut vorbereitet und haben einen speziell bestückten Verbandskasten, der immer gut erreichbar ist. Glücklicherweise kam er aber bis auf das ein oder andere Pflaster noch nie zum Einsatz. Sollte aber doch einmal der Ernstfall eintreten, so sind wir durch regelmäßige Sicherheitsübungen und spezielle Erste-Hilfe-Kurse gut für die Erstversorgung geschult.
Steckbrief von Simon Redel
- geboren 1996 in Pegnitz
- liebt die Freiheit in der Höhe
- hat aus Leidenschaft die Ausbildung zum Baumkletterer absolviert
- vertiefte seine Kenntnisse durch das Studium des Forstingenieurwesens an der HSWT
- qualifizierte sich weiter durch die Ausbildung zum Baumgutachter nach VTA (Visual Tree Assessment)
- seit 2012 aktiv im Bereich Forstwirtschaft und Baumpflege
- seit 2017 selbstständig mit dem Fachbetrieb für Baumpflege „Baum&Erde“
- möchte seinen Kunden ein besonderes Stück Natur erschaffen