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Baumkletterer sorgen für Sicherheit und Schutz

Nachgefragt bei Simon Redel
Nach dem Sturm kommen die Baumkletterer

Lena Markmann
Von Däch­ern gefegte Ziegel, her­abgestürzte Äste und umgekippte Bäume – es ist noch nicht allzu lange her, dass Sturmtief Ignatz Men­schen­leben gefährdet und den Verkehr vielerorts lah­mgelegt hat. Um die all­ge­meine Sicher­heit wieder­herzustellen, müssen die Schä­den möglichst rasch beseit­igt wer­den. Das übernehmen unter anderem Baumk­let­ter­er wie Simon Redel.

Herr Redel, Sie beseit­i­gen als Baumk­let­ter­er mit Ihrem Fach­be­trieb für Baumpflege nach einem Sturm­schaden schnell die Gefahr und sor­gen für Sicher­heit. Welche Leis­tun­gen bieten Sie darüber hin­aus an?

Genau. Wir ent­fer­nen an- oder abge­broch­ene Äste, die noch im Baum hän­gen, aber her­abz­u­fall­en dro­hen und somit eine akute Gefahr darstellen. Wenn ein Baum gebrochen oder entwurzelt ist, dann beseit­i­gen wir ihn schnell­st­möglich. Sollte der Baum auf eine Straße gefall­en sein, kann diese dann wieder freigeräumt wer­den. Es kann aber auch sein, dass Schä­den an Gebäu­den ent­standen sind, die wir erst nach der Bau­ment­fer­nung beurteilen kön­nen. Kurzum: Wir schaf­fen die Voraus­set­zung, damit die Sicher­heit im Gefahren­bere­ich wieder­hergestellt wer­den kann.

Darüber hin­aus erstellen wir Gutacht­en über Stand- und Bruch­sicher­heit, um beispiel­sweise dem Hor­rorszenario eines jeden Haus­be­sitzers vorzubeu­gen: Nie­mand möchte, dass ein Baum auf sein Dach kracht. Wir fällen Bäume auch unter schwieri­gen Umstän­den. Aber auch die Baumpflege zählt zu unserem Leis­tungsange­bot. Genau wie Wurzel­stock­ent­fer­nun­gen, das Pflanzen von Bäu­men, Heck­en­schnitt oder Pflasterreinigungen.

Sie sagen, dass Sie Bäume unter schwieri­gen Umstän­den fällen. Wenn Sie zum Beispiel einen Baum mit einem aufges­pal­te­nen Stamm beseit­i­gen sollen, wie gehen Sie dann vor?

Hier muss ich ein wenig weit­er aus­holen, da die sicher­heit­srel­e­vante Arbeit schon deut­lich vor der Besei­t­i­gung des Baumes begin­nt. Zunächst brauchen wir bei solchen Schä­den stets eine möglichst genaue Beschrei­bung der Sit­u­a­tion vor Ort. Ide­al­er­weise liegen uns Fotos vor, sodass wir, noch bevor wir über­haupt zum Ein­sat­zort los­fahren, einen guten Überblick über die Sach­lage haben. Auf dieser Grund­lage kön­nen wir dann alle rel­e­van­ten Entschei­dun­gen tre­f­fen, um vor Ort schnell und effizient die wesentlichen Arbeit­en durchzuführen. Wenn wir wis­sen, was uns erwartet, kön­nen wir sich­er­stellen, dass wir die notwendi­ge Aus­rüs­tung dabei haben, ohne unnötig Zeit zu ver­schwen­den. Wenn uns die Sit­u­a­tion unbekan­nt ist, müssen wir das gesamte Equip­ment mit­nehmen, das block­iert Arbeitskapazität.

Doch auch wenn uns die Sit­u­a­tion vor Ort im Detail beschrieben wurde und wir uns einen genauen Plan zurecht­gelegt haben, bedeutet das noch lange nicht, dass wir vor Ort nicht auf Über­raschun­gen tre­f­fen kön­nen. Wir müssen daher immer flex­i­bel und wach­sam sein. Deswe­gen arbeit­en wir auch min­destens immer im Zweier-Team. Nur auf diese Weise kön­nen wir die notwendi­ge Sicher­heit für uns als Dien­stleis­ter gewährleis­ten. Ein Part­ner vor Ort, auf den man sich ver­lassen kan­nt, ist in solchen Sit­u­a­tio­nen eine der wichtig­sten Sicher­heits­maß­nah­men über­haupt. Das Arbeit­en als einge­spieltes Team ist für uns Baumk­let­ter­er das A und O.

Was sind weit­ere Sicherheitsmaßnahmen?

Zu den Sicherungs­maß­nah­men gehört beispiel­sweise auch, den Baum vor Ort zu sich­ern, damit er während der Arbeit­en nicht umstürzen kann. Auf ange­broch­ene oder ges­pal­tene Bäume kann nicht mehr gek­let­tert wer­den, was wir nor­maler­weise als Baumk­let­ter­er machen. Deswe­gen kom­men hier häu­fig Hubar­beits­büh­nen oder Autokräne zum Ein­satz. Dann kön­nen wir den Baum Stück für Stück abtra­gen, ohne dass unnötige Risiken entste­hen. Es gibt aber kein Stan­dard­szenario für eine solche Baumbe­sei­t­i­gung. Denn das ist ganz klar: So indi­vidu­ell wie die Bäume oder die einzel­nen Schadens­fälle sind, so indi­vidu­ell müssen auch unsere Lösun­gen sein.

Die Arbeit an und auf Bäu­men birgt allein durch die Höhe eine Unfall­ge­fahr. Welche Maß­nah­men ergreifen Sie speziell gegen Absturz?

Egal ob bei der Fäl­lung oder bei der Pflege – wenn wir im Baum sind, sind wir immer mit spezieller Aus­rüs­tung gesichert. Wenn der Ein­satz ein­er Hubar­beits­bühne möglich ist, schreibt die Beruf­sgenossen­schaft vor, diese auch zu ver­wen­den. Denn die Hubar­beits­bühne ist sicher­er als das Baumklettern.

Oft ist dies aber nicht möglich und dann gehören zu unser­er Aus­rüs­tung je nach Sit­u­a­tion ein für das Baumk­let­tern ent­wor­fen­er Klet­ter­gurt, zwei Kurzsicherun­gen, ein Auf­stiegs­seil und oft auch ein Arbeits­seil, das wir oben im Baum ein­bauen. Die Seile sind aus Kun­st­stof­fen, die Kurzsicherun­gen grund­sät­zlich auch. Bei Fäl­lun­gen benöti­gen wir jedoch min­destens eine mit Stahlk­ern. Durch den Stahlk­ern kann die Kurzsicherung nicht verse­hentlich mit der Motorsäge durchtren­nt wer­den. Dazu kommt natür­lich noch ein Helm, der mit Visi­er und Gehörschutz aus­ges­tat­tet ist.

Da wir bei Fäl­lun­gen den Baum ver­let­zen dür­fen, arbeit­en wir hier mit Steigeisen. Sie erle­ichtern es, uns am Stamm nach oben und unten zu bewe­gen und ermöglichen uns einen sicheren Stand. Zusät­zlich sich­ern wir uns je nach Sit­u­a­tion mit ein­er oder mehreren Kurzsicherun­gen, die um den Stamm oder dickere Äste geschlun­gen wer­den, und einem Arbeits­seil, das immer ober­halb vom Klet­ter­er oder auf gle­ich­er Höhe mit ihm einge­baut sein muss und bis zum Boden reichen sollte. Dieses dient uns ins­beson­dere bei der Pflege auch als Hil­fe zum Bewe­gen im Baum. Dabei kommt auch ein Auf­stiegs­seil zum Ein­satz. Wie der Name sagt, dient es dem leichteren Auf­stieg. Es ermöglicht zudem eine leichte Ret­tung des Klet­ter­ers, falls dies nötig wer­den sollte.

Ganz wichtig ist neben diesen materiellen Din­gen aber auch, selb­st in stres­sigeren Sit­u­a­tio­nen, ein­mal eine kurze Pause einzule­gen und immer auf seinen Kör­p­er zu hören.

Was ist, wenn dann doch mal was passiert?

Dann kommt beispiel­sweise das Auf­stiegs­seil zum Ein­satz. Wenn der Klet­ter­er in der Baumkro­ne angekom­men ist, agiert er üblicher­weise mit seinem Arbeits­seil und gibt das Auf­stiegs­seil frei. Sollte er es nicht mehr aus eige­nen Kräften schaf­fen, sich abzu­seilen, kann ihm der zweite Klet­ter­er mit Hil­fe des Auf­stiegs­seils zu Hil­fe eilen. Wenn dem Klet­ter­er bere­its zu einem Zeit­punkt, zu dem er noch das Auf­stiegs­seil ver­wen­det, etwas passiert, so kann ihm der zweite Klet­ter­er eben­falls mit dem Auf­stiegs­seil helfen, indem er ihn von unten mit diesem ablässt.

Wir sind für solche Fälle gut vor­bere­it­et und haben einen speziell bestück­ten Ver­band­skas­ten, der immer gut erre­ich­bar ist. Glück­licher­weise kam er aber bis auf das ein oder andere Pflaster noch nie zum Ein­satz. Sollte aber doch ein­mal der Ern­st­fall ein­treten, so sind wir durch regelmäßige Sicher­heit­sübun­gen und spezielle Erste-Hil­fe-Kurse gut für die Erstver­sorgung geschult.


Steckbrief von Simon Redel

  • geboren 1996 in Pegnitz
  • liebt die Frei­heit in der Höhe
  • hat aus Lei­den­schaft die Aus­bil­dung zum Baumk­let­ter­er absolviert
  • ver­tiefte seine Ken­nt­nisse durch das Studi­um des Forstin­ge­nieur­we­sens an der HSWT
  • qual­i­fizierte sich weit­er durch die Aus­bil­dung zum Baumgutachter nach VTA (Visu­al Tree Assessment)
  • seit 2012 aktiv im Bere­ich Forstwirtschaft und Baumpflege
  • seit 2017 selb­st­ständig mit dem Fach­be­trieb für Baumpflege „Baum&Erde“
  • möchte seinen Kun­den ein beson­deres Stück Natur erschaffen
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