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„Der Arbeitsschutz ist mit VR schon heute in der Zukunft“

SUTAVE-Labor im Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA)
„Der Arbeitsschutz ist mit VR schon heute in der Zukunft“

Das Insti­tut für Arbeitss­chutz der Deutschen Geset­zlichen Unfal­lver­sicherung (IFA) nutzt bere­its seit 2009 virtuelle Real­ität (VR) zur Prob­lem­lö­sung und inno­v­a­tiv­en Gestal­tung im Arbeitss­chutz. Dazu wer­den im soge­nan­nten SUTAVE-Labor (Safe­ty and Usabil­i­ty Through Appli­ca­tions in Vir­tu­al Envi­ron­ments) Arbeit­sprozesse dynamisch und in 3D-Tech­nik auf eine Fläche von acht Meter Bre­ite und drei Meter Höhe pro­jiziert. Die Pro­jek­tions­fläche ist auf einem 164°-Kreissegment mit 2,80 Meter Radius aufges­pan­nt. Der Inter­ak­tion­sraum von sieben Quadrat­metern wird auf diese Weise virtuell erweit­ert. Ansprech­part­ner für das Ange­bot ist Dr. Peter Nick­el, Leit­er des Sachge­bi­ets Men­sch-Sys­tem-Inter­ak­tion beim IFA.

Das Gespräch führte Petra Jauch.

Herr Dr. Nick­el, wie sind Ihre bish­eri­gen Erfahrun­gen mit der Sim­u­la­tion­stech­nik VR – kann sie einen echt­en Beitrag zum Arbeitss­chutz leisten?

Ja, in der Tat, VR hat sich über die let­zten Jahre zu einem Sim­u­la­tion­swerkzeug entwick­elt, das nicht nur tech­nis­che Prozesse abbilden kann. Die Beschäftigten kön­nen Arbeit­sprozesse in ein­er real­ität­sna­hen Umge­bung sehen, hören, fühlen und miter­leben. Für den Arbeitss­chutz und auch für Human Fac­tors- und Usabil­i­ty-Stu­di­en blick­en wir genau auf die Inter­ak­tion von Men­sch und Tech­nik. Mit rel­a­tiv geringem Aufwand kön­nen wir mith­il­fe von VR tech­nis­che Arbeits­be­din­gun­gen so entwick­eln und gestal­ten, dass der Men­sch sie sich­er und gesund nutzen kann. Der Arbeitss­chutz ist damit schon heute in der Zukunft.

Wom­it beschäftigt sich das VR-Labor aktuell?

Mith­il­fe von VR-Sim­u­la­tio­nen im großen VR-Labor kon­nten wir jüngst das Arbeitss­chutzniveau großer tech­nis­ch­er Anla­gen bere­its im Pla­nungs- und Kon­struk­tion­sprozess steigern. Dafür sorgten Risiko- und Gefährdungs­beurteilun­gen in 150 Arbeitsszenar­ien für stan­dar­d­isierte Schleusen, die erst zukün­ftig gebaut werden.

Aktuell inte­gri­eren wir ein Qual­i­fizierungsmod­ul in ein Sem­i­nar zur Risikobeurteilung von Maschi­nen. Ein virtuelles Arbeitsszenario wird speziell für das Mod­ul so entwick­elt, dass selb­st­ges­teuertes und erfahrungs­geleit­etes Ler­nen gefördert und Lern­in­halte ver­tieft wer­den. Die Sem­i­narteil­nehmer tauchen in die virtuelle Arbeitswelt mit VR-Brillen ein und set­zen dort Maß­nah­men zur Risiko­min­derung um. Die Inte­gra­tion in das Sem­i­nar und die VR-Entwick­lung fol­gt einem prak­tisch bewährten Human-Fac­tors-Konzept aus der Inge­nieurpsy­cholo­gie, das die Def­i­n­i­tion von Lernzie­len, Auf­gaben- und Nutzer­analy­sen sowie Mod­ulde­sign vor und über die VR-Pro­gram­mierung stellt und dazu Usabil­i­ty und Lern­er­folge evaluiert. Die pos­i­tiv­en Rück­mel­dun­gen schreiben wir diesem Vorge­hen zu.

Wo stößt VR an Gren­zen beziehungsweise gibt es auch Risiken beim Ein­satz von simulierten Arbeitsabläufen?

Ja, es gibt Gren­zen; solche, die wir über­winden wer­den und andere, die wir ein­pla­nen kön­nen. Beachtet wer­den soll­ten vor allem die fol­gen­den drei Themen:

Erstens: Beim Arbeitss­chutz für VR sind noch einige Fra­gen offen: Was alles ist bei der Gefährdungs­beurteilung für den VR-Ein­satz am Arbeit­splatz zu berück­sichti­gen? Welche Gestal­tungsan­forderun­gen an VR sind für den betrieblichen Ein­satz rel­e­vant? Wie lange kann in VR unun­ter­brochen gear­beit­et wer­den? Welche Arbeit­en sind nicht mit VR zu empfehlen?

Zweit­ens: Bei ein­er Sim­u­la­tion und damit auch in VR han­delt es sich immer um eine reduzierte und vere­in­fachte Real­ität. Ergeb­nisse aus Aktiv­itäten von Per­so­n­en in VR lassen sich nicht ein­fach 1:1 auf die Real­ität über­tra­gen. Am tat­säch­lichen Arbeit­splatz muss ein Lösungsvorschlag aus VR nochmal geprüft, gegebe­nen­falls angepasst und doku­men­tiert werden.

Drit­tens: Wie jedes gute Werkzeug ist auch VR nur ein Hil­f­s­mit­tel, ein Mit­tel zum Zweck, das kom­pe­tente Beschäftigte zur Unter­stützung ihrer Auf­gaben nutzen wollen. VR kann erst dann Arbeit­sauf­gaben und Arbeit­sprozesse unter­stützen, wenn die VR speziell dafür aus­gestal­tet wird. Und das kön­nen wir Arbeits­gestal­ter in Zusam­me­nar­beit mit den betrieblichen Akteuren.

Unternehmen wie die BASF oder Audi nutzen VR-Anwen­dun­gen bere­its im Betrieb­sall­t­ag – ins­beson­dere zu Schu­lungszweck­en. Was denken Sie: Welchen Stel­len­wert wird VR im betrieblichen Arbeitss­chutz gewinnen?

VR ist im Train­ings­bere­ich sehr ver­bre­it­et und wird erfol­gre­ich genutzt. Ger­ade dort ist es wichtig, dass es nicht Selb­stzweck wird und Lern­in­halte auch in VR päd­a­gogisch und psy­chol­o­gisch so auf­bere­it­et wer­den, dass sie zu einem Lern­er­folg führen.

Der Stel­len­wert von VR wird ins­ge­samt steigen, da wir damit die Zukun­ft der Arbeit entwick­eln, das heißt bere­its heute die Men­sch-Sys­tem-Inter­ak­tio­nen in der Arbeitswelt 4.0 simulieren und bere­its heute ergonomis­che, sichere und gesunde Gestal­tungslö­sun­gen für Arbeit­sprozesse und Arbeitss­chut­zlö­sun­gen von mor­gen entwickeln.

Unter­stützt durch den Ein­satz von VR kon­nten über die ver­gan­genen Jahrzehnte schon viele Lösun­gen für den Arbeitss­chutz und weit­ere betriebliche Fragestel­lun­gen entwick­elt wer­den. Mod­el­lieren und Simulieren mit 3D CAD und VR nähert sich aneinan­der an und unter­stützt die betrieblichen Akteure – und damit auch die Sicher­heits­beauf­tragten. Das bezieht sich schon heute auf ein Ausle­gen von Arbeit­splätzen, ein Erproben von Arbeit­sprozessen durch Beschäftigte an neuen Arbeit­splätzen, ein virtuelles Inbe­trieb­nehmen von Maschi­nen und Anla­gen, ein Entwick­eln von Schutzkonzepten an Maschi­nenbe­di­en­plätzen, ein Voraus­simulieren von Steuerung­se­in­grif­f­en in mod­u­laren Pro­duk­tion­sprozessen und vieles andere mehr.

Vie­len Dank für das Gespräch!

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