Einen steigenden Bedarf an Workwear für Frauen sieht das Unternehmen Bierbaum-Proenen (BP). Es hat sich deshalb darangemacht, PSA fürs weibliche Geschlecht zu entwickeln. „Zum Beispiel in der Hochbaubranche arbeiten immer mehr Frauen. Sie erwarten zu Recht, dass wir ihnen bedürfnisgerechte Bekleidungslösungen bieten“, sagt Carla Cacitti, Leiterin des Produktmanagements. Doch wo setzen diese an? „Damenmodelle unterscheiden sich in vielen Punkten von der Männerkleidung. Das betrifft Schnitte, Materialien und Funktion gleichermaßen“, erklärt Cacitti.
Ungeliebte Brust- und Hosentaschen
Ein offensichtliches Beispiel dafür sind Brusttaschen, die Frauen nicht nutzen. Ein weniger eindeutiges seitliche Cargotaschen auf Oberschenkelhöhe, die Frauen lieber höher hätten. BP hat bei der Entwicklung eng mit Frauen zusammengearbeitet. Selbst Warnschutzjacken sind für sie schmaler und leicht tailliert geschnitten. Zudem wurden gut kombinierbare Westen und Hosen mit Kniepolstertaschen entwickelt. Die Deutsche Bahn setzt diese Kollektion bereits ein.
Die dänische Firma Kansas nimmt für sich in Anspruch, bereits vor 40 Jahren Damenworkwear angeboten zu haben. Allein im Hosensegment umfasst die breite Produktpalette Latzhosen, Bundhosen und kurze Arbeitshosen in Frauengrößen und ‑schnitten. Ihre Passform unterscheidet sich von der Männerpassform durch die schmale Taille, die hohe Hüfte mit bequemem Umfang und den angepassten Oberschenkeln.
Unterstützung für werdende Mütter
Eine besondere Zeit für Frauen ist die Schwangerschaft: In diesen neun Monaten verändert sich der weibliche Körper kontinuierlich. Vier Wochen vor der errechneten Niederkunft beginnt der Mutterschutz. Doch in der Zwischenzeit – vom ersten Ultraschallbild bis zum letzten Arbeitstag – können viele Frauen Schwangerschafts-Workwear gut gebrauchen.
Der schwedische Workwear-Spezialist Blåkläder hat sich dieser Herausforderung angenommen und Umstandshosen für Berufstätige entwickelt. Von Beginn an hat die Zielgruppe mitgewirkt. 2.500 Schwangere bewarben sich als Testpilotinnen. „Ihr Feedback war für uns wichtig, denn die Hose sollte genau ihren Bedürfnissen entsprechen“, sagt Rose-Marie Näsström, Produktentwicklerin bei Blåkläder. Bei Passform und Qualität sollte es keine Kompromisse geben, damit sich die Frauen bei ihrer Tätigkeit auch weiterhin wirklich wohlfühlen. Testpilotin Elin Fagerlind, Elektrikerin von Beruf, war sehr angetan von der Zusammenarbeit: „Je mehr Hürden Frauen generell aus dem Weg geräumt werden, desto besser. Ich habe mehrere Vorschläge gemacht, die Blåkläder tatsächlich alle berücksichtig hat.“ Das Ergebnis: eine Umstandshose in zwei Ausführungen aus Stretchmaterial – als High Vis- und als Service-Modell. Sie werden in fünf Größen angeboten und können an den Beinen ausgelassen werden, damit sie auch größeren Frauen passen.
3D-Chic vom Scheitel bis zur Sohle
Ein hoher Tragekomfort ist natürlich nicht nur für Frauen von enormer Bedeutung – ergonomische Schnitte und elastische Materialien finden auch in der Männerwelt viele Anhänger. Der Einsatz von 4‑Wege-Stretch beispielsweise an Oberschenkeln und Rücken erleichtert das Arbeiten deutlich. Überzeugend wirkt auch ein progressives, dynamisches Design, teils in 3D, das seinen Trägern zu einer aktiven und zupackenden Erscheinung verhilft. Auch das geringe Gewicht von moderner Arbeitskleidung wirkt sich positiv auf Tragekomfort und Akzeptanz aus. Denn die modernen Materialien sind besonders leicht und tragen deshalb nochmal deutlich zur Optimierung der Passform bei.
Flexibel auf den Leib geschneidert
Unterstützt von 3D-Meßmethoden und ‑Herstellungsverfahren geht es bei der Entstehung neuartiger Workwear weniger um einzelne Positionen wie „Über-Kopf-Arbeiten“ oder „Arbeiten im Knien“ als vielmehr die gesamten Bewegungsabläufe. Ergonomische Schnitte sollen trotz der körpernahen „modern fit“- Schnitte möglichst viel Bewegungsfreiheit bieten.
Wesentlich zum Wohlbefinden trägt auch die unterste Schicht bei. Seamless Underwear, bekannt bereits aus dem Sport, hat deshalb in die Workwear Einzug erhalten. Die Uvex Safety Group mit Sitz in Fürth beispielsweise hält in diesem Segment ein umfassendes Angebot vom Bustier bis zur langen Unterhose vor. Doch damit nicht genug, schließlich geht es um den gesamten Look: Auch bei Arbeitsschuhen hat sich viel getan. So gibt es von Uvex die Kollektion Trend sogar in den Schutzklassen S1-S3. Das S1-Business-Modell beschreibt das Unternehmen als modernen Arbeitsschuh für Betrieb und Büro.
UV-Schutz im Fokus
Essentiell in den Sommermonaten ist der UV-Schutz für Beschäftigte, die vornehmlich draußen arbeiten. Die komplette Uvex Suxxeed Construction Linie sowie Teile der BP High Vis Kollektion sind nach dem Hohenstein Standard 801 zertifiziert. Der angegebene UV-Schutzfaktor berücksichtigt anders als die üblichen Standards realistische Gebrauchsbedingungen. Durch Nässe, Dehnung, Abrieb und Wäsche wird der Schutz vor der natürlichen solaren Strahlung nämlich oft deutlich reduziert.
Baukastensystem zur Kombination
Arbeitgeber wollen auch große Teams möglichst unkompliziert ausstatten – am besten mit einer Art Baukastensystem. Die einzelnen Bekleidungsteile und unterschiedlichen Farbstellungen sollen leicht kombinierbar sein. BP beispielsweise hat sein Workwear-Konzept für die Kollektion BPlus Modern Stretch systematisch in diesem Sinne erweitert. Hier kann aus vielen Farben, Formen und Material ausgewählt werden. Andere Anbieter wie Pionier Berufskleidung und CWS als Systemanbieter für Gesundheit, Sicherheit und Schutz oder Kübler Workwear sind hier ebenfalls mit einem breiten Sortiment vertreten. Wie die Kübler Bodyforce-Kollektion aussieht und funktioniert, können Interessenten per Augmented Reality erleben. Durch Scannen des QR-Codes kann man die Kleidung 360 Grad rundum und in Bewegung ansehen.
18 PET-Flaschen in jedem Teil
Nachdem lange Zeit Ergonomie, Gewicht und das Design die Parameter waren, die bei Workwear und auch PSA im Fokus standen, ist nun ein weiteres Thema hinzugekommen: Die Frage der Nachhaltigkeit. Mit BPlus Green ist das Unternehmen BP, das seit Jahren mit der Fair Wear Foundation zusammenarbeitet und besonders auf die Langlebigkeit seiner Produkte achtet, noch einen Schritt weitergegangen und setzt fair gehandelte Baumwolle sowie recyceltes Polyester aus wiederverwerteten PET-Flaschen ein. Dabei kommen auf jedes Kleidungsteil mindestens 18 Flaschen. In der Suxxeed-Kollektion arbeitet Uvex ebenfalls mit recyceltem Polyester. Auf Tragekomfort und Bewegungsfreiheit müssen die Trägerinnen und Träger dennoch nicht verzichten. Viele Funktions-Features wie das Armliftsystem bei BP sorgen dafür, dass die Beschäftigten sich auch in „Sustainable Workwear“ voll auf ihre Arbeit konzentrieren können.
Aus aktuellem Anlass – Corona
Die Fair Wear Foundation ist eine gemeinnützige Organisation, die mit ihren Mitgliedsunternehmen sowie Gewerkschaften, NGOs, Fabriken, Unternehmensverbänden und Regierungen die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie anstrebt. Auf ihrer Website macht die Stiftung darauf aufmerksam, dass es in Zeiten von Corona noch wichtiger ist, das Leben von Millionen von Arbeitern über alle Herstellungsketten hinweg zu schützen. Zahlreiche Fabriken mussten bereits schließen. Die Bilder von heimkehrenden Wanderarbeitern in Indien wurden in vielen Medien veröffentlicht. Unternehmen hierzulande bemühen sich, ihre Fabrikanten und Lieferanten nach Kräften zu unterstützen. Jeder einzelne kann dabei helfen, indem er Produkte von diesen Unternehmen kauft.
Kirsten Rein