1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Sicherheitsbeauftragter »

Modellvarianten/Messverfahren für Sicherheits‑, Schutz- und Berufs­schuhe

Gut zu(m) Fuß
Modellvarianten und Messverfahren Sicherheits‑, Schutz- und Berufsschuhe

Sicherheits‑, Schutz- und Beruf­ss­chuhe müssen nicht nur zum Arbeit­splatz des Trägers passen, son­dern auch zu seinen Füßen. Ver­schiedene Mod­el­l­vari­anten und Messver­fahren ebnen den Weg zum richti­gen Schuh.

Der Fuß ist ein Kunst­werk aus 26 Knochen, 19 Muskeln und 107 Bän­dern“, wusste schon Leonar­do da Vin­ci: „Ein Kunst­werk braucht einen Rah­men, keinen Käfig.“

Nun hat jed­er Schuh einen Rah­men, dieser verbindet schlicht Schaft und Sohle. Aber auch dieser Rah­men kann zum Käfig wer­den – wenn er nicht zum Fuß passt. Und Füße sind sehr unter­schiedlich. Zum einen ist die men­schliche Anatomie ohne­hin sehr indi­vidu­ell, zum anderen lei­den nicht wenige unter Fußfehlstel­lun­gen oder müssen beispiel­sweise wegen Dia­betes oder Rheuma ihre Füße beson­ders im Auge behal­ten. Der demografis­che Wan­del spielt eben­falls eine Rolle: Etwa ab dem vierzig­sten Leben­s­jahr sor­gen ver­min­derte Musku­latur und aus­geleierte Bän­der für Verän­derun­gen am Fuß, die sog­ar zu Knick‑, Senk- und Spreizfüßen oder Beschw­er­den im oberen Bewe­gungsap­pa­rat führen kön­nen. Zudem wer­den mit zunehmen­dem Alter die Fettpol­ster am Fuß dün­ner, was die Füße druck­empfind­lich­er macht.

Wenn der Schuh nicht richtig passt

Unpassendes Schuh­w­erk ist nicht nur unbe­quem, son­dern kann hand­feste Fol­gen haben – von Druck­stellen bis zu Rück­en- und Gelenkprob­le­men. Das erschw­ert nicht nur die Konzen­tra­tion auf die jew­eilige Tätigkeit, son­dern kann unter Umstän­den sog­ar dazu führen, dass die Sicher­heit im Betrieb beein­trächtigt wird, wenn Beschäftigte ständig Schmerzen haben oder sich in den Schuhen nicht gut bewe­gen kön­nen. Und im schlimm­sten Fall wer­den schlecht passende Sicherheits‑, Arbeits- und Beruf­ss­chuhe, in denen die meis­ten Beschäftigten mehr Zeit ver­brin­gen und mehr Kilo­me­ter zurück­le­gen als in ihren pri­vat­en Schuhen, gar nicht erst getragen.

Wie wichtig opti­mal zu den Füßen passendes Schuh­w­erk bei Beschäftigten ist, beto­nen Medi­zin­er und Beruf­sgenossen­schaften daher schon seit Jahren. Wirtschaftsin­ge­nieurin Ulrike Noll hat in ihrer Dis­ser­ta­tion viele rel­e­vante Fak­toren zu diesem The­ma untersucht.

Vor allem ging es ihr um Möglichkeit­en der Präven­tion von Erkrankun­gen am Stütz- und Bewe­gungsap­pa­rat durch passende Sicher­heitss­chuhe, was sie exem­plar­isch an Beschäftigten der Auto­mo­bilin­dus­trie unter­sucht hat. Ergeb­nis: Wenn die Beschäftigten ergonomis­che, gut sitzende Sicher­heitss­chuhe tra­gen, reduziert das die Belas­tun­gen des Bewe­gungsap­pa­rates deut­lich – ables­bar unter anderem an Fak­toren wie Kör­per­hal­tung und Fuß­druck­w­erten. Zudem bestätigte das sub­jek­tive Kom­fortempfind­en der Proban­den die Messergebnisse.

Verschiedene Passformen

Her­steller von pro­fes­sionellem Schuh­w­erk bieten daher nicht nur eine große Vielfalt an Mod­ellen an, son­dern häu­fig auch etliche ver­schiedene Pass­for­men. Neben der Länge vari­ieren diese in der Bre­ite, bei Zehenkappe und Biege­zo­nen, Dämp­fung, Näht­en und Schnürung. Anbi­eter Baak beispiel­sweise hat sein Sys­tem gemein­sam mit dem Bio­mechanik-Pro­fes­sor Gert-Peter Brügge­mann entwick­elt, der viele Jahre lang das Insti­tut für Bio­mechanik und Orthopädie an der Deutschen Sporthochschule Köln leit­ete. Und Elten hat mit dem Uni­ver­sität­sklinikum Tübin­gen und dem Messtech­nik-Spezial­is­ten Vialux zusam­mengear­beit­et und in Feld­stu­di­en mehrere tausend Füße von Beschäftigten in Indus­trie und Auto­mo­bil­pro­duk­tion ver­messen, um Mod­elle mit opti­mierten Pass­for­men her­stellen zu können.

Service: Füße vermessen

Wie aber find­et man inmit­ten der Vielfalt den passenden Schuh? Im pri­vat­en Bere­ich gelingt das vie­len Men­schen nicht. Dem Deutschen Schuhin­sti­tut zufolge laufen in Deutsch­land 82 Prozent der Bevölkerung in Schuhen, die ihnen nicht richtig passen. Daher bieten Her­steller und Händler von Sicherheits‑, Schutz- und Beruf­ss­chuhen als Ser­vice oft die Ver­mes­sung der Mitar­beit­er­füße an – mit analo­gen oder dig­i­tal­en Mit­teln. Ob und welche Kosten für einen solchen Vor-Ort-Ein­satz entste­hen, ist sehr unter­schiedlich und muss indi­vidu­ell gek­lärt werden.

Die Fir­ma Carl Nolte beispiel­sweise set­zt zur Weit­en- und Län­gener­mit­tlung ihr paten­tiertes Messs­chalen­sys­tem ein, führt aber auch dig­i­tale Ver­mes­sun­gen durch, bei denen der Fuß mit all seinen Eigen­heit­en ges­can­nt wird. Auch Atlas bietet die Ver­mes­sung mit einem dig­i­tal­en Fußs­can­ner an und hat zudem eine Smart­phone-App entwick­elt, mit der jed­er Inter­essent seine Füße selb­st ver­messen kann. Elten kom­biniert das Scan­nen mit dem Sys­tem Mifit­to, das das Unternehmen in Zusam­me­nar­beit mit dem Fraun­hofer-Insti­tut für Inte­gri­erte Schal­tun­gen (ISS) entwick­elt hat. Der Scan­ner ermit­telt die Volu­mi­na bei­der Füße, die Achsstel­lung der Unter­schenkel, die Haupt­be­las­tungspunk­te und eventuelle Prob­leme mit dem zu starken Knick­en des Fußes beim Laufen nach innen oder außen. Danach kann Mifit­to nicht nur passende Schuhe aus dem Elton-Sor­ti­ment empfehlen, son­dern beispiel­sweise auch Schuh­w­erk für die Freizeit, da Pro­duk­t­dat­en weit­er­er Her­steller und Händler hin­ter­legt sind.

Steitz Secu­ra geht noch einen Schritt weit­er: Das Unternehmen nutzt den ersten medi­zinisch zuge­lasse­nen 3D-Scan­ner des bel­gis­chen Her­stellers RSs­can sowie eine dynamis­che Fußver­mes­sung. Die dabei rund um den Fuß gener­ierten Dat­en kön­nen dann über eine dig­i­tale Plat­tform von HP in Pro­duk­tions­dat­en umge­wan­delt wer­den. So kann Steitz indi­vidu­ell für jeden einzel­nen Träger den opti­malen Schuh her­stellen. Mit Hil­fe eines soge­nan­nten Self-Ser­vice-Kiosk kön­nen Beschäftigte inzwis­chen ihre Füße auch selb­st ver­messen – für die Auswer­tung der Ergeb­nisse emp­fiehlt Steitz das Gespräch mit dem Betriebsarzt.

Bei allen Unter­schieden haben alle Lösun­gen eines gemein­sam: Durch sie ist die Suche nach dem passenden Rah­men für das Kunst­werk Fuß kein so großes Kun­st­stück mehr.


Foto: pri­vat
Autorin: Petra Hannen

Fachjour­nal­istin


Wann passt ein Schuh?

Dem Deutschen Schuhin­sti­tut zufolge ist die Fußlänge ein wichtiger Wert, der beim Kauf berück­sichtigt wer­den sollte. Für die Auswahl eines passenden Schuhs rät es zudem folgendes:

  • Der Schuh sollte nicht nur dem Fuß in Ruhe Raum geben, son­dern auch beim Abrollen, was etwa zehn Mil­lime­ter zusät­zlichen Platz beansprucht.
  • Am Ballen und an der Ferse muss der Schuh fest sitzen, darf aber dabei nicht drück­en. Vor allem bei höheren Absätzen darf die Ferse nicht im Schuh rutschen oder wack­eln, da sich son­st das Risiko des Umknick­ens erhöht.
  • Auch die Uhrzeit spielt eine Rolle: Füße sind abends dick­er als am Mor­gen. Schuhe, die den ganzen Tag über getra­gen wer­den, kauft man daher am besten nach­mit­tags – denn kauft man sie mor­gens, kön­nen sie abends zu eng sein, kauft man sie abends, kön­nen sie mor­gens zu weit sein.
  • Grund­sät­zlich sollte zudem ein zu enger Schuh durch ein weit­er geschnittenes Mod­ell erset­zt wer­den, nicht durch eine Num­mer größer. Und bei ein­er zu großen Weite sollte niemals zu ein­er kürz­eren Länge gegrif­f­en werden.
    www.schuhinstitut.de

Orthopädisches Schuhwerk

Trotz der Mod­ell- und Pass­for­mvielfalt kom­men nicht alle Men­schen mit einem Schuh­mod­ell von der Stange zurecht. Sie brauchen statt dessen speziell orthopädisch zugerichteten Fußschutz oder sog­ar Maßschuhe. Dafür ist die DGUV-Regel 112–191 maßge­blich. Sie besagt, dass bei jed­er orthopädis­chen Anpas­sung von Sicher­heitss­chuhen geprüft wer­den muss, ob diese weit­er­hin den Anforderun­gen der Norm EN ISO 20345 gemäß Zer­ti­fikat entsprechen. Diese Prü­fung muss durch ein offizielles Prüfin­sti­tut durchge­führt wer­den, welch­es anschließend eine EG-Bau­muster­prüf­bescheini­gung ausstellt. Die Kosten für eine solche Prü­fung sind erhe­blich, sodass es für Schuh­her­steller oft wirtschaftlich nicht trag­bar ist, diese indi­vidu­ell für jede ange­fragte orthopädis­che Änderung und jedes einzelne Paar Schuhe durchzuführen. Für die häu­fig­sten orthopädis­chen Prob­lem­stel­lun­gen bieten sie jedoch in der Regel Sicher­heitss­chuhe an, die dafür im Vor­feld zer­ti­fiziert wur­den. Wer damit nicht zurecht kommt, muss sich von seinem Orthopä­den ein Attest ausstellen und die Umset­zung von autorisierten Fachkräften wie zum Beispiel Orthopädi­eschuhtech­niker­meis­tern aus­führen lassen – als Maßschuh oder als indi­vidu­elle orthopädis­che Zurich­tung eines indus­triell gefer­tigten Schuhs. Das Sachge­bi­et Fußschutz der Deutschen Geset­zlichen Unfal­lver­sicherung (DGUV) emp­fiehlt ein Vier-Stufen-Mod­ell, mit dessen Hil­fe Unternehmen betrof­fe­nen Beschäftigten bau­mustergeprüften orthopädis­chen Fußschutz zur Ver­fü­gung stellen können.

www.dguv.de/fb-psa (Web­code d33147)

Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de