An jedem Arbeitsplatz, an dem Beschäftigte mechanischen Belastungen und/oder chemisch-biologischen Gefährdungen ausgesetzt sind, müssen sie die richtigen Schutzhandschuhe tragen. Genauso wichtig ist, dass sie die Handschuhe richtig verwenden. Aber wie zieht man Schutzhandschuhe richtig an und aus? Hierbei sind folgende Punkte zu beachten:
- Schutzhandschuhe vor dem Anziehen noch einmal gründlich reinigen.
- Jegliche Formen von Schutzhandschuhen erst nach allen anderen
Teilen der Schutzausrüstung/Schutzkleidung anziehen. Dies ist allein schon deshalb zu empfehlen, damit man die Handschuhe über den Bund der Oberkörperkleidung ziehen kann. - Die Handschuhe nur mit sauberen, trockenen Händen anziehen. Neigt man zu schwitzenden Händen beim Tragen von Handschuhen, ist es ratsam, dünne Baumwollhandschuhe unter den eigentlichen Schutzhandschuhen zu tragen.
- Auch die Schutzhandschuhe selbst sollten sauber und trocken sein. Dazu sind sie nach jedem Gebrauch gründlich von äußeren Verschmutzungen zu befreien und zum Trocknen nach außen gestülpt aufzuhängen.
- Sollte man auch nur einen winzig kleinen Riss entdecken, müssen die Handschuhe unverzüglich entsorgt werden. Denn auch durch sehr kleine Öffnungen können Gefahrstoffe in den Handschuh eindringen. Geraten diese mit der feuchten, schwitzenden Hand in Kontakt, wird der Schutz nicht nur aufgehoben, sondern das Infektionsrisiko zusätzlich erhöht.
- Um das Eindringen von Flüssigkeit ganz zu vermeiden, die Stulpen der Handschuhe umschlagen.
- Vor dem Ausziehen alle Formen von Schutzhandschuhen noch einmal reinigen (außer Einmalhandschuhe).
- Ganz wichtig beim Ausziehen: Niemals die Außenseite der Handschuhe mit der ungeschützten Hand angreifen, denn selbst nach einer Reinigung der Handschuhe ist die Gefahr des Schadstoffkontakts groß.
- Hat man die Handschuhe ausgezogen, müssen auch die Hände gewaschen werden. Eine anschließende Pflege mit Hautcreme ist sinnvoll, weil durch das Waschen der Säuremantel der Haut angegriffen wird.
Verwendungs- und Tragedauer
Flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe sollten so kurz wie möglich getragen werden. Trägt man sie ununterbrochen, wirkt sich der sogenannte Okklusionseffekt aus. Die Hände schwitzen vermehrt, was den Säureschutzmantel und die Hornschicht der Haut schädigt. Die Folge: Die Haut wird mechanisch weniger belastbar und die Infektionsgefahr steigt. Sind die Hände, oder gegebenenfalls getragene Unterziehhandschuhe aus Baumwolle, verschwitzt, sollten die Handschuhe unbedingt gewechselt werden. Es sollten also mindestens zwei Paar Handschuhe für jeden Beschäftigten an jedem Arbeitsplatz vorhanden sein.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn am Arbeitsplatz Kontakt mit Chemikalien besteht. Ist eine Chemikalie an den Handschuh gelangt, ist eine Wanderung des Schadstoffes nicht mehr aufzuhalten – egal wie kurz oder lang der Kontakt gedauert hat. Besonders schnell durchdringen Chemikaliengemische die Handschuhe! Nach Kontakt mit Chemikalien sollte man deshalb die Arbeitshandschuhe nicht wiederverwenden – auch wenn der Hersteller in der Gebrauchsanweisung eine genügend lange Schutzzeit/Durchbruchszeit angegeben hat.
Einmalhandschuhe
Während die meisten Schutzhandschuhe zumeist problemlos an- und auszuziehen sind, verhält sich das mit den Einmalhandschuhen aus Vinyl, Latex oder Nitril etwas anders. Wurden diese früher nur in der Gesundheits- und Pflegebranche eingesetzt, finden sie mittlerweile in allen Branchen Verwendung, in denen besonders hohe hygienische Standards herrschen – so vor allem in der Lebensmittelindustrie. Was ist bei diesem Handschuhtyp zu berücksichtigen? Hierzu folgende Tipps:
- Noch wichtiger als bei anderen Arbeitsschutzhandschuhen ist es, die exakt richtige Größe zu wählen. Denn hat man eine zu kleine Größe gewählt, kommt es schnell zur Überdehnung und damit Überbeanspruchung. Der Handschuh könnte reißen.
- Die Handschuhe sollten unbedingt vor dem Tragen gereinigt und desinfiziert werden.
- Das Waschen der Hände ist ebenfalls anzuraten, vorzugsweise mit warmem Wasser. Besser für die Haut ist es aber, wenn man anstatt Wasser und Seife ein alkoholisches Händedesinfektionsmittel benutzt und damit 15 bis 30 Sekunden die Hände einreibt. Die Hände danach zunächst trocknen lassen, bevor man die Handschuhe anzieht.
- Die Fingernägel sollten kurz sein, auch sollte man keinen Schmuck an Hand und Unterarm tragen, um die Handschuhe nicht zu beschädigen.
- Beim Anziehen wird der Handschuh zunächst vorsichtig locker über die Finger der einen Hand gezogen. Der Daumen der anderen Hand wird anschließend auf der Unterseite des Handgelenkes in den Handschuh gesteckt.
- Nun greift man mit den anderen Fingern auf der Außenseite des Handschuhs auf den innenliegenden Daumen. Der Handschuh wird jetzt, ohne dass man ihn übermäßig dehnt, über die Stulpe nach oben in die Richtung der Ellbogenbeuge gezogen.
- Dann den Handschuh in die richtige Passform ziehen, ohne ihn zu überdehnen. Den Handschuh nicht viel weiter als über das Handgelenk ziehen.
- Zum Abschluss die Finger des Handschuhs in die richtige Position bringen.
- Beim Ausziehen zunächst mit einer Hand in die Innenfläche der anderen Hand greifen und den Handschuh anheben. Dann mit dieser Hand den Handschuh abziehen und festhalten.
- Mit der Hand, von der man bereits den einen Handschuh abgezogen hat, fasst man nun unter die Stulpe des Handschuhs an der anderen Hand und zieht den Handschuh ebenfalls ab. Am Ende ist der Handschuh umgekrempelt und hält den anderen Handschuh in sich.
- Nach dem Ablegen der Handschuhe unbedingt wieder die Hände waschen und desinfizieren.
Dr. Joerg Hensiek
Betriebsanweisung und Handschuhplan
Der Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, seinen Angestellten die erforderliche PSA kostenlos zur Verfügung zu stellen. Außerdem muss er sicherstellen, dass seine Beschäftigten die Handschuhe tatsächlich benutzen. Müssen aufgrund der Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz Schutzhandschuhe getragen werden, hat der Arbeitgeber diese so auszuwählen, dass der bestmögliche Schutz bei zugleich angenehmem Tragekomfort und ausreichendem Tast- und Greifvermögen gesichert ist.
Mittels einer Betriebsanweisung muss der Arbeitgeber die Mitarbeiter über den sicheren Einsatz von Schutzhandschuhen informieren. Anhand dieser Betriebsanweisung und der Herstellerinformationen hat er auch dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter mindestens einmal jährlich im Umgang mit den Schutzhandschuhen unterwiesen werden.
Alle gesammelten Auswahlkriterien und Informationen über die Schutzhandschuhe sollte der Arbeitgeber in einem Handschuhplan festhalten. Darin werden alle Handschuhmodelle pro Arbeitsplatz abgebildet und beschrieben. Somit kann sich jeder Mitarbeiter über seinen Handschuh genau informieren.
Praxis-Tipps
- Ganz wichtig ist es, nur die eigenen Handschuhe zu tragen und nicht etwa die Handschuhe des Kollegen auszuleihen. Sollte dieser unter Hautproblemen leiden, ist die Gefahr sehr groß, sich bereits beim einmaligen Gebrauch anzustecken.
- Das Reinigen der Schutzhandschuhe vor und nach dem Tragen hat höchste Priorität. Man sollte aber auf die Herstellerangaben hinsichtlich der empfohlenen Anzahl von Reinigungen achten: Werden die Handschuhe zu oft gereinigt, kann dies die Leistungsstufe negativ beeinflussen. Liegt die Anzahl der tatsächlichen Reinigungen bereits deutlich über der empfohlenen Anzahl, sollten die Handschuhe entsorgt werden.