„Hier im Industriepark Höchst stellt Celanese Produkte für vier verschiedene Geschäftsbereiche her“, sagt Mario Anders. „Daher ist es wichtig, dass ich in meinem Job besonders flexibel bin. Ich komme zwar vom Kunststoff, beschäftige mich aber genauso mit unterschiedlichen Stoffen aus den Bereichen Lebensmittelzusatzstoffe, Basischemikalien und Polymerdispersionen. Als Chemikant baue ich hier im Labor Versuchsreihen auf. Beispielsweise möchte ein Kollege herausfinden, ob in einem Betrieb eine Kapazitätserweiterung durch Veränderung eines bestimmten Stoffes möglich ist. Oder wie lange eine spezielle Substanz braucht, um in einer Apparatur zu reagieren.“
Da sich Fragen wie diese im laufenden Betrieb einer Chemieanlage nur schwer beantworten lassen, überträgt Anders die Fragestellung mit Kollegen auf Labormaßstab und baut mithilfe von Glaskolben, Schläuchen und kleinen Pumpen den Reaktionsprozess in Schrankgröße nach. Hier werden die Apparate und Verfahren bereits unter Betriebsbedingungen getestet. Das Ergebnis aus diesen Kleinanlagen kann dann später auf Großanlagen übertragen werden.
Der ursprünglich aus Thüringen stammende Sicherheitsbeauftragte (Sibe) begann seine Ausbildung zum Chemikanten 1996 bei der Hoechst AG in Frankfurt. „Bereits im Produktions-Schichtdienst war ich Sibe“, erinnert er sich. „Das wollten nicht so viele andere Kollegen machen. Aber ich habe das schon immer als Möglichkeit gesehen, über mein eigentliches Tätigkeitsfeld hinauszublicken.“
Produktionsprozesse immer sicherer
Mit der Verlagerung der POM-Produktion von Kelsterbach nach Höchst – damals noch unter dem Namen Ticona für den Geschäftsbereich Kunststoffe – zog auch Anders 2011 in den Industriepark um. Polyacetal (POM) ist ein technischer Hochleistungskunststoff, der zum Beispiel in der Automobilbranche Verwendung findet und dort zunehmend Metall ersetzt. „Mit dem Umzug haben wir ein komplett neues Labor nach dem aktuellen Stand der Technik bekommen.“ Auch wenn sich das Produkt POM in den Grundzügen seiner Herstellung seit Jahren nicht geändert habe, werde der Produktionsprozess beispielsweise durch die zunehmende Automatisierung mit Sensoren immer sicherer. „Diese helfen uns heute, Gefahren schneller zu erkennen und ihnen vorzubeugen, gleichzeitig sind die Mitarbeiter besser geschult.“ Sicherheit werde in der Chemieindustrie schon immer groß geschrieben, gestern wie heute. „Und bei Celanese nimmt sie einen ganz besonderen Stellenwert ein“, betont Anders.
Umgang mit gefährlichen Stoffen
Für den Chemikanten – und erst recht für den Sicherheitsbeauftragten – ist eine Frage im Labor immer gegenwärtig: „Wie gefährlich sind die Stoffe selbst? Wie riskant ist der Umgang mit ihnen?“ Schnell kann man sich die Hand verätzen oder verbrennen, wenn man ohne Handschuhe einen Flansch verschraubt, weiß Anders. Es können aber auch Glasapparaturen splittern und schwerwiegende Schnittverletzungen zur Folge haben. „Gerade für die Handsicherheit möchten wir bei Celanese alle sensibilisieren. Dazu gibt es nicht nur Info-Flyer, Aufkleber, Events und Poster-Wettbewerbe im Unternehmen, sondern neulich war auch eine Maskenbildnerin zu Besuch, die einigen Kollegen zur Sensibilisierung Handverletzungen geschminkt hat. Das sah total echt und ziemlich gruselig aus“, erinnert sich der 43-Jährige. „Das macht man sich im Alltag nie so bewusst, wie schlimm so eine Verletzung ausfallen kann. Die Aktion hat definitiv zum Nachdenken angeregt.“ Dank Ideen wie dieser und weltweiter Initiativen gehört das Unternehmen bei der Arbeitssicherheit im internationalen Vergleich zur Spitzengruppe.
Bei Celanese versteht Anders sich vor allem auch als Motivator rund um das Thema Sicherheit. „In Zusammenarbeit mit den Sicherheitsfachleuten im Unternehmen sind wir beispielsweise das Handschuhthema angegangen. Früher hatten wir vier bis fünf verschiedene Handschuhtypen – vom Kälte- über den Schnittschutz- bis zum Einweghandschuh. Heute gibt es zwei, die schützen und gleichzeitig so dünn sind, dass man trotzdem gut in ihnen arbeiten kann. Das trage ich dann an meine Leute weiter.“
Mit gutem Beispiel voran
Anders arbeitet mit sieben Kollegen im Labor. Sie sind alle sehr verantwortungsvoll. Das versteht sich quasi von selbst, denn im gesamten Unternehmen herrscht ein hohes Maß an Sicherheitsbewusstsein. Neben den alltäglichen Dingen wie der Überprüfung der Fluchtwege geht der Wahl-Hesse möglichst immer mit gutem Beispiel voran: „Wir schauen, dass keine Leiter im Weg steht. Grundsätzlich muss man ein waches Auge haben, denn gerade, wenn man einen neuen Versuch aufbaut, stehen ja viele Gegenstände im Raum herum.“ Dabei ist es dem Unternehmen auch wichtig, dass Anders und seine Kollegen dieses Verhalten nicht am Werkstor ablegen, sondern auch mit nach Hause nehmen.
Suche nach versteckten Gefahren
Damit das Umfeld möglichst gefahrenfrei bleibt, besuchen die Sibes – insgesamt gibt es bei Celanese 91 in Höchst und 124 in ganz Deutschland – sich gegenseitig in ihren Abteilungen, um neutral nach Gefahrenpotenzial zu schauen. In einigen Labor- und Produktionseinheiten bei Celanese kennzeichnet ein gelbschwarzes Klebeband am Boden den Bereich, in dem Sicherheitsschuhe getragen werden müssen. „Allerdings sind viele Gefahren auch versteckt. Wir müssen grundsätzlich und immer sehr aufmerksam sein. Hier steht uns die Berufsgenossenschaft zur Seite, indem sie uns beispielsweise mit Merkblättern unterstützt.“
„Updates“ durch die BG
Zu den Aufgaben von Anders, der auch Gefahrstoffbeauftragter ist, gehört auf den monatlichen Rundgängen auch die Kontrolle der Augenspülflaschen und der Feuerlöscher. Bekommt ein Mitarbeiter eine Chemikalie ins Auge, muss es sofort gründlich ausgespült werden. Alle zwei Jahre treffen sich die Sibes bei der Berufsgenossenschaft zum Erfahrungsaustausch. „Da geht es beispielsweise um sicheres Öffnen von Kartons mit neuen Messern, moderne Schutzhandschuhe oder Brillen mit Flügeln und andere Themen. Hierbei erhalten wir immer auch Updates zu neuen Regelungen und Gesetzen, wie zum Beispiel die neuesten Informationen zu GHS, also dem global harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien.“
Da Umfeld, Regeln und auch das Team immer wieder Veränderungen unterworfen sind, stellen die Sicherheitsfachleute bei Celanese in ihren Sitzungen auch selbst Checklisten zusammen, die dann von den Sibes „abgearbeitet“ werden. Außerdem gilt das Prinzip der transparenten Umsichtigkeit. „Ich bin flexibel und kann um die Ecke denken, zudem kann ich gut mit unseren Leuten umgehen“, sagt der American Football-Fan Mario Anders von sich. Nach einer langen aktiven Karriere im Sport hat er als Schiedsrichter auf dem Feld weitergemacht. „Im American Football ist vieles geregelt – auch zur Sicherheit der Spieler.“
Steckbrief
- Mario Anders
- 43 Jahre
- Chemikant/Techniker
- Branche: Chemische Industrie
- Sicherheitsbeauftragter
seit mehr als zehn Jahren
Celanese
Die Celanese Corporation produziert Chemieprodukte und Spezialmaterialien für viele Industriezweige und Konsumgüter. Im Industriepark Höchst betreibt Celanese Produktion, Forschung und Entwicklung in den Geschäftsbereichen Grund- und Spezialchemikalien, Dispersionen, Lebensmittelzusatzstoffe und Technische Kunststoffe.
- rund 7.700 Beschäftigte weltweit, 1.600 in Deutschland
- Deutsche Produktionsstandorte: Industriepark Frankfurt-Höchst, Kaiserslautern, Oberhausen, Utzenfeld und Wehr
- Headquarter in Dallas, Texas (USA)
- Umsatz der Celanese Corporation 2018: 7,2 Milliarden US-Dollar
- www.celanese.de