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Zu Besuch bei Celanese in Höchst

Um die Ecke denken
Zu Besuch bei Celanese in Höchst

Ver­suchsabläufe steuern und überwachen, das erfordert gle­ichzeit­ig Konzen­tra­tion, Geduld und Reak­tion­ss­chnel­ligkeit. Als Sicher­heits­beauf­tragter geht es dem Chemikan­ten Mario Anders vor allem um die ver­steck­ten Gefahren. Denn bei Celanese wird mit vie­len unter­schiedlichen Chemikalien gearbeitet.

Kirsten Rein

„Hier im Indus­triepark Höchst stellt Celanese Pro­duk­te für vier ver­schiedene Geschäfts­bere­iche her“, sagt Mario Anders. „Daher ist es wichtig, dass ich in meinem Job beson­ders flex­i­bel bin. Ich komme zwar vom Kun­st­stoff, beschäftige mich aber genau­so mit unter­schiedlichen Stof­fen aus den Bere­ichen Lebens­mit­telzusatzstoffe, Basis­chemikalien und Poly­merdis­per­sio­nen. Als Chemikant baue ich hier im Labor Ver­such­srei­hen auf. Beispiel­sweise möchte ein Kol­lege her­aus­find­en, ob in einem Betrieb eine Kapaz­ität­ser­weiterung durch Verän­derung eines bes­timmten Stoffes möglich ist. Oder wie lange eine spezielle Sub­stanz braucht, um in ein­er Appa­ratur zu reagieren.“

Da sich Fra­gen wie diese im laufend­en Betrieb ein­er Chemiean­lage nur schw­er beant­worten lassen, überträgt Anders die Fragestel­lung mit Kol­le­gen auf Labor­maßstab und baut mith­il­fe von Glaskol­ben, Schläuchen und kleinen Pumpen den Reak­tion­sprozess in Schrankgröße nach. Hier wer­den die Appa­rate und Ver­fahren bere­its unter Betrieb­s­be­din­gun­gen getestet. Das Ergeb­nis aus diesen Kleinan­la­gen kann dann später auf Großan­la­gen über­tra­gen werden.

Der ursprünglich aus Thürin­gen stam­mende Sicher­heits­beauf­tragte (Sibe) begann seine Aus­bil­dung zum Chemikan­ten 1996 bei der Hoechst AG in Frank­furt. „Bere­its im Pro­duk­tions-Schicht­di­enst war ich Sibe“, erin­nert er sich. „Das woll­ten nicht so viele andere Kol­le­gen machen. Aber ich habe das schon immer als Möglichkeit gese­hen, über mein eigentlich­es Tätigkeits­feld hinauszublicken.“

Produktionsprozesse immer sicherer

Mit der Ver­lagerung der POM-Pro­duk­tion von Kel­ster­bach nach Höchst – damals noch unter dem Namen Ticona für den Geschäfts­bere­ich Kun­st­stoffe – zog auch Anders 2011 in den Indus­triepark um. Poly­ac­etal (POM) ist ein tech­nis­ch­er Hochleis­tungskun­st­stoff, der zum Beispiel in der Auto­mo­bil­branche Ver­wen­dung find­et und dort zunehmend Met­all erset­zt. „Mit dem Umzug haben wir ein kom­plett neues Labor nach dem aktuellen Stand der Tech­nik bekom­men.“ Auch wenn sich das Pro­dukt POM in den Grundzü­gen sein­er Her­stel­lung seit Jahren nicht geän­dert habe, werde der Pro­duk­tion­sprozess beispiel­sweise durch die zunehmende Automa­tisierung mit Sen­soren immer sicher­er. „Diese helfen uns heute, Gefahren schneller zu erken­nen und ihnen vorzubeu­gen, gle­ichzeit­ig sind die Mitar­beit­er bess­er geschult.“ Sicher­heit werde in der Chemiein­dus­trie schon immer groß geschrieben, gestern wie heute. „Und bei Celanese nimmt sie einen ganz beson­deren Stel­len­wert ein“, betont Anders.

Umgang mit gefährlichen Stoffen

Für den Chemikan­ten – und erst recht für den Sicher­heits­beauf­tragten – ist eine Frage im Labor immer gegen­wär­tig: „Wie gefährlich sind die Stoffe selb­st? Wie riskant ist der Umgang mit ihnen?“ Schnell kann man sich die Hand verätzen oder ver­bren­nen, wenn man ohne Hand­schuhe einen Flan­sch ver­schraubt, weiß Anders. Es kön­nen aber auch Glas­ap­pa­ra­turen split­tern und schw­er­wiegende Schnittver­let­zun­gen zur Folge haben. „Ger­ade für die Hand­sicher­heit möcht­en wir bei Celanese alle sen­si­bil­isieren. Dazu gibt es nicht nur Info-Fly­er, Aufk­le­ber, Events und Poster-Wet­tbe­werbe im Unternehmen, son­dern neulich war auch eine Masken­bild­ner­in zu Besuch, die eini­gen Kol­le­gen zur Sen­si­bil­isierung Hand­ver­let­zun­gen geschminkt hat. Das sah total echt und ziem­lich gruselig aus“, erin­nert sich der 43-Jährige. „Das macht man sich im All­t­ag nie so bewusst, wie schlimm so eine Ver­let­zung aus­fall­en kann. Die Aktion hat defin­i­tiv zum Nach­denken angeregt.“ Dank Ideen wie dieser und weltweit­er Ini­tia­tiv­en gehört das Unternehmen bei der Arbeitssicher­heit im inter­na­tionalen Ver­gle­ich zur Spitzengruppe.

Bei Celanese ver­ste­ht Anders sich vor allem auch als Moti­va­tor rund um das The­ma Sicher­heit. „In Zusam­me­nar­beit mit den Sicher­heits­fach­leuten im Unternehmen sind wir beispiel­sweise das Hand­schuhthe­ma ange­gan­gen. Früher hat­ten wir vier bis fünf ver­schiedene Hand­schuhtypen – vom Kälte- über den Schnittschutz- bis zum Ein­weghand­schuh. Heute gibt es zwei, die schützen und gle­ichzeit­ig so dünn sind, dass man trotz­dem gut in ihnen arbeit­en kann. Das trage ich dann an meine Leute weiter.“

Mit gutem Beispiel voran

Anders arbeit­et mit sieben Kol­le­gen im Labor. Sie sind alle sehr ver­ant­wor­tungsvoll. Das ver­ste­ht sich qua­si von selb­st, denn im gesamten Unternehmen herrscht ein hohes Maß an Sicher­heits­be­wusst­sein. Neben den alltäglichen Din­gen wie der Über­prü­fung der Fluchtwege geht der Wahl-Hesse möglichst immer mit gutem Beispiel voran: „Wir schauen, dass keine Leit­er im Weg ste­ht. Grund­sät­zlich muss man ein wach­es Auge haben, denn ger­ade, wenn man einen neuen Ver­such auf­baut, ste­hen ja viele Gegen­stände im Raum herum.“ Dabei ist es dem Unternehmen auch wichtig, dass Anders und seine Kol­le­gen dieses Ver­hal­ten nicht am Werk­stor able­gen, son­dern auch mit nach Hause nehmen.

Suche nach versteckten Gefahren

Damit das Umfeld möglichst gefahren­frei bleibt, besuchen die Sibes – ins­ge­samt gibt es bei Celanese 91 in Höchst und 124 in ganz Deutsch­land – sich gegen­seit­ig in ihren Abteilun­gen, um neu­tral nach Gefahren­poten­zial zu schauen. In eini­gen Labor- und Pro­duk­tion­sein­heit­en bei Celanese kennze­ich­net ein gelb­schwarzes Kle­be­band am Boden den Bere­ich, in dem Sicher­heitss­chuhe getra­gen wer­den müssen. „Allerd­ings sind viele Gefahren auch ver­steckt. Wir müssen grund­sät­zlich und immer sehr aufmerk­sam sein. Hier ste­ht uns die Beruf­sgenossen­schaft zur Seite, indem sie uns beispiel­sweise mit Merk­blät­tern unterstützt.“

„Updates“ durch die BG

Zu den Auf­gaben von Anders, der auch Gefahrstoff­beauf­tragter ist, gehört auf den monatlichen Rundgän­gen auch die Kon­trolle der Augen­spülflaschen und der Feuer­lösch­er. Bekommt ein Mitar­beit­er eine Chemikalie ins Auge, muss es sofort gründlich aus­ge­spült wer­den. Alle zwei Jahre tre­f­fen sich die Sibes bei der Beruf­sgenossen­schaft zum Erfahrungsaus­tausch. „Da geht es beispiel­sweise um sicheres Öff­nen von Kar­tons mit neuen Messern, mod­erne Schutzhand­schuhe oder Brillen mit Flügeln und andere The­men. Hier­bei erhal­ten wir immer auch Updates zu neuen Regelun­gen und Geset­zen, wie zum Beispiel die neuesten Infor­ma­tio­nen zu GHS, also dem glob­al har­mon­isierten Sys­tem zur Ein­stu­fung und Kennze­ich­nung von Chemikalien.“

Da Umfeld, Regeln und auch das Team immer wieder Verän­derun­gen unter­wor­fen sind, stellen die Sicher­heits­fach­leute bei Celanese in ihren Sitzun­gen auch selb­st Check­lis­ten zusam­men, die dann von den Sibes „abgear­beit­et“ wer­den. Außer­dem gilt das Prinzip der trans­par­enten Umsichtigkeit. „Ich bin flex­i­bel und kann um die Ecke denken, zudem kann ich gut mit unseren Leuten umge­hen“, sagt der Amer­i­can Foot­ball-Fan Mario Anders von sich. Nach ein­er lan­gen aktiv­en Kar­riere im Sport hat er als Schied­srichter auf dem Feld weit­ergemacht. „Im Amer­i­can Foot­ball ist vieles geregelt – auch zur Sicher­heit der Spieler.“


Steckbrief

  • Mario Anders
  • 43 Jahre
  • Chemikant/Techniker
  • Branche: Chemis­che Industrie
  • Sicher­heits­beauf­tragter
    seit mehr als zehn Jahren

Celanese

Die Celanese Cor­po­ra­tion pro­duziert Chemiepro­duk­te und Spezial­ma­te­ri­alien für viele Indus­triezweige und Kon­sumgüter. Im Indus­triepark Höchst betreibt Celanese Pro­duk­tion, Forschung und Entwick­lung in den Geschäfts­bere­ichen Grund- und Spezial­chemikalien, Dis­per­sio­nen, Lebens­mit­telzusatzstoffe und Tech­nis­che Kunststoffe.

  • rund 7.700 Beschäftigte weltweit, 1.600 in Deutschland
  • Deutsche Pro­duk­tion­s­stan­dorte: Indus­triepark Frank­furt-Höchst, Kaiser­slautern, Ober­hausen, Utzen­feld und Wehr
  • Head­quar­ter in Dal­las, Texas (USA)
  • Umsatz der Celanese Cor­po­ra­tion 2018: 7,2 Mil­liar­den US-Dollar
  • www.celanese.de
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