Skylotec zählt zu den ersten Unternehmen, die innerhalb des sogenannten Innovationsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Zuschüsse für die Investition in Produktionsanlagen erhalten. Der Hersteller von Absturzsicherungen weitet damit sein Programm auf Atemschutz aus.
Deutschland ist bei der Versorgung von Schutzausrüstung in vielen Bereichen von China abhängig. Das hat die Corona-Pandemie noch einmal sehr deutlich gemacht. Nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums haben Unternehmen aus der Volksrepublik während der Ausbreitung der Pandemie Schutzartikel in 199 Länder und Regionen exportiert – darunter auch die Bundesrepublik. Zu den ausgeführten Waren gehören beispielsweise Schutzhandschuhe, Schutzbrillen und auch Atemschutzmasken, bei denen China Schätzungen zufolge rund zwei Drittel der Weltproduktion erbringt. Das lässt erahnen, welche Folgen Lieferengpässe auch auf Deutschland haben können, die etwa durch staatlich verordnete Ausfuhrbeschränkungen entstehen können. Viele PSA-Artikel waren insbesondere zu Beginn der Pandemie vergriffen. Zudem wurden sie zu überhöhten Preisen oder mit minderwertiger Qualität angeboten. Das galt auch für Atemschutzmasken (FFP2), bei denen die Nachfrage besonders groß war, weil sie nicht mehr nur etwa im Gesundheitswesen benötigt wurden. Viele Menschen tragen und trugen sie wegen des – im Vergleich zu Alltagsmasken – besseren Schutzes auch im privaten Bereich. Weil aus China zwischenzeitlich weltweit über 50 Milliarden Atemschutzmasken exportiert wurden, hat sich die Versorgungslage auch hierzulande wieder verbessert. Doch bei der Eindämmung der Corona-Pandemie und auch grundsätzlich möchte sich die Bundesregierung in Zukunft unabhängiger von dem asiatischen Handelsriesen machen und deshalb die heimische Produktion stärken. So wurde beschlossen, unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie einen Arbeitsstab Produktion einzurichten. Er wurde damit beauftragt, Produktionskapazitäten für persönliche Schutzausrüstungen und Medizinprodukte in Deutschland und der EU auf- und auszubauen, um Importabhängigkeiten insbesondere im Falle einer Pandemie zu reduzieren.
Qualitätssicherung mit über 70-jähriger Erfahrung
In einem ersten Schritt wurde ein Programm zur Förderung von Meltblown-Vlies entwickelt. Dies ist das Ausgangsmaterial für gängige Atemschutzmasken und war zu Beginn der Pandemie nicht in ausreichender Menge verfügbar. Zum Jahresende 2020 hin sollte – laut Angaben der Hersteller – mit den geförderten Anlagen bereits ein Produktionsvolumen von zusätzlich rund 14.500 Tonnen erreicht werden. Dies entspricht Material für rund 18 Milliarden zertifizierter Atemschutzmasken. Zeitgleich wurden Investitionen in die Produktion von Schutzmasken gefördert. Auf diese Weise wurden Produktionskapazitäten für jährlich rund 2,5 Milliarden zertifizierte Atemschutzmasken geschaffen. Zudem wurde ein sogenanntes Innovationsprogramm entwickelt. Damit sollen langfristige, im Weltmarkt wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten in einer Größenordnung von jährlich 4,5 Milliarden zertifizierten Atemschutzmasken in Deutschland aufgebaut werden.
Als eines der ersten Unternehmen wird Skylotec innerhalb dieses Innovationsprogramms gefördert. Die weltweit agierende Marke für Absturzsicherungen hat zu Beginn der Pandemie seine Produktion – wie viele Unternehmen aus der Textilindustrie und auch PSA-Hersteller – in Teilen umgestellt und auf den vorhandenen Maschinen einfache Masken (Community-Masken, Mund-Nase-Bedeckungen) aus Stoff gefertigt. Gleichzeitig entwickelte das deutsche Familienunternehmen ein Konzept, sein Programm langfristig um Atemschutz zu erweitern. Dazu wurde am Stammsitz im rheinland-pfälzischen Neuwied in fünf moderne Produktionsanlagen investiert, um langfristig medizinische Gesichtsmasken und FFP2-Masken für den leichten Atemschutz zu produzieren. Die Anschaffungskosten werden zu rund einem Drittel durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie übernommen. „Als Hersteller von Schutzausrüstung mit über 70-jähriger Erfahrung und entsprechenden Systemen zur Qualitätssicherung in der Produktion haben wir das Know-how und können dies unkompliziert realisieren“, sagt Dr. Kai Rinklake, Geschäftsführer von Skylotec. Zur Firmengruppe gehört mit ultraMEDIC zudem ein zertifizierter Hersteller von Medizinprodukten, der über das notwendige Expertenwissen im Bereich der Zulassung medizinischer Produkte verfügt.
800 Masken pro Minute
In Neuwied ist bereits eine neue Fertigungshalle entstanden. Dort werden Maschinen in Betrieb genommen, die zu den weltweit schnellsten und innovativsten zählen. Sie ermöglichen eine vollautomatisierte Produktion mit automatischer Fehlerdetektion von 800 Atemschutzmasken pro Minute und haben zudem eine geringe Rüstzeit. Bei Skylotec können damit im kommenden Jahr bis zu 300 Millionen medizinische Gesichtsmasken nach EN 14683:2019+AC:2019 und bis zu 50 Millionen FFP2-Masken gemäß EN 149:2001+A1:2009 produziert werden. Diese können nicht nur im Gesundheitswesen verwendet werden, wo ein weiterhin hoher Bedarf zu erwarten ist. Vielmehr können sie überall dort getragen werden, wo es erforderlich ist, sich selbst und andere Menschen vor Infektionen durch Erreger in der Ausatemluft zu schützen. In der Industrie oder im Handwerk sind FFP2-Masken darüber hinaus sinnvoll, um sich bei der Arbeit beispielsweise vor aufwirbelndem Staub zu schützen.
Überdies wurde ein eigenes Atemschutzlabor aufgebaut, um bei der Qualitätssicherung der laufenden Produktion über dem Stand der Technik zu liegen und dem Wettbewerb voraus zu sein. Ein Anspruch, den Skylotec an seine bisherigen PSA-Produkte stellt und den auch das neue Geschäftsfeld erfüllen muss. Dies hat nebenbei den Vorteil, einen Großteil der für eine Zertifizierung notwendigen Vorprüfungen eigenständig übernehmen zu können. „Das war im Vorfeld eine wichtige Entscheidung für die Entwicklung der Masken. Denn es hat sich gezeigt, dass der größte Engpass aktuell die Zulassung durch externe Prüfstellen ist“, sagt Geschäftsführer Rinklake. Um darüber hinaus die Lieferketten so kurz wie möglich zu halten, hat Skylotec bereits langfristige Verträge mit europäischen Materiallieferanten abgeschlossen. So wird etwa Filtervlies aus deutscher Fertigung verarbeitet. Das spart Zeit, Transportkosten – und schont nicht zuletzt auch die Umwelt, denn bisher bestand die Herausforderung noch darin, dass der überwiegende Teil der erforderlichen Rohmaterialien in Asien hergestellt wurde.
Vermessung für optimale Passform
In puncto Ergonomie und Tragekomfort sollen die neuen Masken unterdessen dem Qualitätsstandard, den die Anwender von Absturzsicherungen von Skylotec gewohnt sind, in nichts nachstehen. „Wir arbeiten täglich an Lösungen, die zu Verbesserungen für Menschen führen, die unsere Produkte nutzen. Das gilt bei der Entwicklung von Absturzsicherungen und setzt sich auch bei den Atemschutzmasken fort“, so Rinklake. So wurde beispielsweise die gesamte Belegschaft in Neuwied mit einem 3D-Körperscanner vermessen und hieraus ein Datenmodell generiert, auf dessen Basis eine möglichst optimale Passform für die neuen Masken gefunden wurde.