Die Arbeit mit Gefahrstoffen kann ganz unterschiedliche gesundheitliche Probleme hervorrufen, von leichten Augen- und Hautreizungen bis hin zu schwerwiegenden Folgen wie Krebserkrankungen. Die Zahlen sprechen für sich: Jährlich entwickeln in der Europäischen Union (EU) etwa 120.000 Menschen Krebs, der auf berufsbedingte Exposition zurückzuführen ist und zu etwa 80.000 Todesfällen führt. Darüber hinaus scheint sich diese Situation nicht zu verbessern, die Zahlen sind in den letzten zwei Jahrzehnten relativ unverändert geblieben.
Zusammen mit Partnern auf europäischer und nationaler Ebene, darunter ein europaweites dreigliedriges Focal Point Netzwerk aus Regierungen sowie Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern, strebt die EU-OSHA eine Veränderung konkret am Arbeitsplatz an, und zwar nicht nur durch ein besseres Verständnis der Risiken, sondern auch durch die Bereitstellung von Instrumenten und Anleitungen zum Risikomanagement. Die Datenbank (siehe „Linktipps“) mit mehr als 600 praktischen Instrumenten und Informationen hat zum Ziel, das Bewusstsein zu schärfen und Beispiele guter praktischer Lösungen zu liefern. Dabei legt die EU-OSHA besonderes Augenmerk auf Kleinst-und Kleinunternehmen und haben auch aus diesem Grund ein interaktives E‑Tool (siehe „Linktipps“) entwickelt, um diesen Unternehmen einen leichteren und effizienteren Umgang mit gefährlichen Substanzen zu ermöglichen.
Die EU-Richtlinie über chemische Arbeitsstoffe empfiehlt die Beachtung einer Hierarchie oder „Rangordnung“ der Kontrollmaßnahmen zur Prävention oder Reduzierung der Exposition gegenüber gefährlichen Substanzen:
- S = Substitution: vollständige Beseitigung der gefährlichen Substanz oder Substitution durch eine sicherere Alternative;
- T = technologische Maßnahmen: Minimierung der Konzentration der gefährlichen Substanz im Expositionsbereich;
- O = organisatorische Maßnahmen: Minimierung der Anzahl der exponierten Arbeitnehmer und/oder der Dauer und Intensität der Exposition;
- P = persönliche Schutzausrüstung: Tragen von Schutzkleidung oder ‑ausrüstung wie Brillen und Handschuhen als Schutz gegenüber der Exposition.
Die beste Möglichkeit zur Verminderung dieser Risiken ist die Beseitigung oder die Substitution – das Entfernen der Substanz durch Änderung des Verfahrens oder Produkts, in dem sie verwendet wird, oder das Ersetzen durch eine weniger gefährliche Substanz. Die Substitution ist ein schrittweiser Prozess – eine umfassende Gefährdungsbeurteilung ist ein wesentlicher Schritt dabei. Geschäftsleitung und Arbeiternehmer können, wenn sie zusammenarbeiten, eine starke Kultur der Risikoprävention schaffen, in der Substitution Teil der Präventions- und Schutzroutinen ist.
Im ersten Kampagnenjahr organisierte die EU-OSHA über hundert Veranstaltungen in ganz Europa mit über 11.000 Teilnehmern und verbreitete eine Fülle von Kampagnenmaterialien über ihre mehrsprachige Website https://osha.europa.eu, die in 25 EU-Sprachen verfügbar ist. Auch während der bevorstehenden Europäischen Woche für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (21. bis 25. Oktober 2019) werden wieder zahlreiche Konferenzen, Ausstellungen, Wettbewerbe und Schulungen stattfinden. Den Abschluss der Kampagne bildet dann ein Gipfeltreffen in Bilbao Mitte November 2019, bei dem auch die Verleihung der Good Practice Awards stattfindet.
Schwerpunkt der nächsten Kampagne (2020 bis 2022) wird die Prävention arbeitsbedingter Muskel- und Skeletterkrankungen sein.
1 Bei der ESENER-2-Umfrage gaben 43 Prozent der deutschen Unternehmen an, dass an ihren Arbeitsplätzen chemische oder biologische Substanzen verwendet werden. https://osha.europa.eu/de/surveys-and-statistics-osh/esener
Linktipps
- E‑Tool „Gefährliche Substanzen“: https://healthy-workplaces.eu/de/tools-and-publications/ds-e-tool
- Datenbank — Praktische Tools und Leitlinien: https://healthy-workplaces.eu/de/tools-and-publications/practical-tools
- Weitere Informationen unter https://healthy-workplaces.eu/de oder unter dem Hashtag #EUhealthyworkplaces.