Welche besonderen Eigenschaften hat thermoplastisches Material wie ETPU?
Thermoplastisches Polyurethan, kurz auch TPU genannt, ist abriebfest und hat sehr gute allgemeine Eigenschaften. So ist es beispielsweise sehr knick- und reißfest, es verfügt zudem über ein geringes Gewicht. Diese Eigenschaften bleiben auch bei sehr tiefen Temperaturen erhalten. Hinzu kommt, dass TPU weniger Lufteinschlüsse hat und optisch daher schöner aussieht als etwa PU. Daher ist es ein Material, das sich gut für die Produktion von Sicherheitsschuhen eignet.
Für die Sicherheitsschuhe verwenden wir darüber hinaus expandiertes TPU, also ETPU, namens „Infinergy“. Das Material wurde von BASF entwickelt und ist bei Elten eine Komponente im Bereich der Zwischensohle. ETPU hat zwar ein Thermoplast als Basis, lässt sich mit TPU-Sohlenmaterial aber kaum vergleichen.
Und was ist das Besondere daran?
Das Besondere bei „Infinergy“ ist beispielsweise ein herausragendes Rückstellvermögen und eine hohe Dauerbelastbarkeit innerhalb einer großen Temperaturspanne von minus 20° bis plus 40° Celsius. Tausende kleine Schaumstoffpartikel, die im Innern winzige, geschlossene Luftzellen enthalten, führen dazu, dass sich die Sohle extrem zusammenpressen lässt. Das dämpft den Aufprall des Fußes besonders gut. Sobald der Druck nachlässt, federt die Sohle blitzschnell wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Die Energie wird somit beim Auftreten zwar zunächst absorbiert, aber auch zu einem Großteil wieder an den Träger zurückgegeben. In puncto Dämpfung und Federung setzt das Material neue Standards, für den Träger entsteht ein angenehmes Gefühl beim Laufen.
In welchen Bereichen werden diese Materialien eingesetzt?
Materialien wie TPU und ETPU können für alle Sicherheitsschuhe verwendet werden. Bei der Herstellung ist zu beachten, dass TPU in einer Sohle zum Einsatz kommt. ETPU dagegen wird nur als Teil der Zwischensohle verwendet.
Wie haben sich Sicherheitsschuhe im Laufe der Jahre entwickelt? – Was lag vor 20 Jahren voll im Trend, welche Entwicklungen vor 10 Jahren?
Im Bereich der Sicherheitsschuhe lassen sich in den zurückliegenden Jahren mehrere Entwicklungen erkennen. Vor 20 Jahren und länger lag eine Direktbesohlung mit PU voll im Trend. Es zeigte sich, dass sich dadurch gegenüber Sohlen aus Ethylenvinylacetat (EVA) eine längere Haltbarkeit und ein besseres Rückstellvermögen erzeugen ließen. Vor zehn Jahren kamen dann Laufsohlen aus TPU immer stärker auf den Markt. Hierdurch war es möglich, mehrfarbige Laufsohlen zu produzieren. Hinzu kommen Materialeigenschaften wie hohe Abriebbeständigkeit und Schnittfestigkeit beim Tragen. Inzwischen setzt sich immer mehr ETPU als Teil der Laufensohlenkonstruktion durch. Das Material ermöglicht einen hohen Tragekomfort und geht zudem auf den Trend ein, dass Sicherheitsschuhe immer leichter sein müssen.
Welche Entwicklungen aus dem Sportbereich könnten noch in den Bereich Sicherheitsschuhe transferiert werden?
Das lässt sich nur schwer voraussagen. Aktuell gibt es in dem Bereich kaum neue Entwicklungen neben dem ETPU. Zumindest im Bereich der Sohlentechnologien ist dies die größte Neuheit, die es in der Sicherheitsschuhbranche seit Langem gegeben hat. Wir stellen fest, dass Kriterien wie Optik, die Auswahl von Textilien und Membranen bei der Entwicklung neuer Modelle momentan eine wichtige Rolle spielen.
Und welches Rückmeldungen gibt es von Trägern aus der Praxis?
Wenn es um ETPU geht, erhalten wir viele positive Rückmeldung. Entwicklungen wie „Infinergy“ von BASF und die Verwendung dieses Materials in Sicherheitsschuhen haben offensichtlich den Nerv der Träger getroffen. Ein zusätzlicher Vorteil ist für diese Branche sicherlich, dass thermoplastische Materialien wie TPU es ermöglichen, farblich neue Akzente zu setzen. Das war bisher nur am Schuhschaft möglich.
Gibt es Branchen, in denen Sicherheitsschuhe mit thermoplastischen Materialien besonders gefragt sind?
Sicherheitsschuhe mit thermoplastischen Materialien sind grundsätzlich sehr gefragt, weil sie den Tragekomfort für Beschäftigte erhöhen. In vielen Fällen geht es aber weniger um das Material, aus dem eine Laufsohle hergestellt wurde. Vielmehr ist die Profilierung entscheidend. Arbeitsplätze wie in der Bauwirtschaft stellen andere Anforderungen an die Standsicherheit und Rutschfestigkeit von Sicherheitsschuhen als etwa im Bereich der produzierenden Industrie.
Worauf sollten Sifa, Beschäftigte und Einkäufer bei der Auswahl passender Sicherheitsschuhe grundsätzlich achten?
Persönliche Schutzausrüstung schützt nur dann zuverlässig, wenn sie von den Beschäftigten gerne und dadurch dauerhaft getragen wird. Sicherheitsschuhe sind selbstverständlich keine Ausnahme. Bei der Auswahl passender Modelle sollte daher nicht nur die geeignete Schutzklasse im Fokus stehen, sondern auch die Frage nach dem Tragekomfort und der Optik eine entscheidende Rolle einnehmen.
Trageversuche sind oftmals ein Instrument bei der Auswahl von Sicherheitsschuhen. Was kann dabei gut und was kann dabei auch falsch gemacht werden?
Es empfiehlt sich, Trageversuche mit ausgewählten Mitarbeitern durchzuführen und diese mit einem Tragetestprotokoll zu begleiten. Daraus lässt sich am Ende ein guter Überblick ableiten, um auch konkrete Nachfragen stellen zu können. Davon profitieren sowohl die Träger als auch wir als Hersteller. Der Schuh ist natürlich mitentscheidend. Wenn ich mir ein Modell aussuchen muss, entscheide ich schließlich auch danach, ob er mir gut passt und ich mich darin wohlfühle.
Es ist darauf zu achten, dass die Testberichte auch nachgehalten werden. Ansonsten ist es nicht möglich, die Ergebnisse zu evaluieren und entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Darüber hinaus sollten begleitende und einführende Fußvermessungen durchgeführt werden. Dadurch lässt sich verhindern, dass von Beginn an falsche Größen getragen werden. Zu guter Letzt sollte in jedem Fall der Arbeitsplatz analysiert werden, um daraus die Anforderungen an den Sicherheitsschuh ableiten zu können.