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Einsatz thermoplastischer Materialien

Sicherheitsschuhe
Einsatz thermoplastischer Materialien

Per­sön­liche Schutzaus­rüs­tun­gen haben sich in den ver­gan­genen Jahren und Jahrzehn­ten enorm verbessert. Vor allem die höheren Ansprüche an Tragekom­fort und Optik haben Mate­ri­al­her­steller und Her­steller aufge­grif­f­en, und auch Entwick­lun­gen aus dem Sport­bere­ich wur­den über­nom­men. Welche Mate­ri­alien und Entwick­lun­gen gibt es bei Sicher­heitss­chuhen? Darüber sprach die Redak­tion mit Lutz Hen­trey, Pro­duk­t­man­ag­er beim Sicher­heitss­chuh­her­steller Elten.

Welche beson­deren Eigen­schaften hat ther­mo­plas­tis­ches Mate­r­i­al wie ETPU?

Ther­mo­plas­tis­ches Polyurethan, kurz auch TPU genan­nt, ist abriebfest und hat sehr gute all­ge­meine Eigen­schaften. So ist es beispiel­sweise sehr knick- und reißfest, es ver­fügt zudem über ein geringes Gewicht. Diese Eigen­schaften bleiben auch bei sehr tiefen Tem­per­a­turen erhal­ten. Hinzu kommt, dass TPU weniger Luftein­schlüsse hat und optisch daher schön­er aussieht als etwa PU. Daher ist es ein Mate­r­i­al, das sich gut für die Pro­duk­tion von Sicher­heitss­chuhen eignet.

Für die Sicher­heitss­chuhe ver­wen­den wir darüber hin­aus expandiertes TPU, also ETPU, namens „Infin­er­gy“. Das Mate­r­i­al wurde von BASF entwick­elt und ist bei Elten eine Kom­po­nente im Bere­ich der Zwis­chen­sohle. ETPU hat zwar ein Ther­mo­plast als Basis, lässt sich mit TPU-Sohlen­ma­te­r­i­al aber kaum vergleichen.

Und was ist das Beson­dere daran?

Das Beson­dere bei „Infin­er­gy“ ist beispiel­sweise ein her­aus­ra­gen­des Rück­stel­lver­mö­gen und eine hohe Dauer­be­last­barkeit inner­halb ein­er großen Tem­per­aturspanne von minus 20° bis plus 40° Cel­sius. Tausende kleine Schaum­stoff­par­tikel, die im Innern winzige, geschlossene Luftzellen enthal­ten, führen dazu, dass sich die Sohle extrem zusam­men­pressen lässt. Das dämpft den Auf­prall des Fußes beson­ders gut. Sobald der Druck nach­lässt, fed­ert die Sohle blitzschnell wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Die Energie wird somit beim Auftreten zwar zunächst absorbiert, aber auch zu einem Großteil wieder an den Träger zurück­gegeben. In punc­to Dämp­fung und Federung set­zt das Mate­r­i­al neue Stan­dards, für den Träger entste­ht ein angenehmes Gefühl beim Laufen.

In welchen Bere­ichen wer­den diese Mate­ri­alien eingesetzt?

Mate­ri­alien wie TPU und ETPU kön­nen für alle Sicher­heitss­chuhe ver­wen­det wer­den. Bei der Her­stel­lung ist zu beacht­en, dass TPU in ein­er Sohle zum Ein­satz kommt. ETPU dage­gen wird nur als Teil der Zwis­chen­sohle verwendet.

Wie haben sich Sicher­heitss­chuhe im Laufe der Jahre entwick­elt? – Was lag vor 20 Jahren voll im Trend, welche Entwick­lun­gen vor 10 Jahren?

Im Bere­ich der Sicher­heitss­chuhe lassen sich in den zurück­liegen­den Jahren mehrere Entwick­lun­gen erken­nen. Vor 20 Jahren und länger lag eine Direk­tbe­sohlung mit PU voll im Trend. Es zeigte sich, dass sich dadurch gegenüber Sohlen aus Eth­yl­en­viny­lac­etat (EVA) eine län­gere Halt­barkeit und ein besseres Rück­stel­lver­mö­gen erzeu­gen ließen. Vor zehn Jahren kamen dann Lauf­sohlen aus TPU immer stärk­er auf den Markt. Hier­durch war es möglich, mehr­far­bige Lauf­sohlen zu pro­duzieren. Hinzu kom­men Mate­ri­aleigen­schaften wie hohe Abriebbeständigkeit und Schnit­tfes­tigkeit beim Tra­gen. Inzwis­chen set­zt sich immer mehr ETPU als Teil der Laufen­sohlenkon­struk­tion durch. Das Mate­r­i­al ermöglicht einen hohen Tragekom­fort und geht zudem auf den Trend ein, dass Sicher­heitss­chuhe immer leichter sein müssen.

Welche Entwick­lun­gen aus dem Sport­bere­ich kön­nten noch in den Bere­ich Sicher­heitss­chuhe trans­feriert werden?

Das lässt sich nur schw­er voraus­sagen. Aktuell gibt es in dem Bere­ich kaum neue Entwick­lun­gen neben dem ETPU. Zumin­d­est im Bere­ich der Sohlen­tech­nolo­gien ist dies die größte Neuheit, die es in der Sicher­heitss­chuh­branche seit Langem gegeben hat. Wir stellen fest, dass Kri­te­rien wie Optik, die Auswahl von Tex­tilien und Mem­bra­nen bei der Entwick­lung neuer Mod­elle momen­tan eine wichtige Rolle spielen.

Und welch­es Rück­mel­dun­gen gibt es von Trägern aus der Praxis?

Wenn es um ETPU geht, erhal­ten wir viele pos­i­tive Rück­mel­dung. Entwick­lun­gen wie „Infin­er­gy“ von BASF und die Ver­wen­dung dieses Mate­ri­als in Sicher­heitss­chuhen haben offen­sichtlich den Nerv der Träger getrof­fen. Ein zusät­zlich­er Vorteil ist für diese Branche sicher­lich, dass ther­mo­plas­tis­che Mate­ri­alien wie TPU es ermöglichen, far­blich neue Akzente zu set­zen. Das war bish­er nur am Schuh­schaft möglich.

Gibt es Branchen, in denen Sicher­heitss­chuhe mit ther­mo­plas­tis­chen Mate­ri­alien beson­ders gefragt sind?

Sicher­heitss­chuhe mit ther­mo­plas­tis­chen Mate­ri­alien sind grund­sät­zlich sehr gefragt, weil sie den Tragekom­fort für Beschäftigte erhöhen. In vie­len Fällen geht es aber weniger um das Mate­r­i­al, aus dem eine Lauf­sohle hergestellt wurde. Vielmehr ist die Pro­fil­ierung entschei­dend. Arbeit­splätze wie in der Bauwirtschaft stellen andere Anforderun­gen an die Stand­sicher­heit und Rutschfes­tigkeit von Sicher­heitss­chuhen als etwa im Bere­ich der pro­duzieren­den Industrie.

Worauf soll­ten Sifa, Beschäftigte und Einkäufer bei der Auswahl passender Sicher­heitss­chuhe grund­sät­zlich achten?

Per­sön­liche Schutzaus­rüs­tung schützt nur dann zuver­läs­sig, wenn sie von den Beschäftigten gerne und dadurch dauer­haft getra­gen wird. Sicher­heitss­chuhe sind selb­stver­ständlich keine Aus­nahme. Bei der Auswahl passender Mod­elle sollte daher nicht nur die geeignete Schutzk­lasse im Fokus ste­hen, son­dern auch die Frage nach dem Tragekom­fort und der Optik eine entschei­dende Rolle einnehmen.

Tragev­er­suche sind oft­mals ein Instru­ment bei der Auswahl von Sicher­heitss­chuhen. Was kann dabei gut und was kann dabei auch falsch gemacht werden?

Es emp­fiehlt sich, Tragev­er­suche mit aus­gewählten Mitar­beit­ern durchzuführen und diese mit einem Tragetest­pro­tokoll zu begleit­en. Daraus lässt sich am Ende ein guter Überblick ableit­en, um auch konkrete Nach­fra­gen stellen zu kön­nen. Davon prof­i­tieren sowohl die Träger als auch wir als Her­steller. Der Schuh ist natür­lich mitentschei­dend. Wenn ich mir ein Mod­ell aus­suchen muss, entschei­de ich schließlich auch danach, ob er mir gut passt und ich mich darin wohlfühle.

Es ist darauf zu acht­en, dass die Test­berichte auch nachge­hal­ten wer­den. Anson­sten ist es nicht möglich, die Ergeb­nisse zu evaluieren und entsprechende Anpas­sun­gen vorzunehmen. Darüber hin­aus soll­ten beglei­t­ende und ein­führende Fußver­mes­sun­gen durchge­führt wer­den. Dadurch lässt sich ver­hin­dern, dass von Beginn an falsche Größen getra­gen wer­den. Zu guter Let­zt sollte in jedem Fall der Arbeit­splatz analysiert wer­den, um daraus die Anforderun­gen an den Sicher­heitss­chuh ableit­en zu können.

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