Nicht jedes Gesundheitsrisiko in der Umgebungsluft lässt sich einfach mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen. Zwar können wir einige bedenkliche Stoffe durch Eigenschaften wie etwa Geruch oder Geschmack erkennen, viele andere Schadstoffe jedoch sind unsichtbar und geruchslos. Daher ist ein zuverlässiges Atemschutzsystem an vielen Arbeitsplätzen in Industrie und Gewerbe unverzichtbar. Für den Umgang mit gefährlichen Chemikalien gilt dies ebenso wie beim Schleifen, Schweißen oder der mechanischen Materialbearbeitung.
Der erste Schritt zu einem effektiven Arbeitsschutz stellt daher die Gefährdungsbeurteilung dar:
- Welche Schadstoffe in Form von Partikeln, Gasen, Dämpfen oder Mikroorganismen (Viren und Bakterien) belasten die Luft?
- Wie hoch ist die Konzentration der Schadstoffe?
- Genügt der Schutz der Atemwege, oder ist weitere PSA, wie zum Beispiel ein Augen‑, Gesichts- und/oder Kopfschutz erforderlich?
- Muss der Mitarbeiter mit der Atemschutz-Ausrüstung anstrengende körperliche Arbeiten durchführen?
- Wie lang ist die Tragedauer?
Dies sind einige zentrale Fragen, die beantwortet werden sollen. Das Wirkspektrum zahlreicher Schadstoffe ist sehr vielfältig, daher muss das Gesundheitsrisiko für jeden Arbeitsplatz sehr genau ermittelt werden. Schließlich liegen Atemwegserkrankungen nach Lärmschwerhörigkeit auf Platz zwei der häufigsten anerkannten Berufserkrankungen (laut DGUV).
Aufgrund dieser Risiken haben Arbeitgeber definierte, gesetzliche Verpflichtungen zu erfüllen. Dies spiegelt sich in zahlreichen Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien und Vorschriften wider. Unternehmen haben unter anderem eine Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen und bei Bedarf geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen (§5 Arbeitsschutzgesetz). Zunächst ist dazu festzustellen, welche Gefährdungen vorliegen, etwa wie hoch die jeweiligen Konzentrationen der vorliegenden Schadstoffe sind. Dabei gilt das sogenannte TOP Prinzip (Abkürzung für „Technische und Organisatorische Maßnahmen sowie der Einsatz Persönlicher Schutzausrüstung“): Vor dem Einsatz einer PSA sollte zunächst nach technischen oder organisatorischen Lösungen gesucht werden. Sind diese nicht ausreichend, ist eine geeignete PSA auszuwählen.
Atemschutz für dauerhafte Tätigkeit
Für verschiedenste Arbeitsplätze mit einer potentiell gesundheitsgefährdenden Umgebungsluft bieten Gebläse- und Druckluftatemschutzgeräte einen zuverlässigen Schutz. Sie sind sehr gut für dauerhafte Tätigkeiten geeignet. Durch die automatische Zufuhr frischer Luft fällt das Atmen sehr viel leichter, Ermüdungserscheinungen werden reduziert. Grundsätzlich unterscheiden lassen sich dabei Gebläsesysteme, die mit Hilfe eines Motors die Umgebungsluft filtern, sowie Druckluftsysteme, die unabhängig von der Umgebungsluft sind und über eine Ringleitung mit frischer und aufbereiteter Druckluft versorgt werden.
Gebläseatemschutzgeräte bestehen unter anderem aus einem Kopfteil, einem batteriebetriebenen Gebläse und einem oder mehreren Filtern, die aus der Umgebungsluft feste und/oder gasförmige Schadstoffe herausfiltern. Der Atemschutz wird bei diesen Geräten durch einen permanenten Überdruck im Kopfteil erreicht. Zum Schutz vor Substanzen mit schlechten Warneigenschaften (Geschmack/Geruch) oder solchen, die sich nur schlecht oder gar nicht filtern lassen, ist ein Gebläse-Atemschutzsystem nicht geeignet. Hier kann stattdessen zum Beispiel ein Druckluft-Atemschutz genutzt werden. Die Luftzufuhr bei Druckluft-Atemschutzgeräten erfolgt über einen Kompressor und eine entsprechende Druckluftleitung. Die erzeugte Druckluft muss eine Atemluftqualität gemäß EN 12021 aufweisen.
Gute und regelmäßige Wartung
Mit der Auswahl der geeigneten Schutzausrüstung ist es aber längst nicht getan. Ebenso wichtig ist die richtige Pflege der Atemschutzgeräte. Unternehmen sind gemäß der DGUV Regel 112–190 dazu verpflichtet, regelmäßige Wartungsintervalle einzuhalten. Diese sind abhängig vom jeweiligen Einsatzbereich, mindestens jedoch halbjährlich. Die Wartung kann durch eigene, qualifizierte Mitarbeiter wie einen Gerätewart, durch eigene Werkstätten oder durch externe Dienstleister erfolgen. 3M beispielsweise verfügt über ein flächendeckendes Netz autorisierter Servicepartner, die regelmäßig auf dem neuesten Stand der Technik geschult werden.
Ein wichtiger Bestandteil der Wartung ist der regelmäßige Filterwechsel. Das gilt für Partikelfilter, die bei Belastungen durch feste Stoffe wie etwa Stäube zum Einsatz kommen, ebenso wie für Aktivkohlefilter zum Schutz vor Gasen und Dämpfen. Partikelfilter setzen sich im Laufe des Einsatzes immer mehr zu, so dass der Filterwiderstand erheblich ansteigt. Bei Gebläsesystemen führt dies dazu, dass der Motor immer höher drehen muss, um den Widerstand zu überwinden. Aus diesem Grunde sorgt der regelmäßige Filterwechsel nicht nur für den bestmöglichen Schutz des Trägers, sondern beugt auch technischen Problemen der Gebläseeinheit vor.
Wechselfaktoren
Die Standzeiten von Filtern hängen von zahlreichen Faktoren ab, individuell bezogen auf jeden Arbeitsplatz. Die Schadstoffart und die Schadstoffkonzentration spielen dabei ebenso eine entscheidende Rolle wie die Filterdurchflussraten, die Nutzungszeiten pro Tag sowie Luftfeuchtigkeit und ‑temperatur. Daraus können sich Standzeiten pro Filter von wenigen Minuten bis zu wenigen Wochen ergeben. Das für den jeweiligen Betrieb und Arbeitsplatz empfehlenswerte Intervall lässt sich nur durch eine entsprechende Analyse ermitteln.
Tragekomfort steigert Akzeptanz
Ein wesentlicher Aspekt eines hochwertigen Atemschutzes ist der Tragekomfort – gerade für die Akzeptanz beim Anwender. Ein komfortables, ergonomisch gestaltetes Gebläseatemschutzsystem kann die Arbeitssituation für den Träger spürbar verbessern. Dazu gehört es, dass die Kopfteile gut austariert sind und eine gute Balance aufweisen. 3M etwa bietet integrierte Kopfteile, die neben dem Atem- auch einen Augen- und Gesichtsschutz, optional einen Kopf- und Gehörschutz sowie bei Bedarf Kommunikationsmöglichkeiten umfassen. Für die Mitarbeiter ist es deutlich einfacher und bequemer, eine integrierte Einheit auf- und abzusetzen, statt mit einzelnen Elementen hantieren zu müssen. Ein optimaler Schutz verbindet sich somit mit hohem Komfort – das wiederum steigert die Produktivität, da Mitarbeiter sauberer, sicherer, schneller und effizienter arbeiten.
Autor: Christian Ripken
Anwendungstechnik
Personal Safety Division – Arbeitsschutz
3M Deutschland GmbH