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Führung und Prävention: Mit Kommunikation zu mehr Arbeitssicherheit

Führung und Präventionskultur
Mit Kommunikation zu mehr Sicherheit

Mit Kommunikation zu mehr Sicherheit
Foto: ©torsakh – stock.adobe.com
Clara Röder
Kom­mu­nika­tion im Arbeitss­chutz ist extrem wichtig. Um die Aufmerk­samkeit für sicheres Arbeit­en dauer­haft hochzuhal­ten, muss regelmäßig über Arbeitss­chutz gesprochen wer­den. Man muss Beschäftigte erin­nern, motivieren, sen­si­bil­isieren, unter­weisen, über (Beinahe-)Unfälle informieren, auf Gefahrstellen hin­weisen und vieles mehr. Damit erhält Arbeitss­chutz – für alle erleb­bar – die erwün­schte und erwartete Wichtigkeit. Klas­sis­che Unter­weisun­gen und bloße Ermah­nun­gen mit erhoben­em Zeigefin­ger reichen dafür nicht aus.

Führungskräfte geben in ihren Teams die Rich­tung vor und zeigen den Beschäftigten, was zu tun ist und was sie erwarten. Das kom­mu­nizieren sie in Teambe­sprechun­gen, Schichtüber­gaben, per­sön­lichen Gesprächen und über ihr eigenes Ver­hal­ten. Geht es dabei nur um Pro­duk­tion­szahlen, Lief­er­eng­pässe und Qual­ität­sprob­leme oder kommt auch Arbeitss­chutz vor? Und wenn ja – wie kommt er vor? Gibt es nur die Unfallmel­dun­gen und wenn nichts passiert ist, wird dann zum näch­sten The­ma überge­gan­gen? Häu­fig existiert kein Ver­ständ­nis darüber, was man noch sagen kön­nte oder sollte.

Erwartungen klar kommunizieren

Wenn Arbeitss­chutz nicht oder nur wenig the­ma­tisiert wird, lässt dies viel Spiel­raum für eigene Inter­pre­ta­tio­nen. Wenn beispiel­sweise gefordert wird, dass eine Liefer­ung drin­gend raus muss: Welche Nachricht nehmen die Beschäftigten wahr, während sie den Druck spüren und das Ziel erre­ichen wollen? „Raus um jeden Preis“? Gehen sie Kom­pro­misse ein, die aus Arbeitss­chutz-Sicht nicht in Ord­nung sind? Oder nehmen sie sich die Zeit, den sicheren Weg zu gehen?

Arbeitss­chutz und Führung – wie hängt das zusammen?

Wenn eine Führungskraft möchte, dass Mitar­bei­t­ende in dieser Sit­u­a­tion den sicheren Weg wählen, muss sie das klar kom­mu­nizieren. Je öfter, desto bess­er – bis es sich­er in den Köpfen der Mitar­bei­t­en­den ver­ankert ist. Ide­al­er­weise nicht mit erhoben­em Zeigefin­ger, son­dern einem Hin­weis auf Augen­höhe. Wenn Mitar­bei­t­ende nicht sich­er sind, ob die Führungskraft eine Verzögerung akzep­tieren würde und sie im Zweifel Ärg­er bekom­men, dass sie es nicht schnell genug geschafft haben, wer­den sie wahrschein­lich den schnelleren, riskan­teren Weg wählen.

Wichtig: regelmäßige Botschaften

Um mehr Fokus auf Arbeitssicher­heit zu lenken, hil­ft es, sich in allen Regelmeet­ings, in denen die wichti­gen Dinge des täglichen Arbeit­ens besprochen wer­den, auch über Arbeitssicher­heit zu unter­hal­ten – weil es zum täglichen Job selb­stver­ständlich dazu gehört. Damit sind auch die größeren Ver­samm­lun­gen, offiziellen Anlässe und Entschei­dungs­gremien gemeint, in denen die ober­ste Führungse­tage über Ziele, Erfolge und Her­aus­forderun­gen des Unternehmens spricht. Hier wird die Rich­tung vorgegeben.

Hat Arbeitsschutz TOP-Priorität?

In fast allen Fir­men gibt es Werte und Leit­bilder, die in irgen­dein­er Form ver­sprechen, dass Arbeitssicher­heit eine hohe Pri­or­ität hat. Meist die TOP-Pri­or­ität. Nun ist es von entschei­den­der Bedeu­tung, ob dies auch so gemeint ist und sich in den einzel­nen kleinen Entschei­dun­gen, wie oben beschrieben, wider­spiegelt. Hat sicheres Arbeit­en auch noch bei Zeit­druck und Kun­denbeschw­er­den Priorität?

Kon­flik­te zwis­chen Führungskräften und Sifas

Integrität gehört zu den wichtig­sten Führungsstärken, die es hier braucht. Das schafft Ver­trauen und Erfolg auch in anderen Bere­ichen. Wenn darüber gesprochen wird, dass Arbeitss­chutz im Unternehmen TOP-Pri­or­ität hat: Glauben die Mitar­bei­t­en­den das oder rollen sie mit den Augen?

Ziele richtig formulieren

Wenn Arbeitss­chutz eine hohe Pri­or­ität hat oder haben soll, wird häu­fig das Ziel null Unfälle proklamiert. Es kommt sehr darauf an, wie dieses Ziel kom­mu­niziert wird. Wenn eine obere Führungskraft nach­drück­lich dom­i­nant fordert, dass es in der Fir­ma keine Arbeit­sun­fälle mehr gibt, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass diese eher nicht mehr gemeldet wer­den. Die Angst und der Druck steigen. Bewirken wird diese Forderung eher das Gegen­teil. Mit weniger Mel­dun­gen kön­nen auch weniger Gefahrstellen beseit­igt wer­den. Es wird Ver­trauen benötigt, um Fehler, Risiken und unsichere Sit­u­a­tio­nen melden und beseit­i­gen zu können.

Eine ähn­liche neg­a­tive Wirkung beobachtet man bei den lange Zeit beliebten Unfall­frei-Tafeln am Werk­sein­gang. Natür­lich trans­portieren sie eine pos­i­tive Botschaft, wie lange bere­its unfall­frei gear­beit­et wurde. Allerd­ings wird es für den­jeni­gen, der dafür ver­ant­wortlich ist, dass die Zahl wieder auf 0 zurück­gestellt wird, ungemütlich.

Kein­er will mit einem verur­sacht­en Unfall zum Gespräch­s­the­ma wer­den und im Zweifel dafür ver­ant­wortlich sein, dass eine ver­sproch­ene Beloh­nungs­feier für, beispiel­sweise, 1000 Tage unfall­frei aus­fällt. So bewirkt die Tafel auch, dass sozialer Druck steigt und kri­tis­che Sit­u­a­tio­nen eher nicht gemeldet wer­den. Die Botschaft, es gut und vieles richtig zu machen im Arbeitss­chutz, kann man bess­er anders rüberbringen.

Führung und Präven­tion­skul­tur: Auswirkun­gen ver­schieden­er Führungsstile

Präventionskennzahlen verkünden

Man­ag­er führen und sprechen gerne über Kenn­zahlen. Die Anzahl der Arbeit­sun­fälle ist eine passende Größe dafür, die man kom­mu­nizieren kann – allerd­ings nicht allein. Wenn ein Unfall passiert und damit die Sta­tis­tik schlecht ist, heißt das nicht, dass alle Bemühun­gen im Arbeitss­chutz gescheit­ert sind.

Es gibt lei­der keine all­ge­mein passenden und überzeu­gen­den Präven­tionskenn­zahlen. Unfälle, die nicht passiert sind, kann man nicht messen. Viele Fir­men haben sich eigene Präven­tionskenn­zahlen gegeben, die helfen, über Präven­tion­sak­tiv­itäten und ‑erfolge zu sprechen.

Gesund führen – mehr als unfallfrei

Arbeitsschutz-Gesprächsthemen

Unab­hängig von Kenn­zahlen geht es darum, zu zeigen, dass der Arbeitss­chutz wichtig ist. Je authen­tis­ch­er das gelingt, desto bess­er. Um ihn in den Fokus zu brin­gen, kann man etwa sprechen über:

  • eigene Beobach­tun­gen: Wenn Führungskräfte mit offe­nen Augen durch die Fer­ti­gung gehen, wer­den ihnen Dinge auf­fall­en, die sie anerken­nen oder anprangern kön­nen. Diese Dinge anzus­prechen hil­ft, sie in den Fokus zu nehmen und ihre Wichtigkeit zu verdeut­lichen, zum Beispiel zur Nutzung von per­sön­lich­er Schutzaus­rüs­tung, Schutzein­rich­tun­gen, Stolper­fall­en, und so weit­er. Wenn Män­gel am näch­sten Tag abgestellt sind, ist das einen Dank wert. Wenn Mitar­bei­t­ende richtige Entschei­dun­gen getrof­fen, etwa im obi­gen Beispiel den sicheren Weg gewählt haben, auch wenn die Zeit knapp war, kön­nen Führungskräfte dies würdigen.
  • umge­set­zte Maß­nah­men: Wenn auf­grund der Gefährdungs­beurteilung oder ander­er Hin­weise Arbeits­be­din­gun­gen verbessert wur­den, kann man das für alle sicht­bar würdi­gen. Damit sendet man die Botschaft: „Ihr Mitar­bei­t­ende seid und die Arbeits­be­din­gun­gen sind uns wichtig, wir küm­mern uns darum. Wenn euch auch etwas ein­fällt, gern her damit.“
  • gemeldete Gefahrstellen/Beinaheunfälle: Wenn Beschäftigte Gefahrstellen melden, sollte man Dankbarkeit und Wertschätzung für die aufmerk­same Beobach­tung zeigen. Das spornt auch andere an, nach solchen Sit­u­a­tio­nen Auss­chau zu hal­ten. Falls das Risiko nicht sofort behoben wer­den kann, hil­ft wenig­stens der Hin­weis auf das Risiko, zu sen­si­bil­isieren, dass nichts passiert, bis das Prob­lem beseit­igt ist.
  • Investi­tio­nen: Mit Investi­tio­nen, die die Arbeits­be­din­gun­gen verbessern, reduziert man das Unfall­risiko. Dies ist eine pos­i­tive Mel­dung für den Arbeitss­chutz und zeigt den Mitar­bei­t­en­den, dass dem Unternehmen die Arbeits­be­din­gun­gen wichtig sind. Ständi­ge Verbesserun­gen sind wichtig und wir küm­mern uns um euch.
  • abgelehnte Investi­tio­nen: Es kommt vor, dass nicht alle Wün­sche sofort real­isiert wer­den kön­nen. Den­noch ist es wichtig, auch darüber zu sprechen, warum eine gewisse Investi­tion abgelehnt oder ver­schoben wurde und welche Ersatz­maß­nah­men getätigt wer­den, um das dahin­ter­ste­hende Risiko zu min­imieren. Andern­falls beobacht­en die Mitar­bei­t­en­den nur, dass nichts passiert, wun­dern sich, und fühlen sich nicht gehört.

All das braucht kein for­mal­isiertes Konzept, auf dem man hin­ter­her unter­schreiben muss, dass man die Maß­nah­men tat­säch­lich durchge­führt hat. Es geht ein­fach darum, es zu tun – denn es hil­ft weit­er. Wenn zum Arbeitss­chutz inner­halb des Unternehmens The­men vor- und auf­bere­it­et wer­den, wird es für die einzel­nen Abteilun­gen ein­fach­er, häu­figer und attrak­tiv­er über Arbeitss­chutz zu sprechen.

Kommunizieren per Storytelling

Das Konzept des Sto­ry­tellings bietet für Kom­mu­nika­tion im Arbeitss­chutz wertvolle Tipps. Arbeitss­chutzbotschaften in Form von Geschicht­en zu erzählen, verbindet Fak­ten mit Emo­tio­nen und erhöht damit die Chance auf Umset­zung deut­lich. Außer­dem hören alle gern Geschicht­en und lassen sich lieber unter­hal­ten als belehren.

Mit etwas Übung wer­den die The­men für eigene Erfahrungs­geschicht­en oder Anek­doten nicht aus­ge­hen. Mit einem „Ich habe heute früh gehört, dass in einem Nach­bar­be­trieb XY passiert ist.“ hat man sicher­lich alle Aufmerk­samkeit bei sich. Die darauf­fol­gende Frage „Kön­nte so etwas auch bei uns passieren?“ sorgt für hil­fre­iche Diskus­sio­nen über Verbesserungsmöglichkeit­en und wiederum Aufmerk­samkeit auf sicheres Arbeiten.

Ergänzend und für beson­ders wichtige Botschaften kann es wertvoll sein, einen kurzen Film zu pro­duzieren oder eine Geschichte in Com­ic-Form zu kom­mu­nizieren. Damit erre­icht man die Men­schen anders. Auch Veröf­fentlichun­gen im Intranet oder der Mitar­beit­erzeitung unter­stützen den Fokus auf sicheres Arbeit­en im Unternehmen.

Fazit

Im Arbeitss­chutz passiert es schnell, dass man viel über neg­a­tive Dinge spricht: über Arbeit­sun­fälle, Fehler, nicht getra­gene PSA, umgan­gene Schutzein­rich­tun­gen. Es ist ein ständi­ges Ermah­nen und Bemän­geln. Den Fokus ver­mehrt auf pos­i­tive Botschaften zu rück­en hil­ft, Arbeitss­chutz in ein pos­i­tiveres Licht zu rück­en, mehr darüber zu sprechen und somit mehr Unter­stützung für Präven­tion­s­maß­nah­men zu erhalten.

Es soll kein Zweifel aufkom­men, dass die Führung immer den sicheren Weg bevorzugt. Je facetten­re­ich­er man das immer wieder beleuchtet, desto eher prägt es sich in die Köpfe der Mitar­bei­t­en­den ein. Schließlich ist es das Ziel, dass Mitar­bei­t­ende in der entschei­den­den Sit­u­a­tion, in der sie zwis­chen einem kurzen, riskan­ten oder einem sicheren Weg wählen müssen, den sicheren Weg nehmen. Dafür müssen sie überzeugt sein, die Rück­endeck­ung des Chefs zu haben, auch wenn der Auf­trag damit länger dauern sollte.


Autorin: Clara Röder
Röder EHS Consulting
www.ehsconsult.de
 
Foto: © Bar­bara Klein
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