Die „Erklärung von Kunming“, von 200 Staaten im vergangenen Oktober in der chinesischen Stadt gleichen Namens verabschiedet, brachte die Brisanz des Themas auf den Punkt: Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Wilde Tiere und Pflanzen werden in erster Linie gar nicht mal durch die direkte Übernutzung ihrer Bestände durch Jagd und Ernte ausgerottet, sondern primär durch das immense globale Bevölkerungswachstum sowie den stetig steigenden Verbrauch an Land und Rohstoffen insbesondere durch die Industrieländer und der damit einhergehenden Zerstörung ihrer Lebensräume. Die Kunming-Erklärung forderte die Weltgemeinschaft daher unter anderem dazu auf, die Ausgaben für den Artenschutz innerhalb eines Jahrzehnts auf umgerechnet 173 Milliarden Euro jährlich zu steigern. Allerdings: Alle Beschlüsse der Konferenz sind rechtlich nicht bindend. Und schon 2010 hatten sich die Vertragsstaaten im japanischen Aichi zum Ziel gesetzt, den Schwund der Artenvielfalt bis 2020 im Rahmen der „UN-Dekade der Biologischen Vielfalt“ zu stoppen – bislang (fast) völlig erfolglos.
Artenschutz nur Randthema
Der Artenschutz wird von politischen Entscheidungsträgern weit weniger ernst genommen als der Klimaschutz. Auch in der Öffentlichkeit hat die Zerstörung der Biodiversität im Vergleich zum Klimawandel bislang wenig Aufmerksamkeit erlangt. Das drohende Aussterben von Großkatzen, Walen, Menschenaffen oder Elefanten und die Zerstörung von ganzen Ökosystemen wird in erster Linie als ethisches, eventuell auch als emotionales oder ästhetisches Problem wahrgenommen. Zynisch formuliert: Wir Menschen leben trotz des Verlusts von beispielsweise Mammuts, Wollnashörnern und Säbelzahnkatzen sehr gut, warum sollte es uns aus rein egoistischer Perspektive betrachtet daher wichtig sein, dass nicht auch noch weitere Arten aussterben?
Biodiversität ist „Naturkapital“
Die Wahrheit ist, dass es auch eine Vielzahl an materiellen bzw. ökonomischen Gründen gibt, warum der Mensch den globalen Artenschwund unbedingt stoppen sollte. Denn mit den Tier- und Pflanzenarten verschwinden nicht nur einzigartige Lebewesen für immer von unserem Planeten, dem Menschen gehen mit ihrem Verlust auch wertvolle Gene verloren, die ihm zum Beispiel im Kampf gegen Pandemien in Zukunft wertvolle Dienste erweisen könnten. Der aktuell wichtigste Grund ist aber eng mit dem aktuellen Klimawandel verbunden: Je weniger Artenvielfalt in einem Ökosystem herrscht, umso anfälliger ist es für Störungen von außen. Entnimmt man Arten, droht das gesamte Ökosystem früher oder später zu kollabieren – und dies würde den Klimawandel zusätzlich anheizen. Bedrohliche Phänomene wie Klimawandel, Artenschwund, Ozeanverschmutzung, neue Krankheitserreger und die Vernichtung natürlicher Lebensräume treten zunehmend in Wechselwirkung miteinander und verstärken sich gegenseitig.
Die Ökosystemleistungen der Bienen
Gesunde Ökosysteme erbringen dagegen eine Vielzahl von ganz konkreten Leistungen für uns Menschen, die in der Wissenschaft als „Ökosystemleistungen“ bezeichnet werden. Dabei werden verschiedene Leistungsgruppen unterschieden, so etwa Basisdienstleistungen (Bodenbildung, Pflanzenwachstum etc.), Regulationsleistungen (Regulierung von Klima, Luft und Bodenhaushalt) bis hin zu kulturellen Leistungen (Erholungsfunktionen etc.). Ganz besonders wichtig in einem volks- und betriebswirtschaftlichen Zusammenhang sind aber die Versorgungsleistungen, also die Bereitstellung elementarer Grund- und Rohstoffe. Ein Beispiel: Rund ein Drittel aller global hergestellten Nahrungsmittel ist nach Angaben der internationalen Umweltorganisation IUCN abhängig von den Bestäubungsleistungen von Insekten und anderen Tieren. Das entspricht einem dreistelligen Milliardenbetrag pro Jahr. Einen ganz besonderen Anteil an dieser Versorgungsleistung haben unter anderem die Wild- und Honigbienen. Fehlen sie, wird insbesondere die Produktion von Obst und Gemüse enorm gefährdet und die Bienen müssen mit einem großen finanziellen und personellen Aufwand ersetzt werden. So wie in den vergangenen Jahren in der chinesischen Provinz Sichuan, der Obstkammer des Landes. Dort wurden die Insekten infolge des Pestizideinsatzes der dortigen Plantagenunternehmen in den vergangenen Jahren fast vollkommen ausgerottet. Seitdem werden Landarbeiter als „Ersatzbestäuber“ eingesetzt. Ein Arbeiter benötigt dabei ein Gramm Pollen, um einen Baum zu bestäuben. Am Tag schafft es jeder Arbeiter, etwa dreißig Obstbäume auf den Plantagen zu bestäuben. Zum Vergleich: Während ein Bienenvolk pro Tag bis zu 300 Millionen Blüten bestäuben kann, bräuchte man für dieselbe Arbeitsleistung mehr als 1.500 Personen – was selbst in China zu viel mehr Arbeitskosten führt.
Wirtschaft als wichtiger Akteur
Das oben beschriebene Beispiel zeigt bereits, dass die Wirtschaft direkt und indirekt Biodiversität beeinflusst, sie oft bedroht und teilweise – abhängig von der jeweiligen Branche – auch von ihr abhängig ist. Daher wurden Wirtschaftsunternehmen verstärkt von der Politik und Nichtregierungsorganisationen als wichtige Akteure identifiziert, die potenziell eine große Bedeutung für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der globalen Biodiversität haben könnten. Verstärkt wird die Wichtigkeit von Unternehmen für die Lösung der Biodiversitätskrise auch durch deren großen Einfluss auf Politik, Gesellschaft, Medien und die öffentliche Meinung. Vor allem aber verfügen viele Unternehmen über modernste Technologien, finanzielle Ressourcen und Managementkompetenzen, mit denen sie besonders effektiv Maßnahmen des Biodiversitätsschutzes in ihren Betrieben implementieren, umsetzen und Schutzziele erreichen könnten.
Biodiversitätsstrategien von Unternehmen
Viele Unternehmen sollten also, siehe das Bienen-Beispiel aus China, durchaus großes Interesse daran haben, Biodiversität durch ihre Unternehmenspolitik zu schützen. Zumindest theoretisch besitzt auch ein großer Teil von ihnen die Ressourcen, um den Biodiversitätsschutz effektiv in ihr betriebliches Managementsystem zu integrieren. Voraussetzung hierfür ist aber erst einmal, die Schutzziele zum integralen Bestandteil der Unternehmensphilosophie zu machen – also zu einem Unternehmensziel.
Ein klares Commitment ist also ein unbedingtes Muss, um Strategien zu entwickeln, Maßnahmen schnell und konsequent zu implementieren und die damit erzielten Erfolge nach innen und außen zu kommunizieren.
Welche Strategien aber können Unternehmen wählen, um Biodiversitätsschutz aktiv zu praktizieren? Zwei Möglichkeiten bieten sich hierfür an: Unternehmen können Biodiversität zu einem weiteren Kerngeschäft machen, indem sie neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln, die den Biodiversitätsschutz unterstützen. Diese Strategie dürfte aber nur von einem relativ geringen Anteil der Unternehmen wahrgenommen werden. Jedes Unternehmen kann jedoch Leitbilder, Strategien und operative Maßnahmen entwickeln, die helfen, den Einfluss des Unternehmens auf die Biodiversität und Biotope zu bewerten, zu kontrollieren und in der Folge zumindest zu minimieren. Das europäische Managementsystem EMAS (Eco Management and Audit Scheme) beispielsweise baut genau auf diesem Prinzip auf, um das Thema Biodiversität in ein standardisiertes, zertifiziertes Umweltmanagementsystem zu integrieren. Doch vor der Entwicklung von Strategien und Maßnahmen bedarf es zunächst der Analyse aller Unternehmensbereiche, um festzustellen, welche Auswirkungen jeder einzelne von ihnen und das Unternehmen als Ganzes auf die Biodiversität haben. In einem ersten Schritt muss die Signifikanz von Biodiversität für das Unternehmen bestimmt werden. Dazu sollten aussagekräftige, möglichst branchenspezifische Kennzahlen und Indikatoren angewandt werden, welche es überhaupt erst ermöglichen, die Performance zu messen. Selbst für viele größere Unternehmen keine ganz leichte Aufgabe.
Biodiversity in Good Company
Die Bereitschaft zu handeln hat in den Unternehmen auf nationaler und internationaler Ebene in den vergangenen zehn Jahren immerhin schon deutlich zugenommen. Dass immer mehr Unternehmen ihre Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität wahrnehmen wollen, zeigt sich unter anderem an der Initiative „Biodiversity in Good Company“. Der branchenübergreifenden Initiative gehören kleine, mittlere und große Unternehmen an – aus Deutschland und darüber hinaus. Sie haben sich dazu verpflichtet, den Schutz der Biodiversität in ihre Nachhaltigkeitsstrategie und das betriebliche Management zu integrieren. Diese Plattform wurde 2008 von Unternehmen und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ins Leben gerufen. Der Anlass: Deutschland hatte damals für zwei Jahre die Präsidentschaft des internationalen „Übereinkommens über die biologische Vielfalt“ (CBD) inne, eines mittlerweile eigenständigen Vereins. Die Initiative war weltweit eine der ersten dieser Art und sollte unter anderem einen Beitrag zur Umsetzung dieser internationalen Konvention leisten. Weiterhin verpflichteten sich die teilnehmenden Unternehmen, Biodiversität als Unternehmensziel in ihre Managementsysteme aufzunehmen.
Biodiversity-Checks
Doch während zumindest mittlere und große Unternehmen bereits über viel Erfahrung beim Management anderer Umweltmanagementthemen haben – insbesondere in Hinsicht auf den Energieverbrauch oder die Abfallvermeidung –, haben selbst Firmen dieser Größenklassen noch viel Beratungsbedarf beim Thema Biodiversitätsschutz. Das war der Grund, warum sich ein ganz besonderes Angebot etabliert hat, der „Biodiversity-Check“ für Unternehmen. Initiator des Biodiversity-Checks ist die NGO „Global Nature Fund“ (GNF) mit Hauptsitz in Radolfzell am Bodensee. Das Bonner Büro der Organisation leitet Stefan Hörmann, der hauptverantwortlich für den Bereich Unternehmen und Biodiversität ist. Hörmann erzählt: „Der Check ist Teil der Europäischen Business and Biodiversity-Kampagne, die wiederum im Rahmen des Life-Programms der EU gefördert wurde. Mit dem Check haben wir Neuland betreten, denn niemals vorher wurden ganzheitliche Unternehmensbereiche von der Strategie über den Firmenstandort bis hin zu Einkauf und Produktion auf ihre diesbezügliche Nachhaltigkeit hin überprüft.“
Was genau will der Biodiversity-Check? Er dient zunächst einmal als erste Orientierung, um Auswirkungen und Abhängigkeiten der verschiedenen Unternehmensbereiche auf die biologische Vielfalt zu identifizieren. Im Rahmen des Biodiversity-Checks prüfen die Experten der oben genannten Organisationen und Beratungsunternehmen entsprechend der Vorgehensweise der Umweltmanagementsysteme EMAS III und ISO 14001 mögliche negative Auswirkungen einzelner Unternehmensbereiche, Produktionsstätten, Produkte oder Prozesse und zeigen den Unternehmen auf, welche Gegensteuerungsoptionen sich anbieten, um Biodiversität zu schützen und sogar von ihr zu profitieren. Die Unternehmen erhalten somit fachliche Unterstützung bei der Bestimmung der Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf die biologische Vielfalt, der Festlegung von Biodiversitätszielen und der Auswahl und Anwendung von Methoden und Indikatoren zur Umsetzung eines effektiven Biodiversitätsma- nagements. Dabei werden zunächst die verschiedenen internen Bereiche des Betriebes wie Management, Produktion, Einkauf oder Verkauf hinsichtlich der Auswirkungen auf die Biodiversität untersucht. Aber auch die indirekten und nach außen wirkenden Effekte der Unternehmenstätigkeiten werden unter die Lupe genommen, hier vor allem entlang der Lieferkette – beispielsweise die verwendeten eingekauften Materialien. Dabei stellt der Check ausschließlich ein internes Instrument und keine Zertifizierung dar, die Ergebnisse werden allein der Unternehmensführung zur Verfügung gestellt. Den Unternehmen wird aber von den beratenden Organisationen empfohlen, ihre Maßnahmen und Erfolge beim Biodiversitätsschutz nach außen offen zu kommunizieren, um damit auch andere Unternehmen zu ermutigen, dem Biodiversitätsschutz einen größeren Stellenwert in den eigenen Betrieben zu geben.
Gute Bilanz
Bereits über 200 Unternehmen, der Großteil von ihnen in Deutschland, haben an ihren Standorten einen Biodiversity-Check durchführen lassen. Dabei werden die Checks nicht nur an die unterschiedlichen Branchen, sondern sogar an die Anforderungen der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder angepasst. Beispielsweise gibt es für den Tourismussektor spezifische Checks für Destinationen, Hotels, Gastronomie und Reisebüros. Auch länderspezifische Anpassungen bei der Check-Durchführung gibt es. Hörmann: „So haben wir beispielsweise einen Check für Unternehmen in Thailand, der dort durch unseren Partner BEDO angeboten und durchgeführt wird. Das Grundkonzept bleibt dabei zwar überall gleich, einzelne Aspekte können jedoch nationalen Spezifikationen angepasst sein.“ Auch die Umsetzung der von den Experten vorgeschlagenen Maßnahmen erfolge in der Regel recht schnell, wenn auch schrittweise. Industrieunternehmen beginnen häufig mit Maßnahmen zur Förderung von biologischer Vielfalt auf dem Firmenareal selbst (siehe Infokasten „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“), weil, so Hörmann, dort eine direkte Umsetzung und Sichtbarkeit leichter gegeben sei als beispielsweise beim Einkauf von Rohstoffen.
Besondere Herausforderung: Lieferketten
Bei den Lieferketten sei ein längerer Atem erforderlich, aber hier bieten sich laut Hörmann besondere Chancen, für ganzheitliche Lösungen zu sorgen. Er erklärt: „Eine Zusammenarbeit zur Biodiversität mit Rohstoffproduzenten kann eine spannende Aufgabe sein und lässt sich idealerweise mit Verbesserungen beim Klimaschutz und den Arbeitsbedingungen in den Herkunftsregionen verbinden.“ Zum Biodiversitäts- und Klimaschutz bei Lieferketten hat Hörmanns Global Nature Fund gerade ein gemeinsames Projekt mit OroVerde – Die Tropenwaldstiftung gestartet. ELAN (Entwaldungsfreie Lieferketten – Ein Online-Atlas für Nachhaltigkeit in Unternehmen) verfolgt das Ziel, die Bedeutung von entwaldungsfreien Lieferketten für den Klimaschutz bei Unternehmen und Verbrauchern bekannter zu machen. Darüber hinaus werden deutsche Unternehmen dabei unterstützt, bestehende und neue Verpflichtungen zu entwaldungsfreien Lieferketten mit konkreten Aktivitäten umzusetzen und auf diese Weise zum Klima- und Biodiversitätsschutz beizutragen. Das Besondere am ELAN-Projekt ist, dass es in einem eigens für diesen Zweck erstellten kostenlosen Online-Atlas eine Vielzahl von Informationen rund um das Thema entwaldungsfreie Lieferketten bündeln und bereitstellen wird. Dabei werden verschiedene sogenannte FRCs (Forest Risk Commodities) und ihre Bedeutung für deutsche Unternehmen analysiert. Mit dem Online-Atlas werden besonders kleine und mittelständische Unternehmen bei ihren ersten Schritten Richtung Entwaldungsfreiheit unterstützt. Stefan Hörmann erklärt: „Mithilfe der umfangreichen Information des Online-Atlas können diese Unternehmen erkennen, welche die Risikorohstoffe sind und wo sich die Hotspots der globalen Entwaldung genau befinden. Dabei wird die Rolle deutscher Unternehmen als Importeure waldkritischer Rohstoffe so gründlich wie nie zuvor beleuchtet.“
Weitere Informationen
Global Nature Fund: www.globalnature.org/de/home
Europäische Business & Biodiversity Kampagne:
www.business-biodiversity.eu/de/
Biodiversity in Good Company: www.business-and-biodiversity.de
Erfahrungen bei der Symrise AG
Biodiversity-Check im Betrieb
Was war der hauptsächliche Beweggrund, am Biodiversitäts-Check teilzunehmen?
Obwohl der Themenkomplex für Symrise nicht neu war, hielten wir es dennoch für sinnvoll, unsere betrieblichen Wechselwirkungen mit Biodiversität und Ökosystemleistungen von einer unabhängigen Umweltorganisation kritisch beleuchten zu lassen und strategische Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung unseres Managementansatzes zu bekommen.
Gestaltete sich der Ablauf des Checks als unkompliziert und konstruktiv? Würden Sie den Check auch anderen Unternehmen empfehlen?
Die Komplexität der Materie sowie die Komplexität unseres Unternehmens erforderten, dass viele Kollegen aus unterschiedlichen Geschäfts- und Funktionsbereichen ihren Beitrag leisteten und relevante Informationen aus unserer Organisation fristgerecht abliefern mussten, die anschließend zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden konnten. Somit war der Ablauf des Checks zwar stets konstruktiv, aber nicht unbedingt unkompliziert. Da sich der Aufwand aus unserer Sicht gelohnt hat, würde ich den Biodiversitäts-Check anderen Unternehmen, die diesbezüglich auf der Suche nach einer Standortbestimmung sind, empfehlen.
Welche Empfehlungen der Berater haben Sie bereits in Ihrem Unternehmen umgesetzt bzw. werden es in naher Zukunft noch tun?
Im Nachgang des Biodiversitäts-Checks des Global Nature Fund haben wir unter anderem die Rückverfolgbarkeit unserer Naturstoffe verbessert, relevante Biodiversitätsinformationen in unser betriebliches Informationssystem integriert, Verfahren zur Risikobewertung von Naturstoffen weiterentwickelt, neue Kriterien für deren nachhaltige Beschaffung und Nutzung entwickelt sowie unsere Investitionen in strategische Lieferketten hochgefahren.
So läuft der Biodiversity-Check ab
Der Ablauf für den Check sieht im Detail wie folgt aus:
1. Screening
Erstgespräch zwischen Unternehmen und GNF: Austausch von Informationen zu:
- Unternehmensgröße – Geschäftsmodell
- Vorstellung des Checks durch den GNF
- Festlegung von Umfang und Grenzen der Untersuchung mit dem Unternehmen (Screening)
Beteiligt: GNF-Experten und CSR/EHS/Umwelt-Beauftragter (in Abstimmung mit Geschäftsführung)
2. Desk Research
GNF schickt dem Unternehmen eine Liste mit benötigten Unterlagen und Informationen wie Nachhaltigkeitsberichte, Umwelterklärungen, Produktinformationen, Angaben zum Standort (Grünflächenanteil, Nähe zu Schutzgebieten etc.).
Der GNF wertet die Unterlagen unter Anwendung einer spezifischen Biodiversitäts-Matrix aus und erstellt einen Zwischenbericht für das Unternehmen.
Beteiligt: Der GNF erfasst und bereitet Informationen auf. Zuarbeit durch EHS-Beauftragten und soweit möglich (Telefon-)Interview mit Bereichs-/Abteilungsleitern (bei größeren Unternehmen).
3. Roundtable-Gespräch – Vorstellung der Zwischenergebnisse
Ein Roundtable mit Vertretern der beteiligten Bereiche zur Ergänzung der Faktensammlung, Diskussion von ersten Ergebnissen und Optionen des Zwischenberichts
Beteiligt: GNF-Experten und Bereichsleiter
4. Analyse und Abschlussbericht mit Empfehlungen für das Unternehmen
GNF wertet die Ergebnisse des Roundtable-Gesprächs aus und integriert diese im finalen Bericht. Bei Bedarf werden noch weitere Recherchen durchgeführt.
Beteiligt: GNF-Experten
5. Präsentation der Ergebnisse
Der finale Bericht mit Handlungsempfehlungen wird dem Unternehmen übermittelt, Besprechung der Ergebnisse mit dem Unternehmen auf Wunsch vor Ort.
Beteiligt: GNF-Experten – EHS-Beauftragter (optional Bereichsleiter/Geschäftsleitung)
6. Umsetzung von Empfehlungen
Idealerweise setzt das Unternehmen systematisch alle Empfehlungen um. Hier kann der GNF unterstützen oder es wird mit (lokalen) Experten oder Organisationen zusammengearbeitet (z. B. NABU oder BUND bei der Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen auf dem Firmengelände).
Foto: Bodensee-Stiftung
Beispiel für Biodiversitätsschutz: Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen
Seit dem Sommer 2018 führen Global Nature Fund und Bodensee-Stiftung mit weiteren Partnern in Europa ein Projekt zur biodiversitätsfördernden Gestaltung von Firmengeländen durch. Inzwischen wurden bereits mehr als 100 Unternehmen erstberaten, darunter mehrere Konzerne mit sehr vielen Standorten europaweit. Grundlage ist ein Vor-Ort-Besuch auf dem Firmenareal, bei dem der Ist-Zustand erfasst und ökologische Aufwertungspotenziale identifiziert werden. In einem ausführlichen Ergebnisbericht werden dem Unternehmen konkrete Maßnahmenvorschläge und Tipps zur Umsetzung und Pflege an die Hand gegeben, die der Artenvielfalt nutzen und die Aufenthaltsqualität steigern. Auf dieser Grundlage können die Unternehmen schließlich entscheiden, ob und welche Maßnahmen sie umsetzen. Etwa die Hälfte der Unternehmen hat auf Grundlage der Beratungen beschlossen, ihr Gelände naturnäher zu gestalten. Umsetzungen haben in zahlreichen dieser Firmen in der Zwischenzeit begonnen bzw. wurden bereits vollständig umgesetzt.