1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Organisation »

Arbeitsschutz in Krisensituationen, Sicherheitskultur entscheidend

Trotz Insolvenz hohes Niveau halten
Arbeitsschutz in Krisensituationen

Arbeitsschutz in Krisensituationen
Foto: © weissdesign – stock.adobe.com
Die Erar­beitung, Beibehal­tung und Weit­er­en­twick­lung ein­er guten und pos­i­tiv­en Arbeitss­chutzkul­tur ist für viele Unternehmen eine dauer­hafte Her­aus­forderung, der mit gut aus­ge­bilde­ten Teams, entsprechen­den Vor­gaben und Anleitun­gen sowie mit Tools und Werkzeuge begeg­net wird. Ein hohes Inter­esse und Unter­stützung vom Man­age­ment sind eben­falls eine Voraus­set­zung für ein erfol­gre­ich­es Gelin­gen. Wie aber wird der Arbeitss­chutz in schwieri­gen Krisen­si­t­u­a­tio­nen umge­set­zt und gelebt? Erst dann zeigt sich, ob eine wirk­liche Kul­tur beste­ht oder nur ein „Schön­wet­ter­ar­beitss­chutz“.

In der Fir­ma Sen­vion, einem führen­den Anbi­eter von Winden­ergiean­la­gen, hat das The­ma Arbeitss­chutz immer eine große Rolle gespielt, was sich in jahre­lang kon­stant sink­enden Unfal­lzahlen gezeigt hat. Im April 2019 musste Sen­vion jedoch Insol­venz anmelden, so dass sich das bish­erige Tages­geschäft von einen auf den anderen Tag mas­siv verän­derte: Die meis­ten Mitar­beit­er begleit­ete nun die Angst, ihren Arbeit­splatz zu ver­lieren, und sie starteten par­al­lel die Suche nach ein­er neuen Stelle. Unklarheit über die Zukun­ft und unter­schiedliche Infor­ma­tio­nen sowie informelle Kom­mu­nika­tion führten zu genereller Unsicher­heit. Hinzu kam, dass das Arbeit­spen­sum für einige Bere­ich mas­siv anstieg und erhöhte Leis­tung abge­fragt wurde, andere – vor allem oper­a­tive Bere­iche – hat­ten hinge­gen nun eine sehr geringe Arbeitslast.

Arbeitsplatzabbau und die Folgen

In den Monat­en der Ver­hand­lun­gen mit poten­ziellen Inve­storen ver­ringerte sich die Anzahl der Beschäftigten, da mehr und mehr Kol­le­gen bere­its neue Arbeitsver­hält­nisse gefun­den hat­ten. Nach­dem sich abze­ich­nete, dass nur eine par­tielle Über­nahme durch Inve­storen möglich war, starteten die Aktiv­itäten zur Abtren­nung des zu veräußern­den Teils und die Vor­bere­itung zur Abwick­lung der verbleiben­den Bere­iche. Eine sich kon­stant ver­ringernde Organ­i­sa­tion muss nun immer noch sich­er­stellen, dass die kri­tis­chen Funk­tio­nen beset­zt und funk­tion­al sind.

Trotzdem guter Arbeitsschutz?

Wie kann man unter diesen Bedin­gun­gen das The­ma Arbeitss­chutz weit­er­hin hochhal­ten? Ein entschei­den­der Punkt war, dass trotz der Insol­ven­zsi­t­u­a­tion das Man­age­ment in Eigen­ver­wal­tung (beste­hend aus dem bish­eri­gen Man­age­ment als auch exter­nen Geschäfts­führern) weit­er­hin das The­ma HSE stark unter­stützte. Arbeitss­chutzrechtliche Maß­nah­men wur­den weit­er­hin unter­stützt und auch finanziert. Auch war es uns in der Abteilung HSE wichtig, so lange wie möglich HSE bezo­gene Aktiv­itäten und Pro­jek­te weit­er­laufen zu lassen, unsere Vor­gaben wur­den noch mehrsprachig pub­liziert und kom­mu­niziert, Verbesserungs­maß­nah­men basierend auf HAZOBs (Haz­ardous Obser­va­tion), Zwis­chen­fällen und Unfällen wur­den weit­er­hin umgesetzt.

Das HSE-Team musste sich aber auch mit der dynamis­chen Sit­u­a­tion auseinan­der­set­zen. Wie kön­nen wir Arbeitss­chutz weit­er­hin promi­nent hal­ten, wie kön­nen wir Unfälle auf­grund fehlen­der Konzen­tra­tion und emo­tionaler Ablenkung verhindern?

Viele Mitar­beit­er haben in dieser Phase Auf­gaben bewältigt, die weit von deren ursprünglichen Auf­gaben­pro­fil abwichen, bis hin zu Trans­portauf­gaben beim Abwick­eln von Archiv­en, Umzü­gen etc., die auf­grund der Insol­ven­zsi­t­u­a­tion nur noch in geringem Maße von exter­nen Anbi­etern über­nom­men wer­den kon­nten. Mit Infor­ma­tion­sini­tia­tiv­en auf mehreren Kanälen (E‑Mail, Intranet, aber auch direk­ter Kon­takt) wurde hier auf Risiken und Gefahren­poten­ziale hingewiesen.

Zum Schluss

Als Resumé kön­nen wir derzeit (März 2020) sagen, dass trotz gerin­ger­er Arbeitsstun­den, sink­ender Mitar­beit­erzahlen und enor­men Verän­derun­gen der Arbeitss­chutz auf einem hohen Niveau verblieben ist.

Vielle­icht war unsere tat­säch­liche Arbeitss­chutzkul­tur doch ganz gut, beziehungsweise: Eine hohe und gelebte Sicher­heit­skul­tur lohnt sich — bis zum Schluss.


Foto: © Jochen Lambers

Autor: Dr. Jochen Lambers

VP Glob­al Qual­i­ty & HSE, Sen­vion GmbH

Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de