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Arbeitssicherheit in der Ausbildung

Sicherheitsprojekt ist kein Strohfeuer
Arbeitssicherheit in der Ausbildung

Im Jahr 2016 gewann ein Team der Freuden­berg Vliesstoffe SE & Co. KG, Kaiser­slautern, den Förder­preis „Arbeit, Sicher­heit, Gesund­heit“ der Beruf­sgenossen­schaft Rohstoffe und chemis­che Indus­trie (BG RCI). Ein Gespräch mit Dieter Geiß, dem HSE-Q-Leit­er (Health, Safe­ty, Envi­ron­ment, Qual­i­ty) am Stan­dort Kaiser­slautern darüber, wie sich die Idee von damals heute etabliert hat.

Das Inter­view führte Andrea Stickel.

Sie haben 2016 den VISION ZERO Förder­preis für Ihr Pro­jekt „Auszu­bildende schaf­fen Sicher­heit“ gewon­nen. Wie sieht es heute damit aus?

Wir führen das Pro­jekt kon­se­quent weit­er. Das ist eine ste­hende Insti­tu­tion bei uns im Haus geworden.

Aus welch­er Moti­va­tion her­aus haben Sie Ihr Pro­jekt gestartet?

Der Grundgedanke ist, dass wir junge Leute gle­ich in der Aus­bil­dung mit dem The­ma Arbeitssicher­heit ver­traut machen wollen. Arbeitssicher­heit kommt ja in der Aus­bil­dung gar nicht direkt vor. Und so haben wir 2015 mit unser­er Aus­bil­dungsabteilung das Pro­jekt „Auszu­bildende schaf­fen Sicher­heit“ ges­tartet, das wir mit AsS abkürzen.

Wie funk­tion­iert das genau?

Alle Beschäftigten aus der Pro­duk­tion sind aufgerufen, Verbesserungswün­sche für sicheres und gesun­des Arbeit­en über eine Intranet­seite zu melden. Diese wer­den anschließend bew­ertet und unsere Auszu­bilden­den entwick­eln und real­isieren entsprechende Lösun­gen. Dabei unter­stützt sie unser Aus­bil­dungsleit­er Herr Chris­t­ian Mit­tereg­ger, der ja gle­ichzeit­ig seine Lehrin­halte ver­mit­teln muss.

Welche Vorar­beit­en mussten Sie leisten?

Als „Pro­jek­t­team AsS“ haben wir vor fünf Jahren zunächst den Prozess entwick­elt und definiert – und hal­ten bis heute daran fest, weil er sich bewährt hat.

Was sind die Auf­gaben des Projektteams?

Wir sondieren die Pro­jek­te mit dem Aus­bil­dungsleit­er und bericht­en an den Arbeitssicher­heit­sauss­chuss. Teil­weise laden wir auch die Auszu­bilden­den ein, die uns ihre Lösun­gen vorstellen.

Welche Effek­te beobacht­en Sie?

Die jun­gen Leute kön­nen auf der einen Seite ihr Fach­wis­sen aus­pro­bieren und üben gle­ichzeit­ig, andere für ihre Ideen zu begeis­tern. Im Dia­log mit den Kol­le­gen gilt es dann, eine Lösung zu find­en, die draußen im Betrieb auch
akzep­tiert wird.

Wie viele Pro­jek­te kön­nen Sie jährlich umsetzen?

Angepasst an die Größe unser­er Aus­bil­dungsabteilung set­zen wir im Durch­schnitt zwei bis drei Pro­jek­te entsprechend der Auf­gaben­stel­lung und Aus­bil­dungsin­halte um.

Wie reagieren Sie, wenn ein Vorschlag nicht mit den aktuellen Aus­bil­dungsin­hal­ten korreliert?

Das passiert natür­lich immer wieder – auch wenn ger­ade Zwis­chen­prü­fun­gen oder Ferien anste­hen, kön­nen von den Auszu­bilden­den in der Lehrw­erk­statt keine solchen Pro­jek­te umge­set­zt wer­den. Wenn es sich nicht nur um eine Opti­mierung han­delt, son­dern um eine erkan­nte Gefahr, müssen wir natür­lich trotz­dem reagieren und gegebe­nen­falls unab­hängig vom AsS-Pro­jekt eine Lösung finden.

Welche aktuellen Verbesserun­gen kon­nten die Auszu­bilden­den im Rah­men des Pro­jek­ts realisieren?

In einem Fall ging es um eine unüber­sichtliche Stelle in unser­er Pro­duk­tion, von der für Fußgänger eine Gefahr durch den Sta­plerverkehr aus­ge­ht. Es erfordert einiges an Erfahrung, die fünf Meter lan­gen Vliesstof­frol­len handzuhaben – sodass der Fahrer alleine schon mit seinem Trans­portvor­gang fast aus­ge­lastet ist. Die Auszu­bilden­den wur­den also vor die Auf­gabe gestellt, eine Lösung zu erar­beit­en, um die Fußgänger vor einem nahen­den Sta­pler frühzeit­ig zu warnen.

Sich­er herrscht in diesem Bere­ich ein gewiss­er Lärmpegel.

Genau. Also hat das Team eine optis­che Lösung entwick­elt und umge­set­zt: ein Lichtschranken­sys­tem mit einem Blin­klicht. Wenn der Sta­pler kommt und eine Lichtschranke durch­fährt, warnt am Fußgänger­weg ein Lichtze­ichen „Achtung Sta­plerverkehr“ davor, dass gle­ich ein Sta­pler um die Ecke kommt.

Wie lief die Umsetzung?

Dies war ein schönes Pro­jekt mit vie­len unter­schiedlichen Anforderun­gen: Die Auszu­bilden­den lern­ten mit ein­er Lichtschranke zu arbeit­en und sie zu instal­lieren. Sie mussten pro­gram­mieren, sie mussten die opti­male Posi­tion für das Blin­klicht und die Lichtschranke
berech­nen und ler­nen, mit LEDs zu
arbeit­en. Und das erhöht die Sicher­heit für Fußgänger und Staplerfahrer.

Die Auszu­bilden­den kon­nten also prak­tis­che Erfahrun­gen sam­meln und etwas Sin­nvolles bauen, das nicht in ein­er Schublade verstaubt.

Ich habe früher auch U‑Schienen mehr als aus­giebig gefeilt, die anschließend wegge­wor­fen wur­den. Wir befes­ti­gen meist ein kleines Schild an den umge­set­zten Pro­jek­ten: „Diese Instal­la­tion wurde von Her­rn XY ange­fer­tigt.“ Das motiviert natür­lich auch und die Auszu­bilden­den kön­nen stolz sein.

Gab es weit­ere Projekte?

Ein weit­eres Beispiel ist eine Schu­lungswand mit dem Freis­chal­te­quip­ment, das wir in unserem Haus ein­set­zen. Dazu zählen etwa Hauptschal­ter, die mit­tels Schloss gesichert wer­den, aber auch Kugel­hähne, Drehschieber oder Ven­tile und so weit­er, für die spezielles Sicherungse­quip­ment richtig einge­set­zt wer­den muss.

Welche Auf­gabe haben Sie den Auszu­bilden­den gestellt?

Sie mussten im Werk recher­chieren, welch­es Equip­ment einge­set­zt wird und Muster auf eine fahrbare Wand mon­tieren, sodass wir sie im Rah­men der jährlichen Sicher­heit­sun­ter­weisun­gen für interne Schu­lungszwecke ein­set­zen kön­nen. Sie mussten sich also Gedanken machen, wie wir unsere Maschi­nen freis­chal­ten und gegen unbe­ab­sichtigtes Anschal­ten sichern.

Kön­nen Sie sagen, wie sich Ihr AsS-Pro­jekt auf die Sicher­heit auswirkt?

Das Pro­jekt ist ein Baustein unseres Sicher­heit­skonzepts. Inzwis­chen sind wir fast 1.000 Tage ohne meldepflichti­gen Unfall. Mit den Unfal­lzahlen sind wir also schon auf einem sehr guten Niveau – das gilt es zu hal­ten. Daher ist das Beständi­ge und Nach­haltige so wichtig. Und das trägt zur Akzep­tanz bei den Mitar­beit­ern bei, weil sie merken, dass wir der Arbeitssicher­heit einen hohen Stel­len­wert beimessen. So läuft das Auszu­bilden­den-Pro­jekt AsS jet­zt bere­its seit fünf Jahren.

Kann man sagen, dass das Pro­jekt Teil Ihrer Sicher­heit­skul­tur ist?

Ja. Es ist ein Baustein, der direkt auf die jun­gen Mitar­beit­er zielt. Es han­delt sich ja meist um Jugendliche, die mit 16 oder 17 Jahren bei uns begin­nen, denen wir eine gute Basis für ihr späteres Beruf­sleben geben wollen. Und wenn man das verin­ner­licht hat, lebt man auch im pri­vat­en Bere­ich sicherer.

Vie­len Dank für das Gespräch!


Eines von 3.400 Projekten

Seit 2002 motiviert die bere­ich­süber­greifende interne Freuden­berg-Ini­tia­tive „We all take care“ weltweit Mitar­beit­er dazu, ihre Arbeit und ihre Arbeit­splätze sicher­er, gesün­der und umwelt­fre­undlich­er zu gestal­ten, sich gesellschaftlich zu engagieren und die Stan­dort­sicher­heit zu fördern. Bish­er wur­den über 3.400 Pro­jek­te ein­gere­icht – auch das Pro­jekt „Auszu­bildende schaf­fen Sicher­heit“ zählt dazu.


Freudenberg Performance Materials

Am Stan­dort Kaiser­slautern pro­duziert, entwick­elt und ver­mark­tet Freuden­berg mit rund 300 Beschäftigten tech­nis­che – zum Teil paten­tierte – Spin­nvliesstoffe für die Automobil‑, Bau‑, und Tep­pichin­dus­trie sowie für Filteranwendungen.

Im tech­nis­chen Bere­ich bildet das Unternehmen am Stan­dort pro Jahrgang zwis­chen drei und vier junge Men­schen zum Beispiel zu Mecha­tron­ikern, Indus­triemechanikern oder Indus­triean­la­gen­fahrern aus.

www.freudenberg-pm.com

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