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Einsam und krank trotz moderner Kommunikation

IT am Arbeitsplatz
Einsam und krank trotz moderner Kommunikation

Kaum ein Arbeit­splatz ist heute noch ohne PC und andere elek­tro­n­is­che Kom­mu­nika­tion­s­mit­tel denkbar. Wo früher lange Wege und viel Zeit einge­plant wer­den mussten, geht heute vieles viel schneller. Für die Beschäftigten wird dadurch vieles ein­fach­er. Aber die Entwick­lung hat auch ihre Schattenseiten.

Min­is­te­ri­al­rat­Peter H. Niederelz

Auch die Arbeitswelt wurde im Laufe der Geschichte immer wieder durch bahn­brechende Erfind­un­gen rev­o­lu­tion­iert. Das Rad war eine solche, eben­so wie die Druck­kun­st mit beweglichen Let­tern, die Dampf­mas­chine und der elek­trische Strom. Sie haben die Arbeit leichter und wirk­samer gemacht.

Mailen von Tür zu Tür

Fernkom­mu­nika­tion gibt es seit den Fah­nen- und Leuchtsig­nalen der Römer und noch effizien­ter seit Erfind­ung des Tele­fons. Aber jet­zt haben wir es mit ein­er täglich wach­senden Ver­mehrung der dig­i­tal­en Ausstat­tung an nahezu allen Arbeit­splätzen zu tun. Wür­den wir diese nicht fördern, ver­lören wir im glob­alen Wet­tbe­werb bald den Anschluss.

Wie bei vie­len sin­nvollen Din­gen gibt es aber auch hier ein Aber. Wir wer­den immer schneller durch Online-Kom­mu­nika­tion. An vie­len Arbeit­splätzen ist sie der Hauptbe­standteil der täglichen Arbeit. Wo früher im direk­ten Kon­takt Infor­ma­tio­nen aus­ge­tauscht wur­den, geschieht dies heute oft, manch­mal sog­ar von Tür zu Tür, online. Es wer­den viele E‑Mails aus­ge­tauscht, aber man sieht sich nicht mehr.

Internetsucht

Nach ein­er Studie der Bun­deszen­trale für Gesund­heitliche Aufk­lärung sind in Deutsch­land derzeit gut 500.000 Men­schen als inter­net­süchtig zu bezeichnen.

Viele davon sind Jugendliche. Darüber, wie viele Men­schen in der Arbeitswelt eben­falls als online-süchtig beze­ich­net wer­den müssten, liegen bis jet­zt keine Zahlen vor. Es sind aber viele, die – obwohl ver­boten – mit Com­put­er­spie­len und arbeits­fremder Com­put­er-Kom­mu­nika­tion große Teile ihrer Arbeit­szeit ver­brin­gen; mod­erne Smart­phones sind auch Com­put­er. Der Ver­lust an Arbeit­sef­fizienz hier­durch ist die eine Seite. Die andere ist die Rück­wirkung auf die Gesund­heit der Betrof­fe­nen. Denn selb­st für diejeni­gen, die Online-Recherche und ‑Kom­mu­nika­tion auss­chließlich zum Arbeit­szweck ein­set­zen, beste­ht das Risiko neg­a­tiv­er Fol­gen für die Gesundheit.

Nicht alle Risiken erfasst

Diesem Risiko soll mit der Bild­schir­mar­beit­splatzverord­nung ent­ge­gengewirkt wer­den. Aber durch sie wer­den nicht alle Risiken hin­re­ichend erfasst! Der Zusam­men­hang zwis­chen zu langem Sitzen vor dem Com­put­er und psy­chis­chen Erkrankun­gen wie Schlaf­störun­gen, Essstörun­gen und Antrieb­slosigkeit und weit­eren ist naheliegend.

Hier­bei müssen wir uns immer wieder die Entwick­lung der Men­schen bis heute in Erin­nerung rufen. Weil das Über­leben in der Gruppe bess­er gelang, war und ist bis heute der direk­te zwis­chen­men­schliche Kon­takt von entschei­den­der Bedeu­tung. Der kann in der dig­i­tal­en Welt aber leicht zu kurz kom­men oder gar ver­loren gehen.

Facebook riecht nicht

Mit „Krank durch PC & Co“ betitelte
die Com­put­er­woche einen entsprechen­den Artikel Ende Jan­u­ar 2014 (www.computerwoche.de/a/krank-durch-pc-und-co,2350242, 14.06.2017). Falsche Sitzhal­tung, die Tas­tatur als Bak­te­rien- und Viren­schleud­er, Schädi­gung der Augen und Kopf­schmerzen sind Beispiele direk­ter Gesund­heits­ge­fahren. Die indi­rek­ten und länger­fristig ein­tre­tenden sind aber noch bedeu­ten­der. Selb­st wenn alles tech­nisch, ergonomisch und hygien­isch in Ord­nung ist, kann der Online-Dauer­be­trieb krank machen. E‑Mail, SMS, MMS, Face­book, Twit­ter. Mes­sen­ger und Skype kön­nen vortäuschen mit anderen Men­schen in Kon­takt zu sein, ja sog­ar Fre­unde zu haben. Aber stimmt das wirklich?

Ein­fach aus­ge­drückt: Wir kom­mu­nizieren immer mehr und ent­fer­nen uns gle­ichzeit­ig immer weit­er voneinan­der. E‑Mails haben keine Kör­per­sprache, Face­book riecht nicht, und bei der SMS ist die Stimme nicht belegt.

In der Psy­cholo­gie gab es vielfach Unter­suchun­gen darüber, was passiert, wenn Men­schen weit­ge­hend isoliert aufwach­sen und leben. Ein Ergeb­nis: Auch gesund­heitlich sind die Betrof­fe­nen weniger sta­bil. Ein weit­eres Argument:
Es gibt intro­vertierte und extro­vertierte Men­schen. Aber auch die Intro­vertierten kom­men ganz ohne Sozialkon­tak­te nicht aus. Nun kön­nte man sagen, dass diejeni­gen, die während ihrer Arbeit­szeit weit­ge­hend isoliert sind, in ihrer Freizeit Aus­gle­ich find­en kön­nen. Aber auch das ist nicht so ein­fach. Sozialver­hal­ten will gel­ernt sein.

Konsequenzen für die Arbeitswelt

Für die Arbeitswelt heißt das, sie kann nicht ein­fach auf die Freizeit ver­weisen, son­dern muss Arbeitsabläufe so organ­isieren, dass ein gutes Sozialver­hal­ten am Arbeit­splatz möglich ist. Dieses müsste im Unternehmensleit­bild enthal­ten sein, soweit es ein solch­es gibt; ab ein­er gewis­sen Betrieb­s­größe wird es empfohlen.

Hil­fre­ich sind auch Gemein­schaftsver­anstal­tun­gen im Bere­ich Sport und Kul­tur. Aber das alles ist noch nicht genug. Die Arbeitswelt muss sich mit den zunehmenden Fällen psy­chis­ch­er Störun­gen durch unver­hält­nis­mäßig inten­sive PC-Tätigkeit auseinandersetzen!

Über­mäßiges Com­put­er­spie­len kann zu Suchterkrankun­gen führen. Weit­ere inter­net­be­zo­gene Ver­hal­tensweisen wie die Nutzung sozialer Net­zw­erke, Chat­ten oder über­mäßige Suche nach irgendwelchen Neuigkeit­en tra­gen das Poten­zial dazu eben­falls in sich. Es kommt hier sehr stark auf die Dauer an, und ob reale Kon­tak­te dadurch ver­nach­läs­sigt werden.

Benötigt wird eine Ler­nof­fen­sive für einen guten Umgang mit allen Online-Ange­boten und ‑Möglichkeit­en, damit deren unbe­stre­it­bare riesige Vorteile nicht von vie­len Nachteilen über­lagert werden.

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