Erkrankungen durch Asbest gehören noch lange nicht der Vergangenheit an; das maligne Mesotheliom zählt zu den gefährlichsten Asbest-Erkrankungen. Es ist kaum frühzeitig zu erkennen, bisher unheilbar und führt meist nach kurzer Krankheit zum Tod. Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA) veröffentlichte nun im Open Access Journal „Scientific Reports“ die Ergebnisse der kombinierten Blutanalyse für die Mesotheliom-spezifischen Biomarker Calretinin und Mesothelin.
„Biomarker sind Substanzen, die im Körper als Folge von bestimmten Erkrankungen oder sogar bereits schon im Vorfeld einer Erkrankung auftreten können“, erklärt Dr. Johnen, Leiter des Kompetenz- Zentrums Molekulare Medizin am IPA. „Sie sind deshalb so besonders wertvoll, da sie meist in leicht zugänglichen Körperflüssigkeiten wie Blut oder Urin nachgewiesen werden können. Erstmalig wurde ein Verfahren zur Früherkennung von Mesotheliomen validiert, bei dem die Patienten nicht durch invasive Eingriffe oder Strahlung belastet werden. Bei nur zwei Prozent falschpositiven Befunden können in bestimmten Hochrisikogruppen nahezu 50 Prozent der Versicherten, die ein Mesotheliom entwickeln bis zu einem Jahr vor der klinischen Diagnose erkannt werden“, so Johnen.
„Mit diesem Markerpanel sind wir nun erstmals in der Lage die Früherkennung asbestbedingter Mesotheliome deutlich zu verbessern“, sagt IPA-Institutsdirektor Prof. Brüning, „denn bis zur Hälfte der Tumoren können mithilfe der Tests ein Jahr vor der bisher möglichen klinischen Diagnose entdeckt werden. Das verbessert die Behandlungsoptionen deutlich.“ In den vergangenen zwei Jahren gab es durch den Einsatz der sogenannten Immuntherapie auch bei der Behandlung von Mesotheliomen Fortschritte, was die Bedeutung der Früherkennung weiter unterstreicht.
Erzielt wurden die Ergebnisse im Rahmen der von IPA und verschiedenen Unfallversicherungsträgern durchgeführten Studie „Molekulare Marker zur Krebsfrüherkennung“, kurz MoMar. Dabei wurden zehn Jahre lang fast 2800 versicherten Personen mit einer anerkannten Berufskrankheit (BK) 4103 „Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose) oder durch Asbeststaub verursachte Erkrankung der Pleura“ jährlich Blut entnommen und auf mögliche frühe Hinweise auf ein Mesotheliom untersucht. Dr. Johnen, Leiter der Studie erklärt: „Hiermit konnten wir eine große Anzahl von Proben aus dem Vorfeld der Erkrankung sammeln, was es so bisher noch nicht gegeben hat.“