Herr Zaruba, Motorradfahren an sich ist schon nicht ganz ungefährlich. Was Sie mit Ihren Motorrädern anstellen, verschlägt aber jedem den Atem. Wie sind Sie dazu gekommen?
Motorräder sind meine Leidenschaft. Motorradstunts mein täglicher Adrenalin-Kick. Begonnen hat diese Leidenschaft als ich mit fünf Jahren von meinem motorradbegeisterten Vater mein erstes Motorrad bekam. Damit begann ich auf abgesperrtem Gelände – natürlich nicht auf der Straße – zu trainieren. Erst ging es mir um Geschwindigkeit, dann um die abwechslungsreicheren Herausforderungen beim Fahren im Gelände. Beim Motocross wurde ich dreimal tschechischer Meister in verschiedenen Klassen. Mit 15 Jahren wechselte ich zum Freestyle Motocross, FMX, absolvierte in diesem Genre meine ersten Stunts. Seitdem gehören Tricks wie Backflip, Shaolin, Superman seat grab, Shoebox, Tsunami oder Rock solid zu meinem Alltag.
Sie machen Ihre Sprünge nicht nur im offenen Gelände oder in Arenen, sondern als Mitglied der Flic Flac Motorrad-Stunt-Truppe sogar in einem Zelt. Was ist dabei zu beachten?
In einem Zelt zu springen ist tatsächlich nochmal ein größerer Adrenalin-Kick. Vor gut zehn Jahren galt es noch als nahezu unmöglich, Motorrad-Stunts im Circus zu zeigen. Erst Benno Kastein, der Mitbegründer und Direktor von Flic Flac, mein heutiger Schwiegerpapa, holte diese Sportart ins Zelt. Es sind die Enge und das quasi „ins Nichts fliegen“, die die Sprünge in dieser Umgebung so anders machen. Das dort lautere Motoren-Geräusch verfälscht am Anfang das Gefühl für die richtige Geschwindigkeit. Es braucht viel Training und entsprechende Konzentration, um perfekt abzuheben, um über 21 Meter durch den Raum zu fliegen und sicher zu landen. Meinen ersten Sprung machte ich 2012 in der Dortmunder Weihnachtsshow bei Flic Flac, engagiert als Teil einer tschechischen FMX-Truppe. Das war ein grandioses Erlebnis. Die Veranstalter waren auch zufrieden, es folgten weitere Engagements in unterschiedlichen Flic Flac Shows. Seit Oktober 2014 bin ich nun fester Bestandteil der FMX-Truppe und an die besonderen Konditionen im Zelt schon sehr gewöhnt.
Können Ihnen Ihre Familienangehörigen beim Training und den Shows entspannt zuschauen?
Meine Lebensgefährtin ist eine der Direktorinnen von Flic Flac und als Artistin mit dem Risiko dieses außergewöhnlichen Berufs vertraut. Sie weiß, dass sie sich auf mein Sicherheitsbewusstsein verlassen kann. Wir haben uns bei Flic Flac kennen- und lieben gelernt. Sie wusste, womit ich mein Geld verdiene. Und ja, das mag alles sehr waghalsig aussehen, aber ich lege großen Wert auf meine Sicherheit. Auch sind wir FMX-Freestyler durch Protektoren an Armen, Beinen und Rücken geschützt. Meine Familie muss keine Angst um mich haben, denn ich weiß immer ganz genau, was ich tue. Vor jedem Auftritt überprüfe ich selbstverständlich alle Funktionen des Motorrads wie Spritzufuhr, Reifendruck, Schaltung und perfekte Härte der Stoßdämpfer. Außerdem tausche ich meine für diesen Extrem-Sport leicht modifizierte 250er-Zwei-Takt-Maschine spätestens alle zwei Jahre gegen eine neue aus. Das ist ein Teil meiner ganz persönlichen „Versicherung“.
Wie oft und lange trainieren Sie für Ihre Tricks? Geht es dabei auch um die mentale Stärke?
Wenn wir täglich bis zu zwei Shows haben, ist das Training genug. Allerdings gehören Dehnen und Aufwärmen vor jedem Auftritt dazu. Wie bei allen Sportlern. Denn auch wir Motocross-Springer sind letztendlich nur Sportler, ein bisschen extremer vielleicht als andere. Deswegen müssen wir uns auch absolut aufeinander als Springertruppe verlassen können. Vertrauen und mentale Stärke gehen dabei Hand in Hand. Beim Sprung ist alles andere ausgeschaltet, es gibt nur den Moment, die volle Konzentration darauf.
Dieses Fokussieren wächst mit den Jahren der Erfahrung – ein dauerhafter Lernprozess. Die Pandemie stoppte zwar die Shows, nicht aber das Training. Bei meiner Familie in Tschechien gibt es ein großes Gelände, wo ich mit dem Motorrad durch die Lüfte fliegen kann.
Was sind Ihre persönlichen Sternstunden – Momente, in denen Sie pures Glück empfinden?
Wenn meine Familie glücklich ist!
Steckbrief
- geboren 1992 in Valasske Mezirici in Mähren
- dreifacher tschechischer Meister in verschiedenen Motocross-Klassen
- wechselte mit 15 Jahren zum Freestyle Motocross (FMX)
- ist seit 2014 festes Mitglied der Motorrad-Stunt-Truppe „Mad Flying Bikes“ beim Circus Flic Flac
- hat mit seiner Lebensgefährtin Tatjana Kastein zwei Kinder; Tochter Fiona und Sohn Filip