Herr Breuer, das IAG veranstaltet Fortbildungen zum sicheren Betrieb von MRK-Anlagen. Seit August 2021 verfügt es dazu über eine eigene Anlage, mit der reale Nutzungsszenarien demonstriert werden können. Wie sind die ersten Erfahrungen damit?
Unsere Hauptaufgabe ist die Prävention. Das heißt, in erster Linie wollen wir für die Thematik sensibilisieren und dazu Informationen in die Breite tragen. Die neue Anlage dient dabei ausdrücklich zu Demonstrationszwecken, nicht zur Schulung. An ihr zeigen wir die unterschiedlichen Varianten der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine im Zusammenwirken mit der erforderlichen Sicherheit für die beteiligten Personen. Die Teilnehmenden der Fortbildung gewinnen auf diese Weise einen persönlichen Eindruck von den Entwicklungsstufen der Zusammenarbeit von Mensch und Roboter, den sie durch eigene Interaktion an der Anlage vertiefen können.
Wegen der Coronapandemie konnten wir lange Zeit keine Präsenzveranstaltungen durchführen, sodass die neue Anlage bislang kaum zum Einsatz kam. Wir stehen also noch am Anfang. Bei einem Probelauf mit einer Gruppe kam sie aber sehr gut an: Durch die praktische Demonstration wird umgehend erfahrbar, um was es geht, worin potenzielle Gefährdungen bestehen und wie diese ausgeschlossen werden können.
Wo erscheint der Einsatz einer MRK sinnvoll?
Ein Anwendungsbespiel für diese Art von Leichtbaurobotern ist das Schweißen. Mit einer einfachen und intuitiv gestalteten Programmiermöglichkeit kann der Roboter saubere und zudem gleichmäßigere Schweißungen als der Mensch realisieren. Die eigentliche Schweißzeit wird dadurch nicht verkürzt, aber die Bedienenden können parallel zur Arbeit des Roboters Bauteile vor- oder nachbereiten. Der Mensch steht also in dieser Zeit für anspruchsvollere Aufgaben zur Verfügung, bei denen er sich nicht vor Schweißrauchen schützen muss. Durch den Robotereinsatz wird diese Gefährdung beim Schweißen für ihn minimiert – das ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt im Sinne von Arbeitssicherheit und Gesundheit. In der ersten Zeit nach Einführung einer MRK-Anlage geht die Produktivität in der Regel etwas zurück, weil die Beschäftigten großen Respekt vor der Maschine haben. Wenn sie bei einer leichten Kollision dann die Erfahrung machen, dass der Roboter umgehend und zuverlässig stoppt, wächst das Vertrauen in die Technik. Ist die nötige Vertrauensbasis hergestellt, leisten die Roboter wertvolle Unterstützung als Hilfsmittel.
An wen richten sich die Fortbildungen zur Mensch-Roboter-Kollaboration?
Wir adressieren mit diesem Angebot in erster Linie Aufsichtspersonen und Sicherheitsfachkräfte, aber auch Konstrukteure und Ingenieure. Die Aufsichtspersonen müssen für das Thema sensibilisiert und qualifiziert werden, weil sie als Beratende in den Unternehmen unterwegs sind. In der Praxis überprüfen sie, ob die bestehenden Vorschriften für MRK-Anlagen erfüllt sind und potenzielle Gefährdungen für die Beschäftigten verhindert werden. Unser Seminar verhilft ihnen dazu, mögliche Sicherheitslücken im Blick zu haben und geeignete Lösungen aufzeigen zu können.
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