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Gabelstapler bergen Unfallrisiken - Assistenzsysteme helfen

Unfälle mit Gabelstaplern
Assistenzsysteme schützen

Voraus­set­zung für einen sicheren Ein­satz von Gabel­sta­plern ist neben bre­it­en und gut aus­geleuchteten Verkehr­swe­gen auch eine ziel­gerichtete Unter­weisung aller Mitar­beit­er. LED-Strahler an Sta­plern erhöhen die Sicher­heit, indem sie einen Licht­punkt auf den Boden pro­jizieren und Fußgänger war­nen. Weit­ere tech­nis­che Sys­teme sind in vie­len Betrieben im Ein­satz. Unser Fachau­tor stellt eine Auswahl vor.

Ende Jan­u­ar 2018 in ein­er Frank­furter Fir­ma: Ein 38-jähriger Sta­pler­fahrer lädt Papier­rollen auf einen Lkw. Ein 56-jähriger Kol­lege will ihm einen Hin­weis zur Beladung geben und nähert sich dem Gabel­sta­pler. Plöt­zlich schert das Heck des Sta­plers aus, trifft den Kol­le­gen und wirft ihn um. Sein recht­es Bein wird unter der Hin­ter­achse einge­quetscht – er erlei­det schw­er­ste Verletzungen.

Schutz gegen Anfahren

Der zuvor beschriebene Unfall hätte beispiel­sweise durch ein Antikol­li­sion­ssys­tem auf Transpon­dertech­nik ver­hin­dert wer­den kön­nen. Bei diesem Sys­tem wer­den Fußgänger mit einem Transpon­der (Portable Unit) aus­ges­tat­tet, der an der Warn­weste getra­gen wird. Der Gabel­sta­pler ist mit einem fest instal­lierten Lesegerät (Truck Unit) aus­gerüstet, das einen kugelför­mi­gen Schutzbere­ich um das Arbeits­gerät aussendet. Betritt nun der Fußgänger mit seinem Transpon­der diesen Schutzbere­ich, wird er nicht nur akustisch und optisch, son­dern auch mit­tels Vibra­tio­nen gewarnt. Der Sta­pler­fahrer bekommt zusät­zlich zur War­nung auf dem Dis­play angezeigt, wie viele Per­so­n­en sich in der Warn­zone befind­en und aus welch­er Rich­tung sie sich dem Fahrzeug näh­ern. Gebäude sind oft ver­winkelt und nicht sel­ten liegen Fahrwege direkt neben Türen. Das Sig­nal durch­dringt sog­ar Mauern, so dass der Fahrer noch vor dem Öff­nen der Tür vor dem her­an­na­hen­den Fußgänger gewarnt wird.

Sicherung von Gefahrenbereichen

Typ­is­che Gefahren­stellen mit einem erhöht­en Unfall­risiko sind Kreuzun­gen und Hal­lene­in­fahrten, denn häu­fig ist die Sicht durch Maschi­nen oder Regalan­la­gen eingeschränkt.

Der Ein­satz der Transpon­dertech­nik kann auch an solchen unüber­sichtlichen Stellen die Sicher­heit aller Beteiligten erhöhen. Hierzu wird in diesem Bere­ich ein Markierungstranspon­der fest mon­tiert, der ein kugelför­miges Schutzfeld aussendet. Erken­nt die Empfän­gere­in­heit des Gabel­sta­plers das Transpon­der­sig­nal, wird die Fahrgeschwindigkeit automa­tisch auf einen vorher fest­gelegten Wert verringert.

Gute Sicht beim Rangieren

Erhöhte Aufmerk­samkeit gilt für Fußgänger, die sich in der Nähe von rück­wärts­fahren­den Gabel­sta­plern aufhal­ten. Obwohl der Fahrer den Schul­terblick nutzt, kann er nicht den gesamten Bere­ich hin­ter dem Fahrzeug ein­se­hen. In diesem Fall sind Rück­fahrkam­eras hil­fre­ich, die beim Rück­wärts­fahren automa­tisch zugeschal­tet wer­den. Für den Fahrer ist nun der Bere­ich hin­ter dem Sta­pler voll­ständig einsehbar.

Ein solch­es Kam­erasys­tem kann mit Sen­soren kom­biniert wer­den, die den Fahrer zusät­zlich vor Objek­ten optisch und akustisch war­nen. Auf dem Markt erhältlich sind auch Rück­fahrkam­eras mit Per­son­en­erken­nung. Diese Sys­teme scan­nen mit­tels Stereokam­era den Gefahren­bere­ich und kön­nen dabei zwis­chen Men­sch und Gegen­stand unter­schei­den. Im Gefahren­fall senden sie optis­che und akustis­che Warnsignale, und der Fahrer kann rechtzeit­ig reagieren.

Ein weit­er­en­twick­eltes Sys­tem beste­ht aus ver­schiede­nen Kam­eras, die das nahe Umfeld rund um den Sta­pler erfassen. Aus den Bildern der Einzelka­m­eras ergeben sich ein vorder­er, zwei seitliche und ein hin­ter­er Sicht­bere­ich. Auf dem Mon­i­tor am Fahrerar­beit­splatz wer­den sie als Split-Screen angezeigt. Bei Vor­wärts­fahrt sind stan­dard­mäßig alle vier Sicht­bere­iche im Dis­play zu sehen. Bei Rück­wärts­fahrt wech­selt die Anzeige auf den hin­teren und die bei­den seitlichen Sicht­bere­iche. Der Fahrer kann am Dis­play mit einem Blick das gesamte Umfeld überwachen.

Assistenzsysteme zur Fahrerunterstützung

In Betriebs- und Lager­hallen soll­ten Sta­pler­fahrer beson­ders aufmerk­sam sein und die Geschwindigkeit reduzieren. Denn je nach räum­lichen Gegeben­heit­en müssen sie mit Per­so­n­en oder anderen Flur­förderzeu­gen rech­nen. Hinge­gen kön­nen sie im Außen­gelände im Nor­mal­fall mit ein­er höheren Geschwindigkeit fahren.

Aus Sicher­heits­grün­den ist es daher sin­nvoll, schon bei der Ein­fahrt in die Halle die Fahrgeschwindigkeit mit­tels eines Geschwindigkeit­sas­sis­ten­ten zu begren­zen. Dieses Sys­tem erken­nt die jew­eilige Posi­tion des Gabel­sta­plers und regelt automa­tisch die max­i­mal zuläs­si­gen Fahrgeschwindigkeit­en für den Innen- und Außenbereich.

Ein Kur­ve­nas­sis­tent kann physikalisch unsichere und damit für den Sta­pler­fahrer gefährliche Fahrsi­t­u­a­tio­nen ver­hin­dern. Hierzu sind am Gabel­sta­pler Sen­soren ange­bracht, die ver­schiedene Para­me­ter messen. Aus diesen Dat­en wird in der jew­eili­gen Betrieb­ssi­t­u­a­tion errech­net, ob eine Gefährdung beste­ht und aktiv in die Steuerung einge­grif­f­en wer­den muss. Ein Sta­pler­fahreraus­bilder erläutert: „Ein Kur­ve­nas­sis­tent misst per­ma­nent Last­gewicht, Hub­höhe, Lenkwinkel und Fahrgeschwindigkeit. In Abhängigkeit der Last und des Lenkwinkels wird die Geschwindigkeit in Kur­ven automa­tisch angepasst. Je höher die Last, desto geringer die Kur­vengeschwindigkeit. Damit sinkt auch die Kippgefahr.“

Kri­tis­che Betrieb­szustände kön­nen auch bei der Ein- und Aus­lagerung von Waren ein­treten und die Stand­sicher­heit des Gabel­sta­plers gefährden. Um dies zu ver­mei­den, wer­den bei speziellen Assis­ten­zsys­te­men an ver­schiede­nen Stellen des Gabel­sta­plers Mess­werte erfasst und durch ein Steuerg­erät ver­ar­beit­et. Nähert sich etwa beim Ein­lagern die Tragfähigkeit des Gabel­sta­plers dem Grenzbere­ich oder wird sie sog­ar erre­icht, greift die Steuerung reg­ulierend ein. Sicher­heit­skri­tis­che Hub- und Neige­funk­tio­nen des Hub­mastes wer­den unter­bun­den und die Stand­sicher­heit bleibt erhal­ten. Für den Fahrer wichtige Infor­ma­tio­nen wie Last­gewicht, Lastschw­er­punkt, Hub­höhe und Neigewinkel des Hub­mastes wer­den auf einem Dis­play angezeigt.

Verhaltensfehlern entgegenwirken

Das Gefährdungspoten­zial beim inner­be­trieblichen Verkehr ist hoch, umso wichtiger sind gut aus­ge­bildete Sta­pler­fahrer. Den­noch schle­ichen sich mitunter Ver­hal­tens­fehler wie Fahren mit eingeschränk­ter Sicht oder mit über­höhter Geschwindigkeit im Arbeit­sall­t­ag ein. Die Ursache hier­für sind häu­fig Ter­min- und Zeit­druck. Der Ein­satz von Assis­ten­zsys­te­men kann dem ent­ge­gen­wirken und gefährliche Sit­u­a­tio­nen ver­hin­dern. Der Trans­port im Betrieb wird durch sie sicherer.


Autor: Dipl.-Ing. Dieter Bachmann

Tech­nis­ch­er Aufsichtsbeamter

Beruf­sgenossen­schaft Energie Tex­til Elek­tro Medi­enerzeug­nisse (BG ETEM)


Praxistipps für Fußgänger im Betrieb

  • Hal­ten Sie sich nicht im Gefahren­bere­ich von Gabel­sta­plern auf.
    Dort beste­ht erhöhte Unfallgefahr.
  • Laufen Sie nie hin­ter einem rang­ieren­den Gabel­sta­pler vor­bei. Nehmen Sie immer Blick­kon­takt mit dem Fahrer auf.
  • Beim Hinein­treten in einen Verkehr­sweg nicht auf das Gehör ver­lassen. Elek­trosta­pler sind leise und leicht zu überhören.
  • Benutzen Sie nur die fest­gelegten Fußgänger­wege. So ver­mei­den Sie
    Kol­li­sio­nen mit Flurförderzeugen.
  • Beacht­en Sie Zugangsver­bote und Warnschilder.
  • Acht­en Sie auf Warnsignale und LED-Licht­punk­te auf dem Hal­len­bo­den: Ein Sta­pler nähert sich!
  • Denken Sie an die eigene Sicher­heit: Tra­gen Sie Warn­weste und Sicherheitsschuhe.
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