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Hektik und Ungeduld sind schlechte Begleiter

Interview: Berufsverkehr
Hektik und Ungeduld sind schlechte Begleiter

Hektik und Ungeduld sind schlechte Begleiter
So sieht es häufig im Berufsverkehr aus. Trotzdem sollte man die Nerven behalten. Foto: chris-m - fotolia.com
Wege­un­fälle verur­sachen nicht nur viel Leid, son­dern sog­ar höhere Kosten als Arbeit­sun­fälle, unter anderem weil die Verunglück­ten länger im Kranken­haus bleiben. Sicher­heits­beauf­tragter sprach mit Jochen Lau, Refer­at­sleit­er Unfall­präven­tion – Wege und Dienst­wege beim Deutschen Verkehrssicher­heit­srat (DVR) darüber, was die Fahrt zur und von der Arbeit so gefährlich macht.

Geschehen im Berufsverkehr beson­ders viele Unfälle?
Jochen Lau: Ja, das zeigen eine Rei­he von Unter­suchun­gen zum Wege­un­fall. Gefährlich ist beson­ders die Rush­hour mor­gens zwis­chen 6 und 9 Uhr und ein zweit­er unfall­trächtiger Zeitrah­men ist nach­mit­tags zwis­chen 15 und 18 Uhr. Dass er rel­a­tiv groß ist, hängt mit flex­i­bler Arbeit­szeit und Schichtar­beit zusammen.
Warum passiert zu diesen Zeit­en so viel?
Jochen Lau: Das liegt zum einen an der Verkehrs­dichte, zum andern am Zeit­druck, unter dem die Fahrer ste­hen. Sie müssen zu viele Entschei­dun­gen in zu kurz­er Zeit fällen. Es kommt Hek­tik und Unruhe auf, und die sind immer schlechte Begleit­er für sicheres Fahren.
Wie soll­ten sich Aut­o­fahrer verhalten?
Jochen Lau: Sie soll­ten Ärg­er und Ungeduld zuhause lassen, also nicht darüber nach­denken, dass die Tochter eine schlechte Note bekom­men hat, oder was sie schnell noch einkaufen müssen. Und auch nicht, was sie während der Arbeit erledi­gen wollen. Wie entspan­nt jemand zur Arbeit oder abends nach Hause fährt, hängt übri­gens auch vom Betrieb­skli­ma, dem Ver­hält­nis zu Vorge­set­zten und Kol­le­gen ab. Als Präven­tion kann man sich außer­dem einen Plan B zurechtle­gen. Der kön­nte vorse­hen, zum Beispiel im Stau wegen eines Unfalls oder Wasser­rohrbruchs in der Fir­ma anzu­rufen, dass man später kommt anstatt danach schneller zu fahren. Eine weit­ere Möglichkeit wäre auch, mal den Bus oder die Bahn zu benutzen.
Sind Schichtar­beit­er beson­ders gefährdet, weil sie müde sind?
Jochen Lau: Schichtar­beit­er sind tat­säch­lich eine Risiko­gruppe. Allerd­ings ist das noch nicht im Detail unter­sucht, es gibt ja ganz ver­schiedene Schicht­sys­teme. Was man auf jeden Fall sagen kann: Die Länge der Arbeit­szeit hat Ein­fluss auf das Unfallgeschehen bei der Fahrt nach Hause. Egal ob handw­erk­liche Arbeit oder im Büro, nach zehn Stun­den ist man erschöpft. Und dann set­zen viele sich ins Auto und bedenken nicht, dass Aut­o­fahren auch Schw­er­star­beit ist.
Aut­o­fahren ist Schwerstarbeit?
Jochen Lau: Ja, obwohl die meis­ten das nicht wahrhaben wollen. Man muss viele Dinge gle­ichzeit­ig machen. Infor­ma­tio­nen aufnehmen, sie inter­pretieren und in Hand­lung für Arme und Beine umset­zen. Umso schneller, je schneller man fährt.
Machen wir das nicht automatisch?
Jochen Lau: Wenn alles glatt läuft schon. Aber man muss sich bewusst sein, dass es in jed­er Sit­u­a­tion risiko­er­höhende Fak­toren gibt. Solche Stör­größen kön­nen etwa blendende Sonne oder eine nicht funk­tion­ierende Ampel sein, oder ein Auto mit Blaulicht, das von hin­ten her­an­fährt. Und, lautes Radio hil­ft mor­gens zwar wach zu wer­den, aber es füllt auch unseren Auf­nah­metrichter. Wenn dann noch etwas passiert, was keine nor­male Fahrrou­tine ist, wird’s schwierig.
Kön­nen Sie ein Beispiel nennen?
Jochen Lau: Wenn Sie eine Kurve auf der Land­straße beispiel­sweise immer mit 80 Kilo­me­tern fahren, und es set­zt plöt­zlich Regen ein, müssen Sie die Geschwindigkeit reduzieren, son­st trägt sie der Schmier­film aus der Kurve. Oder es über­holt ein Fahrzeug auf der Gegen­bahn, auch da müssen Sie unvorherge­se­hen reagieren.
Und auf Land­straßen passieren die meis­ten Unfälle?
Jochen Lau: Ja, jed­er dritte Verkehrsun­fall mit Per­so­n­en­schaden ereignet sich auf der Land­straße. Im Jahr 2009 wur­den bei Unfällen auf Land­straßen 114.000 Men­schen ver­let­zt und 2452 Men­schen getötet. Land­straßen sind die Haup­trisikostreck­en, weil hier schneller gefahren wird als im Stadtverkehr.
Was soll­ten Aut­o­fahrer auf Land­straßen beachten?
Jochen Lau: Sie soll­ten auf Über­hol­manöver verzicht­en, wenn sie eine Gefährdung nicht zweifels­frei auss­chließen kön­nen. Und heftige Gefüh­le ver­mei­den, also sich nicht über den „Schle­ich­er“ vor ihnen aufre­gen. Vielle­icht hat der ja gute Gründe langsamer zu fahren, etwa ein krankes Kind im Wagen. Wenn ich Entschuldigun­gen für andere suche, nimmt mir das sel­ber den Druck. Für wen dies nicht der richtige Weg ist, der sollte sich die Fol­gen eines Unfalls verdeut­lichen. Ein Über­hol­manöver bringt mich vielle­icht einige Minuten eher ans Ziel, aber ein Unfall kann mich monate­lang immo­bil machen.
Das Inter­view führte Ver­e­na Manek.
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