Elf Stunden am Stück! Für manche zu Hause stellt diese vorgeschriebene Ruhezeit eine echte Herausforderung dar. Denn sind die Kinder endlich im Bett und der Haushalt erledigt, setzen sich viele gerne noch einmal an ihren Computer, um in Ruhe arbeiten zu können. Und da kann es schon einmal Mitternacht werden …
Doch das bedeutet, dass der Arbeitsbeginn – und damit ist auch das Checken beruflicher E‑Mails gemeint – am nächsten Vormittag frühestens um 11 Uhr sein kann. Wahrscheinlich würde sich dann aber die Kundschaft beschweren oder Vorgesetzte schon seit Stunden versuchen, den Mitarbeitenden zu erreichen.
Schummeln schadet
Wer mit anderen zusammenarbeitet, muss Kompromisse eingehen. Ohne eine gewisse Synchronizität bei den Arbeitszeiten läuft das Team nicht rund. Da mag manch einer vielleicht am „Rädchen drehen“ wollen und beim Erfassen der Arbeitszeiten schummeln. Doch das ist keine gute Idee und geht zu Lasten der Gesundheit. Auch auf Pausen zu verzichten, schadet auf Dauer.
Doch was heißt „auf Dauer“? Darauf gibt es keine allgemeinverbindliche Antwort, denn ab wann sich die Mehrbelastung spürbar auswirkt, ist individuell verschieden. Allerdings ist das Austesten riskant. Viele Beschäftigte neigen dazu, erste Anzeichen von Stress und Überforderung zu ignorieren.
Wird die Belastung dann endlich wahrgenommen, kann es schon zu spät sein: Symptome wie Verspannungen, Rückenschmerzen, Bluthochdruck oder Schlafstörungen, die über die Jahre langsam „eingefangen“ wurden, werden die Betroffenen so schnell nicht wieder los.
Arbeit und Freizeit abgrenzen
Die freie Zeiteinteilung im Homeoffice ist für viele von Vorteil, denn so können berufliche Produktivitätsphasen, familiäre Verpflichtungen oder andere persönliche Belange über den Tag verteilt erledigt werden. Dazu ist es aber notwendig, klare Absprachen zu treffen, Zeiten der Erreichbarkeit festzulegen sowie Arbeitspakete und Fristen zu bestimmen.
Denn durch die Flexibilisierung der Büroarbeit neigen viele Arbeitnehmende dazu, Ruhepausen zu überspringen und sich so zu überarbeiten. Mit der Dokumentationspflicht der Arbeits- und Pausenzeiten auch im Homeoffice soll die Gesundheit der Arbeitnehmenden geschützt werden.
Sinnvoll: Pausentaste
Homeoffice und Flexibilität gehören zusammen. Wer gesplittet arbeiten darf und kann, braucht deshalb ein Arbeitszeiterfassungssystem, mit dem ein schneller Wechsel zwischen Arbeitsmodus und Privatzeit möglich ist. Hierfür bieten sich digitale Lösungen an, die über eine „Pausentaste“ verfügen. Mit dieser modernen Form der Stempeluhr lassen sich bei Bedarf gleichzeitig unterschiedliche Projektzeiten erfassen.
Webbasierte Tools
Ein hohes Maß an Flexibilität bietet eine webbasierte Zeiterfassung über einen Browser. Mit ihr haben die Beschäftigten überall die Möglichkeit, sich einzuloggen und die Arbeitszeiten in Echtzeit zu erfassen. Das kann am Computer im Unternehmen, am Laptop im Homeoffice sowie über das Tablet oder Smartphone von unterwegs erfolgen.
Es gibt aber noch weitere Vorteile: Die digital erfassten Zeiten können automatisch in ein Lohnabrechnungssystem übernommen werden oder in Projektberichte einfließen. Und auch für die Mitarbeitenden sind ihre Arbeitszeiten, Über- oder Unterstunden immer sichtbar. Außerdem werden sie darauf hingewiesen, wenn sie ihre Höchstarbeitszeit überschreiten oder die Pausenzeit zu kurz oder lang war. Das sorgt für Transparenz.
Eine digitale Arbeitszeiterfassung kann jedoch problematisch sein, wenn es zu technischen Störungen kommt. Für diesen Fall ist festzulegen, wie die Zeiterfassung dann alternativ erfolgen soll. Außerdem werden bei der digitalen Erfassung der Arbeitszeiten sensible Daten übertragen.
Damit diese vor Hackerangriffen oder anderen Sicherheitsbedrohungen geschützt sind, ist es notwendig, dass das System immer auf dem neuesten Stand der Technik ist und Sicherheitsexperten das System regelmäßig überprüfen.
Ziele verdeutlichen
Einige Beschäftigte empfinden eine Zeiterfassung im Homeoffice als Einschränkung ihrer Freiheit, oder sie haben das Gefühl, dass dadurch ihre Privatsphäre verletzt wird. Hier kann ein Gespräch helfen, in dem erklärt wird, warum eine Arbeitszeiterfassung für die Verwaltung des Unternehmens und die Gesundheit der Mitarbeitenden wichtig ist.
Weitere Informationen
- Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat für eine Stellungnahme im Ausschuss für Arbeit und Soziales die arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse zu Telearbeit, Homeoffice und Mobilem Arbeiten zusammengefasst. Die Publikation „Chancen, Herausforderungen und Gestaltungsaspekte aus Sicht des Arbeitsschutzes“ kann über die Website der BAuA bezogen werden; www.baua.de Angebote Publikationen baua: Fokus 2021
- Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) hat im Rahmen ihrer „Initiative Mitdenken 4.0“ ein Fachinformationsblatt zum Thema „Arbeit im Homeoffice gesund gestalten“ erstellt. Es ist erhältlich über das Certo-Portal unter www.certo-portal.de Schwerpunkt „Homeoffice und hybrides Arbeiten“
- Informationen zu den Rahmenbedingungen für Mitarbeitende im Homeoffice gibt es auf dem Informationsportal Arbeitgeber; www.informationsportal.de/home-office-in-der-sozialversicherung-korrekt-behandeln