Damit bei diesen Prozessen alle von Anfang an ihre Tätigkeiten auf sichere Weise ausüben können, ist der Arbeitsschutz hier allgegenwärtig – auch schon bei denen, die ihre Berufe gerade erst erlernen. „Über das, was wir gesetzlich erfüllen müssen, gehen wir dabei weit hinaus“, sagt Günter Geerdes, Ausbildungskoordinator bei der Meyer Werft. „So machen wir zum Beispiel unsere Gefährdungsbeurteilungen zusammen mit den Auszubildenden und setzen auch ansonsten auf ein Miteinander bei Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.“ Um die Gefährdungen oder Unfallrisiken zu mindern, wurde bei der Meyer Werft ein spezielles Sicherheitsprogramm für die Auszubildenden entwickelt.
Lernbegleitung statt Frontal-Methode
Der moderne Ansatz wird auch bei der Didaktik umgesetzt. Von der Vier-Stufen-Methode, also dem Prinzip Vormachen – Nachmachen, und der Frontal-Methode haben sich die Ausbilder und Ausbilderinnen hier längst verabschiedet, gerade auch beim Thema Arbeitsschutz. „Stattdessen legen wir Wert auf Lernbegleitung und gemeinsame Projektarbeiten.“ Die Auszubildenden bekommen ein Thema wie etwa „Arbeiten auf Leitern“ oder „Hautschutz“ vorgegeben, erhalten dazu passende Unterlagen und dann die Aufgabe, daraus eine Handlungsableitung zu erstellen. Der Hintergedanke dabei: Alles, was sie selbst ausarbeiten, wird auch im Langzeitgedächtnis gespeichert.
BGM-Angebote auch für Azubis
Groß geschrieben wird in Papenburg auch der Bereich Prävention, nicht nur für die Fachkräfte, sondern auch für die Auszubildenden. Ein umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) soll die Work-Life-Balance schon bei den jüngsten Mitarbeitenden verbessern. Zu den Angeboten gehören unter anderem eine Kooperation mit regionalen Fitnessstudios und verschiedene Kurse zu Themen wie Yoga, Stressbewältigung, Raucherentwöhnung oder Ernährung. Um der wachsenden Bedeutung psychischer Belastungen gerecht zu werden, können alle bei Bedarf auch eine Sucht‑, Mobbing- oder Schuldnerberatung wahrnehmen.
Speziell für die Auszubildenden, werden viele Angebote rund um den Arbeitsschutz beziehungsweise die eigene Gesundheit hier so spannend wie möglich gestaltet. Günter Geerdes nennt ein Beispiel: „Zu unserem großen Programm in Sachen Prävention gehören auch Themen wie Alkohol im Straßenverkehr. Hierzu hatten wir einmal eine Theatergruppe aus Stuttgart bei uns, die eine Inszenierung aufgeführt und unsere Auszubildenden darin einbezogen hat. Dabei wurde anhand verschiedener Rollen dargestellt, was jeweils passiert, wenn man ein, zwei oder mehrere Biere trinkt. So konnten wir das Bewusstsein bei den jungen Menschen für die Wirkung von Alkohol auf unterhaltsame Weise schärfen.“
Sibe in der Ausbildung
Mehr, als der Gesetzgeber verlangt, bedeutet auch: Neben den vorgeschriebenen Sicherheitsbeauftragten gibt es bei der Meyer Werft auch sogenannte „Sicherheitsbeauftragte in der Ausbildung“, wie Günter Geerdes erläutert. „Dafür schulen wir jeweils einige Azubis durch Training on the Job und schicken sie zu den für sie angepassten Sibe-Lehrgängen bei der Bildungsstätte in Bad Bevensen unserer Berufsgenossenschaft, der BG Holz und Metall. Mit unseren Ansprechpartnern dort tauschen wir uns bei Sicherheitstreffen auch regelmäßig zum Thema Arbeitsschutz in der Ausbildung aus.“
Von Anfang an sollen alle Mitarbeitenden kontinuierlich für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz herangeführt werden.
„Das Thema Arbeitsschutz hat mich von Anfang an interessiert. Als ich erfuhr, dass bei der Meyer Werft auch Auszubildende solche Aufgaben übernehmen, habe ich meinen Ausbilder gefragt, ob ich das machen könnte. Er fand das gut und so durfte ich zur BG-Schulung nach Bad Bevensen. Daran haben auch Auszubildende von verschiedenen anderen Unternehmen teilgenommen. Wir konnten über unsere Erfahrungen sprechen und uns untereinander austauschen. Es gab Theorieunterricht zu den Sicherheitsauflagen und rechtlichen Rahmenbedingungen und am Ende noch einen Praxisteil, bei dem wir in Dreiergruppen arbeiten mussten. Die Aufgabe war, eine Unterweisung auszuarbeiten und zu präsentieren. Wir haben uns auf ein Thema geeinigt, das zu jedem unserer Unternehmen passt. In meiner Gruppe waren es Schnittverletzungen am Arbeitsplatz, denen man durch Maßnahmen wie zum Beispiel technischen Sicherheitseinrichtungen oder Schutzausrüstung vorbeugen kann. Diese Erfahrungen helfen mir nun sehr, wenn ich meine Azubi-Kolleginnen und Kollegen darauf hinweise, was an unseren Arbeitsplätzen passieren könnte und worauf sie deswegen achten müssen. So ist es bei uns zum Beispiel üblich, in den Gefahrenbereichen Helm und Schutzbrille zu tragen. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement gefällt mir auch. Ich nutze das Angebot eines kooperierenden Fitnessstudios, um gesund zu bleiben.“
Christian Garbe (28), Produktionstechnologe im zweiten Ausbildungsjahr und Sicherheitsbeauftragter in der Ausbildung
„Meine Gesundheit und mein Leben sind mir wichtig, deswegen ist es für mich selbstverständlich, mich an die Helm- und Schutzbrillenpflicht zu halten. An den Eingängen zu unseren Werkstätten befinden sich Drehkreuze, die man nur passieren kann, wenn man eine Unterweisung für den jeweiligen Arbeitsbereich ausgearbeitet hat – erst dann wird die Stempelkarte dafür freigeschaltet. Ich war schon in der Rohrwerkstatt an den Biegemaschinen, im Bereich Maschinenbau beim Schleifen und Schweißen und arbeite zurzeit im Bereich ‚Energie und Automatisierung – Elektrik Maschine‘. Für all diese Bereiche habe ich die Freischaltung nach der entsprechenden Unterweisung erworben. Unsere Meister melden uns jeweils rechtzeitig dafür an. Es läuft dann so ab: Zunächst werden uns die Themen erklärt, also um welche Gefährdungen es gehen soll. Dann bekommen wir Unterrichtsmaterial und arbeiten den Prozess, den Lerntransfer, aus. Den Vortrag dazu gestalten wir dann mit einer Whiteboard und praxisnahen Beispielen. Anschließend besprechen wir mit unserem Meister oder Ausbilder, wie es gelaufen ist, und werden dann noch von ihm so unterwiesen, wie es die Sicherheitsverantwortlichen machen. Diese Vorgehensweise finde ich gut, denn so kann man alles noch besser verstehen und vergisst es auch nicht so schnell wieder.“
Christian Hinrichs (21), Mechatroniker im dritten Ausbildungsjahr
„Bei der Meyer Werft machen alle Auszubildenden einen Lehrgang zum Evakuierungshelfer. Auch ich habe daher schon gleich zu Anfang daran teilgenommen. Mein Interesse daran war groß, auch weil es schon länger her war, dass ich meinen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein gemacht hatte. Unser Kurs hier war außerdem noch umfangreicher. Wir haben gelernt und geübt, wie man sich in Ausnahmesituationen wie bei einem Brand oder anderen Notfällen richtig verhält und unsere verschiedenen Evakuierungsplätze kennengelernt. Es ging zudem viel um die Koordination der Rettungsmaßnahmen. Allgemein halte ich den Arbeitsschutz gerade in meinem Ausbildungsberuf für besonders wichtig. Als Produktionstechnologe hat man sehr vielfältige Aufgaben. Wir kommen in jeden Arbeitsbereich der Werft, lernen alle Prozesse kennen – von der Vorbereitung über die Fertigung bis hin zur Instandhaltung. Daher haben wir mit den verschiedensten Arbeitsverfahren und ‑mitteln zu tun und von daher auch mit einer Vielzahl möglicher Gefährdungen. Davor möchte ich mich natürlich schützen.“
Menko Buntjer (20), Produktionstechnologe im zweiten Ausbildungsjahr