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Arbeitsschutz in der Ausbildung vermitteln - ein Interview

Interview mit Dr. Hans Jürgen Metternich
„Wir setzen auf Mitwirkung“

„Wir setzen auf Mitwirkung“
Dr. Hans Jürgen Metternich Foto: © Evonik
Wie sich die Neuerun­gen beim Arbeitss­chutz während der Aus­bil­dung am besten ver­mit­teln lassen, weiß Dr. Hans Jür­gen Met­ter­nich, Leit­er PL Aus­bil­dung & Ideen­man­age­ment / Aus­bil­dungsko­or­di­na­tion bei der Evonik Indus­tries AG in Marl. Er war als Sachver­ständi­ger für die Arbeit­ge­ber im Bere­ich Chemie an der Neuord­nung der Stan­dard­berufs­bild­po­si­tio­nen beteiligt.

Das Gespräch führte Chris­tine Lendt.

Herr Met­ter­nich, was hat sich durch die mod­ernisierten Aus­bil­dungs­stan­dards bezüglich des Arbeitss­chutzes in der betrieblichen Prax­is geändert?

Bei den klas­sis­chen The­men wie tech­nis­che Schutz­maß­nah­men oder Per­sön­liche Schutzaus­rüs­tung gab es kaum Nachbesserungs­be­darf. Hier sind die indus­triellen Unternehmen ohne­hin schon enorm gut aufgestellt. Anders sieht es zum Beispiel bei den psy­chis­chen Belas­tun­gen aus. Weil dieser Aspekt nun in die Aus­bil­dungs­stan­dards aufgenom­men wurde, sollte er natür­lich auch in der Prax­is mehr beachtet wer­den. Bei Evonik haben wir deswe­gen zusam­men mit dem Betrieb­srat unter anderem beschlossen, regelmäßig eine extra Auszu­bilden­den-Befra­gung zu solchen Belas­tun­gen durchzuführen. Generell sollte jedes Unternehmen eine Sicher­heit­skul­tur etablieren, bei der alle Mitar­bei­t­en­den mit ein­be­zo­gen wer­den – ange­fan­gen bei den Auszu­bilden­den. Deswe­gen wurde dieser Aspekt in der Stan­dard­berufs­bild­po­si­tion „Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit“ eben­falls deut­lich ver­stärkt und ist nun in der Prax­is entsprechend mehr zu berücksichtigen.

Beziehen Sie sich damit auch auf das neue Lernziel „Sicheres und gesund­heits­gerecht­es Arbeit­en erläutern“, das nun als Aus­bil­dungs­stan­dard ergänzt wurde?

Genau. Wir sind im Zuge der Neuord­nung zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass es nicht aus­re­icht, wenn wir Vorge­set­zten oder Sicher­heit­sak­teure den Azu­bis immer wieder diesel­ben Arbeitss­chutzthe­men vor­tra­gen. Vielmehr soll­ten die jun­gen Leute auch selb­st ler­nen, Gefährdun­gen und Schutz­maß­nah­men zu erläutern. So gehört nun auch zur Aus­bil­dung, wie man zum Beispiel Kol­legin­nen oder Kol­le­gen, die eine Gefährdung nicht wahrnehmen oder ihre PSA nicht tra­gen, darauf aufmerk­sam macht. Auf diese Weise kommt noch mal ein ganz ander­er Lern­ef­fekt zus­tande, weil die Auszu­bilden­den solche The­men dann selb­st reflek­tieren und üben, ihre eigene Sichtweise dazu zu äußern. Dann sind sie auch mehr in der Lage, darüber zu disku­tieren und Änderungsvorschläge zu machen, mit denen wir uns dann wiederum auseinan­der­set­zen müssen. Ziel ist, wegzukom­men von der Denkweise: Ich bin der Aus­bilder, und du hast als Azu­bi meine Sicher­heit­sregeln zu befol­gen, son­dern Maß­nah­men des Arbeitss­chutzes auch gemein­sam zu erarbeiten.

Soll­ten Auszu­bildende also schon wie Sicher­heits­beauf­tragte am Arbeitss­chutz mitwirken?

Im Grunde ja, wobei dies bei Azu­bis natür­lich auf der Ebene des Ler­nens erfol­gt. Bei Evonik haben wir dafür extra die Funk­tion der Sicher­heitsver­trauensleute, kurz SVL, geschaf­fen. Das sind sozusagen Sicher­heits­beauf­tragte in der Aus­bil­dung. Sie wer­den von allen Auszu­bilden­den des jew­eili­gen Jahrgangs gewählt, so wie Klassen­sprech­er in der Schule. Die als SVL benan­nten Azu­bis qual­i­fizieren sich bei ein­er dre­itägi­gen BG-Schu­lung für ihre zusät­zlichen Auf­gaben – ähn­lich wie die Sicher­heits­beauf­tragten, nur weniger umfan­gre­ich. Als Sicher­heitsver­trauensleute sind sie dann das Bindeglied zwis­chen den Azu­bis und Aus­bildern und führen zum Beispiel Unter­weisun­gen durch, aber natür­lich immer unter der Auf­sicht und Anleitung der Vorge­set­zten oder zum Beispiel der Sicher­heits­beauf­tragten. So fungieren also SVL und Sibe als Tan­dem und tauschen sich auch immer eng untere­inan­der aus.

Was ver­sprechen Sie sich davon?

Unsere Azu­bis sind die zukün­fti­gen Fachkräfte. Alles, was sie schon jet­zt verin­ner­licht haben, wer­den sie später als Fachkraft umset­zen. Wir prak­tizieren bere­its seit eini­gen Jahren eine etwas andere Vorge­hensweise beim Arbeitss­chutz in der Aus­bil­dung, die eben mehr auf ein Miteinan­der set­zt. Dies macht sich durch rück­läu­fige Unfal­lzahlen bemerk­bar und auch dadurch, dass die Azu­bis mehr Ver­ständ­nis für dieses The­ma zeigen. An dieser Stelle muss man den jun­gen Leuten auch mal ein dick­es Lob aussprechen: Sie sind offen für den Arbeitss­chutz – man muss sie nur dort abholen, wo sie ste­hen. Das funk­tion­iert am besten mit einem Aus­tausch auf Augen­höhe und vor allem auch mit zu dieser Ziel­gruppe passenden Methoden.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Wir sind ger­ade dabei, eine dig­i­tale Safe­ty Street aufzubauen. Ein solch­er Sicher­heitspar­cours, an dem neue Mitar­bei­t­ende oder Per­son­al von Fremd­fir­men mit unseren Gefährdun­gen und Schutz­maß­nah­men ver­traut gemacht wer­den, existiert schon real in unserem Unternehmen. Nun wird es also bald auch eine dig­i­tale Vari­ante geben. Damit wollen wir beson­ders unsere Azu­bis ansprechen, weil vor allem jün­gere Leute gern diese Form des Ler­nens nutzen.

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