Auch in diesem Sommer konnte man auf deutschen Straßen feststellen, wie wichtig das Thema Ladungssicherung ist. So mancher Urlauber zeigte seine „Künste“ bei der Verstauung und Befestigung seines Gepäcks im Kofferraum, auf dem Dach oder im Anhänger. Nicht immer lockte die Vorstellung, wie sich wohl die Ladung bei einer Notbremsung verhalten würde. Was im Privatbereich zu beobachten ist, stellt sich im gewerblichen Güterverkehr sowie im Handwerk ebenso problematisch dar. Lesen Sie hier, worauf es bei einer ordentlichen Ladungssicherung ankommt.
Markus Tischendorf BG ETEM, Präventionsdienst Hamburg
Grundlage eines jeden Transportes ist ein geeignetes Fahrzeug. Was so selbstverständlich klingt, ist in der Praxis häufig ein Problem. Fahrzeuge mit unzureichenden Einrichtungen und Hilfsmitteln zur Ladungssicherung machen es oft schwer, die Regeln der Technik einzuhalten. Wie soll zum Beispiel eine Ladung ordnungsgemäß verzurrt werden, wenn das Fahrzeug nicht über ausreichende Zurrpunkte verfügt? Dabei ist die Sache eindeutig. Für die Bereitstellung des geeigneten Fahrzeuges sowie der erforderlichen Hilfsmittel zur Ladungssicherung ist der Fahrzeughalter beziehungsweise Unternehmer verantwortlich. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung nach §§ 5, 6 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) hat er zu ermitteln, welche technischen Arbeitsmittel für die jeweilige Transportaufgabe benötigt werden. Sollten Altfahrzeuge nur bedingt geeignet sein, sollte über eine entsprechende Nachrüstung nachgedacht werden. Regalsysteme, Zurrschienen in Verbindung mit Sperrstangen und Zurrgurten sowie Zurrpunkte lassen sich leicht nachrüsten. Entscheidend ist jedoch, dass solche Um- und Einbauten fachkundiges Personal durchführt.
Alle Kräfte im Griff?
Ladung ist so zu sichern, dass sie bei üblichen Verkehrsbedingungen nicht verrutschen, verrollen, kippen oder vom Fahrzeug herabfallen kann. Zu den üblichen Verkehrsbedingungen gehören Beschleunigungsvorgänge, Ausweichmanöver, Kurvenfahrten und Vollbremsungen. Dabei ist es unerheblich, wie schwer die Ladung ist. Denn: Bei gleicher Reibung auf der Ladefläche fangen unterschiedlich schwere Ladegüter gleichzeitig an zu rutschen. Ein Umstand, der oft nicht bedacht wird und schnell zu Sach- und Personenschäden führen kann. Außerdem ist es wichtig zu wissen, welche Kräfte in bestimmten Fahrsituationen an der Ladung zerren. Beim Beschleunigen können bis zu 50 Prozent des Ladungsgewichtes als sogenannte Massenkräfte auftreten. Bei Kurvenfahrten steigen diese Kräfte auf etwa 70 Prozent des Ladungsgewichtes an. Am problematischsten sind Vollbremsungen, da hierbei Massenkräfte von bis zu 90 Prozent des Ladungsgewichtes auftreten.
Ladungssicherung, aber wie?
Um die Ladung am Verrutschen zu hindern, muss die Reibung zwischen Ladefläche und Ladegut erhöht werden. Hierzu eignen sich spezielle Anti-Rutschmatten. Allerdings muss sichergestellt sein, dass die Ladefläche sauber (frei von Staub, Schmutz, Öl usw.) ist. Ansonsten verliert auch die beste Anti-Rutschmatte ihre Wirkung. Leider reichen Anti-Rutschmatten als alleinige Sicherung nicht aus. Durch die fahrdynamischen Bewegungen des Fahrzeuges befindet sich die Ladung zeitweise in einem „Schwebezustand“. Dadurch wird die Reibung aufgehoben und alle Bemühungen werden zunichte gemacht.
Daher gilt: Anti-Rutschmatten müssen durch Zurrgurte unterstützt werden!
Bei der Sicherung der Ladung mit Hilfe von Zurrgurten unterscheidet man zwischen form- und kraftschlüssigen Sicherungsmethoden. Die formschlüssige Sicherung erfolgt durch Direktzurren. Dabei werden die Zurrgurte unmittelbar mit dem Ladegut sowie über die Zurrpunkte mit dem Fahrzeug verbunden. Die Ratsche des Zurrgurtes wird dabei nur leicht vorgespannt. Bei einer möglichen Ladungsverschiebung werden die Zurrgurte gespannt und somit die Ladung durch Festhalten auf der Ladefläche gesichert. Das Direktzurren ist eine sehr effektive Sicherungsmethode. Sie ist ebenso effizient wie das Heranstellen der Ladung an die Laderaumbegrenzungen (zum Beispiel Stirnwand) oder das Blockieren des Materials mit Sperrstangen, Ladebalken oder Keilen. Leider findet das Direktzurren nur selten Anwendung. Grund hierfür ist, dass die meisten Ladegüter (zum Beispiel palettierte Ware) nicht über entsprechende Befestigungspunkte für die Zurrgurte verfügen.
Dies lässt sich jedoch durch sogenanntes „Kopflashing“ umgehen. Rundschlingen oder Leerpaletten werden dazu benutzt, die Ladung zu „umreifen“ und den Zurrgurt in geeigneter Position zu halten.
Beim Niederzurren wird die Ladung mit Zurrgurten überspannt und auf die Ladefläche gepresst. Je größer dabei die erreichte Vorspannkraft ist, desto größer ist die Sicherungswirkung. Die Vorspannkraft ist abhängig vom Zurrmittelhersteller und der jeweiligen Bauform der Ratsche. Im Nutzfahrzeugbereich kann der Einsatz von Langhebelratschen sinnvoll sein, da hierdurch die Anzahl der erforderlichen Zurrmittel fast halbiert wird.
Mitarbeiter aus- und fortbilden
Ladungssicherung ist deshalb so kompliziert, weil nahezu jedes Ladegut unterschiedlich ist. Dennoch wird vom Fahrer verlangt, dass er unterschiedliches Material, Werkzeug etc. immer ausreichend sichert. Zudem soll die Ladungssicherung auch bei einer möglichen Verkehrskontrolle nicht beanstandet werden. Bei mangelhafter Sicherung kann die Polizei die Weiterfahrt des Transportes untersagen. Außerdem drohen Bußgelder und Einträge in das Zentralverkehrsregister in Flensburg. Aber nicht nur dem Fahrer drohen die genannten Rechtsfolgen. Auch der Absender bzw. der Verlader (hier: „Leiter der Ladearbeiten“) ist für die Ladungssicherung verantwortlich. Der Absender muss dafür sorgen, dass das zu transportierende Material beförderungssicher ist. Häufig sind Ladegüter (zum Beispiel Paletten- und Sackware) nicht stapel- oder zurrfähig. Abhilfe schafft hier nur eine verbesserte Transportverpackung.
Alles in allem ist eine qualifizierte Aus- und Fortbildung des Fahr- und Ladepersonals notwendig. Inhaltlich sollten dabei die VDI-Richtlinien der Reihe 2700 „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen“ berücksichtigt werden.
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