Dass BBS, die verhaltensorientierte Arbeitssicherheit, viel mit Kommunikation, Feedback und der Wertschätzung sicherheitsgerechten Verhaltens zu tun hat, zog sich als roter Faden durch alle Vorträge. Dr. Thomas Burgdorff, HSSE-Manager bei Uniper, stellte eingangs die Verbindung zwischen Sicherheitskultur und Lernkultur her. Er erläuterte unter anderem, wie die Severity Rate (Unfallschwere) messbar wird und wie auch aus Rückschritten gelernt werden kann. Elke Werner-Keppner von eTalon international berichtete aus der Praxis eines Produktionsstandorts in Dortmund: Bei der KG Deutsche Gasrußwerke werden Sicherheitsbeauftragte aktiv in die Sicherheitsarbeit eingebunden und arbeiten im „Lebensretter-Programm“ werks- und abteilungsübergreifend zusammen. Sich nicht als „Sicherheitspolizisten“ vorschieben zu lassen, sondern selbstbewusst aufzutreten, auch gegenüber Vorgesetzten und Führungskräften, lautet eine ihrer Botschaften (siehe Interview und Statements in Sicherheitsbeauftragter 03/2022). Andreas Geiger von der DEKRA betonte, dass ein Senken der Unfallzahlen wenig mit Zufall oder Glück zu tun hat, sondern mit einer lebendigen Sicherheitskultur. Beeindruckend deutlich wurde, wie eng Unternehmenskultur und Unfallquoten miteinander verbunden sind.
Kein fertiges Kochrezept der verhaltensorientierten Arbeitssicherheit
In Teil 2 erläuterte Prof. Dr. Christoph Bördlein – der Experte für BBS im deutschsprachigen Raum –, warum verhaltensorientierte Arbeitssicherheit nicht als ein vorgefertigtes Kochrezept verstanden werden darf, sondern als das Anwenden wissenschaftlicher Strategien auf die betriebliche Situation. Schnell ging es um konkrete Fragen, etwa wie man Mitarbeitende dazu bringt, über Beinaheunfälle zu berichten. Peter Glomb vom Softwareanbieter Quentic stellte dar, wie BBS softwareunterstützt umgesetzt werden kann. Er zeigte, dass das Umsetzen von BBS einen Schub erhält, indem betriebliche Prozesse und Situationen digital abgebildet werden. Abschließend öffnete Sicherheitsingenieur Foad Masarwa den Blick über die Grenzen Deutschlands. Seine faszinierenden Schilderungen von ganz unterschiedlichen Sicherheitskulturen, Mentalitäten und Verhaltensmustern auf Baustellen führten von Österreich über Ägypten und Saudi-Arabien bis nach Russland und Indien.
Mischung aus Theorie und Praxis zur verhaltensorientierten Arbeitssicherheit
Somit bot die Veranstaltung zur verhaltensorientierten Arbeitssicherheit eine gelungene Mischung aus Theorie und Praxis. Die vielen Fragen und das Feedback der Teilnehmenden zeigten, dass jede Menge Impulse für die eigene Arbeit mitgenommen wurden.
Online-Formate stoßen auf Resonanz
Dies bestätigt, dass sich Online-Veranstaltungen zunehmend auch bei Arbeitsschützern als Option für Lernen und Weiterbildung etablieren. Die Si-Akademie arbeitet unter anderem daran, die Interaktionsmöglichkeiten auszubauen, um den Austausch zwischen Referenten und Teilnehmenden weiter zu intensivieren.