Was durch DGUV-Regeln, Unterweisungen und praktische Übungen bei den Themen Absturzsicherung sowie PSAgA in der Theorie alles gut geregelt ist, führt in der Praxis dennoch zu vielen, oftmals sehr schweren oder gar tödlichen Unfällen. Zum Thema Absturzsicherung fragten wir die Spezialisten Markus Hahne (Klettertechnik Hahne) und Uwe Reber (MSA Safety) über aktuelles und bemerkenswertes zum Thema Absturzsicherung/PSAgA. Die Fragen stellte Weigand Naumann.
Naumann: Im Nachhinein bin ich wirklich sehr froh, dass ich damals als Schüler und Student in den Ferienjobs auf dem Bau nicht vom Gerüst gefallen bin. Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz oder gar Ein- und Unterweisung waren vor etlichen Jahrzehnten hier halt noch kein Thema. Was sagen die Unfallzahlen und Ihre Erfahrung zur heutigen Situation beim Thema „Absturzsicherung“?
Markus Hahne: Aktuelle Zahlen der BG Bau berichten von 97 tödlich verunglückten Beschäftigten in der Bauwirtschaft im Jahr 2020. Ein Großteil dieser Unglücke waren Absturzunfälle. Dies ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Hieraus resultiert, dass wir noch mehr zum Schutz der Beschäftigten tun müssen.
Wo liegen bei Verantwortlichen und den Mitarbeitern die größten Irrtümer, Missverständnisse und Informationslücken beim Thema Absturzsicherung sowie PSAgA?
Uwe Reber: Viele Anwender denken, dass es „eine Absturzsicherung für alle Fälle gibt“ und berücksichtigen nicht, dass wir hier von einem Baukastensystem sprechen, dessen Bestandteile genau auf die jeweiligen Einsatzbedingungen ausgewählt werden müssen. Hier liegt genau das Problem. Die Auswahl der richtigen Komponenten bedarf einiger Kenntnisse und der sichere Einsatz dann erst recht. Leider fehlen diese Kenntnisse oft und/oder es wird an der dafür nötigen Schulung gespart.
Herr Hahne, Sie beschäftigen sich mit Ihrem Unternehmen „Klettertechnik Hahne“ seit vielen Jahren mit den Problemen in der Sicherung gegen Absturz und der Rettung aus Höhen und Tiefen. Können Sie uns typische Anfragen schildern?
Markus Hahne: Es sind in der Regel nicht die sehr hoch gelegenen Arbeitsstellen wie Windenergieanlagen oder Funkmasten auf denen Probleme auftreten. Meistens sind es die eher niedrigen Arbeitsplätze wie Maschinen oder Dachflächen von Industriegebäuden auf denen die Unfälle durch Absturz passieren. Die gefährliche Absturzkante ist hier oftmals nicht klar ersichtlich. Hier bedarf es einer mit Bedacht ausgewählten persönlichen Schutzausrüstung um sicher arbeiten zu können. Auch ein eigenes Rettungskonzept ohne Einbindung der Feuerwehr oder einer Höhenrettungseinheit sollte bei allen Arbeiten vorhanden sein, dieses wird aber immer wieder vernachlässigt.
Herr Reber, wir veranstalten gemeinsam am 21.09. ein Webinar zum Thema Absturzsicherung zusammen mit Herrn Hahne. Wer sollte und warum überhaupt daran teilnehmen?
Uwe Reber: Das Webinar “Absturzsicherung in der Praxis” geht genau auf die Punkte ein, die sonst oft nicht oder zu spät berücksichtigt werden. Unter anderem erfahren die Teilnehmer:
Welche Gesetze, Regeln und Normen sind für mich relevant? Welche Gefährdungen muss ich bei der Auswahl berücksichtigen? Wie erkenne ich ob das gewählte Produkt für meine Anforderung zugelassen und geeignet ist? Langt die EN Zulassung für eine optimale Sicherheit? Wie kann ich die Trageaktzeptanz erhöhen? Welche Kosten kommen nach dem Kauf auf mich zu?
Die Antworten auf diese Fragen sind wichtig und interessant für alle Anwender und Entscheider, für Sifas und Einkäufer.
Herr Hahne, Herr Reber — vielen Dank für Ihre Antworten!
Weitere Infos und die Anmeldemöglichkeit zum kostenlosen Webinar „Absturzsicherung in der Praxis: Wie man die Sicherheit bei Arbeiten in der Höhe erhöht und gleichzeitig die Kosten im Blick behält“ von Uwe Reber (MSA) sowie Markus Hahne (Kletter-Technik) am 21. September 2021 (10.00 – 11.00 Uhr) finden Sie hier.