Sechs wichtige Trendthemen sind erkennbar, darunter die beiden Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Immerhin sind Innovationen wie Smart Wearables bei PSA, KI-gestützte Gesundheitscoaches oder Virtual-Reality-Unterweisungen inzwischen in der Arbeitswelt angekommen. Diese Technologien erhöhen nicht nur die Sicherheit bei gleichzeitiger Effizienz, sondern tragen auch zu einer nachhaltigen Entwicklung bei.
Sie machen aber auch deutlich: Je mehr Unternehmen die Herausforderungen des Arbeitsschutzes in die Zukunft rücken, umso schwieriger wird deren Bewältigung sein. Es ist daher wichtig, die folgenden Themen zu kennen, um diese rechtzeitig in den eigenen Arbeitsalltag zu integrieren.
Digitale Disruption
Digitale Disruption bezeichnet das Durchdringen von Informationstechniken in den Arbeitsalltag. Klar ist: Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel sind in allen Branchen wichtige Dauerbrenner-Themen. Beide Faktoren führen zu einer Arbeitsverdichtung, mit denen ein erhöhtes Risiko für Arbeitsunfälle und Erkrankungen einhergeht.
Aufgrund des kontinuierlich sinkenden Arbeitskräfteangebots müssen Unternehmen die vorhandenen Mitarbeitenden effektiver einsetzen. Hier kommen intelligente Software‑, KI- und Robotik-Systeme zum Einsatz, die alltägliche Routineaufgaben und Arbeitsschritte abnehmen können.
Die Technologien helfen aber auch bei der digitalen Datensammlung. Hierdurch lassen sich Unfallschwerpunkte einfacher erkennen und besser auswerten. Risiken, die bisher unter dem Radar liefen oder nur schwer messbar waren, werden so sichtbar.
Neben intelligenten Assistenten sind KI-gestützte Systeme beispielsweise bereits im Gefahrstoffmanagement angekommen. So ermöglicht Software u. a. das automatisierte Auslesen von Sicherheitsdatenblättern.
Arbeitsplatz der Zukunft
Der Arbeitsplatz der Zukunft wird zunehmend multilokal und hybrid gestaltet sein. Präsenztage, an denen die Mitarbeitenden vor Ort zusammenkommen, sollten besonders der ausgiebigen Kommunikation und dem Teamgefüge gewidmet sein. Büros werden damit weniger ein Ort zum Abarbeiten von Aufgaben, als vielmehr ein Platz für den kreativen Austausch.
Für den digital Workplace eignen sich zentrale Dokumentenmanagement-Systeme, dank denen die Mitarbeitenden gemeinsam Dokumente bearbeiten, teilen oder archivieren können. Ein solches Tool schafft das Fundament dafür, dass das Team ortsunabhängig und vernetzt arbeiten kann.
Neben digitalen Lösungen und Homeoffice-Angeboten ist es wichtig, die Mitarbeitenden sozial wieder zusammenzubringen – schließlich hängen Innovation und Vernetzung eines Unternehmens stark vom gemeinsamen Miteinander ab. Trotz KI-Lösungen zählt eben immer noch der Mensch. Um eine „soziale Erosion“ zu verhindern, ist es für Unternehmen vor allem entscheidend, den Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz zu steigern. Dabei helfen neben der richtigen Ausstattung auch regelmäßige Teambuilding-Events sowie Wellbeing-Maßnahmen. Der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, da besonders die Arbeitsverdichtung mit steigenden psychischen Risiken verbunden ist.
Ergonomie im Handwerk
Vor allem bei körperlich schwerer Arbeit führen Muskel-Skelett-Erkrankungen die Liste der Gründe für Fehltage an. Doch die Digitalisierung bietet auch hier neue Perspektiven, siehe Exoskelette.
Häufig helfen passive Federunterstützungen sowie elektronische Funktionen dabei, den Bewegungsapparat des Anwenders zu entlasten. Die Grobmotorik lässt sich so auch bei anstrengenden Tätigkeiten halten und ausgleichen. Exoskelette schützen Mitarbeitende dadurch vor physischen Langzeitfolgen und Arbeitsunfällen. Der Einsatz eignet sich besonders für Hebe‑, Trage- sowie Überkopftätigkeiten. Den Arbeitsvorgang bestimmt aber immer noch der Mensch.
Im Zusammenspiel mit Software-Lösungen ergibt sich noch ein weiterer Vorteil: Mit Hilfe von Sensoren oder KI können Unternehmen Daten rund um die Verwendung des Exoskelettes sammeln. So lassen sich sowohl Belastungen der Mitarbeitenden digital überblicken als auch Arbeitsprozesse langfristig optimieren.
Anforderungen an Sifas
Sicherheitsfachkräfte sehen sich inzwischen nicht mehr nur mechanischen Risiken gegenüber, sondern auch unsichtbaren Gefährdungen, zum Beispiel beim mobilen Arbeiten. Häufig treten die damit verbundenen Wirkungen erst viel später ein, so dass das Wissen sowie Schutzregeln zu den Risiken erst verzögert vorliegen.
Daraus ergibt sich für Sifas ein komplexes Kompetenzprofil. Grundlage bildet natürlich das Know-how, zu dem neben Fachwissen ebenso analytische Fähigkeiten und Problemlösungsfähigkeiten gehören. Aber auch Lernbereitschaft, Selbstreflexion sowie Kommunikations‑, Team- und Beratungsfähigkeit sind zunehmend wichtiger. Hinzu kommt die normativ-ethische Einstellung und das Pflichtgefühl jeder Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Sinnvoll ist es, die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten regelmäßig zu überprüfen. Digitale Lösungen ermöglichen das Anlegen von Skillprofilen, bei denen sich die Anforderungen sowohl selbst- als auch fremdeinschätzen lassen. Anschließend können Verantwortliche einen IST-SOLL-Vergleich vornehmen und bei Bedarf Maßnahmen zur Personalentwicklung ableiten.
Nachhaltigkeit von PSA
Nachhaltigkeit beginnt bereits im Arbeitsalltag – auch beim Einsatz von PSA. Nachhaltigkeitsaspekte lassen sich aber nur umsetzen, wenn die Schutzfunktion weiterhin gewährleistet werden kann.
Ein erster Ansatz ist häufig zunächst das Recyceln von PSA-Materialien. Jedoch lassen sich hochspezialisierte Fasern, die in PSA oftmals zum Einsatz kommen, schwer so recyclen, dass sie am Ende noch den geltenden Sicherheitsstandards entsprechen.
Viel erfolgversprechender ist es, bereits bei der Herstellung ressourcenschonend zu arbeiten. Hierbei müssen Unternehmen Aspekte wie Materialwahl, Haltbarkeit, Pflege oder Reparatur der PSA berücksichtigen.
Relevanz digitaler Unterweisungen
Digitale Unterweisungen sind längst im Arbeitsschutz angekommen. Besonders zielführend sind sie, wenn der Aufwand für Präsenzveranstaltungen, bei dem verschiedene Beschäftigte an einem Ort zusammenkommen, nicht im Verhältnis zum Nutzen steht. Die Relevanz steigt weiter, denn Angestellte arbeiten teilweise an verschiedenen Standorten. Zudem können wichtige betriebliche Themen wie Brandschutz nicht immer warten, bis alle Mitarbeitenden anwesend sind.
Damit digitale Unterweisungen am Ende auch zum Lernerfolg führen, sollten Unternehmen bei Software-Lösungen darauf achten, dass diese die Teilnehmenden aktiv einbeziehen. Das können Umfragen, das Abfragen von Vorwissen, das Einbinden von Filmen oder Interaktion durch Zuordnungsaufgaben sein. Zugleich helfen spielerische Elemente sowie Storytelling-Ansätze dabei, den Stellenwert von Arbeitsschutzunterweisungen bei den Beschäftigten zu verbessern.
Die Schulungssoftware muss Unterweisungen ermöglichen, die sich inhaltlich an die individuellen Arbeitsverhältnisse und betrieblichen Besonderheiten anpassen lassen. Das bloße Abarbeiten von pauschalen Inhalten wird auch beim modernsten Tool nicht von Erfolg gekrönt sein.
Fazit für 2024
Indem sich Unternehmen mit geeigneten Technologien und Software-Lösungen zukunftsfähig aufstellen, tragen sie wesentlich zur Vision Zero – einer Welt ohne Arbeitsunfälle – bei. Dabei helfen digitale Tools, Zeit, Personal sowie Kosten zu sparen und so nachhaltiger zu wirtschaften. Nachhaltigkeit kann somit nur Hand in Hand mit Digitalisierung gehen. Ganzheitliche Systeme unterstützen Unternehmen hierbei von der Risikobewertung über die Mitarbeiterunterweisung bis hin zum Nachhaltigkeitsmanagement. Dazu lassen sich relevante Daten im Arbeitsschutz zentral sowie orts- und zeitunabhängig erfassen, analysieren und dokumentieren.