Frau Pargen, Sie sind Winzerin. Welche Berufsausbildung haben Sie durchlaufen und wie ist Ihre korrekte Berufsbezeichnung?
Studiert habe ich Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim, was mich zum Bachelor of Science macht. Ich sehe mich aber in erster Linie als Winzerin. In unserem Familienbetrieb ist das ein Allround-Job. An manchen Tagen bin ich ganz klassisch im Weinkeller oder in den Weinbergen, an anderen werde ich zur Grafikerin. Ich versuche mich am Programmieren und manchmal verzweifle ich fast an bestimmten bürokratischen Hürden.
Ihre Berufstätigkeit spielt sich zu einem wesentlichen Teil in den Weinbergen ab. Arbeit in der Natur klingt verlockend. Dabei wird allerdings häufig vergessen, dass Sie auch dann zu den Rebstöcken müssen, wenn nicht einmal der sprichwörtliche Hund vor die Tür gejagt wird. Welche Wetterlage fürchten Sie am meisten?
Das Klima hat in jedem landwirtschaftlichen Beruf einen hohen Stellenwert. Vor allem im Sommer zur Laubarbeit gibt es immer wieder Regentage, an denen wir eben trotzdem raus müssen. Dann tragen wir selbstverständlich warme und wasserfeste Arbeitskleidung. Wetterlagen, die ich wirklich fürchte, sind Gewitter, Hagel oder Starkregen. Dann ist das Arbeiten draußen zu gefährlich. Glücklicherweise haben wir immer alternative Beschäftigungsmöglichkeiten, zum Beispiel im Weinkeller.
Auch bei strahlendem Sonnenschein sind lange Aufenthalte in der Natur nicht ganz ungefährlich: Was den Reben guttut, kann Ihrer Haut schaden. Welchen Stellenwert hat für Sie der UV-Schutz?
UV-Schutz hat inzwischen einen sehr hohen Stellenwert für mich. Er gehört zur morgendlichen Routine, sobald die Tage sonniger werden. Ich trage dann leichte, langärmlige Blusen und eine Kopfbedeckung und benutze Sonnencreme mit einem sehr hohen Lichtschutzfaktor. Wenn es sehr heiß draußen ist, haben wir auch immer genug Wasser zum Trinken dabei.
Viele Arbeiten im Weinberg werden von Hand ausgeführt, insbesondere in steilen Hanglagen, wie sie bei Ihnen vorkommen. Bei der Lese oder in der Zeit, in der die Rebstöcke heranwachsen, wird oft in gebückter Haltung gearbeitet. Was tun Sie gegen diese körperliche Belastung beziehungsweise wie halten Sie sich fit?
Ausgleichssport tut mir sehr gut. In anstrengenden Wochen übe ich zum Beispiel Yoga. In Arbeitspausen mache ich Dehnübungen, die für mich sehr entlastend und entspannend sind. Bevor ich den Rebschnitt beginne, dehne ich mich gerne auch direkt im Weinberg, vor allem, um meine Handgelenke zu schonen.
Als Winzerin benötigen Sie Kenntnisse über biochemische Prozesse, zum Beispiel für den Gärungsprozess und die Lagerung im Weinkeller, aber auch für die Schädlingsbekämpfung. Hantieren Sie hierbei auch mit Chemikalien oder giftigen Substanzen?
Ja, wie alle lebensmittelherstellenden Betriebe arbeiten wir mit Laugen und Säuren. Wir führen vor solchen Tätigkeiten eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung durch und schützen uns mit der für die jeweilige Situation passenden Persönlichen Schutzausrüstung gemäß den Herstellerangaben.
Fahrzeuge und Maschinen, wie zum Beispiel Schlepper mit Laubschneidern, können die schwere körperliche Arbeit erleichtern. Die sperrigen Anbaumaschinen behindern jedoch die Sicht der fahrzeugführenden Person, sodass sie andere Verkehrsteilnehmende erst spät wahrnehmen kann. Wie vermeiden Sie unfallträchtige Situationen im Weinberg?
Mit Vorsicht und Bedacht. Wichtig ist, jeden Weinberg gut zu kennen und zu wissen, wie es um die jeweilige Befahrbarkeit steht. Außerdem spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Prinzipiell fahren wir nicht direkt nach tagelangen Regenschauern und warten lieber ab, weil uns sonst das Risiko zu hoch ist, dass der Schlepper abrutscht. Generell fahren wir nicht in Weinbergen, in denen gerade von Hand gearbeitet wird. So schließen wir aus, dass die Personen dort durch Fahrzeuge zu Schaden kommen.
Wie gehen Sie in Ihrem Betrieb mit Gefährdungen im Weinkeller um, zum Beispiel wenn Sie Leitern einsetzen?
Mit Vorsicht, würde ich sagen. Wir setzen, wo es geht, Spezialleitern, sogenannte Fassleitern, ein, die nicht wegrutschen können, weil sie am Fass befestigt werden. Wir hängen die Leitern sehr sorgfältig in die Befestigungen ein, bevor wir sie benutzen. Die Befestigungen werden turnusgemäß geprüft. Die Erfahrung zeigt, dass es grundsätzlich besser ist, vor Beginn einer Tätigkeit noch mal sicherzugehen, dass alles passt.
Was schätzen Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Wein bringt Herkunft und Handwerk zum Ausdruck. Von uns fordert er Ruhe, Spontaneität und Zeit. Es ist ein Privileg, täglich damit zu arbeiten. Ich schätze das Ergebnis am meisten. Wein ist etwas sehr Persönliches. Am Ende eines sehr anstrengenden Prozesses hält man etwas in der Hand, das Menschen zusammenbringt und gleichzeitig für all das steht, was man geleistet hat. Das gibt mir eine große Freude. Das fertige Produkt spiegelt das ganze vergangene Jahr wider. Interessierte Weingenießer können über das Produkt selbst viel über dessen Herkunft, über unseren Betrieb und über die Menschen lernen, die den Geschmack formen.
- geboren 1994 an der Mosel
- vertrat ihre Heimatgemeinde von
2013 bis 2015 als Weinkönigin - arbeitet seit 2021 als Winzerin im elterlichen Betrieb
- betrachtet selbst gekelterten Wein als etwas sehr Persönliches