Durch Allergene verursachte Atemwegserkrankungen haben einen wichtigen Anteil an den anerkannten Berufskrankheiten in Deutschland. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie im Rahmen der Berufskrankheitenverordnung (BKV) als Berufskrankheit anerkannt sind (Berufskrankheit 4301).
Allein im Jahr 2012 wurden 619 Erkrankte wegen Atemwegserkrankungen als berufsunfähig anerkannt. Der Anteil der Asthmaerkrankten, die ihre Krankheit am Arbeitsplatz erworben oder bei denen sich die Krankheit dort verschlimmert hat, wird auf rund 20 Prozent geschätzt. Weil Beschäftigte im Bäckergewerbe an ihren Arbeitsplätzen im besonderen Maße Allergenen ausgesetzt sind, erkranken diese besonders oft an allergischer Rhinitis (allergischer Schnupfen) und an Asthma bronchiale (Entzündung der Atemwege). In den vergangenen Jahren waren so zwischen 85 und 90 Prozent der anerkannten Berufskrankheiten im Backgewerbe Atemwegserkrankungen.
Von den aktuell etwa 290.000 im Bäckerhandwerk beschäftigten Menschen müssen jährlich mehr als 500 Bäcker und Konditoren aus dem Beruf ausscheiden, weil sie eine Allergie gegen Mehlstaub oder andere Backprodukte entwickelt haben. Insbesondere selbstständige Bäcker und Konditoren, die oft eine lange Familientradition fortführen, stellt dies zusätzlich vor große wirtschaftliche sowie auch psychosoziale Probleme. Hinzu kommt: Auch nach Aufgabe der Tätigkeit wird nur jeder dritte Bäcker wieder vollständig gesund.
Betroffen sind insbesondere Bäcker, Konditoren, Müller und weitere Beschäftigte in Back- und Mühlenbetrieben, die Umgang mit Staub von Getreidemehl und Getreidemehlprodukten haben. Das Problem Bäckerasthma betrifft eine zunehmend größere Gruppe, denn neben den klassischen Bäcker- und Konditorläden sowie den Großherstellern von Backpaste sind auch die Beschäftigten in den Supermärkten zunehmend gefährdet. Dies hat damit zu tun, dass in den vergangenen zwanzig Jahren immer mehr Supermärkte eigene Brotprodukte anbieten, auch wenn es sich in der Regel nur um das Aufbacken von vorgelieferten Waren handelt.
Was genau ist Bäckerasthma?
Allergische Reaktionen können durch unterschiedliche Substanzen ausgelöst werden, mit denen Menschen täglich Kontakt haben beziehungsweise die sie als Lebensmittel zu sich nehmen, beispielsweise Blütenpollen, Staub, Tierhaare, Nüsse, Milch, Obst und Gemüse. Alle diese an und für sich harmlosen Stoffe werden als Allergene bezeichnet. So unterschiedlich sie auch sein mögen, haben die meisten von ihnen eine Gemeinsamkeit: Sie bestehen aus Eiweißen beziehungsweise Proteinen. Zur Erkrankung kommt es, weil das Immunsystem des Allergikers auf diese Substanzen überempfindlich reagiert. Die Folge: Durch die „überzogene“ Reaktion des Abwehrsystems entstehen typische Krankheitssymptome.
Das Bäckerasthma ist eine inhalative Allergie: Genau wie bei einer Pollenallergie nehmen die Nasenschleimhäute das Allergen über die Luft auf. Gleichzeitig gehört das Bäckerasthma zu den persistierenden Allergien. Damit werden Allergien bezeichnet, die über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen oder aber in einer Woche mindestens vier Tage lang anhalten.
Bluttests haben gezeigt, dass bei den betroffenen Bäckern Immunreaktionen gegen Weizen- und Roggenmehle (jeweils 59 Prozent) dominieren. 52 Prozent der Bäcker waren gegen Weizenmalz sensibilisiert, 33 Prozent gegen Sojamehl. Bei 13 Prozent der Bäcker traten Reaktionen gegen das Enzym Alpha-Amylase aus dem Pilz Aspergillus oryzae auf.
Krankheitsbild und Heilungschancen
Ein umfassendes Bild vom Krankheitsbild der Betroffenen lieferte eine Studie am Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin in Hamburg. Dort untersuchte eine Forschungsgruppe um Alexandra Preisser und Cordula Bittner zwischen 2008 und 2011 eine Gruppe von insgesamt 14 an Asthma erkrankten Bäckern und Konditoren, die ihren Beruf weiter ausüben wollten. Fünf wiesen eine deutliche Verengung der Atemwege auf, bei den anderen lag eine Überempfindlichkeit der Atemwege vor. Alle von ihnen bedienten sich bereits einschlägiger Maßnahmen, um die individuellen Belastungen am Arbeitsplatz in Grenzen zu halten. Zehn Personen der Gruppe trugen am Arbeitsplatz eine Atemschutzmaske, sechs verwendeten staubarmes Mehl beim Backen und elf wandten zusätzlich staubarme Arbeitsverfahren an. Die ersten Ergebnisse der Studie wurden 2011 publiziert. Der Befindlichkeitszustand aller Testpersonen hatte sich im Untersuchungszeitraum gebessert, vollkommen beschwerdefrei ist jedoch keiner geworden. Preisser: „Mit einer Ausnahme mussten alle regelmäßig Medikamente gegen ihr Asthma einnehmen.“
Der Verlauf des Bäckerasthmas unterscheidet sich nicht von anderen Allergien. Im Anfangsstadium sind die einzigen Symptome eine laufende Nase, oft gepaart mit einer Bindehautentzündung. Mit etwas Glück bleibt es dann bei diesen verhältnismäßig geringen Beschwerden. Bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen entwickelt sich aber daraus das eigentliche Asthma.
Die Ursache für die hohe Anfälligkeit der Bäcker und Konditoren liegt in der hohen Staubkonzentration am Arbeitsplatz. Neben dem Hauptverursacher Mehlstaub enthält der Staub oft noch andere Allergene aus Backmittelzutaten wie Backhefe, Eipulver oder Gewürze. Sehr häufig kommen noch Enzyme wie Alpha-Amylase sowie Mehlmilben und Mehlmotten hinzu – für Allergiker also eine Mischung der schlimmsten Art.
Zur Hochrisikogruppe gehören vor allem Personen, die auch gegen andere Stoffe allergisch sind. Preisser empfiehlt daher allen Jugendlichen, die bereits an asthmatischen Erkrankungen leiden, gar nicht erst eine Bäckerlehre anzufangen.
Arbeitsbedingungen haben sich verbessert
Für Betroffene, die bereits im Beruf arbeiten, seien die Arbeitsbedingungen aber in den vergangenen Jahren spürbar verbessert worden. Dies bestätigt auch eine weitere Studie des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, die 2013 startete und bei der 45 Teilnehmer untersucht wurden. Cordula Bittner bilanziert das Ergebnis: „Die Auswirkungen des Asthmas der Betroffenen kann gut kontrolliert werden, solange diese sich konsequent an die Behandlungsvorgaben halten und sich regelmäßigen Lungenfunktionsprüfungen unterziehen.“
Dennoch habe die Forschung zum Thema Bäckerasthma trotz aller Fortschritte in den vergangenen Jahren noch nicht zu einem endgültigen Durchbruch bei den Heilungschancen geführt. Auch habe man noch zu wenige genaue Daten über den Gesundheitszustand der aus dem Beruf ausgeschiedenen Betroffenen. Um aber Heilungschancen beurteilen zu können, muss man auch den Gesundheitszustand von Bäckern mit Asthma, die im Beruf verblieben sind, mit dem von Bäckern, die aufgrund des Asthmas ihren Beruf aufgegeben haben, vergleichen. Alexandra Preisser: „Wir wollen einen direkten Vergleich durchführen, brauchen hierfür aber die Unterstützung der Berufsgenossenschaft. Ein entsprechender Antrag ist derzeit in Vorbereitung.“
Das Präventivprogramm der BGN
Auch wenn es die endgültig wirksame medizinische Therapie noch nicht gibt, so haben die Forschungen und damit einhergehenden Erkenntnisgewinne der vergangenen Jahre die Situation für Betroffene deutlich verbessert. In Deutschland hat auch das Bäckerasthma-Forschungsprojekt der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) entscheidend dazu beigetragen, dass durch spezifisch konzipierte Maßnahmen der Arbeitsalltag für Erkrankte so verbessert wird, dass viele von ihnen im Beruf bleiben, und viele andere Beschäftigte erst gar nicht erkranken.
Die Anfang der 1990er Jahre beginnenden Forschungen der BGN konnten die damals herrschende Ansicht, dass das Bäckerasthma ausschließlich Folge der Einatmung von Mehlstaub sei, gründlich revidieren. Die BGN-Forscher fanden heraus, dass vielmehr ein ganzes Bündel an Ursachen hierfür verantwortlich war. Und nicht nur das: Die Ursachen einer Bäckerasthma-Erkrankung hingen ganz entscheidend von den jeweiligen spezifischen Bedingungen vor Ort in den Betrieben ab. Daraus konnten die Forscher in Zusammenarbeit mit den Bäckern und Konditoren vollkommen neue Präventivmaßnahmen konzipieren, die es in der Form noch nicht in der betrieblichen Praxis gab und die im Folgenden in den Betrieben erfolgreich getestet wurden.
Hierzu gehörten Maßnahmen zur Staubreduktion, zur Hygiene und zur Arbeits- und Betriebsorganisation. Konkret hieß dies, zum Beispiel im Falle der Arbeitsorganisation, Produktionsräume von Bereichen mit Mehlstaubbelastung zu trennen oder Mehlsilos statt Sackware zu verwenden. Mittels dieser und anderer Maßnahmen konnte in den nachfolgenden Jahren die Staubkonzentration in den Betrieben um die Hälfte gesenkt werden.
Aus den Forschungsergebnissen entwickelte die BGN das „Präventionsprogramm Bäckerasthma“. Hierbei handelt es sich um ein fallorientiertes Betreuungsmodell für Mitgliedsunternehmen der Berufsgenossenschaft, bei dem die Maßnahmen individuell auf den Erkrankungsfall abgestimmt werden. Grundlage jeder individuellen Betreuung sind arbeitsmedizinische und technische Untersuchungen und Analysen am Arbeitsplatz. Maßnahmen, wie die individuell ausgerichtete, interdisziplinäre Asthmaschulung, zielen darauf ab, die Behandlung des Bäckers zu optimieren, so dass er möglichst beschwerdefrei weiterarbeiten kann. Wichtig ist hierbei auch eine kontinuierliche technische und medizinische Nachbetreuung, welche die BGN für jeden einzelnen Erkrankten koordiniert.
Das Präventionsprogramm beinhaltet die folgenden Bausteine:
- Durchführung einer arbeitsschichtbegleitenden Untersuchung (Risikozustandsanalyse = RZA) im Betrieb. Hier erfolgt eine technische und medizinische Bestandsaufnahme/Analyse mit anschließender gezielter Beratung.
- Teilnahme an einem Gesundheitsseminar für Bäcker, bei dem eine umfassende Schulung zu verschiedenen Aspekten des Bäckerasthmas und Bäckerschnupfens erfolgt.
- Medizinische und technische Nachbetreuung
Herausforderung Backmittelenzyme
Bei Enzymen handelt es sich um Eiweißstoffe, die in der Lebensmittelindustrie für vielfältige Zwecke verwendet werden. Das Enzym Alpha-Amylase beispielsweise bildet im Teig aus Stärke Zuckerstoffe, die von der Hefe als Nahrung verwertet werden können. Es erhöht damit die Triebleistung der Hefe und verbessert die Gebäcklockerung.
Zu den sogenannten Backmittelenzymen gehören auch Cellulase und Glucoamylase, um nur zwei der wichtigsten zu nennen. Glucoamylase – auch Amyloglucosidase genannt – wird wegen ihrer Gärverzögerungs- beziehungsweise Gärunterbrechungseigenschaften für die derzeit häufig produzierten gefrosteten Teiglinge und Aufbackwaren verwendet. Die BGN hat die Backmittelenzyme nach dem Mehlstaub als eine der wichtigsten Allergie verursachenden Substanzen identifiziert. Aus diesem Grund wurden zwischen 1999 und 2001 zunächst 299 allergieerkrankte Bäcker untersucht, die im Rahmen des BGN-Präventionsprogrammes „Bäckerasthma“ betreut wurden. Zum einen wurde mittels Blutuntersuchungen ihre Sensibilisierungsrate gegen Backmittelenzyme festgestellt, zum anderen die personenbezogene Staubexposition beziehungsweise Backmittelbelastung im Atembereich gemessen. Es zeigte sich, dass 26 Prozent der Probanden eine Sensibilisierung gegen Alpha-Amylase aufwiesen. Anschließend hat die BGN zwischen 2009 und 2011 weitere 134 Bäcker aus dem Präventionsprogramm untersucht. Dabei kam heraus, dass das Präventionsprogramm in Hinsicht auf die Alpha-Amylase eine messbar positive Entwicklung angestoßen hatte: Die Sensibilisierungsrate der Studienteilnehmer gegen Alpha-Amylase war seit der ersten Untersuchung auf 13 Prozent zurückgegangen. Die Daten der personenbezogenen Staubmessung ergaben eine um elf Prozent rückläufige Exposition von Alpha-Amylase bei stark rückläufiger Enzymexposition trotz nahezu unveränderter Gesamtstaubexposition. Die beteiligte BGN-Forscherin Bettina Simonis erklärt: „Dies zeigt den Erfolg der durch die BGN ins Leben gerufenen Präventionsmaßnahmen, hat aber auch damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren viele staubärmere Neuentwicklungen an Darreichungsformen bei Mehlen und Backmitteln auf den Markt kamen.“
So erfreulich diese Entwicklung ist, andere Ergebnisse machten den Fachleuten der BGN Sorge: Die Sensibilisierungsrate der erkrankten Bäcker gegen Cellulase war mit 16 Prozent nun höher als bei Alpha-Amylase, und sogar über ein Viertel der Bäcker (28 Prozent) zeigte sich allergisch gegen Glucoamylase. Zwar wurden bei der Untersuchung zwischen 1999 und 2001 die Werte für diese beiden Backenzyme nicht erfasst, aber eine andere Studie aus den 1990er Jahren hatte damals eine Sensibilisierungsrate von lediglich acht Prozent gegen Glucoamylase feststellen können.
Insgesamt waren nun rund 30 Prozent der Probanden gegen mindestens eines der untersuchten Backmittelenzyme sensibilisiert, wobei nicht selten auch Mehrfachsensibilisierungen gegen zwei oder drei der Backmittelenzyme auftraten.
Bettina Simonis bringt die Konsequenz aus den Ergebnissen auf den Punkt: „Die hohe Sensibilisierungsrate gegen Glucoamylase gibt Anlass, dieser Exposition in den Betrieben nachzugehen und Sensibilisierungen im Rahmen von Berufskrankheitenverfahren gutachterlich regelmäßig zu beurteilen.“ Weitere Forschungen müssen nun zeigen, was die Gründe sein können, dass die Alpha-Amylase-Sensibilisierung bei den Bäckern im Zeitraum zwischen 2001 und 2009 so abgenommen hat, insbesondere für Glucoamylase aber weiterhin derart hohe Werte vorliegen. Da die Werte für die Glucoamylase und Cellulase von den BGN-Wissenschaftlern in der ersten Untersuchungsphase nicht ermittelt wurden, könne man, so Simonis, aber auch nicht eindeutig schlussfolgern, dass die Werte von 2010 nun gleich hoch oder sogar höher als vorher gewesen sind oder gar, dass die Präventionsmaßnahmen bei diesen Backmittelenzymen nicht greifen.
Offene Fragen für die Forschung
Zwei Entwicklungen im Backgewerbe werden die Forscher der BGN zur Lösungsfindung noch besonders intensiv unter die Lupe nehmen. Zum einen haben sich in den vergangenen Jahren die Produkt- und Darreichungsformen der Backmittel verändert. So werden vermehrt pastöse, granuläre oder flüssige Produkte anstatt pulverförmige Backmittel verwendet. Zum anderen ist auch der Bedarf und der Einsatz einzelner Enzyme, die derzeit zum Beispiel für gefrostete Teiglinge und Aufbackware benötigt werden, angestiegen. Vor allem die letztgenannte Entwicklung konterkariert somit die Entwicklung staubärmerer Produkte, denn für die Teiglinge und Aufbackware wird viel Glucoamylase eingesetzt.
Was auch immer die Gründe sein mögen: Das Thema Backenzyme wird für die Bekämpfung von Bäckerasthma auch in der näheren Zukunft noch eine große Herausforderung für die Forschung darstellen.
Welche Allergene gibt es?
Allergieauslösende Stoffe werden je nach ihrer Wirkungsweise und Art der Aufnahme in folgende drei Hauptgruppen eingeteilt:
- Inhalationsallergene wie Blütenpollen und Staub werden eingeatmet und lösen Symptome aus (zum Beispiel Schnupfen, Bindehautentzündung und Asthma).
- Kontaktallergene wie Nickel führen zu Hautreizungen und ‑ekzemen.
- Lebensmittelallergene werden über den Verdauungstrakt aufgenommen und können unter anderem Magen-DarmBeschwerden mit Bauchschmerzen, Durchfall und Nesselfieber (Hautausschlag) auslösen.
In seltenen Fällen kann es zu lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbrüchen (anaphylaktischer Schock) kommen.
Zu den Lebensmitteln, die Allergien auslösen können, gehören insbesondere Nüsse, Früchte, Hülsenfrüchte (Sojabohnen, Erdnüsse), Gemüse (Sellerie), Eier, Krustentiere und Fisch. Die Symptome treten meistens innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden auf.
Praxisbeispiele:
Präventionsmaßnahmen bei der Teigaufbereitung und ‑herstellung
Bei der Teigaufbereitung darf Backmehl nur dann im Handwurf verwendet werden, wenn eine geeignete Absaugeinrichtung (z.B. Mehlstaubabsauganlage) vorhanden ist. Der Handwurf ist auch dann möglich, wenn staubarmes Spezialmehl (z.B. hydrothermische Mehle, Weizendunst) verwendet wird. Alternativen zum Handwurf, bei denen Backmehl als Trennmittel verwendet werden darf, sind z. B. das Auflegen und Verreiben des Backmehles auf Oberflächen und das Auftragen mit einer für Lebensmittel geeigneten Rolle oder einem handgeführten Sieb auf die zu bestaubenden Flächen.
Stärke als Trennmittel ist primär nicht sensibilisierend, kann jedoch aufgrund starker Staubentwicklung zu einer irritativen Reizung der Atemwege führen. Aus diesem Grund rät die BGN davon ab, Stärkeprodukte als Trennmittel zu verwenden.
Bei der manuellen Teigaufbereitung sind staubarme Spezialmehle als Trennmittel geeignet. Dazu gehören z.B. staubreduzierte Mehle, Weizendunst und Hartweizengrieß, HT-Mehle (Hydro-Thermisch behandelte Mehle). Durch die gezielte Benetzung von Mehl werden die Feinstäube im Mehl durch Wasser gebunden und anschließend zurück getrocknet. Dies reduziert die Feinstaubbelastung.
Wird bei der maschinellen Teigaufbereitung Backmehl als Trennmittel verwendet, sollten spezielle Einrichtungen wie z.B. automatische Mehlstreuer an Teigausrollmaschinen oder eine geeignete Absaugung an der Mehlstaubentstehungsstelle vorhanden sein. Auch bei automatischen Mehlstreuern empfiehlt es sich, staubarme Trennmehle einzusetzen.
Bei der maschinellen Trennung sind staubarme Spezialmehle als Trennmehle geeignet. Dazu gehören z.B. staubreduzierte Mehle, Weizendunst und Hartweizengrieß, HT-Mehle sowie ölhaltige Trennmittel.
Beim Aufsprühen von Trennölen ist darauf zu achten, dass möglichst keine Aerosole in die Atemwege gelangen können. Die Verwendung von Filzbändern ist wegen der erhöhten Staubentwicklung an den Umlenkstellen nachteilig, insbesondere bei schnelllaufenden Aufsatzgeräten (z.B. Rundwirker). Den an Filzbändern verstärkt auftretenden Hygienerisiken, z.B. Besiedlung mit Milben und Schimmelpilzen, ist durch vorbeugende Maßnahmen, wie häufiges trockenes staubarmes Reinigen, entgegenzuwirken.
Wirksame Schutzmaßnahmen gemäß GefStoffv
Als Fachkraft für Arbeitssicherheit sollten Sie Betriebe im Bäckerhandwerk darauf hinweisen, dass generell sensibilisierende Stoffe – dazu gehören hauptsächlich Stäube in der Atemluft – vermieden werden müssen. Dies können die Betriebe durch die im Folgenden beschriebenen Maßnahmen erreichen.
- Staubarme Arbeitspraktiken bei Befüllvorgängen anwenden:
- Bei Sackware möglichst die Doppelschlitzmethode anwenden. Die Säcke müssen unter Berücksichtigung ergonomischer Gesichtspunkte möglichst tief
in die zu befüllenden Gefäße gehalten und entleert werden. - Bei Mehlentnahme aus der Silowaage einen möglichst bis zum Boden reichenden Füllschlauch einsetzen oder die Fallenergie durch geschickte Handführung des Schlauches reduzieren.
- Granulierte, pastöse oder flüssige Backmittel einsetzen.
- Knetmaschine mit einem dicht schließenden Deckel abdecken.
- Staubarmer Arbeitspraktiken bei der Teigbereitung anwenden:
- Trennmehl nicht werfen, stattdessen verreiben, mit Rollen auftragen oder sieben.
- Staubarme Trennmehle (z.B. hydrothermisch behandelte Mehle, Weizendunst, Hartweizengrieß) oder Trennöle verwenden.
- Staubarme Reinigungsverfahren anwenden:
- Schaber, zugelassene Staubsauger, Nassreinigung.
- Die Reinigung der Maschinen und Fußböden mit Druckluft oder Borstenbesen ist verboten!
- Lagerung:
- Behälter möglichst dicht geschlossen halten.
Autor
Dr. Joerg Hensiek
Politikwissenschaftler, freiberuflicher Journalist, Redakteur und PR-Berater
E‑Mail: joerg.hensiek@googlemail.com
Michael Kolbitsch
Ingenieur für Maschinenbau, Fachkraft für Arbeitssicherheit, QM-Manager, Auditor und Dozent; E‑Mail: